Donnerstag, 29. Mai 2025

Buchvorstellung: Sonnenschein nach rauchblauem Regen 1 von Kamome Hamada

 

Heute ist es mal wieder an der Zeit für eine Mangavorstellung zu einem Titel, der mich seit dem Release im März nicht mehr loslässt, weil er mir so gut gefallen hat. Ich spreche dabei über den ersten Band der Boys Love Reihe "Sonnenschein nach rauchblauem Regen" von Kamome Hamada, der hierzulande bei Crunchyroll erschienen ist.

Worum geht es? Um Sakutaro - genannt Saku - in dessen Leben die Dinge schon länger nicht mehr so laufen, wie er sich das früher einmal erhofft hatte. Vorbei sind die Tage seines jugendlichen Selbstbewusstseins, ebenso wie seine Zuversicht auf eine strahlende Karriere. Ohne Job und ohne Ziel lässt er sich durchs Leben treiben, bis er eines Nachts auf der Suche nach etwas Ablenkung unfreiwillig einen alten Bekannten wiedertrifft.

Shizuka war einst ein Arbeitskollege, dessen scheinbare Perfektion Sakutaro in den Wahnsinn zu treiben drohte, doch zu dem er sich gleichzeitig hingezogen fühlte. Als Shizuka vor einigen Jahren Sakus damalige Firma verließ, hatten die beiden einen One Night Stand, sahen sich danach jedoch nie wieder - bis zu jener Nacht, in der Shizuka Sakutaro davor bewahrte, von einem Fremden mit zweifelhaften Absichten abgeschleppt zu werden.

Zunächst unangenehm berührt davon, seinen ehemaligen Rivalen unter solchen Umständen wiederzutreffen, merkt Saku schnell, dass auch in Shizukas Leben nicht alles so glamourös verlaufen ist, wie es ihm einst erschien. Der einstige Star des Vertriebs lebt mittlerweile zurückgezogen als Fachübersetzer, allein in einem Haus, welches viel zu groß und still scheint für einen alleinstehenden Mann seines Alters.

Obwohl es zunächst wirkt, als wären beide bemüht darum, Abstand zueinander zu wahren, ändert sich dies, als Shizuka Saku bittet, ihm bei seiner Arbeit zu helfen. Langsam, aber stetig, kommen wieder Bewegung und Motivation in Sakus Leben, und auch Shizukas stilles Dasein fängt an, sich zu verändern.

Der erste Band von "Sonnenschein nach rauchblauem Regen" hat mich in vielerlei Hinsicht positiv überrascht und wirklich begeistert. Der Beschreibung nach hatte ich eine Art klassische Enemies-to-Lovers Geschichte erwartet - bekommen habe ich stattdessen einen wunderbar ruhigen und erwachsenen Slice-of-Life Titel, in dem die Story Raum zur Entfaltung und die Charaktere Zeit zur Entwicklung bekommen. Die beiden Hauptfiguren wirkten auf mich einfach unheimlich glaubwürdig mit ihren Zweifeln und Problemen, und auch mit dem offensichtlichen Zögern, sich einander zu öffnen, und - so sehr ich süße Komödien und jugendliche Protagonisten schätze - war es auch einfach einmal schön, von zwei erwachsenen Menschen mit ganz bodenständigen Problemen zu lesen, die sich aus einer ebenfalls erwachsenen Perspektive einfach extrem vertraut und nachvollziehbar anfühlten.

Die Zeichnungen habe ich persönlich ebenfalls als sehr angenehm zu betrachten empfunden. Passend zur unaufgeregten und realistischen Story kommen sie ohne genretypischen Bishounen-Glitzer daher und sind oft eher schlicht gehalten. Wie die Alterseinstufung ab 16 Jahren schon ahnen lässt, gibt es auch durchaus mal nackte Haut zu sehen, doch immer stilvoll und in Maßen, und auch nur dort, wo es tatsächlich Sinn macht.

Richtig interessant fand ich außerdem, dass Shizukas Job als Übersetzer hier nicht nur als nebensächliches Detail behandelt wurde. Ganz im Gegenteil bekommen die Leser aktiv Einblicke in die Arbeit von Übersetzern vermittelt, sodass dieser Job, der für Shizuka ein wichtiger Teil seiner persönlichen Geschichte ist und es den meisten von uns Mangafans überhaupt erst ermöglicht, unsere Lieblingswerke zu genießen, die Aufmerksamkeit erhält, die ihm gebührt. 

Ich jedenfalls bin nun extrem gespannt, wie es mit der Story um Sakutaro und Shizuka weitergeht. Angekündigt sind aktuell 7 Bände, der zweite ist unlängst erschienen. Für Kamome Hamada ist "Sonnenschein nach rauchblauem Regen" das zweite Release auf dem deutschen Markt. Bereits 2019 erschien von ihr bei Kaze der Einzelband "Zu schön, um wahr zu sein".

Montag, 31. März 2025

10 krasse Jahre - Männi Jubiläumskonzert in Aachen

Ein bisschen schwerfällig kommt es dieses Jahr in Schwung, mein Konzertjahr. Ende März und erst das zweite Konzert des Jahres? Sowas hätte es früher nicht gegeben - umso schlimmer, dass ich mich beinahe dagegen entschieden hätte, das Männi-Jubiläumskonzert am 29. März im Musikbunker in Aachen zu besuchen. Die Freundin keine Zeit, das Geld nach Umzug knapp, wäre es nicht also vernünftiger, nicht...

Gut, dass ich Vernunft auch nach über 36 Lebensjahren noch wunderbar ignorieren kann. Als ich da also so friedlich am Bahnhof stand und auf meinen wie üblich verspäteten Zug nach Hause wartete, sah ich eine Story im guten, alten Facebook. Noch ein einzelnes Ticket übrig für den Abend. Wenn das kein Zeichen ist? Also, kurzentschlossen zugeschlagen - und meinem Solo-Konzertabend stand nichts mehr im Weg.

Eröffnet wurde der Abend von Trustgod Simon mit ganz klassischem Deutschpunk. Musikalisch geradeheraus und mit Texten, die mir das ein oder andere Grinsen entlocken konnten ergab das einen vielversprechenden Start in den Abend.

Weiter ging es dann mit Pastor Gerald, deren Musik auf der Seite des Labels mit dem interessanten Begriff "Filigranpunk" beschrieben wird. Da lag durchaus einiges an Energie in der Musik mit dem weiblichen Frontgesang, und die Texte regten zum Nachdenken an. Wer nach diesem Auftritt noch immer nicht in Stimmung für den Abend war, dem war wohl einfach nicht mehr zu helfen.

Und danach war es dann auch schon Zeit für den Hauptact des Abends. Männi feierte bei diesem Heimspiel im Aachener Musikbunker 10 abgefuckte krasse Jahre, und der ausverkaufte Bunker feierte begeistert mit. Dabei gab es einen wunderbaren Querschnitt durch das gesamte Schaffen des Künstlers - angefangen bei der ersten EP "Wille aus Beton" bis zum erst im vergangenen Jahr erschienenen neuen Tonträger "Das fröhliche Album".

Doch natürlich gehören zu so einem großen Geburtstag auch Gäste, und davon gab es an diesem Abend einige. Unterschiedlichste Wegbegleiter wurden da auf die Bühne gebeten, um ein Lied gemeinsam zu performen, und dazu gab es Anekdoten aus dem Leben und (Tour-)Alltag von Musiker & Band, was einfach unheimlich interessant und sympathisch war. Zum Abschluss durften dann sogar nochmal alle zusammen auf die Bühne - ein herrlich buntes Chaos und sicherlich auch eines der vielen Highlights dieses Abends, der mir generell lange in lebhafter und schöner Erinnerung bleiben wird.

Als ich schließlich nach dem Konzert verschwitzt und glücklich den Musikbunker verließ, war ich extrem froh, dass ich mich für den Besuch entschieden hatte, auch ohne Begleitung. Hat mich daran erinnert, dass es gut ist, manchmal einfach über den eigenen Schatten zu springen, so lang der auch sein mag.

In diesem Sinne: auf die nächsten 10 krassen Jahre!

Dienstag, 25. März 2025

Unterwegs: Japan-Shopping-Trip durch NRW

 Dieses Wochenende war es mal wieder höchste Zeit für einen etwas nerdigen Shoppingtrip durch NRW. Los ging es im schönen Düsseldorf auf der Immermannstraße. Auf der Straße, die wohl jedem Fan asiatischer Popkultur heute ein Begriff sein dürfte, hat nämlich vor kurzem ein spannender neuer Laden eröffnet - ein Gashapon Bandai Official Store! Für alle, die mit dem Begriff "Gashapon" noch nichts anfangen können: es handelt sich dabei um sowas wie die Deluxe-Variante der Kaugummiautomaten, welche die Älteren von uns noch aus ihrer Kindheit kennen dürften. Nur, dass sich in dieser japanischen Spielart allerhand unterschiedliche Dinge finden. Von niedlichen Tieren über Anime-Figuren bis hin zu Miniatur-Haushaltsartikeln kann hier eigentlich alles dabei sein. Entsprechend kommt man aber natürlich auch nicht mit einem Münzeinwurf von einem oder zwei Euro davon. Die Gashapon-Automaten in Düsseldorf erfordern einen Einwurf von jeweils 5 oder 6 Tokens, von denen jeder einen Euro wert ist. Nicht ganz günstig, aber uns war es den Spaß definitiv wert! Meine Ausbeute bei diesem Besuch waren eine Tele-Schnecke aus One Piece sowie eine niedliche Cinnamoroll-Figur - und ich liebe sie beide! 

Im Anschluss ging es dann weiter in die Düsseldorfer Innenstadt, auf der Jagd nach einem kleinen, niederländischen Kaninchen. Miffy - oder Nijntje, wie es in seiner Heimat heißt, erfreut sich in den letzten Jahren auch hierzulande immer größerer Beliebtheit, und die erste Anlaufstelle für Fans ist wohl die niederländische Ladenkette Hema. Dort gibt es wirklich alles: ob Kleidung, Geschirr oder sogar sehr spezielle Dinge wie eine Poffertjes-Pfanne in Miffy-Optik - Hema hat es. Da ich in der Vergangenheit dort schon ziemlich gut zugeschlagen habe, fiel mein Einkauf dieses Mal bescheiden aus. Das Stoff-Geschenkband möchte ich gerne für meine nächsten Bastelprojekte nutzen. 

Seit vergangenem Donnerstag gibt es jedoch noch einen weiteren Ort, den Fans des Häschens auf ihre Liste setzen sollten, denn an diesem Tag hat die japanische Modekette Uniqlo ihre T-Shirt Linie zum 70-jährigen Jubiläum des auch in Asien beliebten Mümmlers in die Filialen gebracht. Hier scheint jedoch Tempo gefragt zu sein, denn bei unserem Besuch am Samstag waren bereits nur noch zwei schmale Regale übrig. Umso mehr habe ich mich gefreut, mein Wunschmotiv noch zu finden! 

Durch Zufall entdeckten wir bei unserem Besuch in der Innenstadt noch einen weiteren spannenden Laden. Wir betraten Toys & Helden auf der Suche nach einem Manga (den wir im Gegensatz zu sämtlichen anderen Läden zuvor auch entdeckten), doch fanden uns plötzlich in einem Paradies von Kindheitserinnerungen. Spielzeuge, mit denen wir in den 90er Jahren aufgewachsen sind, Merchandise zu allen denkbaren Serien aus den verschiedensten Zeiten, Comics, alte Spielkonsolen, Plüschies - hier schien es nichts zu geben, was es nicht gab. Ein Traum-Ort für alle Sammler und jene, welche die Schätze ihrer Kindheit noch nicht vergessen haben, mit Super-freundlichen und engagierten Mitarbeitern. Hier werden wir sicher nicht zum letzten Mal vorbeigeschaut haben! 

Nach einer Mittagspause mit Onigiri und Yakitori auf der Rheinuferpromenade wurde es dann Zeit, die Stadt zu wechseln, denn unser nächstes Ziel befand sich in Essen. Hier hat vor einiger Zeit einer der ersten Miniso-Läden in Deutschland eröffnet - und der Laden ist ein wahrer Traum für alle, die wie ich alles lieben, was "kawaii" - also japanisch und niedlich ist. Die Entscheidungsfindung war hier wirklich nicht einfach, weil es einfach so unfassbar viele süße Dinge gab, aber am Ende fiel die Wahl auf eine Disney-Blindbox, die einen entzückenden Winnie Puuh-Anhänger hervorbrachte sowie auf ein Cinnamoroll-Nachtlicht. In diesem Laden kann ich in der Zukunft sicher noch ein kleines Vermögen verlieren...

Im gleichen Einkaufszentrum entdeckten wir dann zufällig auch noch einen Flying Tiger Store. Die dänische Kette zählte früher zu meinen absoluten Lieblingsläden, und ich war sehr traurig, als sie eine Zeit lang aus fast allen deutschen Städten verschwand. Umso schöner, dass sie jetzt vermehrt wieder da ist. Hier gab es für mich bei diesem Besuch einen neuen Einkaufsbeutel.

Nach einem abschließenden Abendessen war es dann aber auch wirklich Zeit, diesen Einkaufstag zu beenden. Es war ein ziemlicher Spaß, und man kann wirklich nur sagen, dass es gerade eine großartige Zeit ist, Japan-Fan in NRW zu sein, denn noch nie zuvor gab es wohl ein so großes Angebot ein spannenden Läden!

Mittwoch, 19. März 2025

Seerosen und tanzende Farben - Zu Besuch in Monets Garten in Köln

Nachdem das Jahr bisher veranstaltungstechnisch eher ereignislos verlief, stand am Montag endlich mal wieder ein Ausflug auf dem Programm. Das Ziel war die Alegria Exhibition Hall in Köln, wo im Moment die immersive Ausstellung "Monets Garten" gastiert. 

Vom Bahnhof Ehrenfeld fußläufig erreichbar, war die Halle schnell gefunden und es konnte schnell losgehen. 

Zu Beginn erinnerte das Ganze noch ein wenig an eine klassische Ausstellung (nur eben ohne Gemälde), mit einer als Zeitstrahl präsentierten Biografie von Claude Monet, die einen guten Überblick über sein Leben und Schaffen lieferte. Anschaulich gemacht wurde die Kunst des Malers gleichzeitig mit Projektionen, welche die Farben und die besondere Technik des Künstlers vor den Augen der Besucher visuell auseinander nahm und so greifbar machte. 

     Bekannte Szenen Monets, umgesetzt als begehbarer Fotospot

Nach dieser kurzen Einführung ging es dann auch schon weiter zum Herzstück der Ausstellung, dem wirklich immersivem Teil. Und hier konnte man wirklich Spaß haben. Neben vielen schönen Spots, die sich perfekt für Fotos vor dem Hintergrund von Monets berühmten Garten eigneten, konnten Besucher sich auch selbst einbringen. Da gab es eine große Leinwand, die auf die Bewegungen der Anwesenden reagierte und einen virtuellen Seerosenteich, in den man seine zuvor eigens kreierten Seerosen projezieren lassen konnte. Obwohl der Raum an sich nicht besonders riesig war, konnte man sich hier eine gute Zeit lang kreativ beschäftigen. 

  Pittoreske Landschaften nach dem Vorbild von Monets Garten

Im Anschluss folgte dann auch schon der letzte Teil der Ausstellung, wo eine etwa 40-minütige Projektions-Show noch einmal das Leben und die Kunst Claude Monets vorstellte. Besucher konnten sich dafür auf gemütliche Hocker und Sitzkissen in der Mitte des Raumes setzen, während alle Wände und der Boden angestrahlt wurden. Obwohl die Idee und auch die Umsetzung der Projektion an sich wenig zu Wünschen ließen, blieb für mich hier jedoch leider doch der eine oder andere kleine Kritikpunkt im Gedächtnis. So war es in dem Raum, in dem man sich ja im Idealfall knapp eine Dreiviertelstunde aufhalten sollte, fürchterlich heiß und stickig, sodass ich nach etwa der Hälfte der Zeit immer wieder meinen Hustenreiz unterdrücken musste. Außerdem wurde - trotz des leider immer häufiger werdenden Einlassverfahrens über Time-Slots - nicht darauf geachtet, wie voll der Raum war, sodass eigentlich konstant immer Leute vor den Wänden standen und Teile der Show verdeckten. Da der Raum für diese Art der Projektion insgesamt recht klein war - was es quasi unmöglich machte, externe Elemente wie die Decke oder das in Deutschland unvermeidbare Notausgangs-Schild auszublenden - bedeutete dies leider eine spürbare Einschränkung des Erlebnisses.

  Illuminierte Sitzlandschaft

Nach der Filmvorführung endete dann leider auch schon das Erlebnis in Monets Garten. Wer wollte, konnte sich noch mit "Merchandise" mit Monet-Motiven eindecken, wir wurden hier bei unserem Besuch jedoch leider nicht fündig.

Insgesamt waren wir mit unserem Erlebnis an diesem Tag dennoch sehr zufrieden. Zwar ist die Ausstellung mit 20-26 Euro Eintritt wahrhaft kein Schnäppchen, dafür bekommt man aber auch ein modernes und interessantes Konzept geboten. Wer jedoch keinen Spaß an den immersiven Teilen der Ausstellung hat, wird hier vermutlich nicht glücklich und sollte wohl lieber eine klassische Kunstausstellung besuchen.Wir waren jedoch durchaus angetan und ließen im Anschluss noch gemütlich unseren Ausflug im nah gelegenen Copenhagen Coffee Lab mit Latte Macchiato und leckerem Kuchen im skandinavischen Stil ausklingen. Ein wirklich guter Abschluss für einen schönen Tag in Köln!

 


 

Donnerstag, 20. Februar 2025

Buchvorstellung: I Can't Stand Another Night Alone von Yoh Matsumoto

Heute möchte ich euch einen Manga im Nachkriegszeit-Setting vorstellen, der mein Interesse geweckt hat.

Bei I Can't Stand Another Night Alone handelt es sich um einen Boys Love Manga, welcher im Japan der 50er Jahre spielt. Das Land hat gerade den Krieg verloren und die amerikanischen Besatzungskräfte beherrschen das Bild in den Straßen.

In dieser Zeit arbeitet der junge Mann Seishiro - von allen nur Sei genannt - in einem Kabarett, einer extra für die amerikanischen Soldaten eingerichteten Vergnügungsanstalt. Er wirkt dabei ziemlich rast - und ziellos. Tagsüber zweifelt er daran, ob dieser Alltag wirklich alles sein kann, was das Leben ihm zu bieten hat, die Nächte verbringt er mit wechselnden weiblichen Bekanntschaften.

Die Veränderung, welche er sich so sehr zu wünschen scheint, kommt dann in unerwarteter Form in sein Leben, als der ehemalige amerikanische Soldat Jim im Kabarett auftaucht. Jim entspricht nicht dem gängigen Klischee, welches in Japan über die Amerikaner herrscht. Er ist sanft und freundlich und hat durch seine Begeisterung an der japanischen Kultur fließend Japanisch gelernt - und er zeigt ein unerwartetes Interesse daran, Sei näher kennenzulernen.

Der Einzelband von Yoh Matsumoto beleuchtet die sich entwickelnde Beziehung der beiden Männer, und was insbesondere für Sei anfangs nur als Möglichkeit gesehen wird, seinem tristen Leben zu entfliehen, entwickelt sich bald zu einer echten Bindung. Doch welche Zukunft gibt es für die Beiden in einer Zeit, in der gleichgeschlechtliche Paare sich in der Öffentlichkeit verstecken müssen? Und was passiert, wenn die Besatzungszeit endet?

Mir hat der Manga I Can't Stand Another Night Alone sehr gut gefallen. Obwohl es sich nur um einen Einzelband mit limitiertem Raum für die Story handelt, wird das außergewöhliche Setting gut genutzt und bleibt nicht nur dekoratives Beiwerk. Der Zeitgeist und die besonderen Umstände nach dem Krieg prägen sowohl die Handlung als auch die Denkweise der Charaktere. Dass Jim, welcher im überaus christlichen Amerika jener Zeit aufgewachsen ist, seine Homosexualität sein Leben lang versteckt hat, ist dabei ebenso glaubwürdig wie Seis Zwiespalt zwischen den Wünschen seiner sehr traditionellen japanischen Familie und seinen eigenen Zielen. Auch die Behandlung schwieriger Themen wie das Verhältnis zwischen Kriegsgewinner und Kriegsverlierer sowie den Umgang mit Kriegstraumata halte ich für sehr gelungen.

Die zeichnerische Umsetzung passte in meinen Augen ebenfalls sehr gut ins Gesamtbild. I Can't Stand Another Night Alone erzählt eine realistische Liebesgeschichte vor einem eher harschen Hintergrund, folglich sucht man in der Darstellung typische Fluff- und Bishonen-Elemente vergebens. Trotzdem sind die Darstellungen der Figuren stets gut ausgearbeitet und sehr ansprechend.

Natürlich wäre Boys Love nicht Boys Love, wenn wir nicht auch noch über *das* Thema reden würden: Bei I Can't Stand Another Night Alone handelt es sich um einen Manga, der für Leser ab 18 Jahren empfohlen wird, und der Hayabusa Verlag bewertet ihn auf seiner eigenen Spice-Skala mit 3 von 4 Flammen. Also ja, die beiden Protagonisten werfen einander nicht nur zärtliche Blicke zu, und der Manga ist zudem komplett unzensiert. Ich persönlich empfand die einschlägigen Szenen dabei als ansprechend umgesetzt und habe mich gefreut, dass sie sich in ihrer Anzahl und Platzierung gut in das Gesamtwerk einfügten. 

Das alles zusammen macht I Can't Stand Another Night Alone von Yoh Matsumoto in meinen Augen zu einem überaus soliden Einzelband, an dem Freunde des Genres, die auf der Suche nach einer etwas ungewöhnlichen und reiferen Story sind, ihre Freude haben werden.

In der Erstauflage kommt der Manga übrigens mit einer der beliebten SNS Cards-Cards, die ich persönlich ja sehr liebe, da sich mit ihnen so schöne Fotos machen lassen.

Dienstag, 11. Februar 2025

Buchvorstellung: Heaven Official's Blessing Band 4

(Auch für den vierten Band von STARembers wunderschöner Manhua-Umsetzung von "Heaven Official's Blessing" hatte ich erneut die große Ehre, im Rahmen einer lovelybooks-Leserunde ein Rezensionsexemplar zu erhalten. Vielen Dank an den Chinabooks-Verlag für diese Chance!)

Im vierten Band von STARembers "Heaven Official's Blessing" wird es düster. Xie Lian und seine Begleiter dringen weiter in die Geheimnisse des Halbmond-Reiches ein. Auf der Suche nach dem wohltätigen Mondkraut, dem einzigen Gegengift gegen den ansonsten tödlichen Biss der Skorpionschlange, betreten sie die Ruinen einer lange untergegangenen Stadt und geraten in höchste Gefahr, als sie in die Fänge des Generals jenes Reiches geraten, welcher dort seit mehr als zweihundert Jahren sein Unwesen treibt und sie den Seelen seiner toten Soldaten opfern möchte.

Von der Leichtigkeit der vorherigen Bände ist in Band 4 von "Heaven Official's Blessing" nur wenig zu spüren, dafür packt die Leser nun die spannungsgeladene Story. Im Fokus steht hier ganz klar das Geheimnis um das untergegangene Halbmond-Reich, das sich langsam entfaltet. Ein zorniger Geister-General und eine verhasste Staatspräzeptorin sind dabei nur zwei der Figuren, die Licht ins Dunkel bringen. Auch Xie Lians Vergangenheit scheint eine Rolle zu spielen, während sich im Falle von San Lang die Zeichen verdichten, dass dieser junge Mann definitiv nicht ist, wer oder was er zu sein vorgibt.

Stand in den ersten Bänden der Reihe noch viel Worldbuilding und Charaktereinführung im Vordergrund, so beginnt in diesem Band die Story, ihre wahre Tiefe zu entfalten. STARember gelingt es dabei auf eindrückliche Weise, diese ebenso spannend wie gut nachvollziehbar zu erzählen. Stück für Stück und aus verschiedenen Perspektiven baut sich so für die Leser ein Gesamtbild auf, was im Halbmond-Reich passiert sein könnte, wobei man sich stets bewusst ist, dass einem noch zu viele Puzzleteile fehlen, um die ganze Lösung zu finden. Kein Wunder, wenn man dann am Ende des Bandes sehnsüchtig auf die Fortsetzung wartet!

Zeichnerisch stehen dieses Mal wie bereits eingangs erwähnt dunkle Farben im Vordergrund, die das gefährliche Setting wirkungsvoll in Szene setzen. Doch auch die Beziehungen der Figuren zueinander werden zum Glück keineswegs vernachlässigt. So war mein persönliches Highlight beim Lesen tatsächlich ein scheinbar simpler Dialog zwischen Xie Lian und San Lang am Boden des tiefen Schlundes des Halbmond-Reiches. Natürlich werde ich diesen jetzt nicht spoilern, aber so viel sei gesagt: Xie Lian mag vielleicht arglos genug sein, nicht immer die "richtigen" Fragen zu stellen, aber seine Antwort an San Lang ist Beweis genug, dass er die richtigen Antworten in seinem Herzen trägt. ♥

Wie schon die anderen Bände der Reihe kann sich natürlich auch Band 4 von "Heaven Official's Blessing" auch wieder gut im Bücherregal sehen lassen. Papier, Druck und Farben sind gewohnt hochwertig, und auch einige schöne Postkarten/Miniprints sind wieder als Extra mit dabei. Lesbar ist das Ganze dank der wieder einmal sehr guten Übersetzung von Marc Hermann auch bestens. Diejenigen unter uns mit den schlechten Augen (so wie der Autor dieser Rezension, für den das langsam ein Thema wird, hüstel hüstel) freuen sich zudem über eine Schriftgröße und Schriftart, die auch bei nicht optimalen Lichtverhältnissen keiner Leselupe bedürfen.

So bleibt mir nun, wie schon bei den vorherigen Rezensionen, nur zu sagen: Comics im asiatischen Fantasy-Settings sind euer Ding? Gebt "Heaven Official's Blessing" eine Chance. Boys Love Slow Burn ist euer Ding? Ihr seid hier richtig. Ihr seid einfach neugierig auf einen ästhetisch ansprechenden Manhua mit einer ebenso spannenden wie phantasievollen Story und einer wirklich wunderschönen Liebesgeschichte? Dies könnte euer Titel werden!

Und auch das Warten auf den nächsten Teil dürfte für alle, die wie ich die Fortsetzung herbeisehnen, bald ein Ende haben: "Heaven Official's Blessing" Band 5 soll bereits am 15. März erscheinen.

 Weiterführende Links:

Chinabooks Verlag

lovelybooks

 

Samstag, 1. Februar 2025

Buchvorstellung: Heaven Official's Blessing Band 3

(Bereits zum dritten Mal darf ich mich beim Chinabooks Verlag und bei lovelybooks für die Bereitstsellung des Rezensionsexemplars und die Teilnahme an der Leserunde bedanken!)

Das Jahresende gab Anlass zum Feiern für Fans der Danmei-Reihe "Heaven Official's Blessing", denn der Chinabooks Verlag brachte nicht nur einen, sondern gleich ganze zwei neue Bände des Manhuas auf den deutschen Markt. Und auch für mich gab es Grund zur Freude, denn erneut durfte ich beide Bände im Rahmen der lovelybooks-Leserunden besprechen. Hier lest ihr nun meine Meinung zu Band 3.

Auch im dritten Band der Reihe bekommt Xie Lian keine Ruhe, um sich dem dringend nötigen Wiederaufbau der Kastanienklause zu widmen, neue Anhänger zu gewinnen und seine himmlischen Schulden zurückzubezahlen. Stattdessen kommt es zu ganz schönem Trubel, als plötzlich Nan Feng und Fu Yao auftauchen. Ihre eigentliche Aufgabe - Xie Lian bei seiner Reise zum Halbmond-Pass zu unterstützen - ist für die beiden Streithähne allerdings in dem Moment vergessen, in dem sie San Lang entdecken. Wer ist dieser verdächtige und hochnäsige junge Mann nur, und was will er vom arglosen Xie Lian? So beginnt eine aufregende Reise in die lebensfeindliche Wüste, voller Gefahren und Rätsel, deren Ausmaße sich die Truppe am Anfang noch nicht einmal im Ansatz bewusst ist.

Im gleichen Maße, wie die Truppe rund um Xie Lian wächst, nimmt auch die abenteuerliche Geschichte im dritten Band ganz schön an Fahrt auf. Zusammen mit der Geschichte des Halbmond-Passes erfahren die Leser auch ein wenig Neues über Xie Lians bewegte Vergangenheit und lernen seine beiden "Helfer" Nan Feng und Fu Yao besser kennen. Die Darstellung der Dynamik zwischen den beiden streitlustigen Männern und San Lang ist dabei eines der absoluten Highlights dieses Bandes, denn so galant der rotgekleidete Jüngling Xie Lian gegenüber ist, so provokativ und gleichzeitig abgebrüht zeigt er sich ihnen und ihren Versuchen, ihn als Bedrohung zu enttarnen, gegenüber.

Doch auch die Story und die Zeichnungen lassen wieder keine Wünsche offen. Die warmen, natürlichen Farben rund um die Kastanienklause, der sternenklare nächtliche Himmel über der Wüste oder auch die lebensfeindliche Landschaft des Halbmond-Passes selbst, sie alle sind eine wahre Freude für die Augen. Auch die Wahl, wie einzelne Szenen dargestellt werden, wirkt sehr gut durchdacht. Ruhige Szenen erhalten den Raum, den sie brauchen, actiongeladene Szenen überzeugen mit dynamischen Bildern und einer schnelleren Erzählweise, und auch komische Situationen erhalten mit niedlichen Chibi-Einlagen den passenden Rahmen.

Die deutsche Übersetzung von Marc Hermann liest sich wie immer gut und flüssig. Dialoge klingen lebendig und glaubwürdig, erzählende Passagen sind trotz der relativen Sperrigkeit der deutschen Sprache stets kurz und präzise formuliert und sprengen damit nicht den Rahmen eines Comics.

Auch über die physische Form des Titels kann sich der geneigte Bücherfreund wieder freuen. Papier, Bindung und Druck wirken sehr hochwertig und machen das Blättern und Lesen wie immer zu einer großen Freude. Als schönes Extra liegen außerdem wieder vier optisch ansprechende Postkarten bei. Einige der Motive gefallen mir persönlich dabei so gut, dass sie mittlerweile als kleine Poster meine Wand zieren.

Zusammenfassend lässt sich feststellen, dass auch Band 3 des Manhuas zu "Heaven Official's Blessing" von STARember, welcher natürlich wie auch schon die Vorgänger-Bände auf Mo Xiang Tong Xius gleichnamigen Danmei-Romanen basiert, ein Schatz für alle Fans der Serie und all jene, die es noch werden wollen, ist. Wer den Titel kennt und liebt, muss wahrscheinlich kaum überzeugt werden, doch auch alle anderen sollten wirklich einmal einen Blick riskieren. Eine fantasievolle Story, eine sich langsam entwickelnde, wunderschöne Liebesgeschichte und ein grafisch extrem ansprechender Manhua - hier kommt alles zusammen und wartet darauf, von den Lesern genossen zu werden.

Weiterführende Links:

Chinabooks Verlag

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Sonntag, 19. Januar 2025

Mit Folk ins neue Jahr - die Kilkenny Band in Nordwalde

Ein Jahr ohne Livemusik ist ein verschwendetes Jahr - warum also unnötig lange warten, auch dieses noch junge Jahr mit einem Konzertbesuch zu eröffnen? Frei nach diesem Motto machte ich mich am 11. Januar mit einer Freundin auf den Weg an einen Ort, den keine von uns zuvor besucht hatte, und an den es uns ohne diesen schönen Anlass wohl auch nie verschlagen hätte: die evangelische Christuskirche in Nordwalde. Dort spielte an jenem Abend vor ausverkauftem Haus nämlich die Kilkenny Band.

Die Kirche war nach einem Spaziergang durch die Stadt bald gefunden und auch der Einlass lief erfreulich schnell ab. Niemand musste lange in der Kälte stehen, und schöne Sitzplätze waren auch schnell gefunden. Als dann auch noch eine nette Zufallsbekanntschaft mit dem Nebenmann die Wartezeit bis zum Konzertbeginn wie im Fluge vergehen ließ, stand einem wunderbaren Konzertabend nichts mehr im Weg.

Die Kilkenny Band sind schon lange keine Neulinge im Bereich der Irish Folk Musik mehr, und auch wir hatten in der Vergangenheit bereits einige Male die Ehre, sie live zu erleben. Dies ist jedoch schon einige Jahre her, und auch eine Kirche als Location war für uns eine Premiere, bot jedoch einen perfekten Rahmen für das Konzert. Die Akustik war hervorragend, und auch optisch bot die kleine Kirche eine sehr schöne Kulisse.

Musikalisch gab es an dem Abend einen ebenso interessanten wie breit gefächerten Querschnitt durch das Repertoire der Band. Eigene Stücke waren ebenso dabei wie traditionelle Melodien und Stücke anderer Folk-Musiker, welche die Musiker in ihrem Werdegang beeinflusste haben - bei einem Spektrum von den Pogues bis zu Reinhard Mey gab es dort wirklich die eine oder andere Überraschung. Natürlich war auch das Publikum gefragt, Hände und Stimmen zum Einsatz zu bringen und den Auftritt tatkräftig zu unterstützen, was man aber ohnehin kaum jemandem zweimal sagen musste. Dies führte zu wirklich schönen Augenblicken, wie beispielsweise als der ganze Kirchenraum gemeinsam die erste Strophe von "Sag mir wo die Blumen sind" anstimmte.

Ein wirkliches Highlight des Abends waren für mich neben der Musik aber auch die Ansagen der Musiker. Da man es sich bei dieser Tour zum Ziel gesetzt hatte, die eigenen musikalischen Wurzeln zu würdigen, stellten die vier Bandmitglieder in zum Teil heiteren, zum Teil sehr persönlichen Episoden vor, was sie einst zum Folk geführt hat oder was bestimmte Lieder und Melodien ihnen bedeuten. Dies gab einem gleich noch einmal eine ganz neue Perspektive auf die Musik, und es machte mehr als deutlich, wie sehr alle hier lieben, was sie tun.

Da war es dann auch kein Wunder, dass das Publikum die Band am Ende nicht ohne Zugabe gehen ließ und sich noch mit Standing Ovations für den überaus gelungenen Konzertabend bedankte. Zum Glück hatte die Kilkenny Band da aber bereits Neuigkeiten, welche das Bedauern über das Ende des Konzerts ein wenig zu mildern vermochten: der nächste Auftritt in der Kirche von Nordwalde ist bereits gesichert. Wer möchte, kann sich am exakt gleichen Tag in einem Jahr, also am 11. Januar 2026, erneut zu einem Kirchenkonzert einfinden. Nicht unwahrscheinlich, dass auch wir vielleicht wieder mit dabei sein werden.

Donnerstag, 9. Januar 2025

Erster Schnee des Jahres

 Das Jahr ist noch keine zwei Wochen alt, und schon gab es heute den ersten Schneetag! ❄️

Beim Aufwachen war ich erst etwas enttäuscht - keine Flocke war zu sehen, und ich wusste, dass es in der Heimat gar nicht so viel weiter westlich schon am Vorabend begonnen hatte. Doch schon auf dem Weg zur Arbeit fing es dann doch an, und am Nachmittag erwarteten mich perfekte Bedingungen für einen kleinen Spaziergang. 




Wäre gerne noch weiter gegangen, aber meine Schuhe waren leider denkbar ungeeignet - hoffentlich gibt es bald eine zweite Chance!

Dienstag, 7. Januar 2025

Musikalischer Jahresabschluss 2024 - Rapalje in Wilhelmshaven

2024 war konzerttechnisch betrachtet kein gutes Jahr für mich. Finanziell und auch terminlich lange stark eingeschränkt, musste die Zahl der Konzertbesuche drastisch zurückgeschraubt werden. Eine frustrierende Angelegenheit für jemanden wie mich, der seit seiner Teenagerzeit eher auf dem Zahnfleisch hingekrochen wäre als die Chance auf einen schönen Konzertabend zu verpassen.

Da war es dann folglich auch eine tolle Sache, als eine Freundin einen letzten jährlichen Konzertbesuch vorschlug. Etwas besonderes sollte es sein, vielleicht auch ein bisschen verrückt. Und so fiel die Wahl am Ende auf den Auftritt von Rapalje im Pumpwerk in Wilhelmshaven.

Ein Ausflug in die Stadt war schon vor Jahren angedacht gewesen, wurde jedoch am Ende wie so vieles durch Corona vereitelt. Am 28. Dezember war es dann aber tatsächlich so weit. Morgens setzte ich mich mit meinem Deutschlandticket in den Zug, nach etwa drei Stunden gesellte sich meine Freundin zu mir, und nach nur *hüstel hüstel* knapp sieben Stunden Fahrt - und ohne Verspätung! - kamen wir in Wilhelmshaven an.

Das Wetter war - sagen wir mal - nordisch. Die Luft war auch ohne Regen nass und es hing bald ein recht ansehnlicher Nebel über dem Wasser. Doch noch vor Nacht und Nebel gelang es uns, einen Blick auf unsere Unterkunft zu erhaschen. Auch hier hatten wir uns etwas Feines überlegt. Kein schnödes Hotel, nein nein. Ein Schiff sollte es sein. Die Arcona, um genau zu sein. Das ehemalige Marinewohnschiff aus den Vierzigerjahren des letzten Jahrhunderts wurde erst vor kurzem zu einem Hostel umgebaut und lud uns ein zu einer Nacht in besonderem Ambiente.

Nach einem unkomplizierten, telefonischen Check-In konnten wir auch schnell unsere Kabinen beziehen und waren sehr angetan. Der schllichte und stilechte Charme wusste zu überzeugen, und die Betten wurden gleich getestet und als gemütlich befunden. 

Hungrig nach der langen Anreise stand als nächstes die Nahrungssuche auf dem Programm. Hier fiel unsere Wahl auf ein kleines, asiatisches Restaurant, das Asia Gia Bao. Auch dieses entpuppte sich schnell als richtig gute Entscheidung. Das Lokal selbst war gemütlich, das Personal unheimlich freundlich und das Essen superlecker!

So gestärkt war es dann endlich Zeit für den eigentlichen Höhepunkt des Abends, das Konzert. Kurz nach Einlass erwartete uns zunächst einmal eine eher unschöne Überraschung: eine lange, lange, überaus bewegungslose Schlange vor dem Pumpwerk. Eher mürrisch standen wir also eine ganze Weile in der Kälte, eh es dann endlich nach drinnen ging. Die Sitzplätze waren zu diesem Zeitpunkt leider bereits besetzt, was meiner von Rückenproblemen geplagten Begleitung eher weniger gefiel. Zum Glück fanden wir aber noch ein lauschiges Treppchen gleich neben der Bühne, wo sie sich zwischendurch hinsetzen konnte. So stand einem gelungenen Konzertabend nichts mehr im Weg.

Und ein gelungener Konzertabend wurde es. Begrüßt wurden wir von Marcel Dunker, der es mit der von ihm dargebotenen Mischung aus Folk Klassikern und anderen Evergreens in kürzester Zeit schaffte, das Publikum zum Mitsingen zu animieren. Bei so viel Bühnenpräsenz und Begeisterung war es für den Musiker offensichtlich gar kein Problem, die Bühne ganz allein mit seiner Gitarre zu erobern und die Zuhörer auch für den Rest des Abends gut anzuheizen.

Nach der üblichen Umbaupasue betraten dann mit den Niederländern von Rapalje die Headliner des Abends die Bühne, und eigentlich ist es gar nicht nötig, hier viele Worte zu verlieren, denn wer sich grob in "meinen" Kreisen bewegt, dem sind die Herren keine Unbekannten. Und so lieferten Rapalje natürlich auch an diesem Abend wieder eine erstklassige Show ab - unterhaltsame Ansagen und die Klärung der Frage, was Mann so unter dem Kilt trägt inklusive. Musikalisch gab es einen guten Querschnitt durch das große Repertoire der Band, der vom Publikum am Ende mit nicht enden wollenden 'Zugabe'-Rufen belohnt wurde. Und auch dieser Wunsch war Rapalje Befehl - in Teilen bereits umgezogen kamen sie schließlich tatsächlich noch ein letztes Mal auf die Bühne zurück, um ihre absolut herrliche Version von "The Wild Rover" zum Besten zu geben!

Bestens gelaunt verließen wir nach diesem schönen Abend das Pumpwerk, mit dem für uns neuen Wissen, dass es sich bei diesem Wilhelmshavener Jahresendkonzert um eine Art wiederkehrende Tradition handelt. Zum Glück bot die Rückfahrt am folgenden Tag mehr als genug Zeit, Gedanken darüber zu spinnen, ob man selbst dies nicht auch zu einer neuen Tradition entwickeln könnte... Mir scheint, da könnte es noch eine Fortsetzung geben, zwischen Rapalje, Wilhelmshaven und uns.

Donnerstag, 2. Januar 2025

Blick zurück und Blick nach vorne

 Frohes neues Jahr, alle zusammen! 

Wenn ein neues Jahr beginnt, wird es Zeit, auf das Alte zurückzublicken. Im Falle von 2024 tue ich das mit einem lachenden und einem weinenden Auge. Lange herrschten Stagnation und Frustration vor, eh im Herbst die Dinge eine unerwartete Wendung nahmen und endlich Anlass zur Hoffnung gaben.

Seit Oktober arbeite ich nun wieder in Münster, der Stadt, in der ich einst studiert habe, und ich wünsche mir sehr, dort endlich mein berufliches Zuhause gefunden zu haben. Nach einem Monat auf den Sofas meiner Freunde hat sich dann auch die glückliche Gelegenheit ergeben, eine eigene Wohnung zu finden.

Diese letzten drei Monate des Jahres waren turbulent, aber sie waren auch anregend. Ich habe Menschen kennengelernt, meine erste Corona-Erkrankung hinter mich gebracht und viele neue Dinge gelernt. Es war mir endlich wieder möglich, ein paar schöne Dinge zu unternehmen, für die mir vorher lange das Geld, die terminliche Freiheit und die Motivation gefehlt haben. Außerdem ergab sich die Chance, nach langer Zeit einmal wieder ganz offiziell Rezensionen zu schreiben, für die Leserunde zu einer meiner liebsten Serien. 

All dies hat in mir den Wunsch geweckt, 2025 endlich wieder mehr Zeit in meinen Blog zu investieren. Da die Tage, in denen ein Blog rein für sich existieren kann, jedoch lange vorbei sind, habe ich mich auch dazu entschlossen, ihn nach und nach mehr in Social Media Kanäle einzubinden, angefangen bei meinem Instagram Account, der ohnehin schon länger eher nur vegetiert als floriert. 

Den Anfang machen dabei diese gesammelten Impressionen aus Münster in den vergangenen Monaten, allen voran der Prinzipalmarkt in der Silvesternacht.

In diesem Sinne: auf ein gutes Jahr 2025! 🎉💕