Wer diesen Blog verfolgt - falls das überhaupt irgendwer tut *hust hust* - weiß, dass ich immer zu positiver Berichterstattung neige. Das liegt weder daran, dass ich dazu gezwungen werde (dieser Blog wird nicht gesponsort, ich berichte hier nur über Veranstaltungen, zu denen ich Tickets selbst erworben habe und kann folglich ganz unvoreingenommen schreiben, was ich denke), noch daran, dass ich extrem leicht zufriedenzustellen wäre. Nein, es ist eher so, dass ich es bei Veranstaltungen, die mir im Nachhinein absolut nicht nennenswert erscheinen vorziehe zu schweigen. Passiert selten, aber halt schon hin und wieder, und wenn ich nichts Konstruktives darüber zu sagen habe, halte ich halt ganz die Klappe.
Warum ich das schreibe? Nun, weil ich mich mit dem Bericht zum Piratenabenteuer 2021 ein wenig schwer tue.
Ich habe das Piratenabenteuer erlebt, als es noch Pirates hieß und in Jülich stattfand, ebenso wie den Umzug nach Zülpich, und ich verbinde viele schöne Erinnerungen mit der Veranstaltung, der man immer angemerkt hat, dass sie ein Liebhaberprojekt ist. Ein weiterer Umzug, diesmal nach Heimbach-Vlatten, war darum für mich auch kein Ausschlusskriterium. Kleiner als zuvor? Das muss schließlich nicht per se schlecht sein, denn 'klein' heißt bei Veranstaltungen mit speziellem Thema wie dieser oft auch 'intim' und verspricht eine besondere Atmosphäre. So war auch hier viel Szenepublikum anwesend, was für mich immer ein ziemlicher Wohlfühlfaktor ist. (Das mit den interessierten Tagesgästen ist für mich ein wenig wie mit Touristen: man braucht sie, aber so richtig mögen tun sie doch eigentlich die wenigsten Einheimischen. ;)) Auch die Campsite war wohl mit Abstand die entspannteste, die ich in meinem mittlerweile doch recht langem Leben als Festivalgänger erleben durfte, mit guter Stimmung und viel gegenseitiger Rücksichtnahme.
Auch am Programm gab es im Grunde wenig auszusetzen: Es war sicher nicht leicht, in diesen unsicheren Zeiten ein Line-Up zusammenzustellen, darunter Top-Namen der Szene, alte und neue Bekannte wie Ye Banished Privateers, Punch'n'Judy oder Pyrolysis. Es dürfte auch nicht leicht gewesen sein, dass die Region kurze Zeit zuvor von der verheerenden Flutkatastrophe getroffen wurde - Schäden an der Cutlass Taverne, in der ein Teil der Veranstaltung stattfand, inklusive - hier wurde zweifelsohne hart gearbeitet, um all das so kurzfristig überhaupt möglich zu machen.
Wo lag also das Problem? Kurz gesagt: organisatorisch lief hier vieles leider einfach nicht rund. Spielpläne für die Bands sowie generell aktuelle Infos lagen online nicht vor, und die teilweise auf dem Gelände vorzufindenen Pläne - auf Tafeln geschrieben oder ausgedruckt - stimmten oft nicht. Es gab viel Leerlauf, den man nicht wirklich nutzen konnte, zumal das Angebot an Ständen leider nicht sehr groß war. Mehrere Stunden gingen außerdem mal eben flöten, weil es Gerüchte gab, dass der für den Einlass unerlässliche Corona-Test nicht für das ganze Wochenende reichen würde. Vlatten verfügte jedoch über keine Teststelle, sodass ein Ausflug nach Zülpich nötig wurde - am Wochenende ohne Auto in der ziemlich abgelegenen Region eine wahre Freude mit dem Bus, Umstieg und Wartezeiten inklusive. Am Ende wäre es vermutlich doch nicht notwendig gewesen, doch niemand wusste etwas oder hatte eine Idee, wer etwas wissen konnte, sodass die Teststelle ein Festival-Treff wurde, denn sicher ist schließlich sicher. Vor der großen Bühne gab es dann auch noch ein seltsames Vereinzelungssystem, das niemand so recht zu verstehen schien und welches mitunter viel Zeit kostete. Für ein nicht gerade günstiges Festival eines Veranstalters mit jahrelanger Erfahrung fand ich die Organisation und Kommunikation offen gestanden ziemlich enttäuschend, doch schieben wir es wie alles auf die fragwürdigen Umstände dieser Zeit und hoffen, dass wir solche Maßnahmen einfach nie wieder brauchen werden.
Was dann aber an Konzerten und Programm lief, war wie gewohnt hochklassig und ein großer Spaß. Man merkte, dass alle Beteiligten gerne tun, was sie tun, und dass es für alle schön war, endlich mal wieder raus zu kommen, auf einer Bühne zu stehen, zusammen zu feiern - zeitübliches Hygienekonzept natürlich immer inklusive.
Ich hoffe, mein Bericht wirft jetzt keinen zu negativen Eindruck auf die ganze Sache, denn das ist definitiv nicht meine Absicht. Beim nächsten und bislang letzten Piratenabenteuer 2022 war ich leider aus finanziellen Gründen nicht dabei (das Kreuz meines aktuellen Lebens, haha...haaaa), doch sollte sich die Möglichkeit ergeben, gebe ich der Veranstaltung unter regulären Bedingungen liebend gerne nochmal eine Chance, weil ich weiß, mit wie viel Herzblut die Beteiligten bei der Sache sind und man das auch immer spürt. Es wäre eine Schande, wenn so ein Projekt ausgerechnet an organisatorischen Problemen kränkeln müsste.