Dienstag, 28. Oktober 2014

Konzertbericht: Lord Of The Lost in Osnabrück

Am 25. September beehrten die Herren von Lord Of The Lost einmal wieder eine meiner bevorzugten Konzertstädte - Osnabrück!
Musste letztes Mal noch der kleine Bastard Club herhalten, zog man dieses Mal jedoch mit der Lagerhalle in ein deutlich größeres Venue um. Dieses war zum Glück auch an diesem trüben Donnerstagabend recht gut besucht.

Eröffnet wurde der Konzertabend von Rabia Sorda. Ich war vorher einmal wieder gänzlich ahnungslos und unvorbereitet, so dass ich auch erst im Nachhinein erfuhr, dass es sich dabei um das Soloprojekt von Erk Aicrag von Hocico handelt (Mein erster Gedanke: ach, darum kam der mir optisch irgendwie bekannt vor xD). Entsprechend wurde es recht laut und elektrisch, mit Industrial - aber auch teils deutlichen Punkeinflüssen.
Leider konnte mich persönlich das ganze bis zum Ende nicht wirklich mitreißen, insbesondere den (Schrei?Kreisch?)Gesang fand ich nach einer Weile ziemlich anstrengend, allerdings ist diese Richtung auch ganz allgemein wirklich nicht mein bevorzugtes Musikgenre.
Aber dass man mich jetzt nicht falsch versteht: Der Auftritt selbst war nicht schlecht - das ganz bestimmt nicht, und die drei Herren gaben auf der Bühne wirklich Gas. Es ist eben nur...tja...nennt mich gerne einen Banausen, aber man kann eben nicht alles mögen ;)

Genug der Worte zum Support - kommen wir jetzt endlich zum Hauptact des Abends. Lord Of The Lost betraten die Bühne, als man gerade anfing wegen der Länge der Umbaupause quängelig werden zu wollen, also zum perfekten Zeitpunkt! :D
Eigentlich wusste ich ja, was mich erwartet, hatte ich die Band doch schon vorher zweimal gesehen. Aber diesmal war es ungelogen noch besser als die Male zuvor. Die Band gab vom ersten Moment an alles, machten mit ihren Posen die anwesenden Fotografen glücklich und mit der Musik und den teilweise großartigen Ansagen zu Themen wie Ville Valo-Postern über dem Bett der Freundin auch das gesamte, erwartungsgemäß überwiegend weibliche, Publikum.
Und dieses Publikum ging ab, wie es das Osnabrücker Publikum immer tut, bei bekannten Songs wie "Dry The Rain" wurde kräftigst mitgesungen.
Überhaupt ließ die Setlist (zumindest von meiner Seite aus) kaum Wünsche offen: "Die Tomorrow", "Black Lolita", "Sex On Legs", "Credo" - alles dabei. 

Umso trauriger waren wir nicht-Osnabrücker, als wir das Konzert schon vor der ersten Zugabe verlassen mussten, um den letzten Zug Richtung Heimstatt zu erwischen - aber was soll man machen? Die Party ging ohne uns sicher noch eine ganze Weile weiter, aber wir trösteten uns mit dem Gedanken, dass es schon bis zu diesem Zeitpunkt ein super schöner Abend gewesen war. Und mit dem Gedanken: beim nächsten Mal sind wir wieder mit dabei!

Hörprobe:


Stressige Tage

Es ist immernoch ganz schön was los hier. Der kranke Mümmelmann frisst zum Glück mittlerweile wieder von selbst, aber über den Berg ist er trotzdem noch nicht. Heute ging es darum einmal wieder zum Tierarzt, neue Antibiotika holen.

Ansonsten ist in der letzten Zeit viel auf der Strecke geblieben.
Diese und letzte Woche regulär zum Finnischkurs? War nicht drin.
Am Wochenende ausgehen? Nope.
Über all die erlebten Sachen bloggen? Ja wie denn, wann denn?
Außerdem merke ich, dass meine Gesundheit unter dem Stress gelitten hat. Aber immerhin geht es dem kleinen Mümmelmann besser! :)

Heute haben wir es hier wenigstens endlich mal geschafft, ein bisschen für Halloween zu dekorieren und wie man sieht, finde ich jetzt auch mal ein wenig Zeit zum Bloggen.

Ich denke, ich werde mich jetzt auch endlich mal an einen Konzertbericht machen, der noch aus dem letzten Monat liegengeblieben ist (wie peinlich, schon über einen Monat, wenn ich so nachdenke! :D)

Dann mach ich mich mal ans Werk! :)

Samstag, 25. Oktober 2014

Krankes Kaninchen - kennt sich jemand aus?

Ich habe eine wirklich unschöne Woche hinter mir. Grund dafür ist die Sorge um mein Zwergkaninchen.

Am letzten Sonntag stellten wir schon morgens fest, dass das Kaninchen (2 Jahre, männlich) nicht zum Frühstück kam. Über den ganzen Tag saß es dann ziemlich träge in möglichst abgeschiedenen Ecken und wollte nichts fressen. Also ging es am Montag morgen zum Tierazt.

Dort wurde eine schlimme Blasenentzündung sowie Blasensteine festgestellt. Es erhielt dort Antibiotika und Schmerzmittel. Über den Tag und in der folgenden Nacht wurde das Tier dann nach Anweisung der Tierärztin gepäppelt (mit Critical Care), Dienstag morgen wurde es operiert um die Blasensteine zu entfernen.

Als wir es Dienstag Abend nach der OP abholen konnten, war es entsprechend malade von der Narkose, sodass es weiterhin ausschließlich mit Critical Care zwangsernährt werden konnte.

Als es am Mittwoch dann neben dem Päppelbrei auch anfing, die ersten Hälme Grünzeug (Gras, Löwenzahn, Zitronenmelisse) aus der Hand zu fressen, dachten wir schon, dass es bergauf geht, aber das war wohl leider zu früh gefreut.

Auch heute muss das Kaninchen noch regelmäßig gepäppelt werden und frisst fast gar nicht selbstständig. Wenn man ihm Grünzeug (besonders Radieschenblätter, Gras und Löwenzahn) vor die Nase hält, frisst es manchmal ein paar, aber nie besonders viele und vor allem fängt es auch so gut wie nie von alleine an. Gemüse und Obst verweigert es total.

Wir sind langsam mit unserem Latein echt am Ende. Das Tier ist noch immer schwach und die Blasenentzündung offensichtlich noch nicht abgeklungen, bei unserem letzten Tierarztbesuch am Donnerstag Abend hat es darum noch ein ergänzendes zweites Antibiotikum und ein entkrampfendes Mittel bekommen.

Das Päppeln mit Critical Care ist ja nur eine Notlösung, das Zeug deckt wirklich nur das Lebensnotwendige ab. Zudem findet das Tier es offenbar furchtbar eklig, denn es wehrt sich nach Kräften (und die hat es zum Glück wirklich noch!), wenn man ihm das Zeug mit der Spritze ins Mäulchen verabreicht. Dieser regelmäßige Stress ist natürlich auch alles andere als förderlich.

Hinzu kommt jetzt auch noch, dass das Tier allgemein bockig auf meine Mutter und mich, die die Fütterung machen, reagiert. Es ist wirklich auffällig, dass es mittlerweile eindeutig lieber Nahrung von meinem Vater als von einem von uns beiden annimmt.

Hat hier zufällig irgendjemand Kaninchenerfahrung und noch irgendwelche Vorschläge, was wir noch tun könnten? Wir päppeln wie gesagt bereits seit fast einer Woche durchgehend, das kann doch nicht gut sein.

Und hat vielleicht irgendjemand eine Erfahrung gemacht, wie lange so eine Blasenentzündung bei einem Kaninchen dauern kann?

Über Tipps, Erfahrungen oder Gedanken zum Thema würde ich mich sehr freuen, denn hier macht sich so langsam wirklich nur noch Verzweiflung breit :(

Sonntag, 12. Oktober 2014

Ja ist's schon wieder Saisonende? - Das MPS in Borken

Am 20. September machte ich mich ein letztes Mal in diesem Jahr auf den Weg zu einer Veranstaltung des MPS - des Mittelalterlich Phantasie Spectaculums. Diesmal führte mich der Weg zum ersten Mal seit vielen, vielen Jahren wieder nach Borken.

Das MPS im Freizeitpark Pröbsting zählt zwar eigentlich zu den Terminen, bei denen meine Anreise gar nicht so lang ist - trotzdem hat es in den vergangenen Jahren nie sollen sein. 2010 bin ich zum ersten (und bis zu diesem jahr auch letzten) Mal da gewesen. Die Veranstaltung war zwar schön, doch erinnere ich mich heute am besten an die darauffolgende Nacht. Für meine Begleitung und mich war es damals das erste Mal, dass wir bei einem MPS gezeltet haben - und was waren wir unbedarft! Es war Mitte September und die Temperaturen fielen in der Nacht fast bis auf den Gefrierpunkt. Danach war ich erst einmal vom Camping im September geheilt :D
Dieses Jahr bot sich jedoch endlich einmal die Gelegenheit, der Veranstaltung ohne Übernachtung für einen Tagesausflug beizuwohnen.

Das Wetter war an jenem Septembertag sehr gnädig zu uns. Meine Jacke musste ich erst ziemlich spät in der Nacht beim Abschlusskonzert von Knasterbart anziehen. Aber bis dahin war es bei unserer Ankunft natürlich noch ein langer, erlebnisreicher Tag!

Ich muss zugeben, dass die Musik bis zum frühen Abend mal nicht unbedingt im Vordergrund stand. Die einzige Band, die ich mir da wirlich interessiert anschaute waren Versengold, die mich einfach jedes Mal wieder zu üerzeugen wissen. Ansonsten streiften wir mal hier, mal da vorbei, sahen ein wenig von der Kilkenny Band (und wussten da natürlich noch nicht, dass das auch die letzte Gelegenheit dazu sein sollte...), ein wenig Saltatio Mortis, ein wenig Mr. Hurley & die Pulveraffen.

Ansonsten vertrieben wir uns die Zeit eher mit anderen Dingen. So spielten wir zum Beispiel ziemlich viel Poi.
Konnte man Poi-Spieler zu Beginn meiner Mittelaltermarkt-Begeisterung in Deutschland noch eher selten antreffen, ist das mittlerweile ganz anders. Sobald wir irgendwo anfingen zu spielen, gesellten sich bald andere Spieler zu uns sowie auch Interessierte, die das gerne einmal ausprobieren wollten.

Als es Nachmittags zeitweise regnerisch wurde, machten wir uns langsam Gedanken über die Nahrungszufuhr. Dafür muss man wissen: Beim MPS hat man oft die Qual der Wahl, es gibt einfach zu viele Stände mit leckerem Essen. Dieses Mal stellte sich uns jedoch ein ganz ungewöhnliches Problem: All unsere Lieblingsessensstände waren nicht da! Viele von ihnen hätten wir vermutlich auf der am selben Wochenende stattfindenden Elf Fantasy Fair im niedertländischen Arcen entdecken können, aber da waren wir nunmal nicht. Dass sich diese beiden Events eigentlich jedes Jahr überschneiden ist übrigens eine wahre Schande - zu gerne möchte man sie eigentlich beide besuchen! =/
Eine Lösung für die Essensfrage fanden wir natürlich trotzdem: Es gab leckeres Stockbrot mit Schokolade, und später dann für mich noch eine Portion Dracheneier von der süßen Bude - beides super empfehlenswert! :)

Abends wurde es dann musikalisch richtig interessant für uns. Los ging es mit Omnia. Da es ja der letzte Termin der Saison war, entschieden wir uns, die Stunde Umbauzeit vor de, Set vor der Bühne zu verbringen, um vorne mit dabei zu sein. Die Stimmung da eben immer anders, als weiter hinten, wo die Leute stehen, die "nur mal schauen" wollen. Hinten ist dafpr natürlich die Bewegungsfreiheit größer, aber irgendwas ist halt immer. Überflüssig zu erwähnen, dass sich der Aufwand gelohnt hat!

Auch die nächste Umbaupause verbrachten wir vorne, denn im Anschluss spielten Faun auf der gleichen Bühne. Mit "Walpurgisnacht" und "Hymne der Nacht" spielte die Band zwei Stücke aus dem gerade erschienenen neuen Album "Luna", und beide wurden vom Publikum gut angenommen. Walpurgisnacht, zu dem die Band ja ein Video veröffentlicht hat (welches ich frevlerischer Weise noch gar nicht geteilt habe!), konnten viele auch schon mitsingen. Es war ein sehr schönes Faunkonzert (wobei eigentlich jedes Faun-Konzert sehr schön ist, hihi), aber ein bisschen wehmütig wurde man schon. Schließlich verabschiedet sich die Band nun in eine monatelange Konzertpause, bis sie im neuen Jahr mit "Luna" auf Tour gehen. Ich denke, da werden große Dinge auf uns zu kommen, auch wenn ich der Tour mit einem lachenden und einem weinenden Auge entgegensehe. Es steht für mich eigentlich fest, dass ich in Bielefeld und in Wuppertal dabei sein werde, und darauf freue ich mich natürlich. Was mich jedoch nicht freut ist das Wissen, dass ich nicht bei meiner Begleitung sitzen werde. Diese wird als Fotografin einen Platz vorne zugewiesen bekommen, während ich irgendwo ganz hinten aufschlagen werde, weil ich mir zweimal Tickets für die vorderen Plätze, die dieses Mal bis zu 50 Euro kosten werden, schlicht und ergreifend nicht leisten kann. So etwas kann die Vorfreude schon etwas trüben! :(

Hier nutze ich aber jetzt mal die Gelegenheit und teile das Walpurgisnacht-Video:



Aber nun zurück zum MPS, denn eine Sache stand nach Faun ja noch aus: Knasterbart! Eigentlich ist es sinnlos, große Worte zu dieser Band zu verlieren, man muss sie einfach erlebt haben, um zu begreifen, was da passiert. Es sei nur so viel verraten: Es gibt einen Grund dafür, dass ihre Konzerte selten vor Mitternacht überhaupt erst beginnen :D
Was ich vom Borkener Knasterbartkonzert nie, nie, nie vergessen werde (oder vielleicht besser: nie wieder werde vergessen können) ist der spontane Auftritt des - sagen wir mal diplomatisch - leicht angeheiterten William von Rapalje. Viele Leute fragen sich ja, was Schottenrockträger so unter ihren Röcken tragen. Ein ganzes Publikum kennt die Antwort nun, und viele hätten vermutlich lieber weiter in Ungewissheit gelebt - wir jedenfalls waren ganz froh, das Spektakel von etwas weiter hinten genießen zu dürfen ;)

Da man bei einem Knasterbart-Konzert nie so genau weiß, wann es endet und wir noch einen längeren Heimweg vor uns hatten, traten wir während der Zugabe den Rückzug an. Borken war wirklich ein würdiger Abschluss für die MPS-Saison 2014 und ich weiß jetzt schon, dass es mich schon bald wieder in den Fingern jucken wird und ich den Beginn der nächsten Saison, der dann noch in viel zu weiter Ferne liegen wird, sehnsüchtigst herbeisehnen werde. Schließlich gibt es nichts schöneres, als die Wochenenden zusammen mit Freunden draußen bei guter Musik und viel Spaß zu verbringen!

Eine kleine Bastelei: Filz-Onigiri

Von Zeit zu Zeit überkommt mich immer mal wieder die Lust zum Basteln. In letzter Zeit hat es mir besonders Bastelfilz als Material angetan, woraus vor einer Weile ein selbstgenähtes, kleines Plüschtier geworden ist. Dieses möchte ich euch gerne einmal vorstellen:

 Voilà, mein eigenes Kuschel-Onigiri :D Dieses kleine Reisbällchen entstand in Folge meines diesjährigen Dokomi-Besuches. Es ist nicht perfekt geworden (z.B. ist das Nori-Blatt nicht ganz in der Mitte gelandet ^^), aber ich mag es trotzdem sehr gerne. 
Es ist handgenäht und alles, was ich dafür benötigt habe war Bastelfilz in verschiedenen Farben, Garn und Watte für die Füllung.

Das Onigiri lebt nun mit meinen zahlreichen *hüstel* anderen Plüschtieren auf meinem Bett und wurde auch schon von meinem Kater begeistert angeschmust :)

Dienstag, 7. Oktober 2014

Buchrezension: Banana Yoshimoto - Federkleid

Autor: Banana Yoshimoto
Titel: Federkleid [Japanisches Original: Hagoromo]
Erschienen: 2003 [Deutschland: 2008]

In Banana Yoshimotos "Federkleid" geht es um Hotaru, deren Beziehung gerade zerbrochen ist und die zunächst sehr darunter leidet. Sie bemerkt erst nach dem Ende der Beziehung, wie sehr sie sich von ihrem Partner abhängig gemacht hatte und muss ihr Leben quasi wieder bei null beginnen. Man folgt nun in dem Roman Hotarus Gedanken und Gefühlen und sieht, wie sie ganz langsam wieder ins Leben zurückfindet.

"Federkleid" ist ein leises Buch von großer Schönheit, wie es meiner Meinung nach nur aus Japan kommen kann.

Dazu, wie man es im Gesamtwerk von Banana Yoshimoto einordnen kann, kann ich leider nichts sagen, da es mein erstes Buch dieser Autorin ist. Meine Erwartungen und Hoffnungen wurden jedenfalls vollauf erfüllt und es wird mit Sicherheit nicht das einzige Buch von Frau Yoshimoto bleiben, das den Weg in mein Bücherregal finden wird.

Meine Wertung:

♥ ♥ ♥ ♥
[4/5]

Montag, 6. Oktober 2014

Nordische Mythologie, Teil 1 - Was versteht man eigentlich unter Nordischer Mythologie?

Ich habe mir überlegt, dass ich von heute an regelmäßig (angestrebt ist fürs erste einmal die Woche) einen etwas ausführlicheren Artikel zu einem Thema, das mich selbst interessiert und beschäftigt, veröffentlichen möchte. Für den ersten Zeitraum habe ich beschlossen, das Thema Nordische Mythologie auszuwählen und einzelne Facetten näher vorzustellen.
Ich interessiere mich sehr für Geschichte und Geschichten und studiere außerdem Skandinavistik – was lag also für den Anfang näher als die Welt der nordischen Mythen? Beginnen möchte ich die Serie heute mit einer allgemeinen Fragestellung:

Was versteht man eigentlich unter dem Begriff ‚Nordische Mythologie‘?

Dann also mal los: Unter der Überschrift „Nordische Mythologie“ fasst man die Mythen der skandinavischen Länder aus der vorchristlichen Zeit zusammen. Wer sich mit dieser Mythologie beschäftigen möchte, beschäftigt sich also im Wesentlichen auch immer mit der frühen Geschichte von Dänemark, Schweden, Norwegen und Island. Die Mythen weisen jedoch auch eine gewisse Ähnlichkeit mit den festlandgermanischen Mythen auf. Viele der Mythen handeln von vorchristlichen Göttern und ihren Taten und geben somit auch einen Einblick in die vochristliche Religionswelt in Skandinavien. Hierbei muss man jedoch vorsichtig sein, da viele der uns heute vorliegenden Quellen aus christlicher Zeit stammen und somit kein authentisches Bild vorchristlichen Glaubens geben. Hinzu kommt, dass der vorchristliche Glaube in Skandinavien keineswegs einheitlich war. So wurden beispielsweise an verschiedenen Orten unterschiedliche Götter bevorzugt.
Finnland bleibt in diesem Rahmen übrigens – obwohl zu den nordischen Ländern gehörend – weitestgehend außen vor, da der sprachliche und kulturelle Hintergrund der Finnen ein ganz anderer ist.

Woher stammt unser heutiges Wissen zur nordischen Mythologie?


Die nordischen Mythen, die wir heute kennen, stammen aus einer Zeit, in der Schriftlichkeit noch nicht weit verbreitet war. Trotzdem wissen wir heute ja einiges über diese Mythologie. Um zu erläutern, wie es dazu kommt, möchte ich hier kurz auf die uns zur Verfügung stehenden Quellen eingehen:

1. Archäologische Quellen:

Archäologische Quellen sind wichtige Zeitzeugnisse des Lebens im vorchristlichen Skandinavien. Einige Funde zeigen dabei Motive aus der nordischen Mythologie. Beispiele hierfür wären unter anderem Amulette mit Thorshämmern oder Runen- und Bildsteine, die bekannte Motive nordischer Mythen darstellen. So fand man beispielsweise auf der schwedischen Ostseeinsel Gotland einen Bildstein, auf dem unter anderem Odins achtbeiniges Pferd Sleipnir abgebildet ist.
Bei der Betrachtung solcher archäologischen Quellen für sich alleine gibt es natürlich ein Problem: Hätten wir nur diese Quellen, vermochten wir sie häufig gar nicht richtig zu deuten. Wer sollte beispielsweise ein in einem Grab gefundenes, hammerförmiges Amulett mit einem Gott namens Thor in Verbindung bringen, wüsste er nicht aus anderer Quelle von der Existenz jenes nordischen Gottes. Auch ein achtbeiniges Pferd auf einem Stein käme uns ohne das nötige Hintergrundwissen wohl eher seltsam vor. Trotzdem gibt es etwas, das diese Funde enorm wichtig macht: durch sie kann nämlich gezeigt werden, dass es sich bei den Göttern wie Thor oder Odin tatsächlich um Gestalten handelt, die für die in einer bestimmten Zeit lebenden Menschen eine besondere Bedeutung besaßen. Es handelt sich hierbei also nicht einfach um nette Geschichten, die man sich in der winterlichen Langeweile am Feuer erzählte, sonst hätte man sie kaum in der Kunst verewigt oder sich mit einem Amulett, welches eindeutig mit einem dieser Götter in Verbindung steht, begraben lassen.

2. Schriftliche Quellen:


Dass wir heute so viel über die nordische Mythologie wissen, liegt jedoch vor allem an der recht guten Lage an schriftlichen Quellen – auch wenn diese Quellen leider gewisse Tücken aufweisen.
Die frühsten schriftlichen Quellen zur nordischen Mythologie stammen – wie könnte es anders sein – von den Römern, die ja bekanntlich äußerst fleißig waren im Sammeln von Wissen in schriftlicher Form. Gerne genannt wird in diesem Zusammenhang Tacitus mit seiner „Germania“ aus dem 1. Jahrhundert n. Chr. Leider sind die römischen Quellen in religiösen Fragen meist eher kurz und allgemein gehalten, oft stehen hinter ihnen auch noch ganz eigene ideologische Absichten der Verfasser. Götternamen wurden zudem oft nicht übernommen, sondern quasi in den römischen Götterkosmos übertragen.

Hintergedanken machen auch andere Quellen, wie die Aufzeichnungen des Kirchenmannes Adam von Bremen, zu einem mit Vorsicht zu betrachtenden Genuss.

Viel interessanter und ergiebiger gestaltet sich da ein Blick in das mittelalterliche Island. Das Zauberwort heißt hier Edda – ein Wort übrigens, dessen genaue Bedeutung und Ursprung bis heute im Dunkeln liegen.

Unter diesem Begriff versteht man heute zwei verschiedene Schriften. Zum einen wäre das die so genannte Lieder-Edda, auch als ältere Edda bekannt, die sich der nordischen Mythologie in Versform annähert. Die Verfasser hinter den Liedern sind unbekannt, ebenso ihre genaue Entstehungszeit. In der Form, die wir heute kennen, stammt sie jedoch aus dem Island des 13. Jahrhundert. Ursprünglich besaß diese Schrift gar keinen Titel und wurde erst nachträglich Edda genannt, wohl in Anlehnung an einen anderen Text, auf den ich noch zu sprechen kommen werde, weswegen wir heute eben von zwei verschiedenen Texten als Edda sprechen.
Obwohl die Textsammlung aus dem christlichen Mittelalter stammt, enthält sie weitaus ältere Stoffe aus der Zeit mündlicher Überlieferungen. Durch die Versform konnten sich solche Texte oft über einen langen Zeitraum ohne größere Veränderungen retten, weshalb man davon ausgehen kann, dass nicht zu verachtende Teile der Lieder noch in relativ ursprünglicher Form vorliegen. Trotzdem ist es äußerst wahrscheinlich, dass sich auch spätere Einflüsse in ihnen wiederspiegeln. Man darf sie also nicht unkritisch als Dokumente vorchristlichen Glaubens betrachten.

Die andere Edda kennt man unter dem Namen Prosa-Edda, auch oft als jüngere Edda bezeichnet. Zugeschrieben wird sie dem isländischen Skalden (das waren die norwegischen und isländischen Dichter der Wikingerzeit und des Mittelalters) Snorri Sturluson, auch wenn dieser sie möglicherweise nur in Teilen verfasst hat. Eigentlich ein Handbuch für angehende Skalden, enthält sie viele wertvolle Quellen zur nordischen Mythologie.
Man geht heute davon aus, dass Snorri bei seiner Arbeit unter anderem auch Lieder der älteren Edda als Quelle nutzte. Darüber hinaus müssen ihm aber auch noch andere, möglicherweise auch nur mündlich überlieferte Quellen zur Verfügung gestanden haben, die heute jedoch als verloren gelten. Erschienen ist die Prosa-Edda im 13. Jahrhundert und stammt damit ebenfalls aus einer Zeit, in der der Glaube an die alten Götter schon lange der Vergangenheit angehörte. Nur zur Veranschaulichung: Island, wo die Schrift verfasst wurde, nahm im Jahr 1000 das Christentum an. Entsprechend enthält die Prosa-Edda auch ein Vorwort, das den Glauben an die alten Götter als Irrglauben der Vergangenheit abtut. Dennoch beschäftigt sich der Text ausgiebig mit eben jenem alten Glauben und gibt viele Informationen über die vorchristlichen Vorstellungen zur Entstehung, zum Funktionieren und zum zu erwartenden Untergang der Welt. Die Prosa-Edda ist also eine unerlässliche Quelle, wenn man sich mit der nordischen Mythologie beschäftigen möchte.

Dies soll als Einführung in das Thema auch erst einmal genügen. In der nächsten Woche möchte ich mich dann etwas näher mit dem Bild der Welt beschäftigen, das in der nordischen Mythologie gezeichnet wird.
Ich hoffe, Ihr fandet diesen kleinen Exkurs interessant oder nützlich und lest auch nächstes Mal wieder rein.
Die nordische Mythologie ist ein komplexes Thema und ich habe versucht, diese Einführung möglichst einfach, aber dennoch vollständig und verständlich zu gestalten. Wenn ihr dennoch Fehler entdeckt oder Ergänzungen machen wollt, würde ich mich über einen Kommentar oder eine Nachricht freuen.

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Zum Abschluss hier noch eine kurze Übersicht über von mir verwendete, hilfreiche Literatur:

Edda. Die Götter- und Heldenlieder der Germanen. Nach der Handschrift des Brynjolfur Sveinsson. Übertragen von Karl Simrock. Anaconda Verlag 2007. (Neuauflage einer alten, aber guten Edda-Übersetzung. Ohne Schnick und Schnack, dafür unschlagbar günstig.)

Die Edda des Snorri Sturluson. Ausgewählt, übersetzt und kommentiert von Arnulf Krause. Reclam 1997. (Wer nicht gerade plant, sich selbst zum Skalden ausbilden zu lassen, fährt mit dieser Auswahl aus der Snorra-Edda sehr gut. Hier gibt es viel über die nordische Mythologie zu lernen und außerdem hilfreiche Anmerkungen sowie ein Nachwort von Arnulf Krause, der wohl zu den wichtigsten gegenwärtigen Skandinavisten in Deutschland zählt, und das alles natürlich zum immer fairen Reclam-Preis.)

Heiko Uecker: Geschichte der altnordischen Literatur. Reclam 2004. (Deutsches Standardwerk zur mittelalterlichen skandinavischen Literatur. Gehört ins Bücherregal jedes Skandinavisten. Das Buch enthält einen ausführlichen Teil zur eddischen Literatur und bietet sich als Unterstützung zum Lesen der manchmal nicht ganz einfach verständlichen Lieder-Edda an.)

Sonntag, 5. Oktober 2014

Buchrezension: Johanna Thydell - An der Decke leuchten die Sterne

Autor: Johanna Thydell
Titel: An der Decke leuchten die Sterne [schwedisches Original: I Taket Lyser Stjärnorna]
Erschienen: 2003 [Deutschland: 2005]

Im Zimmer der jungen Jenna leuchten die Sterne von der Decke, und unter einem von ihnen hat sie ein Gedicht mir ihren geheimsten Gedanken versteckt. Jennas Leben ist alles andere als leicht, denn neben den üblichen Problemen, die das Teenager-Alter nun einmal mit sich bringen muss sie ständig mit der Sorge um ihre schwer krebskranke Mutter leben.
Johanna Thydells Roman schildert in altersgerechter Sprache Jennas Leben, ihre Hoffnungen und Ängste. Dabei erfährt der Leser von Jennas erster Liebe Zacke, von den Problemen mit ihrer langjährigen besten Freundin Susanna sowie Jennas zwiespältigen Gefühlen zur beliebten Vicki, die sie lange beneidet, bis sie herausfindet, dass auch hinter deren strahlendem Auftreten ein ganzer Haufen Probleme und Ängste versteckt sind.

Das alles macht "An der Decke leuchten die Sterne" zu einem wunderbaren Jugendbuch, das aber auch ältere Leser durchaus noch zu berühren weiß. Man kann sich sehr schnell mit den vorkommenden Charakteren identifizieren und keiner von ihnen wirkt in irgendeiner Form flach oder starr. So entdeckt man selsbt unter der Fassade der scheinbar oberflächlichen Vicki schnell unheimlich viel mehr.

In Schweden wurde dieser Roman sogar mit dem August-Preis ausgezeichnet, dem wohl renomiertesten Literaturpreis des Landes. Seit einiger Zeit existiert auch eine Filmversion, die ihren Weg nach Deutschland leider bis heute noch nicht gefunden hat, in ihrem Herkunftsland jedoch ebenfalls äußerst erfolgreich war.

Es ist zu hoffen, dass dieser wirklich gute Roman auch in Deutschland noch auf das Interesse stoßen wird, das ihm eigentlich zusteht, versteht er es doch unheimlich gut, ein so ernstes Thema wie das einer Krebserkrankung in der eigenen Familie so bewegend und in für Jugendliche geeigneter Form zu behandeln.

Meine Wertung:

♥ ♥ ♥ ♥ ♥
[5/5]

Konzertbericht: INVSN in Münster

Mit fast einem Monat Verspätung (ich bin hoffnungslos *seufz*) folgt an dieser Stelle mein kleiner Bericht zum Konzert von INVSN, welches am 8. September im Gleis 22 in Münster stattfand. 

Eröffnet wurde der Abend mit einem Soloset des Kanadiers Tim Crabtree, seines Zeichens der Mensch hinter einem Projekt namens Paper Beat Scissors. War mir der gute Mann vorher vollkommen unbekannt, gelang es ihm sehr schnell, mich und weite Teile des Publikums mit seinen überwiegend ruhigen und stets wunderschönen Songs zu fesseln. Obwohl alleine auf der Bühne, gelang es ihm problemlos, den Raum mit seiner Musik auszufüllen. In seinen Ansagen wirkte er zudem auch noch äußerst sympathisch auf mich.
Nach zahlreichen weniger positiven Erfahrungen mit Supportbands, die ich in der letzten Zeit gemacht habe, war der Auftritt von Paper Beat Scissors eine unheimlich angenehme und positive Erfahrung und ich würde mich sehr auf ein Wiedersehen auf der einen oder anderen Bühne freuen. Auch das selbstbetitelte Album ist mittlerweile in meinen Besitz übergegangen und vermag zu überzeugen.

Hörprobe:


Nach einer nicht zu langen Pause ging es dann weiter mit dem Hauptact des Abends, den Schweden von INVSN (sprich: engl. 'Invasion').
Obwohl das Konzert an einem Montag stattfand, war das Gleis an diesem Tag recht gut besucht, so dass viele das großartige Konzert, das die Band spielte, erleben konnten. Gespielt wurden fast alle Songs des selbstbetitelten ersten Albums der Gruppe sowie die englische Version eines der Songs der schwedisch singenden Vorgängerband Invasionen ("A Different Kind Of God", im Original "En Annan Slags Gud"). Sänger Dennis Lyxzén erwähnte - wie bei eigentlich jedem Besuch in Münster - wie sehr er diese Stadt schätze, was beim einheimischen Publikum natürlich gut ankam.
Etwas überfordert war er jedoch, als das Publikum auch nach beendetem Set und Zugabe keine Ruhe geben wollte. Er klagte uns sein Leid, dass deutsche Publiken (so das denn der Plural von Publikum ist :D ) stets extrem lange Konzerte wollen würden und die Band doch schon alles gespielt hätte, was sie zu spielen haben. Auf den Ruf des Pulikums, einfach nochmal von vorne anzufangen, ging die Band dann leider auch nicht ein, gab zum Abschluss jedoch noch eine Coverversion eines Songs einer befreundeten Band zum Besten.

Damit endete dieser überaus schöne Abend dann auch leider tatsächlich schon, ich erstand am Merchstand noch die neue 7" der Band und machte mich überaus glücklich und zufrieden auf den Heimweg. Auf die nächste Deutschlandtour der Schweden freue ich mich schon jetzt!

Hörprobe: