Dienstag, 18. Juli 2017

Wo sind all die Bilder hin?

...wo sind sie geblieben?

Genau die gleiche Frage habe ich mir heute Morgen auch gestellt. Da lässt man seinen Blog mal ein paar Tage aus den Augen und - schwupp - ploppen überall hässliche Platzhalter statt der in mühevoller Arbeit über Jahre ausgewählten Bilder auf. 

Eine kurze Recherche hat ergeben, dass die Schuld bei meinem bisherigen Bilderdienst Photobucket zu finden ist. Die haben nämlich ihre Konditionen angepasst und erlauben Gratisnutzern nun nicht mehr, bei ihnen hochgeladene Bilder auf anderen Webseiten darzustellen. Das Ganze kann man rückgängig machen mit einer lapidaren Zahlung von 400 Dollarn. Ich habe sehr herzlich gelacht.

Da Photobucket (zumindest in seiner Gratisversion) in der jüngeren Vergangenheit immer wieder mit teils tagelangen Komplettausfällen und einer krankhaften Werbelast genervt hat, hatte ich schon länger über einen Umzug zu einem anderen Bilderdienst nachgedacht. Nun habe ich hier den endgültigen Umzugsgrund erhalten und werde ab jetzt mein Glück mit Google versuchen. Bietet sich bei einem blogspot-Blog halt auch einfach an...

Jedoch, und nun zum eigentlichen Anlass dieses Postings: Ich betreibe diesen Blog seit mehreren Jahren, es haben sich in der Zeit hunderte Bilder angesammelt. Gerade in der Anfangszeit habe ich diese Bilder auch nicht sortiert, sie fliegen also irgendwo auf meiner Festplatte rum. Und weiter neue Posts verfassen möchte ich natürlich auch. Mit anderen Worten: Es wird vermutlich eine kleine Weile dauern, bis es hier wieder so aussieht, wie es aussehen soll.

Dann stürz ich mich mal ins Gefecht. Danke für diesen Haufen sinnloser Extraarbeit, Photobucket. Ich freu mich schon darauf, wenn dies alles abgeschlossen ist meinen Account zu löschen.

Zwischen Wikingern und Piraten - Die Role Play Convention 2017 in Köln

Dieses Jahr habe ich zum zweiten Mal der Role Play Convention in Köln einen Besuch abgestattet. Nachdem ich bereits im Vorfeld eingehend das Programm studiert habe, fiel die Entscheidung, die Convention in diesem Jahr am Samstag zu besuchen.

Um die bei Conventions gerne üblichen Einlasschlangen zu umgehen, fuhr ich nicht gleich zur Eröffnung hin. Eine Strategie, die sich auch dieses Mal wieder bewährte. So dauerte es höchstens zwei Minuten, bis ich die recht ausführliche Taschenkontrolle hinter mich gebracht hatte und mit der Erkundung der Messehalle beginnen konnte.

Zunächst drehte ich eine ausführliche Runde durch die Haupthalle mit all ihren Händlern und Künstlern, später stattete ich dann auch der stets etwas leereren unteren Halle, die aber schon wegen einiger interessanter Künstler, die dort ihre Stände hatten, einen Abstecher wert war.

Viel Zeit verbrachte ich aber an diesem Tag wirklich damit, mir verschiedene, spannende Programmpunkte anzusehen. Los ging es dabei für mich um 13 Uhr im Lesecafé von Feder & Schwert, wo Tommy Krappweis aus seinem Buch "Ghostsitter 4 - Schreck im Spiegelkabinett" las und zwischendurch auch die eine oder andere unterhaltsame Anekdote zur Entstehung des Buches und der Bedeutung guter Lektoren und verständnisvoller Verlage zum Besten gab.

Gut gefüllte Lesung von Tommy Krappweis

Gleich im Anschluss spurtete ich zum ersten Mal an diesem Tag nach draußen, wo es neben einem kleinen Mittelaltermarkt die große Outdoor-Bühne gibt. Auf der spielten nämlich noch ein paar Minuten Punch'n'Judy. Den Großteil des Sets hatte ich natürlich verpasst, aber ich kam gerade richtig, um noch "Koboldkönig" zu hören, einen meiner Lieblingssongs der Band.

Punch'n'Judy

Danach blieb ein wenig Zeit zur Erkundung des Mittelaltermarkts, wo ich eine Zeit lang beim Auftritt von Brigada Pirata hängen blieb, einer italienischen Piratenband, die sehr sympathisch rüberkamen und gut Stimmung machte. Um 15 Uhr ging es dann aber auch schon wieder zurück ins Lesecafé, was bei der draußen herrschenden Hitze aber eigentlich auch ganz angenehm war. Dort lasen Bernhard Hennen und Robert Corvus aus der Phileasson-Saga und gaben sich dabei sehr amüsante Wortgefechte. Robert Corvus brachte die anwesenden Zuhörer dann auch noch dazu, mit ihm gemeinsam einen spontanen Chor zu bilden, der gemeinsam das Lied "König der Meere" trällerte - quasi ein Drunken Sailor in der speziellen Phileasson-Version.

Brigada Pirata

Schon um 17 Uhr ging es dann weiter im Programm, diesmal mit einem Vortrag von Tommy Krappweis und Rudolf Simek, einem der wohl bekanntesten Skandinavisten des deutschsprachigen Raumes. Bekanntlich hatte sich zwischen dem Autoren und dem Wissenschaftler eine enge Zusammenarbeit entwickelt, als Tommy Krappweis an seinen "Mara und der Feuerbringer"-Romanen gearbeitet hatte (die übrigens - jubel! - fortgesetzt werden). Und eben über diese Zusammenarbeit berichteten die beiden nun in diesem Vortrag, der unter dem schönen Titel "Götter, Gags und Fantasy - Wissenschaft und Fantasy in 'Mara und der Feuerbringer'" stand. Das konnte ich mir als Skandinavist und Fantasy-Fan doch unmöglich entgehen lassen - eine Einschätzung, die wohl viele teilten, passten doch die Interessierten gar nicht alle in den kleinen Workshop-Raum. Die Menschen saßen auf allen Stühlen, hockten davor und standen in mehreren Reihen dahinter, und trotzdem blieben noch ein paar vor der Tür.

Der Workshopraum war eindeutig zu klein für die vielen Interessenten beim Vortrag von Tommy Krappweis und Rudolf Simek

Der Vortrag wurde dann aber auch wirklich großartig, verstehen es doch sowohl Tommy Krappweis als auch Rudolf Simek hervorragend, interessant und kurzweilig zu erzählen. Man erfuhr viel darüber, wie die Zusammenarbeit der beiden recht unterschiedlichen Männer zustande kam und sich entwickelte und die kleinen, nicht gemeinen Seitenhiebe, die sich die beiden über die ganze Zeit gegenseitig zuwarfen, brachten das Publikum häufig richtig heftig zum lachen.

Nach dem Vortrag rückte das Ende dieses schönen Tages auf der RPC so langsam und allmählich in Sichtweite. Es wurde Zeit, ein paar letzte kleine Einkäufe zu machen und sich mit einem leckeren Milchshake bewaffnet wieder in die knallende Sonne vor der Bühne zu wagen. Um 18:45 Uhr begann da nämlich das Konzert von Jan Hegenberg, welches für mich den perfekten Abschluss dieses schönen Convention-Tages bildete. Im Gegensatz zum Vorjahr konnte ich dieses Jahr - Spotify sei dank - auch endlich mitsingen. Wie toll es einfach klingt, wenn das ganze Publikum bei Songs wie "Die Horde rennt" mitsingt - und wie dumm du dir vorkommst, wenn du selber davon vorher noch nie gehört hast :P Gut, diese Bildungslücke wurde jedenfalls im Laufe des letzten Jahres behoben, und an diesem Samstag konnte dann auch endlich der schreckliche Makel beseitigt werden, keine Jan Hegenberg CD zu besitzen.

Jan Hegenberg

Mit diesem Konzert ging also mein Tag auf der Role Play Convention 2017 zu Ende. Meine Ausgaben hielten sich dabei sogar mal im Rahmen, die wahre Eskalation erfolgte dann erst eine Woche später bei der Dokomi, haha. Doch davon berichte ich natürlich später in einem eigenen Post mehr. ;)

Dienstag, 11. Juli 2017

Lutherjahr in Wittenberg - ein kleiner Reisebericht, Teil 2

Am nächsten Tag ging es in aller Frühe weiter. Kurz gefrühstückt und dann schnell auf den Weg gemacht zum 360° Panorama "Luther 1517" von Yadegar Asisi. Auch hier hatten wir eine Führung und haben so auch die eine oder andere Information erhalten und wurden auf Details aufmerksam gemacht, die uns sonst sicher entgangen wären. Von außen eher unspetakulär, steht man im Innenraum plötzlich mitten in einer gewaltigen Ausgabe von Wittenberg zu Martin Luthers Lebzeiten. Es war wie ein gewaltiges historisches Wimmelbild, in dem sich an mehreren Stellen der Wittenberger Reformator in wichtigen Situationen seines Lebens entdecken ließ. Auch andere wichtige Personen der Stadt zur Zeit der Reformation waren zu finden, so zum Beispiel Luthers Freund und Mitstreiter Melanchthon. Interessant war auch, dass es im Panorama einen Wechsel der Tageszeiten gibt, und sich zu verschiedenen Tageszeiten unterschiedliche Details entdecken ließen. Es lohnt also, eine Zeit lang zu verweilen - man kann unheimlich viel entdecken.

Nach dem Besuch des Panoramas blieb uns Zeit für einen Spaziergang durch die Innenstadt. Die Stadtkirche, Wittenbergs zweite bedeutende Kirche, konnten wir aus zeitlichen Gründen an jenem Tag nur von außen betrachten, ebenso wie das Melanchthonhaus sowie die Cranach-Höfe, an denen wir vorbeispazierten. Aber schließlich brauchten wir auch ein wenig Zeit um uns nach Souvenirs umzusehen, sowohl für die Nachbarn, die sich während unserer Abwesenheit um Haus und Tiere kümmerten, als natürlich auch als Andenken für uns selbst. Ich denke, Martin Luther wäre vermutlich ausgerastet, hätte er sehen können, wofür sein Gesicht heute so alles herhalten darf. So gab es beispielsweise Keksausstecher in der Form seines Gesichtsprofils, Quietscheentchen oder in Luther-Outfit zu kaufen und als der absolute Verkaufsschlager gilt der aufmüpfige Mönch als Playmobil-Figur, inklusive Schreibfeder und Lutherbibel in den Händen. Zugegebenermaßen alles ganz nach meinem Geschmack, aber sicher ein Dorn im Auge manches Christen. ;)

Portal der Stadtkirche

Gegen Mittag entdeckten wir dann eher zufällig eine kleine Ausstellung im Hof des Stadthauses, die für mich zu einem Highlight des Tages wurde. Gezeigt wurden "Unheilige Bilder - Cartoons zu Kirche und Religion heute". Einfach großartig! Viel schwarzer Humor, manch bitterböse Anspielung - ich zumindest kam aus dem Grinsen gar nicht mehr raus. Gerne hätte ich im Anschluss den Ausstellungskatalog mitgenommen, aber dieser war entäuschenderweise so kurz nach Ausstellungsbeginn vor Ort bereits ausverkauft. Da dachte ich mir mal wieder, dass die Leute wohl nie aufhören werden, das Interesse, das an Cartoons und Comics besteht, zu unterschätzen.

Nach einer wohl verdienten Mittagspause ging es dann in die große Luther-Ausstellung diesen Jahres. Und sie ist wirklich riesig, die Ausstellung "Luther! 95 Schätze - 95 Menschen" im Augusteum am Lutherhaus. Und vor allem ist sie auch gut aufgebaut und spannend. Gezeigt werden, wie der Name ja schon ahnen lässt, 95 verschiedene Objekte, die irgendwie mit Luther in Bezug stehen. Zu jedem der Objekte gibt es dann noch die Lebensgeschichte einer Person, die durch Luther und seine religiösen Ideen beeinflusst wurde. Viele der präsentierten Personen kennt man - so zum Beispiel Astrid Lindgren, doch manche waren zumindest mir auch völlig unbekannt. Von allen kam man jedoch Aspekte zu Gesicht, die man so vorher noch nicht betrachtet hatte. Die Texte hatten zudem alle eine Länge, die es möglich machte, sie auch alle bei einem Besuch zu lesen, ohne irgendwann völlig erschlagen aufzugeben, wie es bei manchen Ausstellungen schonmal der Fall ist. In der Ausstellung gibt es übrigens noch eine zweite Mitmach-Ausstellung speziell für Kinder. Diese trägt den Titel "Der Mönch war's!" und führt die Kinder gemeinsam mit Luthers Hund Tölpel durch die Geschehnisse der Reformation. Eine schöne Idee, finde ich.

Wir schlossen unseren Kultur-Marathon durch Wittenberg schließlich im alten Gefängnis ab. Dort gab es die Ausstellung "Luther und die Avantgarde" zu sehen, mit zeitgenössischer Kunst. Da ich mit dieser Art Kunst bisher wenig zu tun hatte, waren mir bis auf Ai Weiwei alle Künstler im Vorfeld vollkommen unbekannt, der Berichterstattung nach scheinen aber doch einige von ihnen in der entsprechenden Szene namhaft zu sein. Der Aufbau der Ausstellung war jedenfalls ziemlich interessant, die meisten Künstler hatten für ihre Werke eine der ehemaligen Zellen erhalten und konnten diese dann gestalten. Als Besucher konnte man die meisten der Zellen dann betreten und alles von ganz nah betrachten. Ich muss zugeben: viele der Werke haben mir persönlich nichts gesagt, ich wusste einfach nicht, was ich damit anfangen soll. Manche haben es aber doch geschafft, mich in irgendeiner Form zu erreichen. Sehr unterhaltsam fand ich gleich das erste gezeigte Werk, "Casting Jesus" von Christian Jankowski. Ein altes, leeres Becken im Keller des Gefängnisses dient hier als Kinosaal, von dem aus man ein Video mit einem Casting für die Rolle des Jesus sieht. Die Kandidaten müssen überzeugend predigen, leidend gucken und natürlich angemessen würdevoll daherschreiten. Eine andere Installation fand ich ziemlich verstörend. Man betrat einen abgedunkelten Raum, der durchdrungen war von beunruhigenden Geräuschen, und mehrere Bildschirme zeigten beklemmende Bilder. Irgendwann blitze auf einem der Bildschirme der Titel "Die 95 Prothesen von Verdun" auf. Auf wieder ganz andere Art beeindruckend war dann gegen Ende ein Roboter, der die Bibel in Kalligraphie mit einem handelsüblichen Füllfederhalter schrieb. Ganz langsam, sodass diese bis zum Ende der Ausstellung fertig sein sollte. Ein Werk erfreute sich bei Erwachsenen, Kindern und Aufsehern großer Beliebtheit, weil es einen Käfig aus durchsichtigen Gitterstäben zeigte, die mit verschiedenen Bonbons gefüllt waren und entnommen werden durften. Im Nachhinein bereue ich es jedenfalls nicht, mir die Ausstellung angesehen zu haben, auch wenn mich Begriffe wie moderne oder zeitgenössische Kunst eigentlich eher ein wenig abschrecken, weil ich zu oft so gar nichts damit anfangen kann.

Das alte Gefängnis

So endete dann auch schon - viel zu früh! - unser Besuch in Wittenberg. Es hätte noch so viel zu sehen gegeben, und für viele der besichtigten Dinge hätte man sich auch gut und gerne mehr Zeit nehmen können. Aber es war ja nicht zu ändern. Wir überlegen schon, wann wir das nächste Mal fahren sollen. Vielleicht nächstes Jahr ja einmal wieder zu "Luthers Hochzeit", dem großen Stadtfest mit Mittelaltermarkt? Mir persönlich würde das jedenfalls sehr gut gefallen, hat doch genau dort vor mittlerweile neun Jahren mein Einstieg in die Welt des Mittelalters begonnen.

Freitag, 7. Juli 2017

Im Lutherjahr unterwegs in Wittenberg - ein kleiner Reisebericht, Teil 1

Mitte Mai bot sich mir zum ersten Mal seit knapp fünf Jahren wieder die Möglichkeit, meine Heimatstadt Wittenberg zu besuchen. Lange stand nicht fest, ob meine Mutter und ich die Reise wirklich würden antreten können. Umso schöner war es dann, als wir uns an einem schönen Sonntag tatsächlich in den Zug setzten und auf den Weg machten.

In Wittenberg erwartete uns schließlich ein Programm, wie es dichter kaum hätte sein können. Schließlich galt es in nur zwei Tagen Verwandte zu besuchen und möglichst viel vom reichen Programm des Lutherjahres mitzunehmen.

Los ging es gleich am Montag nach dem Frühstück mit einer Führung durch die weltberühmte Wittenberger Schlosskirche. Eben jene Kirche, an deren Haupttor Martin Luther 1517 seine 95 Thesen geheftet haben soll. Wer in Wittenberg ist, sollte sich den Besuch dieser Kirche keinesfalls entgehen lassen, schließlich ist sie nicht umsonst UNESCO-Weltkulturerbe und erstrahlt heute aufgrund umfangreicher Sanierungsarbeiten wieder in ganz neuem Glanz. Auch zu einer geführten Besichtigung, wie wir sie an jenem Vormittag erleben durften, kann ich nur ganz herzlich raten, erfährt man so doch unheimlich viel über die bewegte Geschichte des Gotteshauses sowie über die zahlreichen beeindruckenden Kunstwerke, die zur Ausschmückung der Schlosskirche gehören. Für uns bot der Besuch an diesem Tag sogar noch ein ganz besonderes Erlebnis, als eine Gruppe junger Amerikaner sich plötzlich vor dem Altar zu einer Art Flashmob versammelten und ein kleines Chor-Konzert anstimmten - ein Auftritt, der von den zahlreichen Besuchern freudig aufgenommen wurde.
Nur einen einzigen kleinen Wermutstropfen gab es bei unserem Besuch in der Schlosskirche dann aber leider doch: Zumindest Mitte Mai, als die Feierlichkeiten zum Lutherjahr gerade erst begonnen hatten und der Kirchentag kurz bevor stand, glich die ganze Stadt noch einer großen Baustelle. So störten konstante Bohrgeräusche auch den Frieden in der Schlosskirche ziemlich unangenehm und machten es weder den Touristenführern, noch den Touristen leicht, den Aufenthalt in der Kirche richtig zu genießen. Man kann nur hoffen, dass diese Bauarbeiten mittlerweile ein Ende gefunden haben.

Interieur der Schlosskirche

Nach unserem Besuch in der Schlosskirche machten wir uns auf, die Weltaustellung Reformation zu erkunden. Unter dem Motto "Tore der Freiheit" lädt diese Ausstellung zu einem ausgedehnten Spaziergang durch Wittenberg ein, bei dem es allerhand zu entdecken gibt. Insgesamt sieben Torräume gibt es zu besichtigen, wobei wir uns bei unserem Besuch entgegen der eigentlich vorgegebenen Richtung bewegt haben und somit unseren Rundgang am späten Nachmittag am Torraum 1 "Welcome" abschlossen. Zu diesem gehört eine der wohl beeindruckendsten Sehenswürdigkeiten der Weltausstellung, nämlich eine 25 Meter hohe, begehbare Lutherbibel, von deren Aussichtsplattform man einen umfassenden Rundumblick über Wittenberg bekommt. Da am Tag unseres Besuchs der Aufzug außer Betrieb war, erklomm ich als einziger von uns die Treppen der Stahlträgerkonstruktion (den anderen war das zu mühsam) - ein Aufwand, den ich nicht bereut habe! Ein näherer Blick auf die riesige Lutherbibel lohnt übrigens, sieht man doch nur so, dass ihr "Einband" keineswegs schlicht weiß ist, wie es von Ferne den Eindruck macht, sondern Seite für Seite der Lutherbibel zeigt.

Begehbare Lutherbibel

Auch in den anderen Torwegen gibt es so manches zu sehen. Auf dem Bunkerberg kann man auf verspiegelten Stegen wandeln, hinter der Schlosswiese laden verschiedenste Installationen zum Grübeln ein. Dort findet man beispielsweise eine so genannte "Kompoststadt" sowie eine Installation der Hochschule für Technik in Stuttgart, die mit ihren hohen Stelen aus Kunststoff-Transportkisten entscheidend das Bild des siebten Torraums "Kultur" prägt. Besonders schön ist meiner Meinung nach jedoch der Torraum 6 "Ökumene und Religion" gelungen, wo im Luthergarten hunderte Bäume in Form der Lutherrose gepflanzt wurden. Man kann dort wunderbar entlangspazieren und an jedem der Bäume nachlesen, um was für eine Sorte es sich handelt und wer ihn gestiftet hat. Zu diesem Torraum gehören auch noch der Bayerische Garten mit der größten Krippe der Welt und der schönen Idee, dass man gleich vor Ort ein kleines Samentütchen pflanzen kann sowie das Riesenrad der Seelsorge.

Kunst & Natur vereint in der Weltausstellung Reformation

Verspiegelte Stege auf dem Bunkerberg

Tolle Ideen findet man auch im Torraum 5 "Globalisierung | Eine Welt". Dort steht die LichtKirche, die ich liebend gerne einmal im Dunkeln gesehen hätte. Ein großer Küchentisch ermöglicht Diskussionen über Gott und die Welt und der Segensroboter BlessU-2 spendet Segen zum Mitnehmen - und das sogar in verschiedenen Sprachen.

Zum Nachdenken regt der Torraum 4 am Schwanenteich an. Dort macht eine Installation aus Flüchtlingsbooten auf die Flüchtlingskrise unsere Zeit aufmerksam.

Flüchtlingsboot-Installation auf dem Schwanenteich

Fast schon ein wenig versteckt, aber definitiv einen Besuch wert, ist auch die Württemberger Halle mit ihrer Vorstellung von "Württemberg in Wittenberg", die mit ihren horizontal wachsenden Bäumen ein echter Hingucker ist. - Und so könnte ich noch ewig weiterschreiben, so viel gibt es zu sehen. Wie wäre es zum Beispiel noch mit einem Spaziergang mit Schirm, in den ein Audioguide integriert ist? Oder mit einem Abstecher zu den Glaspalästen Wiener Studierender (die bei unserem Besuch leider noch nicht fertig waren und uns eine Weile ganz schön rätseln ließen)? Auch gibt es unzählige Infopavillions verschiedener Kirchen sowie Organisationen, deren Mitarbeiter alle gerne Auskunft über ihre Anliegen geben. Eine voll funktionsfähige Druckerpresse - ein Nachbau einer Gutenberg-Presse - kann im Pavillion der Schweizer Mission Zwingli bei der Arbeit betrachtet und auch mal selbst ausprobiert werden. Auf ihr wird durchgängig bis zum Ende der Ausstellung die Züricher Bibel gedruckt, nur wenige Seiten jeden Tag. Und überhaupt: alle Beteiligten, mit denen wir gesprochen haben, waren einfach unheimlich freundlich und haben stets den Dialog mit den Besuchern gesucht.

Der Besuch der Weltausstellung Reformation an diesem Tag war für mich persönlich eine spannende Erfahrung. Man sah, wie viel Mühe sich alle Beteiligten bei der Planung gegeben hatten und was für vielseitige, kreative Pavillons, Installationen und Ideen daraus erwachsen waren. So kann ich wirklich nur jedem raten, den es im Rahmen des Lutherjahres nach Wittenberg verschlägt, der Weltausstellung einen Besuch abzustatten und dafür auch genug Zeit einzuplanen. Dabei spielt es auch gar keine Rolle, ob man selber Christ ist, einer anderen - oder wie ich selbst gar keiner - Religion angehört. Hier gibt es für jeden viel zu sehen, viel zu entdecken und viel zu lernen und man nimmt sicher den einen oder anderen neuen Impuls mit nach Hause.

Ziemlich erschlagen von all den Eindrücken machten wir uns nach einem abschließenden Eis auf den Heimweg. Am nächsten Tag ging es dann gleich weiter, und auch da gab es noch so einiges zu sehen. Doch davon werde ich im nächsten Beitrag berichten.

Donnerstag, 6. Juli 2017

Gefiederter Besuch

Eines Tages im Mai wurde ich doch tatsächlich für einige Stunden zur Enten-Pflegemutter. Ich wollte eigentlich nur kurz den Müll rausbringen, als ich unseren jungen Kater ganz aufgeregt in einer Ecke unseres Gartens entdeckte. Neugierig, was ihn so aufgeschreckt haben könnte, ging ich hin und entdeckte ein Entenküken. Ich bekam einen riesigen Schreck, ist unser Kater doch ein passionierter Jäger. Also schnappte ich mir das protestierende Katzentier und sperrte es kurzerhand im Haus ein um mir das arme Entchen etwas genauer ansehen zu können. Es sah ziemlich mitgenommen aus, und außerdem war es mir schleierhaft, wo es hergekommen war. Seine Familie war auch nirgends aufzufinden.

Das Erstbeste, was mir in dieser Situation einfiel, war das Küken zu schnappen und zu unserer Tierärztin zu bringen. Draußen konnte ich es schlecht alleine sitzen lassen, schließlich war es nass und kalt dort und eine der zahlreichen Katzen hätte es in kürzester Zeit geschnappt. Die Tierärztin stellte zum Glück keine Verletzungen fest und nach einer Zeit Ruhe und Wärme unter der Rotlichtlampe erwachten auch seine Lebensgeister recht schnell wieder.


Die Frage, die sich dann stellte, war allerdings: was nun? Am besten natürlich die Mutter des Kükens finden, doch das war ja zunächst einmal leichter gesagt als getan. Also wurde das arme kleine Tier wieder mit nach Hause genommen und dort provisorisch mit einem Haufen Handtüchern in einen alten Meerschweinchenkäfig unter Rotlicht gesetzt. Zu meinem großen Glück trank es zumindest ein wenig Wasser, aber Essen wollte es nicht. Und es fiepte, sobald man es aus den Augen ließ - so ein kleines Entchen ist das Alleinsein natürlich nicht gewöhnt. 

Ein bisschen ratlos war ich dann aber schon, wie es nun weitergehen sollte. Doch wie durch ein Wunder löste sich dieses Problem nur etwa eine halbe Stunde später ganz von allein: Plötzlich fing das Küken wie verrückt an zu fiepen, und ich hörte draußen einen in unserer Straße ungewöhnlichen Laut: den Ruf einer erwachsenen Ente!

Schnell schnappte ich mir das Küken und lief mit ihm auf die Straße, wo ich dann tatsächlich die kleine Entenfamilie entdeckte. Die Mutter hatte die Suche nach ihrem verlorenen Küken offenbar nicht so schnell aufgegeben, und so konnte es an diesem Nachmittag dann doch noch eine glückliche Familienzusammenführung geben. Zu meiner Erleichterung nahm die Mutter das Kleine auch sofort wieder an (das ist ja nun immer eine heikle Angelegenheit, wenn man als Mensch seinen Gestank an ein junges Tier geheftet hat!). Die Familie machte sich daraufhin laut schnatternd auf den Heimweg in das nah gelegene Naherholungsgebiet. 

Obwohl es nur ein paar Meter waren, starb ich auf dem Weg doch ungefähr tausend Tode, führte die Mutter ihre Küken doch unbeschwert über Gullideckel und galt es auch eine vielbefahrene Straße zu queren (ich habe mich dann mal als Entenlotse betätigt). Am Ende konnte ich dann aber erleichtert zuschauen, wie sie alle ihrer Wege Richtung Fluss zogen. Danach hatte ich dann auch eindeutig genug Aufregung für einen Tag gehabt. :D

Ein Gespräch mit den Nachbarn brachte dann auch noch Klärung, was es mit dem Entenbesuch auf sich hatte. Dahinter steckte nämlich eine ziemlich dramatische Geschichte. Offenbar hatte am Rand des Naherholungsgebiets ein Hund die kleine Entenfamilie aufgemischt und dabei eines der Küken erwischt und mitgenommen. Der Rest der Familie folgte dem Hund in das nahgelegene Wohngebiet. So landete das Entchen dann wohl in unserem Garten, aus dem es selbstständig nicht mehr herauskam. Doch am Ende gab es ja zum Glück doch noch ein Happy End.

Samstag, 1. Juli 2017

Alles ist erleuchtet - Chinesische Lichter im Allwetterzoo Münster

Vom 17. März bis zum 30. April hatte man im Allwetterzoo in Münster die Möglichkeit, ein ganz besonderes Event zu erleben. In diesem Zeitraum gastierten dort nämlich die Chinesischen Lichter. Der Zoo konnte während dieser Veranstaltung bis in die späten Abendstunden hinein besucht werden. Die meisten Tiere hatten sich zu dieser Zeit schon in ihren wohl verdienten Feierabend in ihre Ställe zurückgezogen, dafür gab es für die Besucher etwas anderes zu sehen. Vierzig Lichtinstallationen mit unzähligen Einzelfiguren im chinesischen Stil machten den späten Zoorundgang zu einem ganz speziellen Erlebnis.

Unsere erste Runde drehten wir bei unserem Besuch, als es noch hell war. Schon da waren die gezeigten Installationen beeindruckend zu betrachten. Nashörner, Vögel, Blumen und noch vieles mehr aus buntem Stoff und Draht gab es da zu entdecken.  Manche der Instalationen sahen ganz natürlich aus, andere waren mehr im niedlichen Comicstil gehalten. Zu gefallen wussten sie jedenfalls alle. Ich persönlich war ja ganz begeistert von den chinesischen Tigern, dem Spielplatz der Pandabären sowie der chinesischen Tierkreiszeichen.

Im hellen betrachtet: Die Ratte als chinesisches Tierkreiszeichen

Richtig wunderschön wurde es dann mit Einbruch der Dunkelheit. Da wurde der zweite Rundgang richtig atmosphärisch und die Installationen entfalteten einen richtigen Zauber. Besonders beeindruckend war da natürlich der 6 Meter hohe und 40 Meter lange chinesische Drache, der auch ein klares Besucherhighlight ausmachte.

Der gewaltige chinesische Drache

Zu den Chinesischen Lichtern gab es auch ein passendes Rahmenprogramm. Bei einer Bühnenshow zeigten chinesische Akrobaten zu traditionellen asiatischen Klängen ihr Können. Außerdem gab es ein kleines Angebot an chinesischer Handwerkskunst, darunter Zuckermalerei. Hier wurden aus erhitztem, flüssig gemachten Zucker kleine, filigrane Kunstwerke geschaffen.



Der Besuch der Chinesischen Lichter im Allwetterzoo Münster war für mich jedenfalls ein auf ganzer Linie gelungenes Erlebnis. Der Eintritt war - zumindest in Münster - nicht ganz ohne und hat Kommentaren im Internet nach auch den einen oder anderen von einem Besuch abgehalten (die Kosten lagen bei 16 Euro pro Erwachsenen nur für die Installationen oder als Kombiticket mit dem regulären Zoobesuch für 29 Euro). Meiner Meinung nach war die Veranstaltung dieses Eintrittsgeld aber auch vollkommen wert.


Ich meine gelesen zu haben, dass auch schon andere deutsche Zoos Interesse daran angemeldet haben, die Installationen bei sich zu zeigen. Sollten euch also Infos dazu begegnen, so rate ich euch: nichts wie hin!