Mittwoch, 5. Dezember 2012

Buchrezension: Per Olov Enquist - Auszug der Musikanten

Autor: Per Olov Enquist
Titel: Auszug der Musikanten [Original: Musikanternas Uttåg]
Erschienen: 1978 [Deutschland: 1982]
Originalsprache: Schwedisch

Rezension:

Per Olov Enquists "Auszug der Musikanten" entführt den Leser in das norschwedische Västerbotten um 1900. Es geht in dem Roman um den sozialistischen Agitator Elmblad, der in diese abgelegenen Gegenden Schwedens kommt um die Botschaft des Sozialismus zu verbreiten. Dort trifft er direkt zu Beginn auf den jungen Nicanor, der aus dieser Gegend stammt und Elmblad hilft, Flugblätter zu verteilen. Dies bringt beiden einen Haufen Ärger ein, denn vom Sozialismus hört man in der Gegend zu dieser Zeit nicht gerne.
Man folgt nun also in dem Roman den Geschichten Nicanors und seiner Familie und Elmblads, mitten im scheinbar finstersten Teil Schwedens, der sich aber langsam zu verändern beginnt. Auch unter der Arbeiterschaft Västerbottens kommt langsam, ganz langsam die Vorstellung auf, dass mit den Arbeitsverhältnissen nicht alles so ist, wie es sein sollte.
Per Olov Enquist schafft mit "Auszug der Musikanten" ein Bild seiner eigenen Heimat Västerbotten um 1900. Man lernt viel über die Menschen dieser Zeit, über ihre oftmals noch sehr vom Glauben geprägten Gedanken und die Vorbehalte gegenüber dem Fremden und Neuen, die erst ganz langsam zu bröckeln beginnen. Doch all dies wird in keinster Weise trocken vermittelt, ganz im Gegenteil: Enquist beweist oftmals Humor, wenn er die Menschen schildert, die Charaktere wirken oft sympathisch schrullig und machen es durch all ihre kleinen Macken und Fehlerchen dem Leser leicht, sich mit ihnen zu identifizieren. All das macht "Auszug der Musikanten" zu einem tollen Buch, das auch jeder Lesen kann, der sich eher wenig für die Geschichte des Sozialismus in Schweden begeistern kann. Denn es sind die vielen Charaktere, die im Zentrum stehen und die einem das Lesen dieses Buches zu einer Freude machen.

Meine Wertung:

♥♥♥♥
[4/5]