Sonntag, 15. September 2013

Bonjour Tristesse - Der erste Regentag

Was für ein deprimierender Sonntag!
Der Wettergott hatte wohl was gegen meinen Plan, heute mal wieder ein bisschen rauszugehen - es regnet seit heute Morgen in einer Tour :( Na dann, herzlich Willkommen, lieber Herbst...

Ich muss ganz ehrlich gestehen, dass mir die Wochenenden im Moment sehr zuwider sind... Ich habe hier niemanden, mit dem ich sie verbringen könnte und meine Freunde in Deutschland sind natürlich unterwegs und haben Spaß. Wäre ich zu Hause, dann wäre auch ich dabei.
Unter der Woche kann ich wenigstens mit ihnen chatten, aber am Wochenende - Flaute. Die drei Monate, die noch vor mir liegen, scheinen mir in solchen Zeiten unendlich lang zu sein. Ob das noch besser wird?

Ich habe schon seit Jahren nicht mehr so viel zu Hause gesessen, Zeit im Internet verschwendet, Musik gehört, gelesen oder erinfach nur aus dem Fenster gestarrt. Und das ist auch kein Zustand, den ich jemals vermisst habe oder, wenn es vorbei ist, vermissen werde. Ich habe gerne mal meine Ruhe und bin alleine, aber das ist zu viel des "Guten"!

Wie ich mich noch in diesem Jahr über so manches "langweilige" Wochenende, das ich einfach ohne besondere Unternehmungen bei meiner Familie verbracht habe, geärgert habe - und wie ich mich jetzt danach sehne, so ein Wochenende zu haben...

So schnell können sich die Dinge ändern.

Samstag, 14. September 2013

Växjö - Eine kleine Vorstellung

Heute habe ich mir vorgenommen, die Stadt Växjö, in der ich im Moment lebe, einmal vorzustellen.
Växjö liegt im südlichen Teil Schwedens und gehört zur historischen Provinz Småland. Außerdem ist sie die Hauptstadt des schwedischen "län" (eine Provinz) Kronoberg. Zusammen mit der weiter östlich gelegenen Stadt Kalmar bildet sie den Standort für die Linné-Universität. In der Stadt leben ca. 60.000 Menschen, von denen die Studenten keinen unerheblichen Teil ausmachen. Sie zählt mit dieser Einwohnerzahl noch zu den 20 größten Städten Schwedens (Nur mal so zum Vergleich: In Münster, wo ich vorher gelebt habe, beträgt die Einwohnerzahl mittlerweile fast 300.000 Menschen - man muss in Schweden eben in ganz anderen Dimensionen denken). Die Stadt liegt außerdem im "Glasreich" Schwedens, einer Gegend, die für die Herstellung hochwertiger und künstlerischer Glasgegenstände bekannt ist. Zahlreiche Stücke sind im ansässigen Smålands-Museum zu bewundern. 

Neben eben jenem Smålands-Museum gibt es hier noch das "Utvandrarnas Hus", ein Museum, das sich mit der Geschichte schwedischer Auswanderung vor allem nach Amerika beschäftigt. Weitere Sehenswürdigkeiten sind die Schlossruine Kronoberg, das Schloss Teleborg und die Domkirche, an deren Außenmauer man einen Runenstein bewundern kann. Auch das Innere des Doms ist sehenswert, besonders der "Ljusträd", eine wunderschöne Glasskulptur. Aber von den Sehenswürdigkeiten will ich ein anderes Mal genaueres berichten. 

Wer weniger an Kultur, dafür mehr an Natur interessiert ist kommt in Växjö auch nicht zu kurz: Es gibt in der Stadt mehrere öffentliche Parks und Gärten jeder Größe und für jeden Geschmack. Außerdem ist die Stadt von zahlreichen schönen Seen und mehreren Naturschutzgebieten umgeben. Wer gerne wandert oder Fahrrad fährt, für den gibt es auch einen gekennzeichneten Weg, der einmal um die Stadt herumführt und dabei möglichst naturnah bleibt. 

Växjö wirbt für sich selbst mit dem Slogan, die grünste Stadt Europas zu sein. Dies bezieht sich auf die Arbeit der Stadt auf dem Gebiet des Umweltschutzes. Seit Jahrzehnten arbeitet man daran, einer möglichst "grünen" Zukunft entgegenzugehen - und eine Vielzahl an Umweltpreisen und Auszeichnungen sprechen für den Erfolg dieser Bestrebungen. 

Ich muss zugeben, dass mir dieser Ruf Växjös als grüne Stadt vor meiner Ankunft nicht bekannt war, dass ich dies aber sehr interessant finde und gerne, wenn ich mich selbst noch einmal etwas näher informiert habe, noch einmal etwas darüber schreiben möchte.

Mittwoch, 11. September 2013

Mein Auslandssemester, Teil 4

Gestern hatte ich endlich meine erste Vorlesung, nachdem ich eine Woche lang ohne irgendwelche konkreten Verpflichtungen zu Hause gesessen habe oder in der Gegend rumgestromert bin.
Die Vorlesung war interessant, es ging im Wesentlichen um demographischen Wandel in Schweden. Morgen folgt noch eine Vorlesung, und das war es dann auch schon für diese Woche. Bis auf die umfangreiche Kursliteratur natürlich, die bis zum Abschlusstest des Teilkurses Anfang nächsten Monats gelesen sein muss.

Die letzte Woche war hart für mich. Ich fand es unheimlich frustrierend hier zu hocken und auf die erste Veranstaltung zu warten, wo ich doch noch niemanden kenne und also die meiste Zeit alleine war. Ich hatte Heimweh und habe mir ständig gedacht, dass ich lieber zu Hause wäre und mit meinen Freunden Spaß hätte. So konnte ich mich auch nicht recht motivieren, mich der Kursliteratur zu widmen oder sonst was sinnvolles zu machen. Seit Anfang der Woche ist es aber etwas besser. Ich habe mir eine Art Stundenplan gemacht und versuche täglich, etwas von der Kursliteratur zu lesen und ein bisschen Schwedisch zu üben. Ich glaube, dass diese gewisse Art von Routine mir hilft.

Mit dem schönen Wetter ist es leider vorbei. Es hat sich ganz schön abgekühlt und regnet viel. Eigentlich hatte ich heute in die Stadt gehen wollen, um neue Postkarten zu kaufen, aber das habe ich dann doch lieber verschoben. Hoffentlich ist es morgen was besser!

Donnerstag, 5. September 2013

Mein Auslandssemester, Teil 3

Heute bin ich seit genau einer Woche auf dem Campus und habe sämtliche Einführungsveranstaltungen hinter mir. Die richtigen Veranstaltungen beginnen - wenn ich nicht gerade aus planlosigkeit irgendwas verpasse, was mich auch nicht wirklich wundern würde - nächste Woche. Anscheinend ist es in Schweden üblich, dass man nur sehr wenige Veranstaltungen in der Uni hat, dafür aber sehr viel zu Hause in Eigenarbeit lesen muss. Nicht unbedingt praktisch, um mit den Leuten in Kontakt zu kommen...
Momentan fühle ich mich nicht besonders gut. Um ehrlich zu sein habe ich ziemliches Heimweh und zähle die Tage, bis ich nach Hause kann. Es ist nicht so, dass es hier irgendwie schrecklich wäre, im Gegenteil, alle sind sehr nett. Aber das ändert nichts daran, dass ich hier niemanden kenne und aus Erfahrung weiß, dass ich wegen meiner Schüchternheit gnadenlos schlecht darin bin, neue Leute kennen zu lernen. Und wenn ich gehofft habe, mich möglicherweise mit meiner Mitbewohnerin zusammentun zu können, so sollte ich diese Hoffnung wohl aufgeben. Sie verbringt den Großteil der Zeit mit ihrer Schwester, die auch hier studiert. Glück für sie, Pech für mich.

Momentan ist das Wetter hier super (wenn auch nicht ganz so warm wie zu Hause in Deutschland, habe ich mir sagen lassen) und ich verbringe möglichst viel Zeit draußen. Habe im umliegenden Naturreservat und an einem der nahen Seen schon einige Lieblingsstellen gefunden, zu denen ich im Moment täglich gehe. Ich setzte mich dann an den See und lese oder genieße den Ausblick von einem "Fågeltorn", also einem Vogelbeobachtungsplatz, von denen es hier zwei gibt, die einen Überblick über das Vogelschutzgebiet Skirvik erlauben. Viele Vögel sind schon auf dem Weg gen Süden, aber ein paar sieht man doch noch. Allen voran hat es mich gefreut, einige Kleiber zu sehen. Wollte mich schon eine Weile mal davon überzeugen können, ob diese Vögel wirklich kopfüber an Baumstämmen entlanglaufen können. Ja, sie können :)
Heute habe ich auch noch einen mir unbekannten Greifvogel beobachten können und mir gedacht, dass ich die Zeit hier dazu nutzen sollte rauszufinden, wie man verschiedene Greifvögel erkennt. Es interessiert mich, und die Gegend bietet sich nun wirklich an.
Generell finde ich die Tierwelt hier spannend. Es gibt hier Schlangen (auf jeden Fall Ringelnattern), riesige und wunderschöne Libellen und ziemliche viele Eichhörnchen. Vorher war mir im übrigen nicht bewusst, dass Eichhörnchen so einen Lärm machen, man hört sie meistens schon lange, bevor man sie in den Bäumen entdeckt...

Natürlich verbringe ich nicht einsiedlermäßig meine ganze Zeit im Wald (obwoh mir der Gedanke mitunter gar nicht so schlecht gefällt, nur die Internetverbindung würde mir doch arg fehlen). Ich war in der letzten Woche auch zweimal in Växjö, das erste Mal am Samstag, wo es mir aber eindeutig zu voll war, und dann gestern noch einmal. Gestern war ich auf der Suche nach einigen Dingen, so zum Beispiel Briefpapier und Postkarten. Ich habe nämlich nach vielen Jahren endlich wieder eine Brieffreundschaft begonnen und außerdem beschlossen, es mal mit Postcrossing zu versuchen. - Ich bin nunmal kein Partymensch (zumindest nicht für solche konventionellen Parties, wie sie nunmal am beliebtesten und verbreitetsten sind), und irgendwie muss ich mich ja auch beschäftigen. Da schien mir das ein schöner Schritt zu sein. Über schöne Post habe ich mich sowieso schon immer gefreut.
Jedenfalls habe ich bei meinem Ausflug in die Stadt viel mehr Postkarten gekauft, als ich eigentlich wollte, und 3 davon werde ich wohl für mich selbst behalten, weil sie so schön sind. Den Rest muss ich dann heute oder morgen zur Post bringen. Mal schauen, ob man mir dort den Gefallen tut, mir auf Schwedisch zu antworten, gestern in der Stadt hat es jedenfalls geklappt (ein kleiner Triumph!).
Die Suche nach einem brauchbaren Plattenladen verlief weniger gut. Zwar habe ich einen gefunden, aber er war offen gestanden ziemlich enttäuschend. Und ich wollte doch so viele schöne CDs kaufen! Dafür habe ich mit "Röde Orm" ein neues Buch erstanden, was ich gesucht hatte. Und ich bin immer wieder begeistert, wie günstig sowohl gebrauchte als auch neue Bücher hier zu haben sind...