Sonntag, 31. Mai 2015

Bunte Menschenmassen im Regen - Der Japantag 2015

Gestern war er endlich da, der lang herbeigesehnte Japantag in Düsseldorf. Nachdem ich es in den letzten Jahren aus verschiedenen Gründen nicht hingeschafft hatte, war die Freude umso größer als sich ankündigte, dass es dieses Jahr endlich einmal wieder klappen sollte.

Gegen 10 Uhr machte ich mich mit meiner Familie (ja, Japantag ist bei mir in aller Regel ein schöner Familienausflug) auf den Weg. Beginn war zwar erst um 12, aber als erfahrener Besucher fährt man - besonders mit dem Auto - ausreichend zeitig. Gegen 11 Uhr erreichten wir Düsseldorf, bekamen problemlos einen Parkplatz in unserem Wunschparkhaus und konnten uns gleich ins Getümmel stürzen.

Und wahrlich, ein Getümmel gab es schon um diese Zeit. Die Stände waren zwar noch geschlossen, doch es waren schon genug Cosplayer zum bewundern da. Im Nachhinein bereue ich, dass ich nicht zu diesem Zeitpunkt ein paar Fotos von ihnen machte, denn später sollte ich leider nicht mehr dazu kommen.

Die Zeit bis zum Beginn musste nun natürlich irgendwie rumgebracht werden, also ging es erst einmal zum Anime Castle. In dem kunterbunten Laden hatte die deutsche Mangaka Daniela Winkler (aka FuXx, aka Horrorkissen) ihren Stand aufgeschlagen - die perfekte Chance, endlich Band 3 ihres "Grablicht" Mangas zu erstehen! <3
In dem Laden sah ich auch das Alpacasso meiner Träume - und ließ es stehen mit dem Gedanken, später noch einmal wiederzukommen und es dann, wenn das Geld am Ende noch reichen sollte, zu kaufen. Bööööser Fehler. Im Endeffekt habe ich gestern Abend zu Hause über eine Stunde am PC damit zugebracht, das Ding irgendwo online wieder aufzutreiben und bin schließlich in Großbritannien fündig geworden. Warum auch einfach, wenn es doch umständlich und kompliziert geht? xD

Im Anschluss war noch Zeit für einen Rundgang in der schönen Düsseldorfer Altstadt. Den ersten Regenguss des Tages verbrachten wir in einem der zahllosen Straßencafés bei einer Cola (und im Falle meines Vaters einem Altbier), den zweiten auf der Terasse eines Eiscafés. Dann standen noch der obligatorische Besuch auf dem Markt, im Senfladen und beim Bärentreff an, bevor es gegen 12:30 Uhr zurück zur Rheinpromenade und dem Japantag ging.

Mittlerweile war es so voll geworden, dass man auf die beliebtesten Ständen nur noch mit Geduld und Drängelei überhaupt einen Blick werfen konnte. Ein paar Mal kämpfte ich mich nach vorne durch, aber die Lust, mich irgendwo anzustellen um etwas von den teilweise wunderschönen Dingen, die es zu sehen gab, zu kaufen, hatte ich nicht. Hier einfach mal ein paar Impressionen, was es so zu sehen gab:


 Japanische Windspiele

Soooo viele Glückskatzen!

Traditionell und kawaii schließt sich nicht immer aus.

Leider hatte sich das Wetter an diesem Tag mal wieder gegen die Besucher verschworen. Der Regen wurde stärker und alle, die noch einen Platz fanden, stellten sich an den Verkaufs - und Infoständen unter. Noch irgendetwas zu sehen, war ein Ding der Unmöglichkeit. In kürzester Zeit waren wir durch bis auf die Haut und kalt geworden war es auch. Als der Regen noch einmal kurz aufhörte, kämpften wir uns bis zur Fressmeile durch, denn auch zu Essen und zu Trinken gibt es auf dem Japantag immer einiges Tolles:


 Köstliche Onigiris!

Zum Essen besorgte ich mir zwei Onigiris, also Reisbällchen. Eines war mit Lachs gefüllt, das andere mit Hähnchen-Teriyaki. Beide waren absolut köstlich!

Beim Trinken kam ich an dieser niedlich-bunten Flasche nicht vorbei:



 Heidelbeer-Ramune

Ramune mit Heidelbeer-Aroma. Schmeckte für mich zwar eher nach Mäusespeck als nach Frucht, aber lecker war es trotzdem. Faszinierend war auch die Flasche, deren Prinzip zu verstehen mich eine ganze Weile kostete. Im Flaschenhals befindet sich nämlich eine kleine gläserne Murmel, die erst einmal mit dem mitgelieferten Stopfen in die Flasche gedrückt werden muss. Durch die Form der Flasche bleibt die Murmel dann im oberen Bereich der Flasche und klimpert dort beim Trinken fröhlich vor sich hin. :D

Früher als erhofft traten wir dann den Rückzug nach Hause an. Das Wetter wollte einfach nicht besser werden und durch die sich an den Ständen unterstellenden hatte man leider eh keine Chance mehr, sich noch irgendwas richtig anzuschauen. Vom Programm haben wir so dieses Jahr eigentlich gar nichts mitbekommen, obwohl ich so gerne eine der Taiko-Vorführungen gesehen hätte.

Gegen Abend, als wir schon längst wieder zu Hause waren, wurde das Wetter zum Glück wohl wieder etwas gnädiger. Alles andere wäre auch ein Jammer gewesen für den alljährlichen Abschluss der Veranstaltung, das große japanische Feuerwerk. Das diesjährige Motto war "Die Kunst der Mode" und konnte für alle Daheimgebliebenen und Früher-gegangenen wie schon seit Jahren im WDR live bewundert werden. Selbst vor dem Fernseher versetzte es einen in Begeisterung zu sehen, wie Blumen, Smileys, Herzen und der abschließende große Goldregen das Rheinufer erhellten!

Und damit war er dann auch schon wieder vorbei, der Japantag. Insgesamt war es für mich ein schöner Ausflug, auch wenn ich mich wieder einmal zehn Jahre zurückgesehnt habe, als der Japantag noch nicht ganz so bekannt und überlaufen war. Wer heute dorthin fährt, sollte nämlich definitiv Engelsgeduld, Drängelskills erster Klasse und Furchtlosigkeit im Angesicht von wirklich großen Menschenmassen mitbringen. Ich komm trotzdem wieder. Hoffentlich schon nächstes Jahr. :D

Donnerstag, 28. Mai 2015

Kurs Nord: Das Mittelalterlich Phantasie Spectaculum in Rastede

Vom 14. bis zum 17. Mai verschlug es mich zum zweiten Mal in dieser Saison aufs MPS. Dieses Mal führte mich der Weg ziemlich weit nach Norden ins niedersächsische Rastede. Mehr als sechs Stunden Anfahrt hätte das für mich bedeutet, hätte ich nicht das Glück gehabt, am Vorabend bei einer Freundin auf halber Strecke schlafen zu können, um dann am Donnerstag gemeinsam weiter Richtung MPS zu fahren.

Angekommen in Rastede hieß es aber erst einmal, sich mental auf eine große Strapaze vorzubereiten: Die Campsite liegt dort nämlich leider mehrere Kilometer vom Bahnhof entfernt. Ich bereitet mich also schon einmal darauf vor, mit Zelt, Schlafsack, Luftmatraze, Gewandung, warmen Nachtklamotten und Verpfelgung für vier Tage den voraussichtlich mehr als einstündigen Marsch anzutreten. Puh. Doch an diesem Tage war mir das Glück hold: Nur wenige Minuten war ich gelaufen, als neben mir das Auto des Drachen daselbst, des MPS-Veranstalters Gisi, hielt. Er hatte Mitleid mit mir und fuhr mich tatsächlich mit seinem Auto bis zu Campsite. Ich war so froh! :D

Auf der Campsite wurde ich dann auch schon von einer früher angereisten Freundin erwartet, die mir einen Platz freigehalten hatte. Schnell das Zelt aufgebaut, in die Marktklamotten geschmissen, und auf ging es zum Gelände und ziemlich sofort auch zum ersten Konzert der großartigen Ye Banished Privateers! Die Band sollte das gesamte Wochenende prägen, denn trotz guter Vorsätze, uns allen Bands mit gleicher Aufmerksamkeit zu widmen, zog es uns immer wieder zu den Schweden. Bei einer Band, die regelmäßig auf der Bühne ihre Mitglieder auspeitscht, aufhängt, absticht oder ersäuft kommt eben nie Langeweile auf! :D
Absolutes Highlight des Wochenendes war auch die Spontanität, mit der die Band reagierte, als bei ihrem Nachtkonzert am Samstag plötzlich der Strom aussetzte. Statt zu warten, bis das wieder repariert wurde, begab sich das ganze Band an den äußersten Bühnenrand nach vorne, um dann Unplugged weiterzuspielen, nur beleuchtet von den Taschenlampen und Handys der Besucher. Die Stimmung war phänomenal und wir waren ganz vorne in der ersten Reihe mit dabei. Einfach klasse!


 Shameless Will von Ye Banished Privateers
Ein wenig zu kurz kamen deswegen unter anderem die ganz wundervollen Musiker von Versengold, das Knasterbart-Konzert Samstag Nacht verpassten wir gar ganz (Frevel!). Omnia, Celtica, Saor Patrol, Rapalje, Cultus Ferox und Mr. Hurley & die Pulveraffen schafften es aber glücklicherweise doch noch irgendwie in den Zeitplan, und der Samstag stand schließlich für mich ganz im Zeichen von The Dolmen, die ich einfach liebe. Besonders gefreut habe ich mich, als gleich zu Beginn mit "Dead Cats Don't Meow" mein Lieblingssong der Band gespielt wurde! An diesem Tag habe ich auch meine Dolmen-CD-Sammlung mit "Ballad of Cape Clear" um ein weiteres Album erweitert. Von der Komplettierung dieser Sammlung bin ich trotzdem noch meilenweit entfernt - schließlich hat die Band bereits um die 20 Alben veröffentlicht!



 Kayleigh Marchant von The Dolmen

Natürlich gab es aber auch an diesem Wochenende nicht nur Musik, sondern beispielsweise auch Sport anzuschauen. Zum Bruchenball waren einige Mannschaften sowie auch zwei Weibschaften angetreten, und alle lieferten sich spannende Spiele. Wenn es irgendwohin zum MPS verschlägt, der sollte wirklich einmal dem Bruchenballturnier beiwohnen, denn es ist jedes Mal ein großer Spaß zuzusehen. Zart besaiteten Menschen sei aber gesagt, dass es sich um einen eher ruppigen Sport handelt und durchaus schonmal jemand dabei verletzt wird.


 Waffenkontrolle beim Bruchenball

Seit langer Zeit zum ersten Mal schafften wir es in Rastede auch endlich einmal wieder, uns das große Ritterturnier von Ars Equitandi anzuschauen. Beliebt besonders bei Familien mit Kindern, lohnt es sich auch als Erwachsener Besucher ab und an einmal vorbeizuschauen. Eingebttet in eine Rahmengeschichte kann man hier Pferde und ihre Reiter in verschiedenen Turnierdisziplinen und auch Schwertkämpfer bewundern. Wenn es dunkel geworden ist, gibt es immer auch noch eine spezielle Show mit Feuer. Zu dieser haben wir es aber in Rastede nicht geschafft.



 Ritterturnier von Ars Equitandi

Wie immer einen Besuch wert waren auch die täglichen Markteröffnungen aka Bruder Rectus Morgenmesse. Neben einer witzigen Show gibt es da auch jedes Mal die Heerlager zu bestaunen, und in Rastede gab es davon eine ganze Menge. Natürlich wurde auch wieder der ein oder andere Grund zum Teeren und Federn von Teilnehmern und in einem Fall sogar einem Zuschauer gefunden und getreut dem diesjährigen Motto "Sei was du willst" mutierte auch schon mal Bruder Rectus zum Chef und der Tod zur Nonne.


Die Heerlager

Kulinarisch wurden wir an diesem Wochenende durch die Anwesenheit der Spätzleküche beglückt. So gab es an einem Tag Spätzle in Kräuterrahmsauce, während an einem anderen unbedingt die Spätzle in Hirschrahmsauce probiert werden musste. Ein köstlicher Schokobaumstriezel von Olis Striezeley sowie Dracheneier von der Süßen Bude ergänzten den Speiseplan ebenso wie eine mit Spinat und Feta gefüllte Grafenrolle von Wallners Steinofenbäckerei.

Einziger Wermutstropfen an diesem langen Wochenende: Das Wetter! Der Regen hielt sich zwar weitestgehend zurück, doch warm wurde es dafür auch nie wirklich. Nach zwei Nächten bei unter 5°C und einer, an der man beim Heimkommen von Eis auf der Zeltplane erwartet wurde, schien man so langsam die Bedeutung des Begriffs "Wärme" vergessen zu haben. Da war ich dann doch froh, als mich am Sonntag nach knapp 6 1/2 Stunden Heimfahrt ein wärmendes (und reinigendes - Haarewaschen unter kaltem Wasser fiel bei den Temperaturen ja weg) Bad, ein heißer Tee und ein kuscheliges Bett erwarteten. Anders als in einem der vergangenen Jahre ging das ganze dieses Mal für mich jedoch wenigstens ohne anschließende Nasennebenhöhlenentzündung ab. ^^

Das war es also, das zweite MPS der Saison. Momentan befinde ich mich in einer ziemlich langen Pause, doch im kommenden Monat geht es dann mit einem Tagesausflug nach Wassenberg weiter. The Dolmen und Omnia locken - das kann ich mir doch unmöglich entgehen lassen! :D

Montag, 25. Mai 2015

Streit um das Fairytale Festival geht in die nächste Runde

Vor einigen Tagen hatte ich ja bereits berichtet, dass beim nächsten Monat in Osnabrück stattfindenden Fairytale Musikfestival mit Feuerschwanz einer der Headliner spontan ausgeladen wurde. 

Grund für die kurzfristige Ausladung der Band waren Vorwürfe der autonomen Referate des Asta der Uni Osnabrück, die Band verbreite sexistische und frauenfeindlicheTexte. Konkret bezog man sich dabei wohl hauptsächlich auf das Lied "Wunsch ist Wunsch", bei dem es um den Beischlaf mit einer Fee (sic!) geht. Die Kritiker/innen interpretierten den Songtext als Ausdruck einer Vergewaltigungsphantasie. Ich möchte an dieser Stelle eigentlich nicht nochmal darauf eingehen, wie man einen Text mit einem so offenkundig nicht ernst gemeinten Text für bare Münze nehmen kann. Auch spare ich mir den Einwand, dass die Fee bei Feuerschwanz-Konzerten meiner Erinnerung nach immer von einem Mann dargestellt werden. Wie sich herausgestellt hat, prallt jegliche Kritik an dem albernen Vorgehen der Veranstalter ohnehin ungehört ab.

Für die einen ist es schlicht lustiger Klamauk, für die anderen aber offenbar Sexismus: Feuerschwanz mit "Wunsch ist Wunsch"

In der lebhaften Diskussion, die sich an die Bekanntgabe der Absage von Feuerschwanz anschloss meinten viele der Verteidiger der Band mit offensichtlicher Ironie, dass man bei diesem Vorgehen ja wohl ganz eindeutig auch die Band Unzucht mit ihrem Track "Kleine geile Nonne" nicht hätte einladen dürfen. 

 
Da hatte man wohl nicht mit der kompletten Humorlosigkeit der Feuerschwanz-Kritiker gerechnet, denn nun steht besagte Band tatsächlich auf einer Prüfliste, man halte sie für "nicht unproblematisch" (NOZ). Auch alle anderen Künstler sollen nun auf ihre Texte überprüft werden. Die Farce geht also in eine neue Runde.

Feuerschwanz haben sich mittlerweile selbst zu den Geschehnissen geäußert und zeigen sich verständlicherweise ziemlich überrascht. Stephanie Pracht, Pressesprecherin der Band und vielen auch als Mitglied der Band unter dem Künstlernamen Johanna von der Vögelweide bekannt äußerte sich gegenüber der neuen Osnabrücker Zeitung wie folgt:
Alles, was wir machen, war und ist immer mit einem Augenzwinkern zu sehen. Wir waren immer der Meinung, dass unser Auftreten stets so überzogen gezeichnet ist, dass die Satire darin unmöglich zu übersehen sein könnte. Im Bezug auf den Asta der Uni Osnabrück ist dies wohl leider nicht der Fall.
Quelle: NOZ

Es bleibt abzuwarten, wer am 13. Juni nun überhaupt noch auf der Bühne am Osnabrücker Schloss stehen darf...

Sonntag, 24. Mai 2015

Im Vorfeld gescheitert - die Halbfinalisten beim ESC 2015

So, aus Spaß an der Freude widme ich mich nun auch noch den in den beiden Halbfinalen ausgeschiedenen Ländern beim ESC. Dann hat die liebe Seele auch wieder ein Jahr Ruhe. :D

1. Halbfinale:

Moldawien:
Eduard Romanyuta - I Want Your Love

 Hier war der Fremdschämfaktor beim Zuschauen schon ziemlich hoch. Wenn man wie ich weder ein Faible für Milchbubis, noch einen Polizeiuniform-Fetisch hat, sollte man vielleicht lieber wegschauen.

Weißrussland:
Uzari & Maimuna - Time

Relativ nichtssagendes Liedchen inklusive Geigerin. Wäre spätestens im Finale wohl eh untergegangen.

Dänemark:
Anti Social Media - The Way You Are

Mein erster Gedanke: Hatten die den selben Berater wie England? Man lege einen schwarz-weiß Filter über den Auftritt und fühle sich mehrere Dekaden in die Vergangenheit zurückversetzt. Nicht meins. Und dabei vergebe ich liebend gerne mein Herz an die skandinavischen Teilnehmer.

Niederlande:
Trijntje Oosterhuis - Walk Along

Sängerin mit guter Stimme, zweifelhaftem Outfit und leider so ganz und gar nicht überzeugendem Song. Schade.

Mazedonien:
Daniel Kajmakoski - Autumn Leaves

Es fängt an und man denkt: Oh, warum ist das denn nicht weitergekommen? Dann nimmt es Fahrt auf und man denkt: Achso. Darum.

Finnland:
Pertti Kurikan Nimipäivät - Aina mun pitää

Ich mag Punk. Ich mag Pertti Kurikan Nimipäivät. Hätte gerne für sie angerufen im Finale, aber daraus wurde ja nun leider nichts. Schade, dass Gesamteuropa nicht so offen für was Neues im ESC ist wie Finnland.



2. Halbfinale:

Malta:
Amber - Warrior

Da sitzen manche Töne mal so gar nicht, dass es einen gruselt. Schade, da der Song an sich gar nicht so schlecht wirkt.

Irland:
Molly Sterling - Playing With Numbers

Das ist mal wieder ein Song, bei dem ich nicht verstehe, wieso er sich nicht qualifizieren konnte. Da hat es aber weitaus schlechteres ins Finale geschafft.

Tschechien:
Marta Jandová & Václav Noid Bárta - Hope Never Dies

Hier gilt das gleiche wie für Irland. Manche Entscheidungen sind irgendwie nicht nachvollziehbar.

Portugal:
Leonor Andrade - Há um mar que nos separa

Trotz Pluspunkten für das Singen in der Landessprache, ist das alles insgesamt doch etwas zu mittelmäßig und unauffällig.

Island:
María Ólafs - Unbroken

Island schickte eine kleine, barfüßige Ballerina. Eigentlich ganz niedlich das Ganze, auch musikalisch. Hätte ich ganz gerne im Finale gesehen.



San Marino:
Anita Simoncini & Michele Perniola - Chain Of Lights

Wow! Ich weiß gar nicht, wo ich anfangen soll. Vielleicht bei dem vollkommen unmelodischen Anfang des Songs? Oder doch lieber gleich bei der später einsetzenden Sängerin, die wirklich überhaupt nicht singen kann? Diesen Song nicht ins Finale zu lassen ist ein Akt von Mitmenschlichkeit, der vielen Menschen einiges an Scham erspart.

Schweiz:
Mélanie René - Time To Shine

Die Dame hätte ich mir eigentlich auch ganz schön im Finale vorstellen können. Schöne Show, gute Stimme. Tja, machste nix.

Weil's Spaß macht: Ein Rückblick auf den Eurovision Song Contest 2015

Gestern war es wieder so weit: ESC! :D Zeit, sich einen ganzen langen Samstagabend vor den Fernseher zu setzen und sich mal anzuschauen, womit man in Europa meint, den Song Contest im kommenden Jahr endlich einmal oder auch mal wieder ins eigene Land holen zu können.

Unerklärlicherweise ist das eine Veranstaltung, die ich mir jedes Jahr wieder gerne anschaue. Auch wenn es oft haufenweise Beiträge gibt, die mir musikalisch überhaupt nicht zusagen, finde ich doch eigentlich immer etwas spannendes. In den letzten Jahren wurde der ESC in meinem Freundeskreis sogar in zunehmenden Maße zelebriert. Man traf sich zu den Halbfinalen, erstellte Bestenlisten, fachsimpelte über mögliche Sieger. Ein großer Spaß, der dieses Jahr leider viel zu kurz kam. Grund genug, um zumindest im Nachhinein ein paar Worte zu verlieren über den gestrigen Abend und später auch noch über jene, die es nicht bis ins gestrige Finale geschaaft haben. Denn mir passiert es leider oft genug, dass meine anfänglichen Favoriten das Finale nicht einmal erreichen. :D

Viel Spaß mit meinem vollkommen subjektiven Rückblick!

Hier kommen erst einmal die Finalisten:

Slowenien:
Maraaya - Here For You

Song in Ordnung, aber die Stimme war mir zu näselnd. Und das "Markenzeichen" (die Kopfhörer) fand ich albern, die haben das ganze Outfit ruiniert... Ohne mich!

Frankreich:
Lisa Angell - N'oubliez pas

Chansons sind eigentlich nicht so das meine, aber diesen hier fand ich ganz in Ordnung. Allerdings auch nicht mehr.

Israel:
Nadav Guedj - Golden Boy

Das fand ich ziemlich schrecklich. Als der fröhliche Part des Lieds anfing, habe ich mir sehr schnell den traurigen Anfang wieder herbeigesehnt...

Estland:
Elina Born & Stig Rästa - Goodbye To Yesterday

Das erste Lied des gestrigen Abends, das wirklich zu gefallen wusste. Eingängig und sympathisch.



Großbritannien:
Electro Velvet - Still In Love With You

Kommentator Peter Urban wünschte schon im Vorfeld viel Spaß mit dem Lied - was mag da wohl kommen, fragte man sich. Nunja, was genau das eigentlich war oder sein sollte frage ich mich ehrlich gesagt noch immer. :D

Armenien:
Genealogy - Face The Shadow

Hier bin ich zwiegespalten. Die Idee, armenischstämmige Musiker von fünf Kontinenten zu vereinen und musikalisch an die traurige Vergangenheit des Landes zu erinnern: Lobenswert und gut, die Bühnenshow ebenfalls sehr schön gemacht. Leider konnte das Lied bei mir aber so gar nicht zünden, zu fade plätscherte es dahin.

Litauen:
Monika Linkyte & Vaidas Baumila - This Time

Süße, fröhliche Popnummer, die mir gut gefallen hat. Alles so schön bunt hier, vom Bühnenhintergrund bis zum faszinierenden Kleid der Sängerin. Hätte für mich mehr Punkte verdient.

Serbien:
Bojana Stamenov - Beauty Never Lies

Viel Frau mit viel Stimme. Wenn sie singt, dass die Schönheit nie lügt, dann widerspricht sicher keiner. Gelungener Auftritt. Und es ist auch mal schön, am Ende nicht 20 kleine, blonde Sängerinnen in hübschen Kleidchen im Rückblick zu sehen, die alle so gleich aussehen und klingen, dass man sie nicht mehr auseinanderhalten kann.

Norwegen:
Mørland & Debrah Scarlett - A Monster Like Me

Mein absoluter Favorit! Zwei großartige Stimmen, ein melodischer, melancholischer, starker Song und ein ungewöhnliches Thema - nämlich ein Mord in Kindertagen. Irgendwie war trotzdem von vorne herein klar, dass die beiden keine Siegeschancen haben.



Schweden:
Måns Zelmerlöw - Heroes

Der Gewinner. Mit einem Lied, das nicht schlecht, aber auch nicht überwältigend gut ist. Aber dafür mit einer Show, die absolut vorbildlich die Möglichkeiten der großartigen Bühne auszunutzen wusste. Insgesamt nicht mein Favorit, aber ganz sicher auch kein unverdienter Sieg!

Zypern:
Giannis Karagiannis - One Thing I Should Have Done

Zypern schickt immer wieder gerne Kandidaten in den ESC, die mir supergut gefallen, aber am Ende dann leider untergehen. So war es auch in diesem Jahr. Schöne, eingängige Singer-Songwriter Nummer von einem sympathischen Künstler. Hätte meiner Meinung nach mehr Punkte verdient.



Australien:
Guy Sebastian - Tonight Again

Solide Popnummer, aber damit für mich irgendwie einfach nur durchschnittlich. Fällt mir echt nicht viel zu ein.

Belgien:
Loïc Nottet - Rhythm Inside

Ich erkenne an: Der Kerl hat eine ziemlich gute Stimme. Die Musik, die er macht, gefällt mir aber leider so gar nicht.

Österreich:
The Makemakes - I Am Yours

Die null Punkte für diesen Act sind mir unbegreiflich. Sympathische Künstler, eingängiger Song, keine schlechte Show. Nicht exotisch oder nicht hübsch genug? Ich weiß es ehrlich nicht.

Griechenland:
Maria Elena Kiriakou - One Last Breathe

Das war für mich so mittelmäßig, langweilig und austauschbar, dass ich heute schon vergessen habe, wie es klingt. Musste wirklich googeln, wer die Frau den nochmal war...

Montenegro:
Knez - Adio

Ein Song, der gestern bei mir eher im Mittelfeld untergegangen ist. Nicht schlecht und punktet eindeutig dadurch, dass er in der Landessprache gesungen ist und auch tatsächlich musikalische Eigenheiten aufweist. gefällt mir bei der heutigen, nochmaligen Betrachtung seltsamerweise viel besser als gestern.

Deutschland:
Ann Sophie - Black Smoke

Null Punkte die zweite. Neben Österreich auch für "uns" keinerlei Punkte. Sorry, aber ich finds lustig. Eine durchschnittliche Sängerin mit einem durchschnittlichen Song, die die Möglichkeiten der Bühne unterdurchschnittlich nutzt. Dass das nichts wird, kann doch nun wirklich keinen überrascht haben, oder?

Polen:
Monika Kuszynska - In The Name Of Love

Ein Lied, an dem nichts einzuwenden, aber irgendwie auch nichts besonders hervorzuheben ist und eine Show, die für meinen Geschmack doch etwas arg kitschig war mit den wallenden rosa Schleiern und den ebenfalls rosanen Blüten. Aber über Geschmack lässt sich bekanntlich nicht streiten...

Lettland:
Aminata Savadogo - Love Injected

Faszinierender Auftritt und interessante Sängerin, doch den Song fand ich auf Dauer eher nervig als alles andere. Kam aber insgesamt offnebar besser an, als ich erwartet hätte!

Rumänien:
Voltaj - De la capat

Einer meiner persönlichen Lieblinge. Songs in der Landessprache zu präsentieren, finde ich ja schon immer eine positive Entscheidung, aber hier stimmen auch noch die Musik und der Inhalt. Har mir richtig gut gefallen!



Spanien:
Edurne - Amanecer

Hier hat mich der mäßige Erfolg ziemlich verwundert. Kein schlechter Song, und in der Regel greift bei Sängerinnen beim ESC ja auch immer ein gewisser Attraktivitätsbonus...

Ungarn:
Boggie - Wars For Nothing

Ein bisschen Frieden reloaded. Gute Stimme, gutes Thema - aber dem Song fehlen eindeutig Höhen und Tiefen. Man erwartet immer, dass da noch was kommen müsse...

Georgien:
Nina Sublatti - Warrior

Als diese Dame die Bühne betrat, meinte meine Mutter: "In Leipzig würde die jetzt gar nicht auffallen" und spielte damit auf das gerade stattfindende Wave Gotik Treffen an. Optisch hatte sie da auch wirklich recht. Musikalisch gab es leider nur das übliche alte Eurodance-Geschrabbel.

Aserbaidschan:
Elnur Hüseynov - Hour Of The Wolf

Musikalisch lag Aserbaidschan wie auch meistens in den Vorjahren im vorderen Drittel, und auch der stimmungsvolle Bühnenhintergrund sah ziemlich toll aus. Allerdings haben mir persönlich die Ausdruckstänzer doch ein wenig die Show verdorben...

Russland:
Polina Gagarina - A Million Voices

Diesem Lied hatte ich den Sieg prophezeit. Pompös und stimmgewaltiger, als man es von der zierlichen Dame, die zeitweise wie kurz vorm Umkippen aussah, erwatet hätte.

Albanien:
Elhaida Dani - I'm Alive

Mittelmäßiger Song und schwache Stimme. Das war für mich nix.

Italien:
Il Volo - Grande Amore

Ach Gottchen. Drei hübsche kleine Tenöre trällern ein italienisches Liebeslied. Der Erfolg ist mir unklar.

So, das war meine Sicht auf die Finalisten. Zu den vorher ausgeschiedenen verliere ich später noch ein paar Worte. :D

Freitag, 22. Mai 2015

Sexismusvorwürfe gegen Feuerschwanz - Fairytale Festival lädt einen der Headliner aus

Am 13. Juni findet in Osnabrück das kostenlose Fairytale Festival des Astas der dortigen Uni statt. Angekündigt wurde ein ziemlich buntes Line Up, bei dem neben Bands wie Jaya The Cat, Radio Havanna oder Unzucht eben auch Mittelalterliches von Feuerschwanz geboten werden sollte.

Letztere wurden nun kurz nach Bekanntgabe des Line-Ups gleich wieder ausgeladen. Unter den Studenten war Kritik laut geworden, der Band wurde Sexismus vorgeworfen und Proteste im Falle eines Auftretens angekündigt.

Feuerschwanz selber zeigten sich verständlicherweise überrascht und versprach ein Statement zu der Angelegenheit zu veröffentlichen. Auf der Facebookseite des Festivals liefern sich unterdessen Fans und Gegner der Band eine heftige Diskussion.

Ich persönlich halte die Ausladung der Band für ein ziemliches Armutszeugnis. Auf Wikipedia findet man als Beschreibung für den Stil von Feuerschwanz "Mittelalter Folk Comedy", und das trifft den Kern auch eigentlich ziemlich gut. Hier wieden sämtliche Klischees über das Mittelalter aufs Korn genommen und dabei wird man auch gerne mal anzüglich. Weil es lustig ist. Humor ist eben nicht immer auf dem Niveau politischen Kabaretts. Dass dabei niemand Textzeilen wie "Bück dich Fee" ernst meint, sollte eigentlich jedem mit einem Körnchen gesunden Menschenverstand klar sein. Bisher hatte ich auch immer den Eindruck, dass es auch jedem klar ist. Denn wer das Ernst nimmt und die Band dafür anfeindet, dem ist meiner Ansicht nach nicht mehr zu helfen. So sieht für mich fehlgerichtete und übertrieben Political Correctness in Reinstform aus. 

Als gäbe es nicht genug Themen in diesem Land, bei denen es für Feministinnen und Feministen, Antisexisten und Antisexistinnen (na, war das PC genug?), die gerne aktiv werden mögen, sinnvoll wäre, Präsenz zu zeigen und zu protestieren. Aber nein, da genießt man lieber den zweifelhaften Erfolg, eine harmlose Band von einem Festival Line-Up gekickt zu haben und damit einem ganzen Haufen Fans ans Bein gepisst zu haben. Herzlichen Glückwunsch. Zum Glück sind wir es in der Mittelalterszene ja gewohnt, pauschal mit diversen negativen Attributen versehen zu werden. Sind wir nun nicht nur kindisch, dumm, ungewaschen, rechtsradikal und was ich nicht noch alles schon gelesen habe, sondern eben auch noch sexistisch. Manch eine(r) macht sich die Welt eben gerne so, wie sie ihm oder ihr gefällt. 

Den Platz von Feuerschwanz nimmt nun übrigens die Osnabrücker Mittelalterband Reliquiae ein. Viele Feuerschwanz-Fans haben trotz des würdigen Ersatzes bereits verkündet, das Festival von nun an meiden zu wollen. Eine Freundin und ich planen weiterhin den Besuch, schon alleine wegen Reliquiae, die ja nichts für den ganzen Ärger können. Und möglicherweise wird meine Freundin an dem Tag ja rein zufällig ihr Feuerschwanz-Hoodie tragen und damit vielleicht nicht alleine sein... :D

Der neuen Osnabrücker Zeitung war die ganze Geschichte übrigens auch schon einen Artikel wert, den ich an dieser Stelle mal verlinken werde:

Fairytale-Festival 2015: Sexismus? Asta der Uni Osnabrück lädt Band Feuerschwanz aus

Es möge sich nun jeder sein eigenes Bild machen.

Übrigens, möchten sich die christlichen Univerbände nun vielleicht auch noch einmischen und Unzucht vom Festival kicken? Schließlich haben die einen Song namens "Kleine geile Nonne". Oder wäre das nicht gar auch noch ein Anliegen für die feministisch Engagierten Osnabrücks? Geht hier doch schließlich auch um die Würde der Frau. ;)

Mittwoch, 20. Mai 2015

Neues Video: Euzen - Phobia

Die dänischen Experimentalelektroniker von Euzen haben heute mit "Phobia" ihr lang erwartetes neues Video veröffentlicht. Dabei haben sie sich auch dieses Mal nicht lumpen lassen und wieder ein überaus ästhetisches Video geschaffen. "Phobia" ist die erste Videoauskopplung vom aktuellen, dritten Album der Band, welches auf den Namen "Metamorph" hört.

Wem gefällt, was er oder sie hier hört und sieht: Euzen treten dieses Wochenende auf dem Wave Gotik Treffen in Leipzig auf. Wer da ist, sollte sich das nicht entgehen lassen, denn die Band um Sängerin Maria Franz besitzt eine unglaubliche Bühnenpräsenz!

Hier nun das Video:


Filmvorstellung: Mara und der Feuerbringer

Zum ersten Mal in diesem Jahr hatte ich mal wieder das dringende Bedürfnis, unbedingt einen Film im Kino sehen zu wollen. Es handelte sich dabei ungewöhnlicherweise sogar mal um einen deutschen Film. Einen deutschen Fantasyfilm, um ganz genau zu sein. Und dabei noch dazu eine Buchverfilmung. Manch einer mag jetzt ganz schnell weglesen wollen, doch das wäre unbegründet. Denn "Mara und der Feuerbringer" ist ein wunderbares Beispiel dafür, dass so etwas durchaus funktionieren kann.

Aufmerksam geworden bin ich auf die Verfilmung des ersten Bandes von Tommy Krappweis' Fantasy-Buchreihe "Mara und der Feuerbringer" bereits im vergangenen Jahr auf der HobbitCon. Dort war ich eher zufällig in einer Bühnendiskussion mit Autor Krappweis und Rudolf Simek, einem der wohl bekanntesten Altskandinavisten Deutschlands, gelandet. Und ich war sehr angetan gewesen von dem, was ich sah und hörte. Eine Fantasygeschichte, in der sich alles um die nordische Mythologie dreht und in der ein Skandinavistik-Professor eine tragende Rolle inne hat - was bitte kann man sich als Skandinavistikstudent mehr wünschen? 

Entsprechend war die Freude groß, als endlich der Kinostart für Anfang April angekündigt wurde. Leider erfuhr die Freude bald einen kleinen Dämpfer, als sich herausstellte, dass der Film vielerorts als reiner Kinderfilm eingestuft wurde, und darum nur zu reichlich unschönen Zeiten gezeigt wurde. Bis es meiner Freundin und mir endlich gelungen war, einen geeigneten Termin zu finden, war knapp ein Monat seit Kinostart vergangen und das nächstgelegene Kino, dass den Film noch zeigte, lag in Dinslaken - 2 1/2 Stunden Zugfahrt von meinem Zuhause entfernt. That's life, und wozu habe ich denn ein NRW-Semesterticket, dachte ich mir und machte mich auf den Weg. So kam es dann, dass wir an einem schönen Montagmittag zu zweit und als einzige Besucher "Mara und der Feuerbringer" anschauen durften.

Worum geht es eigentlich in dem Film? Hauptperson ist die junge Mara Lorbeer, die es wahrlich nicht einfach hat. Sie wäre am liebsten ein ganz normales, möglichst unauffälliges Mädchen, muss sich jedoch ständig mit ihrer Mutter, die sich auf einem ziemlich heftigen Esoterik-Trip befindet herumschlagen. Außerdem plagen Mara ständig seltsame Tagträume von kämpfenden Menschen aus offenbar längst vergangenen Zeiten. Ganz schlechte Vorzeichen, wenn man doch einfach nur normal sein möchte... Richtig aus den Fugen gerät Maras welt, als eines Tages ein Zweig zu ihr spricht und ihr erzählt, sie sei eine Spákona und müsse die Welt vor dem Ragnarök bewahren, indem sie Loki daran hindert, sich aus seinem Gefängnis zu befreien. Vollkommen überfordert von der Situation beschließt Mara, sich Hilfe zu suchen und stüßt dabei auf den Münchener Skandinavistik-Professoren Dr. Reinhold Weissinger. Doch wie bringt man einen Mann der Wissenschaft dazu, einem so eine Geschichte zu glauben? Und wie bitte soll man als junges Mädchen, dass sich kaum gegen seine fiese Mitschülerin Larissa wehren kann, eigentlich gleich die ganze Welt vor dem Untergang retten? Den Gedanken an ein normales Leben kann Mara damit wohl erstmal aufgeben...

Zunächst einmal: Wie ich schon geschrieben habe, wurde "Mara und der Feuerbringer" leider von den Kinos als reiner Kinderfilm eingestuft. Ich halte das für Blödsinn. Meinen Beobachtungen nach herrschte an dem Film bereits vor Kinostart ein großes Interesse in Fantasyfankreisen, unter Mittelalterfreunden, Larpern, Reenactorn, Skandinavisten und, und, und. An vielen Stellen habe ich gelesen, dass man den Film sehr gerne im Kino gesehen hätte. Doch nicht jeder hat nun einmal das Glück wie meine Begleitung und ich, unter der Woche gegen Mittag ins Kino gehen zu können. Ehrlich gesagt hat so manch einer da vielleicht auch schlicht und ergreifend keine Lust zu. Durch die Einstufung als Kinderfilm wurde dem Film so meiner Meinung nach schon einiges an Erfolgspotenzial genommen, und das ist sehr schade. Es ist nämlich ein verdammt guter Film geworden. 

Ich bin wirklich kein Filmkenner, insbesondere von deutschen Schauspielern habe ich wenig Ahnung, aber die meisten Rollen in "Mara und der Feuerbringer" wurden mit Schauspielern besetzt, die selbst mir vorher schon bekannt waren. Hauptdarstellerin Lilian Prent war mir vorher noch unbekannt, konnte mich aber sofort überzeugen. Sie kommt in ihrer Rolle als Mara einfach unheimlich sympathisch rüber und ähnelt wirklich der Mara, die ich mir nach dem Lesen des Buches vorgestellt hatte. Esther Schweins spielt Maras Mutter, die einen mit ihrer Frauengruppe, den 'Wiccas von der Au' immer wieder sehr zu erheitern vermag und Loki kommt gespielt von Christoph Maria Herbst genauso listig rüber, wie man ihn sich aus den alten Sagenstoffen vorstellt. Selbst Billy Boyd, bekannt aus dem Herr der Ringe, hat einen kurzen Gastauftritt, ebenso wie Skandinavistikprofessor Rudolf Simek, der ganz offensichtlich ein Herz für Fantasy hat und mit dem Tommy Krappweis ja schon bei der Entstehung der Bücher zusammengearbeitet hatte.

Besonders begeistert hat mich aber Jan Josef Liefers als Prof. Dr. Weissinger. Gäbe es diesen Professor wirklich, er würde sich mit all seiner Schrulligkeit, der leichten Zerstreutheit und der uneingeschränkten Begeisertung für sein Fach wunderbar in unser Skandinavistik-Institut einfügen. Maras Gespräch mit ihm in seinem Büro über Hörnerhelme und Plastik-Wikingerschiffe zählt zu meinen absoluten Highlights im Film. :D

Für mich ist "Mara und der Feuerbringer" ein wirklich großartiger Film geworden, der Menschen aller Altersklassen begeistern kann. Kinder und Jugendliche können an dem Film genauso Freude haben wie alle, die sich in ihrer Frezeit mit der nordischen Mythologie, Mittelalter oder Fantasy beschäftigen. Der Umgang mit der nordischen Mythologie ist zudem erfrischend klischeefrei, die Götter erscheinen nicht wie Figuren aus Superheldencomics oder aus Wagners Operns. Sattdessen erfährt man, wenn man sich noch nie damit beschäftigt hat, tatsächlich einiges aus der Mythologie. Zum Beispiel von Loki, der das Fischernetz erfunden hat, von Thors Fischzug oder davon, wie man sich im wikingerzeitlichen Skandinavien das Entstehen von Erdbeben erklärt hat. Und es wäre bewiesen: es kann ihn wirklich geben, den guten, deutschen Fantasyfilm!

Ein kleiner Einblick in den Film und den ebenfalls sehr interessanten Soundtrack:


Montag, 18. Mai 2015

Sei watte wills - das Mittelalterlich Phantasie Specatculum in Dortmund

So, da bin ich nun tatsächlich schon vom zweiten MPS des Jahres zurück und habe es noch nicht einmal geschafft, meinen Bericht zum ersten zu schreiben. Das möchte ich jetzt endlich nachholen. Viel Spaß also mit meinem arg verspäteten Bericht zum Mittelalterlich Phantasie Spectaculum in Dortmund vom 30. April bis zum 3. Mai.

Los ging es etwas stressig tatsächlich erst am Donnerstag. Die um diese Zeit des Jahres natürlich noch etwas unerfreulichen Temperaturen hatten mich von einer Anreise einen Tag früher abgehalten. Ich zelte eindeutig lieber bei Sonnenschein und sommerlichen Temperaturen. :D

Also machte ich mich in aller Frühe mit Sack und Pack auf den Weg zum Fredenbaumpark Dortmund. Zum Glück klappte auch alles ohne bahnbedingte Zwischenfälle und ich konnte gegen Mittag mein Zelt aufstellen. Luxuriöserweise hatte mir eine Freundin, die bereits am Vortag angereist war, einen Platz freigehalten. Die Campsite war ansonsten für den ersten Veranstaltungstag schon ziemlich gut gefüllt. Noch schnell umgezogen, war ich bereit, mich für die nächsten vier Tage ins nicht ganz so authentische Mittelalter zu stürzen.

Zur Feier der neuen Saison schauten wir uns auch gleich mal die neue Markteröffnung (Bruder Rectus Morgenmesse) an - und waren so begeistert, dass wir auch an den folgenden Tagen meistens teilnahmen. Dabei gab es auch tatsächlich jeden Tag etwas neues zu sehen, denn zum Motto der diesjährigen MPS-Tour - "Sei was du willst", oder auf die Location in Dortmund angepasst auch "Sei watte wills" genannt - hatten sich die beteiligten wie Bruder Rectus, die Nonnen Kama und Sutra, der Tod mit seiner Sense Gisela, der hässliche Hans, Gawan und der Pisspage einiges einfallen lassen. Uns kamen manchmal fast die Tränen vor Lachen. Auch ohne Teeren und Federn ging das Wochenende natürlich (und zum Glück! ;) ) nicht ab.


Musikalisch wurde an den vier Tagen natürlich auch wieder einiges geboten. Ziemliches, oft begeistert angeschautes Highlight waren dabei die Schweden von Ye Banished Privateers. Wie eigentlich jedes Mal hatte die 29-köpfige Band, die immer "nur" mit ca. 10 Leuten anreist, wieder neue, uns noch unbekannte Gesichter dabei. Ich bin echt gespannt, ob wir irgendwann einmal alle Mitglieder gesehen haben werden. :D
Toll waren auch die Konzerte von Omnia und Knasterbart, die beide wie üblich nur jeweils ein Set spielten.
Alle anderen Bands (außer den Cobblestones, die wir aber nur ein paar Minuten spielen sahen), spielten mehrmals oder auch an mehreren Tagen und es gelang uns tatsächlich, sie uns alle mindestens einmal anzuschauen. An einem entspannten Nachmittag gab es Duivelspack und Saor Patrol. Ebenso entspannt ging es bei Rapalje zu, bei Cultus Ferox wurde es dafür merklich lauter. Von Celtica genossen wir ein wunderschönes Abendkonzert aus der ersten Reihe und Mr. Hurley & die Pulveraffen und Versengold kamen gleich mehrfach (wenn auch gefühlt nicht oft genug) zum Zug. Sogar einen Auftritt von Saltatio Mortis nahmen wir dieses Mal mit - etwas, das mir sonst wegen der Massen, die vor ihrer Bühne kampieren, meist zu stressig ist. :D

Ansonsten hielten wir uns an diesem Wochenende auffällig oft auf dem Kampfplatz auf. Eigentlich wollte ich gerne Fotos von Fictum, der tschechischen Fechtkampfgruppe machen. Daraus wurde leider nichts, dafür landeten wir an drei von vier Tagen beim Bruchenballturnier und hatten dabei riesigen Spaß. Auch hier griff das Motto "Sei was du willst", so dass die Hey Zwerge tatsächlich einmal als Gummibärenband antraten.

 
  Natürlich muss man an so einem langen Wochenende auch mal an das leibliche Wohl denken, und so war unser Entsetzen anfangs groß, als wir feststellen mussten: Unser erhoffter Lieblings-Essens-Stand, die Spätzleküche, war leider nicht anwesend. Verdammt. Doch im Nachhinein hatte das durchaus etwas Positives an sich, denn wir probierten dadurch endlich mal ein paar Sachen, die wir noch nie zuvor gegessen hatten. Wie den köstlichen überbackenen Camembert, das Chili sin Carne, den Zyklopenspieß oder den Schokobaumstriezel. Njamnjam. Verhungern wird beim MPS definitiv niemand. :D

Als es am Sonntag ans Abbauen ging, waren wir schon etwas traurig. Das erste MPS war wieder viel zu schnell vorbeigegangen. Sogar das Wetter war für diesen frühen Zeitpunkt im Jahr relativ gnädig gewesen und hatte uns nur mit wenig Regen und auch nicht mit übermäßig niedrigen Temperaturen gepiesackt. Doch zum Glück sollte es nur etwa drei Wochen später schon mit dem nächsten Termin weitergehen. Doch davon später mehr...

Sonntag, 10. Mai 2015

Buchvorstellung: Ursula Poznanski - Saeculum

Wieder einmal war es verdammt lange still auf diesem Blog, dabei kann ich mich über mangelnde Themen eigentlich wirklich nicht beschweren. Nun, sei es drum, heute möchte ich mal wieder ein Buch vorstellen, welches mir kürzlich in die Hände gefallen ist und einen positiven Eindruck hinterlassen hat.

Autor: Ursula Poznanski
Titel: Saeculum
Erschienen: 2011

In der Jugendbuchabteilung unserer örtlichen Bücherei fiel mir im vergangenen Monat zufällig "Saeculum" von Ursula Poznanski in die Hände. Der Titel hatte mein Interesse geweckt, und bei Betrachtung von Design und Klappentext wuchs dieses Interesse nur noch.

Hauptperson in "Saeculum" ist der junge Medizinstudent Bastian. Obwohl er ein sehr fleißiger Student ist, kann er es seinem erfolgsversessenen Vater nie Recht machen und das Verhältnis zwischen ihnen könnte kaum schlechter sein. Das erste Mal richtigen Widerstand leistet Bastian ihm für ein Mädchen. Erst vor kurzem hat er durch einen Zufall Sandra kennengelernt. Sandra ist LARPerin, sie nimmt Bastian mit auf seinen ersten Mittelaltermarkt und lädt ihn ein, sie und ihre LARP-Gruppe "Saeculum" ein langes Wochenende lang auf eine Convention zu begleitet.

Obwohl Bastian kaum ahnt, was ihn erwartet, sagt er gegen den Willen seines Vaters zu. Die Gruppe begibt sich in ein abgelegenes Waldstück und lässt allen Komfort des modernen Lebens hinter sich. Doch bald schon häufen sich mysteriöse Vorfälle, Mitglieder der Gruppe werden verletzt und verschwindet. Alles scheint darauf hinzudeuten, dass die Gerüchte um einen alten Fluch, der auf dem Gelände lasten soll, der Wahrheit entsprechen. Doch kann das wirklich sein und wird der Wald die Gruppe wieder freigeben?

Ursula Poznanski
ist mit "Saeculum" ein überaus spannender Jugendroman gelungen, der meiner Meinung nach auch für Erwachsene interessant ist. Mir persönlich hat natürlich das Setting des Romans besonders gut gefallen. Ich bin zwar selber kein Rollenspieler, dafür aber in der Mittelalterszene unterwegs. So musste ich auf den ersten Seiten quasi am laufenden Band schmunzeln, weil die Beschreibung von Bastians Gefühlen und Gedanken bei seinem ersten Besuch auf einem Mittelaltermarkt mir so unheimlich bekannt vorkamen. 

Auch die unterschiedlichen Charaktere in der Gruppe wirkten auf mich durchaus überzeugend angelegt, sie alle konnte ich mir lebhaft in LARP-und Mittelalterkreisen vorstellen. Die Esoterikerin Doro, die eigensinnige Iris und der unsichere Lars, der stets bewundernd zur Führungspersönlichkeit Paul aufblickt - sie alle könnten sich so oder so ähnlich auch auf dem nächsten Markt tummeln.

Die Autorin versteht es, ihre Geschichte spannend zu schildern. Über weite Strecken wollte ich das Buch deswegen gar nicht mehr aus der Hand legen. Irgendwann wird der Roman fast schon zu einer Studie der menschlichen Seele und man beginnt sich ernsthaft zu fragen, wie weit der Einzelne, wie weit die Gruppe, in einer Ausnahmesituation bereit ist zu gehen. Und wundert sich, wie schnell die Menschlichkeit auf der Strecke bleibt.

Einzig die Auflösung der ganzen Geschichte um den Fluch, der Wirklichkeit zu werden scheint, war für mich beim Lesen ein kleiner Kritikpunkt. Da ich hier natürlich nicht spoilern möchte: Das Ganze wirkte auf mich schlicht etwas überkonstruiert, um so in der Realität funktionieren zu können. Dem positiven Gesamteindruck tut das jedoch keinen wirklichen Abbruch. Mir hat "Saeculum" ausgesprochen gut gefallen und ich überlege, mich bald auch mal an einen von Poznanskis anderen Romanen zu wagen. Soll sich lohnen, wurde mir gesagt.

Meine Bewertung:

♥♥♥♥
[4/5]