Sogar ein kleiner Kurzurlaub war bei mir in diesem Jahr mal wieder drin. Zusammen mit meiner Mutter ging es ins Rheinland-Pfälzische Worms. Schon die Anfahrt mit der Bahn machte Lust auf diesen Urlaub, verlief die Bahnstrecke doch zu weiten Teilen äußerst malerisch am Rhein entlang. Egal wann und wo man aus dem Fenster blickte, die nächste Burg war nie weit. Perfekt für mich als bekennender Mittelalter-Fan!
Angekommen in Worms ging es dann erstmal auf die Suche nach unserem Hotel. Dabei hat es uns für unseren Aufenthalt in das Hotel Boos verschlagen, was sich als ganz vorzügliche Wahl herausstellte. Die Lage war perfekt, weder weit entfernt von Bahnhof, noch von der Innenstadt. Außerdem stellte sich das Hotel als etwas ganz Besonderes heraus. Es handelt sich nämlich um ein Themenhotel, welches sich ganz einem der Themen in Worms schlechthin gewidmet hat - den Nibelungen. Dieses sagenumwobene Geschlecht aus der bekannten Sage begegnet einen in diesem Hotel an allen Stellen. Buntglasfenster erzählen Episoden aus der Sage und im Speisesaal gibt es gar ein unheimlich liebevoll gestaltetes, kleines Nibelungenmuseum. Auch der unheimlich freundliche Inhaber des Hotels erzählt einem gerne die eine oder andere Anekdote. Und wenn man ganz viel Glück hat und eine aufmerksame Elfe ist, dann überreicht einem der Zwergenkönig Alberich höchstpersönlich vielleicht sogar ein kleines Stück Gold aus dem sagenumwobenen Nibelungenhort. ;)
Anfahrt und Hotelsuche verliefen jedenfalls so reibungslos, dass uns im Anschluss noch Zeit blieb für eine erste kurze Besichtigung der Stadt, die wir dann in den nächsten anderthalb Tagen fortsetzten. Es stellte sich bald heraus, dass Worms für jemanden wie mich, der sich für Geschichte interessiert, ein sehr lohnenswertes Ausflugsziel ist. Themen, die einem dabei immer wieder begegnen, sind das Mittelalter, die Nibelungen sowie Martin Luther, was mich als gebürtige Wittenbergerin natürlich auch interessiert. Auch die lange jüdische Geschichte der Stadt ist Aufmerksamkeit wert und ein Besuch des alten jüdischen Friedhofs "Heiliger Sand" kann ich jedem Touristen nur empfehlen. Es handelt sich hierbei um einen wirklich faszinierenden Ort der wirkt wie von der Zeit vergessen. Doch Achtung: Männer dürfen den Ort nur mit einer Kopfbedeckung betreten, was man im Vorfeld wissen sollte!
Blick auf den Dom
Berühmt ist die Stadt unter Anderem auch für ihren romanischen Dom, der neben den Domen von Speyer und Mainz zu den drei rheinischen Kaiserdomen zählt und den wir natürlich auch von allen Seiten, von außen und von innen besichtigten. Drinnen gab es allerhand über die lange und bewegte Geschichte des Gotteshauses zu lernen, aber besonders aufgefallen ist mir dabei ein ziemlich modernes Detail über dem Domportal. Wenn man ganz genau hinsieht, kann man dort zwischen all den kirchentypischen Heiligendarstellungen nämlich ein ziemlich ungewöhnliches Gesichtchen entdecken - das eines Dackels. Dieser wurde erst im 20. Jahrhundert dort angebracht, und es gibt auch eine außergewöhnliche Hintergrundgeschichte dazu. Der Dackel gehörte nämlich dem Dombaumeister, der in den 20er Jahren an dem alten Gemäuer arbeitete. Der treue Hund biss seinem auf einem Gerüst arbeitenden Herrchen damals ins Bein und zwang ihn so, einen Schritt zur Seite zu gehen. Damit rettete er ihm das Leben, als wenige Sekunden später ein Stein auf die Stelle hinunterfiel, wo der Baumeister zuvor noch gestanden hatte. Da ist es doch wahrlich kein Wunder, dass dem Dackel im Anschluss ein solches Denkmal gesetzt wurde!
Auch die Geschichte der Reformation in Deutschland ist eng mit der Geschichte von Worms verbunden. Immerhin wurde hier 1521 der berühmte Reichstag abgehalten, an dessen Ende die Ächtung Martin Luthers stand, nachdem dieser sich geweigert hatte, seine Ansichten zu widerrufen. Folglich begegnen einem auch heute noch die Spuren Luthers allerorts in Worms, unter Anderem in Form eines gewaltigen Denkmals.
Luther-Denkmal
Und dann wären da natürlich noch die Nibelungen. So ist Worms ja bekannt für seine Nibelungen-Festspiele und hat dem deutschen Nationalepos sogar ein ganzes Museum gewidmet - seit der Schließung des Nibelungenmuseums in Xanten das einzige Museum, welches sich ganz dem dramatischen Stoff widmet. Ein Besuch durfte da natürlich nicht fehlen. Das Museum liegt architektonisch spannend in einem Teil der historischen Stadtmauer, was natürlich einiges zur passenden Stimmung beiträgt. Außerdem fällt es aus dem Rahmen eines gewöhnlichen Museums, weil es quasi über keinerlei Exponate verfügt. Wer das Museum besuchen möchte, sollte dennoch einiges an Zeit mitbringen, denn das Museum hat es sich zum Ziel gesetzt, seinen Besuchern die Nibelungensage zu erzählen. Mit Audioguide macht man sich auf den Weg und hat gleich zu Beginn die Qual der Wahl: möchte man das Museum im Zeichen von Wagners "Ring der Nibelungen" besichtigen oder doch lieber dem ursprünglichen Sagenstoff näherkommen, indem man sich mit dem unbekannten Dichter auf Spurensuche begibt?
Wir entschieden uns an jenem Tag für den ursprünglichen Sagenstoff und lernten so beim Aufstieg auf den so genannten "Sehturm" allerhand über das Nibelungenlied, seinen unbekannten Erschaffer sowie die Zeit seiner Entstehung. Allein dieser Teil nimmt, wenn man sich wirklich alles anhören möchte, etwas zwei Stunden in Anspruch. Im "Hörturm" kann man sogar mehr Zeit verbringen, denn dort kann man sich auf hölzernen Thronen niederlassen und ganze Passagen des Nibelungenliedes hören. Besonders spannend dabei fand ich, dass die Texte auch im mittelalterlichen Deutsch vorgelesen wurde. Außerdem gab es auch hier wieder eine Menge an interessanten Informationen zum Sagenstoff sowie seiner Rezeption beispielsweise in der nordischen Literatur dea Mittelalters.
Blick auf das Nibelungenmuseum von oben
Irgendwann ist bei so viel Input aber die Grenze dessen, was man bei einem Besuch aufnehmen kann, erreicht, sodass wir uns gar nicht mehr alles anhörten. Hätten wir die Zeit gehabt, hätte ich das Museum gerne ein zweites Mal besucht und so all die Eindrücke aufgeteilt, aber das war ja nun leider nicht möglich.
Doch natürlich bietet Worms nicht nur Geschichte und Kultur, und auch wir haben uns durchaus auch mit anderen Dingen beschäftigt. So lässt es sich in der munteren Innenstadt ganz wunderbar shoppen und Eis essen, und auch ein Besuch in einem der zahlreichen schönen Restaurants direkt am Rhein durfte nicht fehlen.
Mir hat unser Kurztrip nach Worms jedenfalls sehr gut gefallen. Die Stadt hat einiges zu bieten und man kann sich dort als Tourist mit Interesse an Geschichte und Kultur problemlos mehrere Tage beschäftigen. Hinzu kommt, dass die Stadt eine angenehme Größe hat, wir konnten alle unsere Ziele fußläufig von unserem Hotel aus erreichen. Für mich war das ein sehr gelungener Urlaub.