Donnerstag, 10. Dezember 2015

Rückblick: Mein Auslandssemester in Schweden, Teil 1 - Växjö

So, nun habe ich mich also dazu entschlossen, mich auch mal an einem Throwback Thursday Beitrag zu versuchen. Statt nur ein Bild zu posten, wie es ja meistens der Fall ist, möchte ich aber lieber etwas schreiben. Wahrscheinlich sogar so viel, dass ich dafür mehr als nur einen Beitrag erstellen werde. Und zwar möchte ich in dieser neuen Rubrik ein paar Worte über mein Auslandssemester in Schweden verlieren, welches ich im Herbst und Winter 2013 gemacht habe.

Ja, damals gab es diesen Blog schon, wenn auch auf blog.de, welches in ein paar Tagen endgültig seine Pforten schließen wird. Und ein paar kümmerliche Beiträge habe ich damals auch geschrieben. Allerdings haben sie nur einen Bruchteil meiner Erlebnisse in dieser Zeit abgedeckt. Bilder gab es sogar überhaupt keine, obwohl ich natürlich Hunderte geschossen habe. Ich kann im Nachhinein nicht mehr so genau sagen, warum ich so wenig gebloggt habe. Wahrscheinlich bin ich einfach nicht dazu gekommen. Schließlich galt es, sich einzuleben, neue Kontakte zu knüpfen, einigermaßen fleißig zu studieren, Land und Leute zu entdecken und ab und an auch wirklich schlimmes Heimweh zu verspüren. Vielleicht ist ein bisschen Abstand auch gar nicht so verkehrt. Einiges werde ich heute wohl deutlich anders bewerten als während meines Auslandssemesters. Darum möchte ich nun, fast zwei Jahre später, noch einmal auf diese Zeit zurückblicken.

In diesem ersten Teil der Serie, die ihr gerade lest, soll es erst einmal um die Stadt gehen, in der ich mein Auslandssemester verbracht habe. Das kleine Växjö dürfte nicht gerade vielen Menschen hierzulande bekannt sein. Die Stadt mit ihren knapp 61.000 Einwohnern liegt im südschwedischen Småland – genau, das ist der Teil Schwedens, wo auch die Geschichten von Astrid Lindgren gerne spielen und bewirbt sich selbst gerne als die grünste Stadt Europas. Die dortige Universität hört auf den schönen Namen Linnéuniversitetet und besitzt einen weiteren Standort in Kalmar. Mehr möchte ich heute zu dieser Universität noch gar nicht verraten, denn darum soll es in einem der nächsten Beiträge gehen.

Obwohl nicht überwältigend groß, gibt es in Växjö eine ganze Reihe von Sehenswürdigkeiten. Zunächst wäre da einmal die Domkirche, an deren Fassade sich ein Runenstein finden lässt, der Tyke Vikings Sten. Dieser Stein wurde im 19. Jahrhundert entdeckt. Damals war er in die Chorwand der Kirche eingemauert. Wie meistens auf solchen Runensteinen, erinnert auch dieses Exemplar an einen Toten, einen gewissen Gunnar, Sohn von Grim und empfiehlt Gott dessen Seele an. Entgegen der landläufigen Meinung stammen die meisten Runensteine nämlich aus christlichen Zeiten. Auftraggeber des Steines war eine Person mit Namen Tyke, nach der dieser Stein auch benannt wurde.

Doch auch das Innere der Kirche ist einen Besuch wert, findet man dort neben einer sehr schönen Orgel auch eine wirklich großartige Skulptur, die auf den Namen Ljusträd hört und von Erik Höglund und Lars Larsson gemacht wurde. Ich persönlich finde sie wunderschön und würde die Kirche allein schon wegen ihr gerne noch einmal besuchen.

Domkirche, Ljusträd und Tyke Vikings Sten

Auch über zwei sehr sehenswerte Museen verfügt Växjö. Eines davon ist das Smålands Museum, welches auch das schwedische Glasmuseum beherbergt. Das Smålands Museum selbst beschäftigt sich mit der Geschichte der Region und ist dabei sehr vielseitig. Archäologische Funde finden ebenso Platz wie Kunst, außerdem gibt es eine große Münzsammlung. Insbesondere für die jüngere Vergangenheit wurde eine Vielzahl an Gegenständen gesammelt, die sich in spannend arrangierten Vitrinen bestaunen lassen und bei denen man immer wieder etwas Neues entdecken kann. Das Glasmuseum hingegen zeigt – der Name lässt es ja schon erahnen – Glaswaren aus schwedischer Herstellung. Växjö gehört schließlich nicht umsonst zu der Region Schwedens, die man das Glasreich nennt. Glasbläserei hat hier eine lange Tradition und die teils sehr künstlerischen Glaswaren im klaren skandinavischen Design sind allerseits beliebte Mitbringsel.

Das zweite Museum, welches man in Växjö findet, ist das Utvandrarnas Hus – das Haus der Auswanderer. Dieses Museum beschäftigt sich mit einem wichtigen Thema der schwedischen Geschichte, nämlich der Auswanderungswelle, die das Land Mitte des 19. Jahrhunderts ergriff. Etwa 1,5 Millionen Schweden verließen damals ihr Heimatland, um vor Armut und Elend nach Amerika zu fliehen. Mitte des 20. Jahrhunderts nahm sich ein bekannter schwedischer Schriftsteller dieses Themas in mehreren Romanen an. Sein Beitrag gilt als so wichtig, dass im Utvandrarnas Hus ein eigener Raum für ihn und seine Werke eingerichtet wurde. Die Rede ist von Vilhelm Moberg, dessen Romane zwar teilweise ins Deutsche übersetzt, jedoch sämtlich vergriffen sind.
Museum Utvandrarnas Hus und Windmühle auf dem Außengelände

Mich persönlich hat der Besuch im Utvandrarnas Hus sehr beeindruckt, denn das Museum begnügt sich nicht damit, Zahlen und Fakten zu der Auswanderungswelle zu geben, sondern geht sehr stark auch auf Einzelfälle ein, berichtet von konkreten Auswanderungsgeschichten, mit denen man sich gut identifizieren kann. Einen Besuch kann ich also nur wärmstens empfehlen.

An dieser Stelle möchte ich meinen heutigen Rückblick beenden. Natürlich waren dies noch längst nicht alle Sehenswürdigkeiten Växjös, doch die anderen müssen noch etwas warten. Für sie habe ich andere Pläne.

Ich hoffe, euch hat meine kleine Stadtvorstellung gefallen. Nächste Woche plane ich, mich der Universität und dem Studium dort zu widmen. Da wird es dann also auch etwas persönlicher, denn ich werde von meinen eigenen Erfahrungen berichten.

Würde mich freuen, wenn ihr dranbleibt.

1 Kommentar:

  1. Spannend. Ich war noch nie in Schweden, ich finde es toll, dass Du hier vom Leben, der Kultur und Deinen Erfahrungen berichtest!

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