Dienstag, 12. April 2016

Ausprobiert: Memrise

Vor einiger Zeit habe ich auf meinem Blog die Sprachenlernseite Duolingo vorgestellt (hier geht’s zum Artikel). Als ich damals nach interessanten Seiten zum Online-Sprachenlernen gesucht habe, stieß ich neben Duolingo immer wieder auch auf einen anderen Namen: Memrise. Obwohl ich weiterhin begeistert mit Duolingo arbeite, konnte ich der Versuchung nicht wiederstehen und habe mich vor ein paar Wochen auch dort angemeldet. Nun möchte ich auch über diese Seite ein paar Worte schreiben.

Was ist Memrise und wie funktioniert es?

Jeden Tag etwas Neues lernen – das ist sowas wie das Motto von Memrise. Und es ist tatsächlich Programm. Memrise funktioniert wie der gute alte Zettelkasten. Man wählt einen beliebigen Kurs und schon kann es losgehen. Das Programm stellt einem die Vokabeln oder die zu lernenden Begriffe vor und überprüft sie dann während einer Lektion mehrmals. Abgefragt wird mit Multiple Choice oder Eingabeübungen. Manche Kurse verfügen auch über Soundfiles, die abgefragt werden können. Erinnert man sich oft genug richtig, gilt die Vokabel als gelernt und wird danach in immer größer werdenden Abständen abgefragt. Hat man sie sich während der Lektion nicht oft genug richtig in Erinnerung rufen können, wird sie bei der nächsten Lektion wieder abgefragt. Für das Lernen hat sich Memrise außerdem eine schöne Symbolik einfallen lassen: Jede Vokabel ist ein Samen, der mit den erfolgreichen Wiederholungen wächst und schließlich zur Blume aufblüht. Man lernt also nicht einfach Vokabeln, sondern legt einen Erinnerungs-Garten an.  

Auffallend bei Memrise ist das große Angebot an belegbaren Kursen. So finden sich Sprachkurse für so ziemlich jede Sprache, die man sich nur vorstellen kann – für Japanisch ebenso wie für Navajo oder Quenya. Doch auch andere Dinge kann man lernen: Klassische Musik anhand von Hörbeispielen ist ebenso dabei wie Vogelstimmen oder römische Kaiser. Und wer es mal weniger ernst will, kann sich auch daran versuchen, knapp 800 Pokémon-Namen auswendig zu lernen. Die große Vielzahl an Angeboten rührt daher, dass in der Community selbst Kurse erstellt werden können. Wer also nicht findet, was er lernen will oder muss, kann es sich einfach selbst erstellen und dann der Allgemeinheit zur Verfügung stellen. Erstellt werden können Kurse in allen Sprachen, die meisten bestehenden Kurse sind jedoch in Englisch. Die deutsche Memrise-Community scheint bisher noch nicht allzu groß zu sein oder sich lieber an englische Kurse zu halten.

Ebenso wie bei Duolingo kann man bei Memrise mit seinen Freunden, aber auch mit der Community in Konkurrenz treten. Für gelernte Vokabeln erhält man Punkte und aus der Gesamtzahl dieser Punkte ergibt sich ein Rang für den Nutzer. Die Ränge tragen dabei klangvolle Namen wie „Membryo“, „Membrain“ oder „Meminence“. Für einige wenige besonders fleißige Überflieger wurde mittlerweile der Rang „Overlord“ geschaffen, der ein ehrfürchtiges Raunen durch die Nutzerschaft gehen ließ.

Neben der Bestenliste, auf der man sich Woche für Woche mit seinen Freunden vergleichen kann, verfügen auch die einzelnen Kurse über Ranglisten. Man sollte es nicht meinen, aber ein Kopf-an-Kopf-Rennen mit einem fremden Nutzer um den ersten Platz auf einer dieser Listen kann wirklich motivierend sein, doch noch ein kleines bisschen mehr für einen Kurs zu lernen! ;)

Wer detailliertere Statistiken über seine eigenen Leistungen wünscht, kann das an sich kostenlose Angebot von Memrise mit einem Pro-Account aufstocken. Außerdem existiert natürlich eine App – allerdings nur für Android und iOS. Windows Phone Nutzer wie ich bleiben auf der Strecke. Zwar lässt sich die Homepage auf dem Smartphone nutzen, jedoch ist dies wirklich eine elende Frickelei, da diese in keinster Weise für mobile Geräte angepasst ist.

Was ich an Memrise mag:

An Memrise begeistert hat mich die Vielzahl an Dingen, die man dort lernen kann. Man hat dort wirklich die Qual der Wahl. Immer wieder ertappe ich mich dabei, wie ich durch das Angebot browse und mich plötzlich in Kursen mit Inhalten wiederfinde, von denen ich vorher nie einen Gedanken daran verschwendet hätte, dass ich sie lernen möchte.

Auch die Art, wie Memrise Wissen vermittelt, gefällt mir sehr gut. Durch die Gärtner-Symbolik und die Ranglisten bekommt das Lernen etwas Spielerisches, man fühlt sich motiviert. Wenn Memrise sagt, dass es mal wieder Zeit ist, Vokabeln zu wiederholen – oder eben in gewisser Weise seine Blumen zu gießen – dann macht man das gerne. Wird man so erfolgreich zu den Wiederholungen motiviert, sieht man bald Erfolge: auch wenn die Abstände zwischen den Wiederholungssitzungen größer werden, bleiben die Vokabeln da, wo sie hingehören – im Gedächtnis.

Ein weiterer Pluspunkt von Memrise ist die Möglichkeit, als Nutzer selbst Kurse zu erstellen. So kann man Lerneinheiten schaffen, die auf einen persönlich abgestimmt sind, die aber auch anderen von Nutzen sein können. Leider birgt die Möglichkeit für alle, Kurse zu erstellen, aber auch einen Nachteil. Und damit kommen wir nun zur Kritik.

Kritik:

So schön es nämlich ist, das jeder Kurse erstellen kann, birgt es auch ein Problem: Fehler schleichen sich ein. Wer einen Kurs erstellt, ist meistens selber dabei, den Inhalt zu lernen. Da kann sich also auch mal eine falsche Vokabel einschleichen, ein Rechtschreibfehler oder sonst was für ein Patzer. Und leider sind die Möglichkeiten, einen solchen Fehler zu melden, bei Memrise sehr bescheiden. Hat man Glück, kümmert sich der Macher des Kurses noch aktiv und behebt den Fehler. Tut er das nicht, ist inaktiv oder hat seinen Account gelöscht, steht man recht dumm da.  

Ein weiterer Kritikpunkt ist der bereits angesprochene mit der App: als Windows Phone Nutzer hat man hier einmal wieder das Nachsehen. Es gibt keine App und die Webseite ist mobil kaum nutzbar. Das ist sehr schade.

Was mir weiterhin negativ aufgefallen ist, ist der deutsche FAQ/Support Bereich. Die dort angebotenen Texte sind in einem derart schlechten Deutsch verfasst, dass es für eine Seite, deren Hauptziel das Üben von Sprachen ist, fast schon blamabel ist. Für das Angebot der Seite mag es irrelevant sein, doch macht es einfach keinen guten Eindruck. Da hätte man die deutsche Seite lieber gleich weglassen sollen.

Fazit:

Memrise holt den Zettelkasten aus dem Keller und staubt ihn tüchtig ab. Vokabeln lernen hat schon lange nicht mehr so viel Spaß gemacht. Einen Sprachkurs ersetzt das Angebot nicht, aber wer eine Sprache lernt und zusätzliches Vokabelmaterial sucht oder sonst irgendetwas lernen möchte, was man auch auf Karteikarten schreiben könnte, sollte Memrise eine Chance geben – man kann dort mit ziemlich großem Spaß einiges lernen.

Blut geleckt?

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