Mittwoch, 26. August 2020

Konzertbericht: Heilung in Essen

 Ein lang erwartetes musikalisches Highlight stand am 26. Oktober an: Die dänisch-deutsche Ausnahmeband Heilung machte auch ihrer ersten eigenen Tour in Essen. Nach drei grandiosen Festival-Erfahrungen bei ihren Auftritten wollten wir uns das natürlich nicht entgehen lassen - und damit ging es offenbar nicht nur uns so, denn das Konzert war bereits Monate im voraus ausverkauft gewesen.

Als wir das schon ziemlich prall gefüllte Colosseum Theater betraten und unsere Plätze suchten, erwartete uns eine musikalische Überraschung: auf der Bühne spielte bereits ein Support. Dieser war nirgends angekündigt worden, und die Musiker hatten mit ihren ziemlich ruhigen, südeuropäisch-folkigen Klängen sichtlich gegen den konstanten Lärm der sich gerade erst füllenden Halle zu kämpfen. Dass es sich bei der Band um Sangre De Muerdago handelte, konnte ich auch erst durch ziemlich intensive Recherche im Nachhinein herausfinden. Auch wenn die Band, deren Musik sich ziemlich von der des Hauptacts des Abends unterschied, vermutlich ohnehin nicht jedermanns Gefallen gefunden hätte, fand ich den Umgang mit ihnen ziemlich unangemessen: so unangekündigt und mitten im Trubel der ankommenden Gäste hatten sie leider von vorneherein kaum eine Chance.

Nachdem Sangre De Muerdago ihr Set beendet hatten, dauerte es nicht mehr lange, bis Heilung in einer archaischen Zeremonie die Bühne betraten. Mit dem Zusammenspiel aus Musik, Licht und Ritus dauerte es auch nicht lange, bis sie ihr Publikum komplett in den Bann gezogen hatten. Was Heilung während ihrer Live-Auftritte bieten, ist einfach so viel mehr als ein normales Konzert, es ist ein Gesamtkunstwerk, das Seinesgleichen weit und breit vergeblich sucht. 

In der ersten Hälfte des Konzerts konzentrierte man sich auf Stücke des Debütalbums, später ging man zu den Liedern des neuen Albums "Futha" über. Ein martialischer Krieger-Chor, angetan mit Speer & Schild, ergänzte den Sound und die Show. Ansagen gab es keine. Eine Pause, wie sie sonst bei bestuhlten Konzerten üblich ist, gab es zum Glück nicht - sie hätte die fast schon magische Stimmung auch nur gestört. Wie auch schon einen Monat zuvor auf dem Festival Mediaval gab es einiges an nackter Haut und stilisierter Gewalt auf der Bühne zu sehen, wobei die Intensität merklich zurückgefahren wurde - in Selb war das Thema auch ganz schön kontrovers diskutiert worden. Ohne Abschied und Zugabe ging das Konzert schließlich zu Ende und ließ die Besucher aufgekratzt, begeistert, vielleicht den einen oder anderen auch ein wenig verstört zurück. 

Heilung sind und bleiben eine Ausnahmeerscheinung, alles an ihnen fasziniert und polarisiert. Entweder man liebt oder hasst sie, kalt lassen sie wirklich niemanden. An jenem Abend in Essen überwog für die meisten deutlich die Begeisterung, denn was den Besuchern dort geboten wurde, war so ganz anders, war so viel mehr als nur ein gewöhnliches Konzert - und das von einer Band, die anfangs erst einmal dazu überredet werden musste daran zu glauben, dass man ihre Musik überhaupt auf eine Bühne bringen könnte. Welch ein Glück für uns alle, dass sie diesen Schritt letzten Endes doch gegangen sind und uns seitdem solch wunderbare Abende wie jenen in Essen schenken!




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