Dienstag, 7. Januar 2025

Musikalischer Jahresabschluss 2024 - Rapalje in Wilhelmshaven

2024 war konzerttechnisch betrachtet kein gutes Jahr für mich. Finanziell und auch terminlich lange stark eingeschränkt, musste die Zahl der Konzertbesuche drastisch zurückgeschraubt werden. Eine frustrierende Angelegenheit für jemanden wie mich, der seit seiner Teenagerzeit eher auf dem Zahnfleisch hingekrochen wäre als die Chance auf einen schönen Konzertabend zu verpassen.

Da war es dann folglich auch eine tolle Sache, als eine Freundin einen letzten jährlichen Konzertbesuch vorschlug. Etwas besonderes sollte es sein, vielleicht auch ein bisschen verrückt. Und so fiel die Wahl am Ende auf den Auftritt von Rapalje im Pumpwerk in Wilhelmshaven.

Ein Ausflug in die Stadt war schon vor Jahren angedacht gewesen, wurde jedoch am Ende wie so vieles durch Corona vereitelt. Am 28. Dezember war es dann aber tatsächlich so weit. Morgens setzte ich mich mit meinem Deutschlandticket in den Zug, nach etwa drei Stunden gesellte sich meine Freundin zu mir, und nach nur *hüstel hüstel* knapp sieben Stunden Fahrt - und ohne Verspätung! - kamen wir in Wilhelmshaven an.

Das Wetter war - sagen wir mal - nordisch. Die Luft war auch ohne Regen nass und es hing bald ein recht ansehnlicher Nebel über dem Wasser. Doch noch vor Nacht und Nebel gelang es uns, einen Blick auf unsere Unterkunft zu erhaschen. Auch hier hatten wir uns etwas Feines überlegt. Kein schnödes Hotel, nein nein. Ein Schiff sollte es sein. Die Arcona, um genau zu sein. Das ehemalige Marinewohnschiff aus den Vierzigerjahren des letzten Jahrhunderts wurde erst vor kurzem zu einem Hostel umgebaut und lud uns ein zu einer Nacht in besonderem Ambiente.

Nach einem unkomplizierten, telefonischen Check-In konnten wir auch schnell unsere Kabinen beziehen und waren sehr angetan. Der schllichte und stilechte Charme wusste zu überzeugen, und die Betten wurden gleich getestet und als gemütlich befunden. 

Hungrig nach der langen Anreise stand als nächstes die Nahrungssuche auf dem Programm. Hier fiel unsere Wahl auf ein kleines, asiatisches Restaurant, das Asia Gia Bao. Auch dieses entpuppte sich schnell als richtig gute Entscheidung. Das Lokal selbst war gemütlich, das Personal unheimlich freundlich und das Essen superlecker!

So gestärkt war es dann endlich Zeit für den eigentlichen Höhepunkt des Abends, das Konzert. Kurz nach Einlass erwartete uns zunächst einmal eine eher unschöne Überraschung: eine lange, lange, überaus bewegungslose Schlange vor dem Pumpwerk. Eher mürrisch standen wir also eine ganze Weile in der Kälte, eh es dann endlich nach drinnen ging. Die Sitzplätze waren zu diesem Zeitpunkt leider bereits besetzt, was meiner von Rückenproblemen geplagten Begleitung eher weniger gefiel. Zum Glück fanden wir aber noch ein lauschiges Treppchen gleich neben der Bühne, wo sie sich zwischendurch hinsetzen konnte. So stand einem gelungenen Konzertabend nichts mehr im Weg.

Und ein gelungener Konzertabend wurde es. Begrüßt wurden wir von Marcel Dunker, der es mit der von ihm dargebotenen Mischung aus Folk Klassikern und anderen Evergreens in kürzester Zeit schaffte, das Publikum zum Mitsingen zu animieren. Bei so viel Bühnenpräsenz und Begeisterung war es für den Musiker offensichtlich gar kein Problem, die Bühne ganz allein mit seiner Gitarre zu erobern und die Zuhörer auch für den Rest des Abends gut anzuheizen.

Nach der üblichen Umbaupasue betraten dann mit den Niederländern von Rapalje die Headliner des Abends die Bühne, und eigentlich ist es gar nicht nötig, hier viele Worte zu verlieren, denn wer sich grob in "meinen" Kreisen bewegt, dem sind die Herren keine Unbekannten. Und so lieferten Rapalje natürlich auch an diesem Abend wieder eine erstklassige Show ab - unterhaltsame Ansagen und die Klärung der Frage, was Mann so unter dem Kilt trägt inklusive. Musikalisch gab es einen guten Querschnitt durch das große Repertoire der Band, der vom Publikum am Ende mit nicht enden wollenden 'Zugabe'-Rufen belohnt wurde. Und auch dieser Wunsch war Rapalje Befehl - in Teilen bereits umgezogen kamen sie schließlich tatsächlich noch ein letztes Mal auf die Bühne zurück, um ihre absolut herrliche Version von "The Wild Rover" zum Besten zu geben!

Bestens gelaunt verließen wir nach diesem schönen Abend das Pumpwerk, mit dem für uns neuen Wissen, dass es sich bei diesem Wilhelmshavener Jahresendkonzert um eine Art wiederkehrende Tradition handelt. Zum Glück bot die Rückfahrt am folgenden Tag mehr als genug Zeit, Gedanken darüber zu spinnen, ob man selbst dies nicht auch zu einer neuen Tradition entwickeln könnte... Mir scheint, da könnte es noch eine Fortsetzung geben, zwischen Rapalje, Wilhelmshaven und uns.

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