Ein Gutes hatte es ja, dass das Refused-Konzert am Freitagabend so plötzlich und damit auch relativ früh endete. So bekam ich nämlich noch eine gute Mütze Schlaf, bevor ich mich am nächsten Tag auf die ziemlich lange Reise zum Hockenheimring begab. Dort stand am 22. Juni nämlich ein Konzert der ganz anderen Art auf dem Programm. Manch einer wird nun lachen und spotten, aber ich stehe dazu: es war Zeit für Ed Sheeran! :D
So machte ich mich am frühen Morgen zunächst mit der Bahn auf den Weg durch ganz NRW, von wo aus es gegen Mittag dann mit einer Freundin im Auto weiter nach Heidelberg ging. Die ganze Fahrt verlief ziemlich unproblematisch, wir stimmten uns musikalisch auf den Abend ein und erreichten in froher Erwartung unser Hotel. Der Mann am Check-In war sehr freundlich und sah uns irgendwie schon an der Nasenspitze an, wo wir hinwollten (oder es lag einfach daran, dass so ziemlich alle weiblichen Hotelgäste an diesem Wochenende das gleiche Ziel hatten ^^). Als er uns dann für die Fahrt dorthin viel Glück wünschte, waren wir leicht irritiert und hakten nach, woraufhin man uns vor Verkehrschaos rund um den Hockenheimring warnte. Umso besser fanden wir es, wie gut wir dann später auf der Fahrt durchkamen - bis dann etwa fünf Kilometer vor dem Hockenheimring plötzlich tatsächlich nichts mehr ging. Da waren wir, wie sich später herausstellte, offenbar in der langen, langen Parkspur gelandet. Da wir zeitlich aber großzügig geplant hatten, war das Ganze kein großes Problem. Wir nutzten den Stau zum Essen und fügten uns geduldig in unser Schicksal.
Irgendwann kamen wir doch noch an, ergatterten einen Parkplatz und begannen den langen Marsch zum Einlass. Wer ein Konzert auf dem Hockenheimring besuchen möchte, sollte wirklich gut zu Fuß sein, denn es geht zunächst einmal so ziemlich um den ganzen Ring herum, bevor man dann tatsächlich hineingelassen wird. Ein paar Kilometer kommen da sicher zusammen.
Endlich auf dem Gelände bot sich uns ein beeindruckender Anblick. Fast 100.000 Besucher hatten sich an diesem Tag eingefunden, um den wohl unbestritten größten Popstar unserer Zeit live zu erleben. Auch meiner Freundin und mir war das eine stundenlange Anreise, eine Übernachtung im Hotel sowie ein mehr als 80 Euro teures Ticket wert gewesen.
Ed Sheeran auf der Mega-Bühne
Die Bühne versprach schonmal Großes. Es handelte sich um ein gewaltiges Konstrukt voller Bildschirme. Schon leer wirkte sie beeindruckend, ebenso wie die riesige Menge an Menschen, die sich hier auf einen Haufen versammelt hatte.
Wir versorgten uns an einem der zahlreichen Stände mit Merchandise und Getränken (nur echt im Ed Sheeran-Becher mit verschiedenen Motiven) und suchten uns ein Plätzchen. Vor dem Hauptact standen noch zwei andere Künstler auf dem Programm, die wir uns natürlich ebenfalls ansahen.
Los ging es mit Zara Larsson aus Schweden. Musikalisch gab es hier eingängige, moderne Popmusik zu hören, die Bühnenshow wartete mit ziemlich viel Tanz auf, was das Zuschauen ganz interessant machte. Obwohl ich im Vorfeld geschworen hätte, noch nie etwas von der Dame gehört zu haben, kam mir mindestens ein Song dann doch aus dem Radio bekannt vor. Tja, was Chartmusik angeht, bin ich nun wirklich schon seit vielen Jahren nicht mehr wirklich auf dem Laufenden. :D
Der zweite Support an diesem Abend war James Bay. Im Vorfeld kannte ich von ihm nur seinen wohl größten Hit "Hold Back The River", fand live aber sein gesamtes Konzert sehr ansprechend. Optisch passierte hier auf der Bühne zwar nicht viel, das wurde aber durch die gute Musik sowie den sympatischen Künstler mehr als wett gemacht.
Leider war es mit dem Wetter an jenem Abend so eine Sache. Der Himmel verdunkelte sich immer wieder, und wenn uns eine unglaublich nette Frau nicht einen Regenponcho geschenkt hätte, wären wir schon während des ersten Konzerts nass bis auf die Haut geworden (vielen, vielen Dank noch einmal!). Auch das Konzert von Ed Sheeran blieb nicht ganz vom Regen verschont, doch schaffte es dieser Schlawiner doch an diesem Abend tatsächlich, selbst das Wetter auf seine Seite zu bringen. War es vorher immer nur abwechselnd nass und halbwegs trocken gewesen, verabschiedete sich der Regen zu den Tönen von Ed Sheeran mit einem wunderschönen Regenbogen, und das sogar endgültig.
Und überhaupt: was war das doch für ein faszinierendes Konzert! Ed Sheeran hatte das Publikum von dem Moment an in der Hand, in dem er die Bühne betrat. Männer und Frauen jeglichen Alters, Kinder, Teenager - sie alle erlagen binnen Sekunden seinem Charme und seiner Musik. Hit folgte auf Hit und obwohl nur dieser eine Mann mit seiner Gitarre auf dieser gewaltigen Bühne stand, schien da kein leerer Raum zu sein, weder räumlich noch klanglich. Nie wurde es auch nur eine Sekunde langweilig, die Show zu betrachten oder der Musik zu lauschen. "Galway Girl", "Castle On The Hill", "Shape Of You" - alles wurde vom Publikum zelebriert. Doch auch ältere Stücke fanden großen Anklang, ebenso wie die ersten Ausblicke auf das zu jener Zeit noch nicht erschienene, neue Album. Mein persönliches Highlight war jedoch "I see Fire", der Song, mit dem ich erst so richtig Aufmerksam geworden bin auf Ed Sheeran, damals im Kino bei "Der Hobbit - Smaugs Einöde". Es war schon längst dunkel geworden, als die ersten Töne dieses Lieds erklangen, und das Publikum bedachte jeden der ersten, leisen Takte dieses Stücks mit einer andächtigen Ruhe, wie man sie in so großen Menschenmengen selten findet. Und dann, als der Refrain einsetzte, tat er dies aus abertausenden Kehlen, und das war wirklich ein Gänsehautmoment, den ich so schnell nicht vergessen werde. Man mag mich für albern halten, aber ganz ehrlich: dieser Mensch hat etwas Magisches an sich und ich würde mich dieser Magie jederzeit wieder auf einem seiner Konzerte hingeben.
Obwohl Ed Sheeran ein wirklich, wirklich langes Konzert gab, kam natürlich irgendwann der Zeitpunkt, indem es hieß Abschied zu nehmen. Und da erschloss sich uns erst, was unser freundlicher Hotelmitarbeiter mit seinem Mitleid wirklich gemeint hatte, denn der Rückweg erwies sich als wahres Martyrium. Knapp 100.000 Menschen waren bestrebt, den Hockenheimring zur selben Zeit zu verlassen, und das über einen Weg, der stellenweise nicht breiter war als eine gemeine Altstadtgasse, was etwa die dreifache Zeit wie auf dem Hinweg in Anspruch nahm. Und all diese Menschen wollten danach zeitgleich ihre Autos Richtung Heimat bewegen. So dauerte es je nach Stellplatz des eigenen Autos dann auch nur ein paar weitere Stunden, bis man tatsächlich einmal einen Versuch unternehmen konnte, eine Straße zu erreichen. Den anschließenden Stau in manche Richtung noch gar nicht mit eingerechnet.
Doch selbst das konnte uns an diesem Tag nicht die Laune verderben. Hinter uns lag ein wahrhaft fantastisches Konzert. Und für das nächste Mal Hockenheimring wissen wir ja nun: für die Rückfahrt lieber noch einen Mitternachtssnack und ne warme Wolldecke für die Wartezeit deponieren, dann passt das schon. ;)
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