Ich erzählte es ja bereits: in diesem Jahr gab es für mich, neben so einiger anderer Einschränkungen, kein Castlefest. Da mir dieses Wochenende mit all seiner Bedeutung und seinen Ritualen aber wichtig ist, habe ich mich auf die Suche nach einer Alternative begeben. Ein kleiner Ausflug sollte es werden, der dem Anlass - dem Lughnasadh-Fest - würdig ist. Gefunden habe ich mein Ziel im Aaper Wald in Düsseldorf.
Nach etwa einer Viertelsstunde erreichte ich dann den Aaper Wald. Zunächst schien es, als wäre es mir dort ein wenig zu lebhaft - der Wald begrüßte mich mit einem gut besuchten Spielplatz, doch schon nach wenigen Minuten laufen war ich so gut wie allein und eine angenehme Stille kehrte ein.
Der Weg zu den Frauensteinen war auch schnell gefunden. Zunächst war ich dort nicht allein. Zwei Mütter machten mit ihren Kindern ein Picknick und zwei Fahrradtouristen genossen ihre Pause. Nach etwa einer Stunde waren dann jedoch alle fort, und ich konnte den Ort ganz für mich allein entdecken.
Sehr schnell wurde mir klar: die Frauensteine waren der perfekte Ort für mich an diesem Wochenende. Auf dem Stamm eines alten Baumes hatten Besucher eine kleine Opferstelle errichtet. Blumen, Nüsse, Walderdbeeren - verschiedenste Kleinigkeiten wurden dargebracht, und auch ich habe mich gefreut, meinen kleinen Teil beizutragen.
Den Ort in der Stille des menschenleeren Waldes erkunden zu dürfen hat mich wirklich glücklich gemacht. Wer die Steine näher betrachtet, kann überall kleine eingeritze Botschaften entdecken. Namen, Runen, Bilder. Und auch der allgemeine Ausblick von der Lichtung aus war sehr ansprechend.
Neben der Lichtung fand sich auch eine kleine Info-Tafel, auf der man sich ein wenig über die Geschichte der Steine informieren konnte. Interessanter als die Auskunft über das Material (Zementquarzit, für die Geologen unter uns) waren für mich die Geschichten, die sich um den Ort ranken. Ein Opferplatz soll es gewesen sein, in germanischer oder noch früherer Zeit, oder alternativ soll es sich bei den Steinen auch um Frauen handeln, die als Strafe in Stein verwandelt wurden. Natürlich handelt es sich bei allen Geschichten um Sagen und Mythen, archäölogische Funde über eine konkrete Nutzung des Platzes in der Vergangenheit gibt es nicht. Da ich persönlich aber gegen die konsequente Entzauberung der Welt bin, gefällt mir der Gedanke, dass ein solch besonderer Platz früher sicher auch besonders betrachtet und genutzt wurde, jedoch sehr gut. ;)
Als es schließlich um die Steine herum wieder lebhafter wurde, entschied ich mich für den Rückweg. Auch hier hatte die Bahn wieder entschieden, dass heute ein guter Tag für Leben in vollen Zügen sei, und dass so eine einstündige Fahrt doch viel schöner ist, wenn sie gleich zweieinhalb Stunden dauert. Grund? Man ahnt es: kurzfristiger Personalausfall, plus massive Verspätung des einzigen Ausweichzuges, die keineswegs, niemals nicht, daher rührte, dass in dem vollkommen überfüllten Zug nur eine von drei Türen funktionierte, wodurch bei jedem neuen Halt weitere fünf Minuten hinzukamen, was den Anschluss unerreichbar machte.
Sei es drum, als Mensch ohne Auto kenne ich es ja gar nicht anders (wobei mich trotzdem das seltsame Gefühl beschleicht, dass es in jüngster Zeit immer schlimmer wird. Oder ich werde im Alter einfach ungeduldiger, wer weiß). Am Ende war ich sehr froh, endlich zu Hause zu sein und den Abend ohne viel zu viele Menschen um mich herum mit einem leckeren Milchtee ausklingen lassen zu können.
Doch obwohl die deutsche Bahn den Ausflug für mich weitaus anstrengender gemacht hat, als er hätte sein sollen, bereue ich es nicht, ihn gemacht zu haben. Der Gedanke, das ganze Wochenende traurig allein zu Hause zu verbringen und darüber nachzugrübeln, was hätte sein können (und sollen!), war unerträglich, und die Frauensteine haben sich für mich als wirklich tröstlicher Ort herausgestellt. Ich bin mir ziemlich sicher, dass das nicht mein einziger Besuch dprt gewesen sein wird.
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