Für ein verlängertes Wochenende verwandelte sich vom 26. bis zum 29. Mai der Gütersloher Stadtteil Isselhorst bereits zum achten Mal in einen beliebten Anlaufpunkt für Mittelalterfreunde von Nah und Fern. Otto III, Graf von Ravensberg, hatte zum Anno 1280 geladen - und Scharen von Menschen waren seiner Einladung gefolgt.
Die Zeitreise begann mit dem Gang durch einen Tunnel, der die Besucher direkt vom neuzeitlichen Isselhorst in das Jahr 1280 zurückkatapultierte. Beim unmittelbar folgenden ersten Rundgang über das Gelände, gab es für das Auge wirklich an jeder Ecke etwas zu entdecken: Händler und Handwerker boten vielseitige Waren feil, leckerer, teils exotische Gerüche ließen einem das Wasser im Mund zusammenlaufen und eh man sich versah, war man auch schon mitten in den Aufzug der Heerlager geraten, die sich auf den Weg zur großen Eröffnungszeremonie machten.
Warten auf die Markteröffnung
Besagte Eröffnung erwies sich ebenfalls als ein großer Spaß. Wie sich das für den Gastgeber und Grafen nun einmal so gehört, übernahm diese Begrüßung Otto III - mit geistlicher Unterstützung von Bruder Dickbert. Die Heerlager, von denen sich eine große Zahl eingefunden hatte, wurden dabei ebenso vorgestellt wie die später aufspielenden Musicii und Gaukler. Außerdem blieb kaum ein wissendes (und wahrscheinlich auch kaum ein unwissendes) Auge trocken vor Lachen, als ein gewisser konkurrierender Veranstalter, der im letzten Jahr mehr als nur schlechten Stil gegenüber dem Anno 1280 bewiesen hatte, an diesem schönen Donnerstagmittag die gerechte Reaktion auf sein Verhalten erhielt. Man bekam Lust zu hoffen, dass betreffende Person an diesem Wochenende persönlich aufschlagen würde um sich den angekündigten und voll verdienten Arschtritt Gottes abzuholen.
Nach der Eröffnung blieb wieder Zeit, sich genauer auf dem Gelände umzusehen. Im Bereich der Heerlager bewies das Anno 1280 wirklich begeisternde Qualitäten. Im Gegensatz zu den Heerlagern bei anderen einschlägigen Veranstaltungen, konnte man hier wirklich viel sehen und erleben. Die Lager waren gut ausgestattet und ansprechend aufgebaut und die Lagernden präsentierten auch gerne ihre Fähigkeiten in verschiedenen Handwerken oder gingen auf Fragen der Besucher ein. Es machte wirklich großen Spaß, durch diese Bereiche des Geländes zu schlendern.
Im Heerlager-Bereich
Auch das Programm beim diesjährigen Anno 1280 ließ sich wirklich nicht lumpen. Ein wenig bedauerte ich, dass ich die großartigen Serpentyne zu ihrem großen Abendprogramm nicht mehr würde erleben können - aber so ist nunmal das Leben als Bahnfahrer. Die anderen anwesenden Gruppen entschädigten aber für diesen kleinen Wermutstropfen. Da waren die altbekannten Spielleute von Heidenlaerm ebenso wie die mir vorher noch unbekannten Spielleute von Oropher - Des Teufels Brut, die dem anwesenden Volk beide klassische, gute Marktmusik darboten. In eine ganz andere, ruhigere Richtung gingen die Damen und Herren vom Ensemble Violetta, die eher die ruhigen Facetten mittelalterlicher Musik betonten. Für die nicht-musikalische Unterhaltung von Groß und Klein sorgten unter Anderem Professor Abraxo mit seinem Schlangenzauber sowie das Federgeist Theater, die mit ihrer sympathischen Art nicht nur den Kindern ein Lächeln ins Gesicht zu zaubern vermochten.
Ensemble Violetta
Wer Glück hatte, der konnte auch einen Blick auf den einen oder anderen Walking Act erhaschen. So zum Beispiel das Gänsehüten, bei dem eine Gänsemagd, ein Trommler und eine Schar Gänse über das Gelände marschierten - ein wirklich toller Anblick!
Gänsemarsch
Ein absolutes Highlight auf dem Anno 1280 war auch das große Ritterturnier, welches von Heimdalls Erben bestritten wurde. Fast eine Stunde wurde den Besuchern hier eine großartige Show geboten, bei der die Balance zwischen Turnier, Story und lustigen Einlagen wirklich einmal perfekt passte - abschließender Ritt durchs Feuer inklusive.
Ritterturnier von Heimdalls Erben
Dem aufmerksamen Leser dürfte mittlerweile klar geworden sein: Für mich (und ebenso für meine anwesenden Freunde) war das Anno 1280 ein voller Erfolg. Hier erwartete die Besucher ein großer, aber dennoch enstpannter Markt mit einem reichen Programmangebot, schönen Heerlagern, einem ausgezeichneten Ritterturnier und einem kulinarischen Angebot, das selbst für routinierte Marktgänger wie uns einiges an Überraschungen bot. Und das alles zu einem Eintrittspreis von nur 8 Euro am Tag. Einen solch gelungenen Mittelaltermarkt findet man leider viel zu selten. Wenn es sich einrichten lässt, komme ich gerne nächstes Jahr wieder!
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