Was soll ich sagen: mit meinen dreißig Jahren bin ich genau in dem Alter, in dem ein Blick zurück in die frühsten musikalischen Einflüsse zwangsläufig zu einer ganz bestimmten Band führt: der Kelly Family. Irgendwann wendeten sich die Interessen dann anderen Gruppen und anderen Musikstilen zu, bis dann im August des vergangenen Jahres plötzlich eine Freundin an mich herantrat und mich fragte, ob ich mit ihr auf ein Konzert von Michael Patrick Kelly gehen wollte.
Und so begab es sich, dass ich am 14. September mit eben jener Freundin am Kölner Tanzbrunnen auf den Einlass zu eben jenem Konzert wartete. Ein Ausflug, den wir uns gewissermaßen zum Geburtstag geschenkt hatten.
Im Gegensatz zu meiner Freundin hatte ich eher wenig Ahnung, was uns erwarten würde, aber ich war gespannt. Das Wetter war auch Mitte September noch herrlich sommerlich, die Papageien kreisten über dem Tanzbrunnen und wir warteten geduldig in der langen Schlange des ausverkauften Konzerts auf den Einlass. Als es dann soweit war, ergatterten wir auch einen ganz passablen Platz. Das Publikum an diesem Abend war recht durchmischt. Zu meiner Überraschung hatten aber eher wenige Menschen in unserem Alter den Weg nach Köln gefunden, viele Besucher waren eher im Alter unserer Eltern, aber man sah auch einige sehr junge Leute sowie Kinder. Gruseligerweise kam es beim Warten direkt neben uns fast zu einer Schlägerei zwischen zwei physisch sehr erwachsener Frauen, nachdem die eine der anderen (aus welchem Grund auch immer) ihr Bier ins Gesicht gekippt hatte... Die Gemüter beruhigten sich aber bald wieder und das Konzert begann.
Wie bereits gesagt hatte ich an diesen Abend wenig konkrete Erwartungen, dafür kannte ich die Musik von Michael Patrick Kelly damals noch nicht gut genug. Das hat sich jedoch mittlerweile geändert, und daran dürfte dieser Abend die Schuld tragen. Schon in dem Moment, in dem Michael Patrick Kelly die Bühne betrat, hatte er das Publikum fest im Griff. Viele kannten alle seine Lieder und sangen fleißig mit, aber auch für eher planlose Menschen wie mich war es von Anfang an ein überzeugender Auftritt. Der Musiker fühlte sich mit seiner Liveband auf der Bühne sichtlich pudelwohl und strahlte eine unheimlich Spielfreude und Bühnenpräsenz aus. Auch ging er sehr offen auf das Publikum zu und wandte sich mit zahlreichen Ansprachen an die Leute, was sehr sympathisch war. In seinen Ansprachen ging es dabei um alles Mögliche: sein Leben, seine Musik, sein Bezug zu Köln und zum Tanzbrunnen.
Auch wenn Michael Patrick Kelly sich mit seinem Soloprogramm ziemlich offensichtlich von seiner Vergangenheit mit der Kelly Family distanziert, ließ er seine alten Fans an diesem Abend nicht ganz ohne einen kleinen nostalgischen Rückblick in jene Zeit stehen. Dies wurde von Seiten der Leute mit derart frenetischem Jubel begrüßt, dass man sich tatsächlich fast wieder in dieser verrückten Zeit in den 90ern wähnte. Doch nach diesem kurzen Ausflug, ging es wieder ganz im Hier und Jetzt weiter.
Viele der Lieder, die Michael Patrick Kelly an jenem Abend präsentierte, stammten von seinem sehr erfolgreichen aktuellen Album "iD", doch auch Fans der älteren Alben sowie seiner Auftritte bei "Sing meinen Song" kamen voll auf ihre Kosten. So gab es zum Ende des Konzerts auch noch eine große Überraschung, als plötzlich Gentleman als Gast auf der Bühne auftauchte. Ebenfalls große Begeisterung löste ein Ausflug des Sängers mitten ins Publikum aus - auch wenn wir dafür leider auf der falschen Seite der Bühne standen.
Mir hat das Konzert von Michael Patrick Kelly am Kölner Tanzbrunnen jedenfalls ausgesprochen gut gefallen. Auch hat es mir gezeigt, wie sehr es sich doch immer mal wieder lohnt, über die Grenzen des eigenen musikalischen Tellerrandes zu blicken und etwas Neues auszuprobieren. Tatsächlich haben meine Freundin und ich den Musiker mittlerweile ein weiteres Mal live gesehen. Doch davon wird später noch mehr zu lesen sein...
Hörprobe:
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