Am vergangenen Mittwoch hat es mich zu einer ganz besonderen Veranstaltung nach Münster verschlagen. In der Friedenskapelle wurde ein Märchenabend für Erwachsene verantsaltet. Das klang so ungewöhnlich und interessant, dass es eindeutig mal einen Besuch wert war.

Am frühen Abend begaben wir uns zu zweit in Richtung Friedenspark. Zunächst war die Verwirrung groß, denn wir waren noch nie dort gewesen und konnten zunächst nicht glauben, dass in dem Industriegebiet, in dem wir auf der Suche gelandet waren, wirklich eine Kapelle stehen könnte. Tat sie jedoch tatsächlich. Und ziemlich groß und schön war sie auch noch.

Kurz vor Beginn der Veranstaltung nahmen wir unsere reservierten Plätze ein und stellten fest, dass eine Reservierung eine sehr gute Idee gewesen war: Der Raum war so ziemlich restlos gefüllt! Weite Teile des Publikums waren deutlich älter als wir, aber das sind wir mittlerweile gewöhnt und hatten auch eigentlich nichts anderes erwartet.

Gleich zu Beginn wurde ausführlich auf den Hintergrund der Veranstaltung eingegangen. Es handelte sich nämlich um eine Benefizveranstaltung. Der Eintritt war frei, doch man hoffte natürlich auf großzügige Spenden. Eingeladen hatte der ASB Münsterland e.V. (Arbeiter-Samariter-Bund), um das Projekt "Wünschewagen" dse ASB Ruhr vorzustellen. Bei jenem Wünschewagen, der an dem Abend auch anwesend war und besichtigt werden konnte, handelt es sich um einen speziellen Krankentransportwagen, der es schwerkranken Menschen in ihrer letzten Lebensphase ermöglichen soll, noch einmal ihre Wunschziele sehen zu können. So bekamen schwer erkrankte Menschen bereits die Chance, beispielsweise noch einmal in ihrem Leben das Meer zu sehen, der Kommunion eines Enkelkindes beizuwohnen.

Bei so einem wichtigen Projekt war es natürlich umso erfreulicher, dass viele Menschen den Weg zu dieser Benefizveranstaltung gefunden hatten und - wie sich am Ende zeigen sollte - auch durchaus spendenbereit waren. Ich habe jedenfalls kaum jemanden erlebt, der an den Spendenboxen am Ausgang einfach nur vorbeigegangen wäre, ohne selbst eine Spende zu tätigen.

Nun aber zur Veranstaltung selbst: Im Zentrum standen Sigrun Schwarz als Märchenerzählerin und Eva Bäuerle-Gölz mit ihrer Konzertharfe. In zwei durch eine Pause geteilten Abschnitten wechselten sich an diesem Abend nun Märchen und Harfenmusik ab. Im ersten Teil standen verschiedene heimische Märchen im Vordergrund, wobei Sigrun Schwarz solche gewählt hatte, die nicht jedermann sowieso kennt. Da ging es um eine Gans, deren letzter Wunsch es war, mit ihrem Feind dem Fuchs zu tanzen und um einen jungen Mann, der unbedingt alles Wissen wollte und sich darum auf den Weg zur Sonne machte. Auch das klassiche Motiv der drei Wünsche wurde in einem Märchen aufgegriffen.

Im zweiten Teil des Abends wurden die Märchen dann internationaler: Zunächst ging es um Tam Lin, später dann um einen herzensguten Maharadscha und einen bescheidenen Teppichweber. Sigrun Schwarz trug all diese Märchen so lebendig vor, dass man von der ersten bis zur letzten Minute gespannt ihrem Vortrag lauschte und nie in die Verlegenheit geriet, mit den Gedanken abzuschweifen. Durch die bunte Auswahl der Märchen, war wohl auch für jeden Geschmack etwas dabei. Und fiel es im Nachhinein jedenfalls gar nicht so leicht, aus den gehörten Märchen einen Favoriten zu wählen.

Auch der musikalische Teil des Abends war wirklich gelungen. Eva Bäuerle-Gölz präsentierte auf ihrer wunderschönen Konzertharfe zahlreich Lieder aus den verschiedensten Musikrichtungen. Von Klassik über Jazz und Folk war von allem etwas dabei. Die Musik eignete sich wunderbar zum träumen und über die gehörten Märchen nachdenken. Klanglich und auch optisch passte die Harfe so wunderbar in die Kapelle, als wäre sie dafür geschaffen worden, hier gespielt zu werden.

Für mich hat sich der Besuch der Veranstaltung wirklich gelohnt und ich habe mir gedacht, man sollte wirklich öfters mal so einen Blick über den eigenen (auch musikalischen) Tellerrand wagen. Ein wirklich gelungener Abend!

Weiterführende Links:

Friedenskapelle Münster
Der Wünschewagen
Sigrun Schwarz: Märchenpfade
Eva Bäuerle-Gölz: Harfenton