Mittwoch, 16. Mai 2018

Konzertbericht: Korpiklaani in Oberhausen

Der 17. Februar war für mich ein Festtag, den ich mir schon lange im Voraus dick im Kalender angestrichen hatte. An diesem Tag nämlich beehrten die Finnen von Korpiklaani Oberhausen. Und sie hatten eine ganze Menge Freunde mitgebracht!

Die Veranstaltung im kleineren Teil der Turbinenhalle begann aufgrund der Vielzahl an spielenden Bands auch schon am Nachmittag. Da die ersten drei Bands jedoch erst relativ spät und vor allem auch ohne große Werbung angekündigt worden waren, fanden einige Besucher den Weg dorthin erst später. Ob sie das auch getan hätten, wenn sie gewusst hätten, was sie da verpassen?

Wir jedenfalls suchten uns ein lauschiges Plätzchen in der ersten Reihe und harrten der Dinge, die da kommen sollten. Als erstes kamen The Privateer. Die Freiburger Piraten spielten Folk Metal mit ordentlich Druck dahinter und lieferten eine großartige Show ab. Das war eine Eröffnung ganz nach unserem Geschmack, hoffentlich sieht man die Jungs und Mädels irgendwann in nicht allzu ferner Zukunft mal wieder!


Ganz anders ging es danach weiter. Evertale aus Offenburg spielten lupenreinen Power Metal, und das sehr solide. Musikalisch fielen sie damit an diesem von Folk Metal geprägten Abend zwar ziemlich aus dem Rahmen, aber das störte das Publikum eher weniger. Man ist ja tolerant in der Metalszene. ;)


Als letzte der Bands, die nicht auf dem offiziellen Tourplakat zu finden waren, gaben sich dann Black Messiah die Ehre. Name und Outfit der Band machten uns zunächst etwas nervös: Kommt jetzt super-trver Black Metal, der unsere zarten Mädchenohren herausfordert? (Wir kommen doch aus dem Folkbereich und sind sowas nicht gewöhnt! :P) Aber es kam ganz anders: die Gelsenkirchener wurden für mich die persönliche Neuentdeckung des Abends. Pagan/Viking-Metal in perfektem Härtegrad - die gingen ab wie Schmidts Katze! Ich entwickelte spontan den Wunsch, sofort loszugehen und mindestens eines ihrer Alben zu kaufen.


Auch danach blieb es spannend. Die Norweger von Trollfest erwiesen sich als im besten aller Sinne als total schräg. Pfadfinderoutfits, bunte Luftballons, eine leuchtende Trompete - so sieht also True Norwegian Balkan Metal aus. Auf der Bühne war während ihres Auftritts so viel Action, dass man manchmal kaum wusste, wo man seine Augen lassen muss. Einr richtig, richtig gute Liveshow und Party für alle!


Arkona bildeten dazu im Anschluss natürlich den totalen Kontrast mit ihren langen, atmosphärischen und dichten Stücken. Ich muss zugeben, dass die Band bisher mehr oder weniger an mir vorbeigegangen ist und ich sie an diesem Abend stellenweise auch ganz schön sperrig fand. Insbesondere die Stücke jedoch, in denen man einen Eindruck von den verwendeten russischen Folkelementen bekam, haben mich aber doch ziemlich fasziniert. Da muss ich mich wohl mal etwas intensiver einhören. Und was wohl jeder neidlos anerkennen muss: Fronterin Masha hat richtig Charisma und Bühnenpräsenz, und die Band weiß sich insgesamt verdammt gut in Szene zu setzen. Da hätte ich doch tatsächlich gerne die Möglichkeit gehabt, Fotos zu schießen!


Als Co-Headliner durften schließlich Heidevolk ran. Wie jedes Mal war es ein großes Vergnügen, die Niederländer live zu sehen. Sie stellten an diesem Abend ihr neues Album "Vuur van verzet" vor, welches ich vorher noch nicht kannte. Zumindest live machten die Stücke einen sehr vielversprechenden Eindruck. Es war im Übrigen ziemlich spannend zu sehen, dass der Versuch der Band, eines der Stücke auf Englisch darzubieten, nicht besonders positiv aufgenommen wurde. Da haben die Herren wohl unterschätzt, dass die Niederländische Sprache, in der sie singen, ein Alleinstellungsmerkmal ist, an dem auch ihre ausländischen Fans hängen. Neben neuen Stücken durften aber natürlich auch ein paar Klassiker nicht fehlen. Was bitte wäre auch ein Heidevolk-Konzert ohne "Vulgaris Magistralis"? So verging dieser Auftritt jedenfalls auch wie Fluge.


Und plötzlich war schon die letzte Umbaupause da. Seltsamerweise standen wir noch immer in der ersten Reihe (eigentlich hatten wir da nur kurz bleiben wollen, aber dann war es halt so schön dort :P). Naja, und vor Korpiklaani gaben wir diese Position nun natürlich auch nicht mehr auf! Die Finnen bereiteten ihrem Publikum wieder einmal ein Fest. Egal ob finnische oder englische, neue oder alte Stücke - alle waren sie tanzbar und Sänger Jonne sprang wieder einmal bestens gelaunt auf der Bühne umher. Bei Korpiklaani hat man immer das Gefühl, dass sie unheimlichen Spaß am Spielen haben, und das überträgt sich natürlich auch auf die Leute vor der Bühne. Außderm müsste man schon sehr verstockt sein, um bei den mitreißenden Folk Metal Klängen freiwillig die Beine still zu halten. Korpiklaani wollen gefeiert werden, und wer zu ihren Auftritten kommt, will feiern!


Obwohl dies ein wirklich langer Konzertabend war, war er im Nachhinein betrachtet irgendwie im Nu verflogen. So ein großartiges Line-Up hat man aber auch wirklich selten. Jede Band verstand es hier, auf ihre Art und Weise mitzureißen. Bei solchen Auftritten ist es doch gar kein Wunder, dass regelmäßige Konzertbesuche das Leben verlängern!

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