Donnerstag, 6. November 2014

Buchvorstellung: Die Artus-Chroniken von Bernard Cornwell

Heute möchte ich mal eine Buchtrilogie vorstellen, die mich in diesem Jahr sehr gefesselt hat. Es handelt sich zwar um keine Neuerscheinung, aber wie das Schicksal es eben manchmal so will, ist sie mir erst in diesem Jahr in die Finger gefallen. 

Es handelt sich um die Artus-Chroniken (engl.: The Warlord Chronicles) von Bernard Cornwell, also konkret um die drei Bücher

- Der Winterkönig (deutsch 1996, engl. Original The Winterking 1995),

- Der Schattenfürst (deutsch 1997, engl. Original Enemy Of God 1996)

und

- Arthurs letzter Schwur (deutsch 2000, engl. Original Excalibur 1997).

Inhalt:

Wie ja die Titel schon deutlich zeigen, beschäftigt sich Bernard Cornwell in dieser Trilogie mit einem der wohl bekanntesten und ältesten Stoffkreise der Welt, nämlich der um König Artus (oder eben Arthur). 

Die Handlung setzt im späten 5. Jahrhundert ein. Um Britannien steht es nicht zum besten in dieser Zeit. Die Römer haben das Eiland verlassen und das Wissen und die Erungenschaften, die sie einst mit sich brachten, sind schon so gut wie aus der Erinnerung der Menschen getilgt. Die Sachsen fallen immer wieder in die geschwächten Kleinkönigtume ein und werden zur Plage von außen. Doch auch im Land selbst lauern neue Herausfordernungen: Das keltische Heidentum verliert an Stärke, während das Christentum seinen Siegenszug antritt.

Der einzige Mann, der Brittaniens Überleben sichern kann, scheint in dieser Situation der Großkönig Uther Pendragon - doch dieser stirbt und hinterlässt als Erben nur ein hilfloses Kleinkind, dessen Legitimität und Eignung aufgrund ungünstiger Zeichen bei seiner Geburt von vielen angezweifelt werden. 

In dieser verzweifelten Situation tritt nun Uthers Bastardsohn Arthur auf den Plan. So beginnt ein jahrzehntelanger Kampf um das Überleben Britanniens.

Geschildert werden die Ereignisse aus der Sicht eines alten, einarmigen Mönches namens Derwel. Dieser focht - damals noch Heide - stets an Arthurs Seite für die Zukunft Britanniens und stieg dabei vom einfachen Soldaten zum Lord auf. Gegen den Willen seines Klostervorstehers, aber auf Wunsch seiner Königin begann er später, die Ereignisse aufzuschreiben, um sie für die Nachwelt zu bewahren - und seine Geschichte unterscheidet sich in einigen Aspekten sehr interessant von denen, wie man sie aus der mittelalterlich-höfischen Überlieferung kennt...

Fazit:

Obwohl ich schon länger ein begeisterter Leser der Romane von Bernard Cornwell bin, habe ich die Artus-Chroniken lange unbeachtet links liegen lassen. Zu alltbekannt schien der Stoff, zu langweilig waren mir viele der romantisch-verklärten Schilderungen, die dieser Stoffkreis bis heute hervorgebracht hat. Im Nachhinein kann ich mich jedoch nur fragen: wie konnte ich nur glauben, Cornwell werde den Stoff ähnlich platt angehen?

In den drei Romanen trifft man auf sämtliches Personal, dass man mit dem Mythos Arthur verbindet: Arthur selbst mit seinem Schwert Excalibur, seine große Liebe Guinevere, den Zauberer Merlin und seine Schwester Morgane, seine Ritter, und, und, und. Doch Cornwell schafft es, ihnen wirklich Leben einzuhauchen. Niemand ist hier einfach gut oder böse - Arthur beispielsweise ist nicht nur der strahlende, edle Held, er hat seine Stärken und Schwächen und einen durchaus schwierigen Charakter. Lancelot ist ein eitler Pimpf, der es aber perfekt versteht, sich selbst ins rechte Licht zu setzen während einer der in der Überlieferung edelsten Ritter hier zum naiven Volltrottel wird. Diese alternativen Charakterisierungen der Figuren hat mich wirklich tief beeindruckt, denn sie wirkten so extrem lebendig - eben Menschen, wie sie tatsächlich gewesen sein könnten.

Auch wegen den magischen Aspekten hatte ich so meine Sorge. Bernard Cornwell schreibt ja nun eigentlich historische Romane, was also anfangen mit Charakteren wie Merlin in seinen Büchern? Doch auch dieses Problem wurde famos gelöst. Hier schwingt niemand plump den Zauberstab, die Druiden und Magier arbeiten (und spielen in gewisser Weise) vielmehr mit ganz realistischen Mitteln wie ihrer eigenen Menschenkentnisse, Illusionen und den Erwartungen der Menschen. Auch sie wirken ganz und gar glaubhaft.

Als Autor historischer Romane beschäftigt sich Bernard Cornwell in den Romanen aber natürlich auch mit der brittischen Geschichte. Da die wahren Wurzeln des Artus-Stoffes jedoch ziemlich im Dunkeln liegen, blieb hier natürlich viel Spielraum, ein Szenario, wie es gewesen sein könnte zu erschaffen. Die Bücher legen keinen Wert auf historische Korrektheit, was ja bei der Themenwahl auch unsinnig wäre, doch sie wirken in sich stimmig. 

Wer (wie ich) Cornwells Schlachtenbeschreibungen liebt, kommt natürlich ebenfalls auf seine Kosten. Es wird viel gekämpft, meist gegen die eindringenden Sachsen, manchmal jedoch auch gegen interne Feinde, und die Beschreibungen sind wie üblich bei diesem Autor lebendig, doch ohne übertriebenen Pathos und ohne in brutale Beschreibung von Gemetzel abzudriften. 

Also von meiner Seite: Wers noch nicht gelesen hat, sollte das unbedingt nachholen. Bernard Cornwell at his best!

Meine Wertung:

♥ ♥ ♥ ♥ ♥
[5/5]

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