Heute möchte ich mal eine Buchtrilogie vorstellen, die mich in diesem
Jahr sehr gefesselt hat. Es handelt sich zwar um keine Neuerscheinung,
aber wie das Schicksal es eben manchmal so will, ist sie mir erst in
diesem Jahr in die Finger gefallen.
Es handelt sich um die Artus-Chroniken (engl.: The Warlord Chronicles) von Bernard Cornwell, also konkret um die drei Bücher
- Der Winterkönig (deutsch 1996, engl. Original The Winterking 1995),
- Der Schattenfürst (deutsch 1997, engl. Original Enemy Of God 1996)
und
- Arthurs letzter Schwur (deutsch 2000, engl. Original Excalibur 1997).
Inhalt:
Wie ja die Titel schon deutlich zeigen, beschäftigt sich Bernard
Cornwell in dieser Trilogie mit einem der wohl bekanntesten und ältesten
Stoffkreise der Welt, nämlich der um König Artus (oder eben Arthur).
Die Handlung setzt im späten 5. Jahrhundert ein. Um Britannien steht
es nicht zum besten in dieser Zeit. Die Römer haben das Eiland
verlassen und das Wissen und die Erungenschaften, die sie einst mit sich
brachten, sind schon so gut wie aus der Erinnerung der Menschen
getilgt. Die Sachsen fallen immer wieder in die geschwächten
Kleinkönigtume ein und werden zur Plage von außen. Doch auch im Land
selbst lauern neue Herausfordernungen: Das keltische Heidentum verliert
an Stärke, während das Christentum seinen Siegenszug antritt.
Der einzige Mann, der Brittaniens Überleben sichern kann, scheint in
dieser Situation der Großkönig Uther Pendragon - doch dieser stirbt und
hinterlässt als Erben nur ein hilfloses Kleinkind, dessen Legitimität
und Eignung aufgrund ungünstiger Zeichen bei seiner Geburt von vielen
angezweifelt werden.
In dieser verzweifelten Situation tritt nun Uthers Bastardsohn
Arthur auf den Plan. So beginnt ein jahrzehntelanger Kampf um das
Überleben Britanniens.
Geschildert werden die Ereignisse aus der Sicht eines alten,
einarmigen Mönches namens Derwel. Dieser focht - damals noch Heide -
stets an Arthurs Seite für die Zukunft Britanniens und stieg dabei vom
einfachen Soldaten zum Lord auf. Gegen den Willen seines
Klostervorstehers, aber auf Wunsch seiner Königin begann er später, die
Ereignisse aufzuschreiben, um sie für die Nachwelt zu bewahren - und
seine Geschichte unterscheidet sich in einigen Aspekten sehr interessant
von denen, wie man sie aus der mittelalterlich-höfischen Überlieferung
kennt...
Fazit:
Obwohl ich schon länger ein begeisterter Leser der Romane von
Bernard Cornwell bin, habe ich die Artus-Chroniken lange unbeachtet
links liegen lassen. Zu alltbekannt schien der Stoff, zu langweilig
waren mir viele der romantisch-verklärten Schilderungen, die dieser
Stoffkreis bis heute hervorgebracht hat. Im Nachhinein kann ich mich
jedoch nur fragen: wie konnte ich nur glauben, Cornwell werde den Stoff
ähnlich platt angehen?
In den drei Romanen trifft man auf sämtliches Personal, dass man mit
dem Mythos Arthur verbindet: Arthur selbst mit seinem Schwert
Excalibur, seine große Liebe Guinevere, den Zauberer Merlin und seine
Schwester Morgane, seine Ritter, und, und, und. Doch Cornwell schafft
es, ihnen wirklich Leben einzuhauchen. Niemand ist hier einfach gut oder
böse - Arthur beispielsweise ist nicht nur der strahlende, edle Held,
er hat seine Stärken und Schwächen und einen durchaus schwierigen
Charakter. Lancelot ist ein eitler Pimpf, der es aber perfekt versteht,
sich selbst ins rechte Licht zu setzen während einer der in der
Überlieferung edelsten Ritter hier zum naiven Volltrottel wird. Diese
alternativen Charakterisierungen der Figuren hat mich wirklich tief
beeindruckt, denn sie wirkten so extrem lebendig - eben Menschen, wie
sie tatsächlich gewesen sein könnten.
Auch wegen den magischen Aspekten hatte ich so meine Sorge. Bernard
Cornwell schreibt ja nun eigentlich historische Romane, was also
anfangen mit Charakteren wie Merlin in seinen Büchern? Doch auch dieses
Problem wurde famos gelöst. Hier schwingt niemand plump den Zauberstab,
die Druiden und Magier arbeiten (und spielen in gewisser Weise) vielmehr
mit ganz realistischen Mitteln wie ihrer eigenen Menschenkentnisse,
Illusionen und den Erwartungen der Menschen. Auch sie wirken ganz und
gar glaubhaft.
Als Autor historischer Romane beschäftigt sich Bernard Cornwell in
den Romanen aber natürlich auch mit der brittischen Geschichte. Da die
wahren Wurzeln des Artus-Stoffes jedoch ziemlich im Dunkeln liegen,
blieb hier natürlich viel Spielraum, ein Szenario, wie es gewesen sein
könnte zu erschaffen. Die Bücher legen keinen Wert auf historische
Korrektheit, was ja bei der Themenwahl auch unsinnig wäre, doch sie
wirken in sich stimmig.
Wer (wie ich) Cornwells Schlachtenbeschreibungen liebt, kommt
natürlich ebenfalls auf seine Kosten. Es wird viel gekämpft, meist gegen
die eindringenden Sachsen, manchmal jedoch auch gegen interne Feinde,
und die Beschreibungen sind wie üblich bei diesem Autor lebendig, doch
ohne übertriebenen Pathos und ohne in brutale Beschreibung von Gemetzel
abzudriften.
Also von meiner Seite: Wers noch nicht gelesen hat, sollte das unbedingt nachholen. Bernard Cornwell at his best!
Meine Wertung:
♥ ♥ ♥ ♥ ♥
[5/5]
[5/5]
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen
Wenn du auf meinem Blog kommentierst, werden die von dir eingegebenen Formulardaten (und unter Umständen auch weitere personenbezogene Daten, wie z. B. deine IP-Adresse) an Google-Server übermittelt. Mehr Infos dazu findest du in meiner Datenschutzerklärung und in der Datenschutzerklärung von Google.