Heute wird es von mir mal wieder einen etwas länger ausgearbeiteten und hoffentlich auch informativen Blogeintrag geben. Anlass und Thema ist dieses Wochenende, an dem in den nordischen, aber auch den baltischen Staaten das Mittsommerfest begangen wird. Als Skandinavist liegt mir dieses Fest natürlich auch als Deutscher am Herzen, wenn es auch leider hierzulande eher weniger gefeiert wird.

Die Tradition des Mittsommerfestes ist schon sehr alt, sie reicht bis in vorchristliche Zeiten zurück. Auch heute noch sind zahlreiche Bräuche und Aberglauben mit dem Fest verbunden. Für die Menschen war Mittsommer schon immer eine bedeutsame Zeit, markiert sie doch den Höhepunkt des Sommers. Besonders in Norden geht die Sonne um diese Jahreszeit in den so genannten weißen Nächten kaum unter. Das Mittsommerfest bildet den Höhepunkt dieser Entwicklung, gefeiert wird die kürzeste Nacht des Jahres. Im Anschluss werden die Tage wieder kürzer und die Nächte länger. Mittsommer markiert also die Sommersonnenwende.

Es ist also eigentlich kein Wunder, dass sich zahllose Legenden um diese Nacht ranken. So besteht in Schweden bis heute der Brauch, dass junge, unverheiratete Mädchen in der Mittsommernacht sieben verschiedene wilde Blumen, die sie zuvor schweigend auf sieben unterschiedlichen Wiesen gesammelt haben, unter ihr Kopfkissen legen um zu erfahren, wen sie einmal heiraten werden. Auch dem Morgentau, der nach der Mittsommernacht gesammelt wurde, wurden lange besondere und heilsame Kräfte nachgesagt.

Hierzulande verbinden die meisten Menschen das Mittsommerfest vorwiegend mit Schweden. Dort wird das Fest unter dem Namen Midsommar begangen und zählt zu den wichtigsten Festen überhaupt. Gefeiert wird immer an dem Wochenende zwischen dem 20. und dem 26. Juni, wobei der Freitag (Midsommarafton) kein offizieller Feiertag ist. Trotzdem sind die Städte an diesem Tag in der Regel ziemlich ausgestorben – Midsommar wird nämlich meist mit Freunden und Familie auf dem Land gefeiert.

Zu einer schwedischen Mittsommerfeier gehört auch die Majstång, ein mit Blumen und Bändern geschmückter Baumstamm, der am Freitag aufgestellt wird. Um diesen wird dann an Midsommar getanzt. Ein bekanntes Lied, zu dem getanzt wird, trägt zum Beispiel den Titel "Små grodorna" (Die kleinen Frösche). Beim Tanzen macht man die Bewegungen von Fröschen nach, was natürlich ziemlich lustig aussieht.

Einen sehr unterhaltsamen Einblick in die schwedischen Mittsommerfeierlichkeiten bietet übrigens dieses Video mit dem schönen Titel "Swedish Midsummer for Dummies". ;)


 
In Dänemark und Norwegen hören die Mittsommerfeierlichkeiten auf den Namen Sankt Hans. Der Name rührt vom Zeitpunkt der Feierlichkeiten her. Diese finden nämlich am Abend vor dem Johannistag am 23. Juni statt. Hier hat das Mittsommerfest also eine größere christliche Beeinflussung erfahren als in Schweden. Zum Fest gehört in Norwegen und Dänemark ein großes Feuer, in Dänemark wird in diesem oft eine Strohhexe verbrannt.

Auch in Finnland gehören Feuer zum Mittsommerfest dazu. Dort wird das Fest unter dem Namen Juhannus gefeiert – auch dies eine Anlehnung an den Tag Johannes des Täufers. Gefeiert wird am gleichen Datum wie in Schweden.

Interessant ist, dass in Finnland die ursprünglichen Traditionen des Mittsommerfestes gut überliefert sind. So war das Fest früher unter den Namen Vakkajuhla (Korbfest) und Ukon juhla bekannt. Der letzte Name zeigt, dass es zu Ehren des Gottes Ukko gefeiert wurde. Bei Ukko handelt es sich um den Hochgott der finnischen Mythologie, er war für Ernte, Wetter und Donner zuständig.
Ein sehr ästhetisches Video zu den mythischen Mittsommerbräuchen in Finnland gibt es hier:



Visit Finland - White Night Magic from Timo Kaukolampi on Vimeo.

  Die Finnen begehen ihr Juhannus-Fest sehr ausgelassen, es wird viel getanzt und viel getrunken. Nach dem Fest berichten die finnischen Zeitungen stets, wie viele Menschen im jeweiligen Jahr ertrunken sind…

Auch Island kennt das Mittsommerfest. Dort wird unter dem Namen Jónsmessa gefeiert – der Name erinnert also ebenfalls an Johannes den Täufer. Dem Volksglauben nach sollen in dieser kürzesten Nacht des Jahres große mystische Kräfte am Werke sein. So heißt es, die Kühe könnten in dieser Nacht sprechen und die Robben menschliche Form annehmen. Die Feierlichkeiten scheinen in Island jedoch weitaus kleiner auszufallen als in den anderen nordischen Ländern.

Damit möchte ich meinen kleinen Exkurs zu den Mittsommerfeierlichkeiten im Norden beenden. Ich hoffe, ihr fandet es ein wenig interessant. Ich wünsche euch allen ein schönes Mittsommer-Wochenende, genießt die langen Tage, und vielleicht ist das Wetter bei euch ja sogar ein klein wenig besser als hier bei mir!

Zur Feier des Tages gab es bei mir übrigens eine selbstgemachte Erdbeertorte, denn was passt schon besser zu einer sommerlichen Feier als Erdbeeren? :D
 

Zum Abschluss noch ein kleiner sprachlicher Exkurs, wie man sich in den nordischen Ländern ein frohes Mittsommerfest wünschen kann:

SE: Glad Midsommar!
DK: Glædelig Sankt Hans!
NO: God Sankthans!
FI: Hyvää Juhannusta!
IS: Gleðilega Jónsmessu!