Vor einiger Zeit habe ich auf meinem Blog die
Sprachenlernseite Duolingo vorgestellt (
hier geht’s zum Artikel). Als ich
damals nach interessanten Seiten zum Online-Sprachenlernen gesucht habe, stieß
ich neben Duolingo immer wieder auch auf einen anderen Namen:
Memrise. Obwohl
ich weiterhin begeistert mit Duolingo arbeite, konnte ich der Versuchung nicht
wiederstehen und habe mich vor ein paar Wochen auch dort angemeldet. Nun möchte
ich auch über diese Seite ein paar Worte schreiben.
Was ist Memrise und wie funktioniert es?
Jeden Tag etwas Neues lernen – das ist sowas wie das Motto
von Memrise. Und es ist tatsächlich Programm. Memrise funktioniert wie der gute
alte Zettelkasten. Man wählt einen beliebigen Kurs und schon kann es losgehen.
Das Programm stellt einem die Vokabeln oder die zu lernenden Begriffe vor und
überprüft sie dann während einer Lektion mehrmals. Abgefragt wird mit Multiple
Choice oder Eingabeübungen. Manche Kurse verfügen auch über Soundfiles, die
abgefragt werden können. Erinnert man sich oft genug richtig, gilt die Vokabel
als gelernt und wird danach in immer größer werdenden Abständen abgefragt. Hat
man sie sich während der Lektion nicht oft genug richtig in Erinnerung rufen
können, wird sie bei der nächsten Lektion wieder abgefragt. Für das Lernen hat
sich Memrise außerdem eine schöne Symbolik einfallen lassen: Jede Vokabel ist
ein Samen, der mit den erfolgreichen Wiederholungen wächst und schließlich zur
Blume aufblüht. Man lernt also nicht einfach Vokabeln, sondern legt einen
Erinnerungs-Garten an.
Auffallend bei Memrise ist das große Angebot an belegbaren
Kursen. So finden sich Sprachkurse für so ziemlich jede Sprache, die man sich
nur vorstellen kann – für Japanisch ebenso wie für Navajo oder Quenya. Doch
auch andere Dinge kann man lernen: Klassische Musik anhand von Hörbeispielen ist ebenso
dabei wie Vogelstimmen oder römische Kaiser. Und wer es mal weniger ernst will,
kann sich auch daran versuchen, knapp 800 Pokémon-Namen auswendig zu lernen. Die
große Vielzahl an Angeboten rührt daher, dass in der Community selbst Kurse
erstellt werden können. Wer also nicht findet, was er lernen will oder muss,
kann es sich einfach selbst erstellen und dann der Allgemeinheit zur Verfügung
stellen. Erstellt werden können Kurse in allen Sprachen, die meisten
bestehenden Kurse sind jedoch in Englisch. Die deutsche Memrise-Community
scheint bisher noch nicht allzu groß zu sein oder sich lieber an englische
Kurse zu halten.
Ebenso wie bei Duolingo kann man bei Memrise mit seinen
Freunden, aber auch mit der Community in Konkurrenz treten. Für gelernte
Vokabeln erhält man Punkte und aus der Gesamtzahl dieser Punkte ergibt sich ein
Rang für den Nutzer. Die Ränge tragen dabei klangvolle Namen wie „Membryo“,
„Membrain“ oder „Meminence“. Für einige wenige besonders fleißige Überflieger
wurde mittlerweile der Rang „Overlord“ geschaffen, der ein ehrfürchtiges Raunen
durch die Nutzerschaft gehen ließ.
Neben der Bestenliste, auf der man sich Woche für Woche mit
seinen Freunden vergleichen kann, verfügen auch die einzelnen Kurse über
Ranglisten. Man sollte es nicht meinen, aber ein Kopf-an-Kopf-Rennen mit einem
fremden Nutzer um den ersten Platz auf einer dieser Listen kann wirklich
motivierend sein, doch noch ein kleines bisschen mehr für einen Kurs zu lernen!
;)
Wer detailliertere Statistiken über seine eigenen Leistungen
wünscht, kann das an sich kostenlose Angebot von Memrise mit einem Pro-Account
aufstocken. Außerdem existiert natürlich eine App – allerdings nur für Android
und iOS. Windows Phone Nutzer wie ich bleiben auf der Strecke. Zwar lässt sich
die Homepage auf dem Smartphone nutzen, jedoch ist dies wirklich eine elende
Frickelei, da diese in keinster Weise für mobile Geräte angepasst ist.
Was ich an Memrise mag:
An Memrise begeistert hat mich die Vielzahl an Dingen, die
man dort lernen kann. Man hat dort wirklich die Qual der Wahl. Immer wieder
ertappe ich mich dabei, wie ich durch das Angebot browse und mich plötzlich in
Kursen mit Inhalten wiederfinde, von denen ich vorher nie einen Gedanken daran
verschwendet hätte, dass ich sie lernen möchte.
Auch die Art, wie Memrise Wissen vermittelt, gefällt mir
sehr gut. Durch die Gärtner-Symbolik und die Ranglisten bekommt das Lernen
etwas Spielerisches, man fühlt sich motiviert. Wenn Memrise sagt, dass es mal
wieder Zeit ist, Vokabeln zu wiederholen – oder eben in gewisser Weise seine
Blumen zu gießen – dann macht man das gerne. Wird man so erfolgreich zu den
Wiederholungen motiviert, sieht man bald Erfolge: auch wenn die Abstände zwischen
den Wiederholungssitzungen größer werden, bleiben die Vokabeln da, wo sie
hingehören – im Gedächtnis.
Ein weiterer Pluspunkt von Memrise ist die Möglichkeit, als
Nutzer selbst Kurse zu erstellen. So kann man Lerneinheiten schaffen, die auf
einen persönlich abgestimmt sind, die aber auch anderen von Nutzen sein können.
Leider birgt die Möglichkeit für alle, Kurse zu erstellen, aber auch einen
Nachteil. Und damit kommen wir nun zur Kritik.
Kritik:
So schön es nämlich ist, das jeder Kurse erstellen kann, birgt
es auch ein Problem: Fehler schleichen sich ein. Wer einen Kurs erstellt, ist
meistens selber dabei, den Inhalt zu lernen. Da kann sich also auch mal eine
falsche Vokabel einschleichen, ein Rechtschreibfehler oder sonst was für ein
Patzer. Und leider sind die Möglichkeiten, einen solchen Fehler zu melden, bei
Memrise sehr bescheiden. Hat man Glück, kümmert sich der Macher des Kurses noch
aktiv und behebt den Fehler. Tut er das nicht, ist inaktiv oder hat seinen
Account gelöscht, steht man recht dumm da.
Ein weiterer Kritikpunkt ist der bereits angesprochene mit
der App: als Windows Phone Nutzer hat man hier einmal wieder das Nachsehen. Es
gibt keine App und die Webseite ist mobil kaum nutzbar. Das ist sehr schade.
Was mir weiterhin negativ aufgefallen ist, ist der deutsche
FAQ/Support Bereich. Die dort angebotenen Texte sind in einem derart schlechten
Deutsch verfasst, dass es für eine Seite, deren Hauptziel das Üben von Sprachen
ist, fast schon blamabel ist. Für das Angebot der Seite mag es irrelevant sein,
doch macht es einfach keinen guten Eindruck. Da hätte man die deutsche Seite
lieber gleich weglassen sollen.
Fazit:
Memrise holt den Zettelkasten aus dem Keller und staubt ihn
tüchtig ab. Vokabeln lernen hat schon lange nicht mehr so viel Spaß gemacht.
Einen Sprachkurs ersetzt das Angebot nicht, aber wer eine Sprache lernt und
zusätzliches Vokabelmaterial sucht oder sonst irgendetwas lernen möchte, was
man auch auf Karteikarten schreiben könnte, sollte Memrise eine Chance geben –
man kann dort mit ziemlich großem Spaß einiges lernen.
Blut geleckt?