Dienstag, 10. Mai 2016

Bücher im April

Letzten Monat war - wie ich ja mehrfach beklagt habe - in meinem Leben recht wenig Action (zu wenig für meinen Geschmack!). Dadurch bin ich aber dazu gekommen, einiges zu lesen. Da ich mit den Buchpräsentationen in meinem Blog noch immer nicht so recht zufrieden bin, probiere ich diesen Monat nochmal etwas Neues und stelle die Bücher in Form von Kurzporträts vor. Vollständige Rezensionen werden dann gegebenenfalls wie gehabt unter "Bücher" verlinkt. Nun aber los:


Beginnen wir mit einem Buch vom Meister des schwedischen Krimis, Henning Mankell. Da ich kein besonderer Krimi-Enthusiast bin, habe ich mich bei diesem Autor bisher an seine anderen Romane gehalten, so auch in diesem Fall: "Die italienischen Schuhe" handelt vom ehemaligen Chirurgen Fredrik Welin, der sich nach einem fatalen Behandlungsfehler einsam auf eine Schäreninsel zurückgezogen hat und dort nur seine Ruhe haben will. Diese Ruhe wird an einem kalten Wintertag durch den unerwarteten Besuch einer Frau aus seiner Vergangenheit unterbrochen. Die Frau - Harriet, seine Jugendliebe, die er damals ohne ein Wort verlassen hatte - ist sehr krank und fordert nun, am Ende ihres Lebens, ein Versprechen ein, dass ihr Fredrik als junger Mann gegeben hatte. Gemeinsam begeben sich die beiden durch Schweden. Für Fredrik wird das ganze sehr bald aber vor allem eine Reise in seine eigene Vergangenheit, bei der er sich so mancher Herausforderung stellen muss. 
"Die italienischen Schuhe" ist ein ruhiger, schwedischer Roman über die sehr späte Einsicht eines Mannes, dass man vor dem Leben nicht einfach davonlaufen kann, wenn es einem auch einmal zu schwer erscheint. Die Charaktere sind vielschichtig und haben alle ihre kleineren oder größeren Macken und ihre Handlungen erscheinen nicht immer logisch - etwas, das mir bei Mankells Charakteren ohnehin aufgefallen ist, sie aber gerade menschlich macht. Für mich kein überwältigender, aber doch gut lesbarer Roman und sicher nicht das letzte Werk des Autors, welches ich lesen werde.

Weiter geht es mit einem deutschen Roman: "Sophia, der Tod und ich" von Thees Uhlmann. Der Erzähler dieses Romans ist ein etwas eigenbrötlerischer Mann, an dessen Haustür eines Tages der Tod klingelt um ihn mitzunehmen. Ziemlich blöd, dass der Erzähler ausgerechnet seinem Tod entgegen sonstiger Gewohnheit überhaupt die Tür geöffnet hat. Aber gut, dass es kurz darauf noch einmal klingelt und Sophia, seine Exfreundin vor der Tür steht um ihn abzuholen. Schließlich wollte er doch heute seine Mutter besuchen, was er natürlich ohne Sophia komplett vergessen hätte. Sophias Besuch verschafft dem Erzähler jedenfalls einen Aufschub von seinem Tod und ist der Beginn eines skurilen Roadtrips zunächst zur Mutter und dann zu viert - Erzähler, Sophia, Tod und Mutter - zur Familie seines Sohnes, den er seit Jahren nicht mehr sehen durfte.
Thees Uhlmann beweist seit vielen, vielen Jahren in seiner Musik, dass er ein großartiger Texter ist. Dass er auch Bücher kann, hat er ebenfalls vor einigen Jahren schon mit den Tocotronic-Tourtagebüchern bewiesen. Und mit seinem ersten Roman "Sophia, der Tod und ich" dürfte wohl endgültig kein Zweifel mehr bleiben. Dieses Buch liest sich so rasant und komisch, dass man es am liebsten in einem Zug durchlesen möchte. der Tod in der Menschenwelt ist mit seinem nicht-menschlichen Blick auf die Menschen und seiner kindlichen Freude über das ganz normale Leben ein Quell ständiger Erheiterung, in Sophia mit ihrer offenen Art könnte man sich selbst nach kurzer Zeit verlieben. Die Sprache ist nordisch-frisch und wie direkt aus dem Leben gegriffen. Ich. Liebe. Dieses. Buch!

Ziemlich schwer, jetzt einen passenden Übergang zu "Das Vogelmädchen und der Mann, der der Sonne folgte" von Velma Wallis zu finden. Die Autorin, die dem nordamerikanischen, indigenen Volk der Gwich'in entstammt, hat in diesem Buch verschiedene athabaskische Legenden zu einem Roman verwoben. 
Jutthunvaa’ wir von allen nur Vogelmädchen genannt, weil sie es hervorragend versteht, Vogelstimmen zu immitieren. Auch sonst ist sie viel mehr am Erlernen von Fertigkeiten zur Jagd als an klassischen Frauenarbeiten interessiert. Ihr Jagdglück löst jedoch Unbehagen bei den Männern ihrer Sippe aus. Als sie deswegen verheiratet werden soll, ergreift sie die Flucht. 
Anderswo träumt der junge Daagoo davon, das Land zu finden, in dem die Sonne wohnt. Lange muss er diesen Traum hintanstellen, denn sein Volk braucht ihn als Anführer und Jäger, doch eines Tages ergibt sich die Chance und er macht sich auf die Reise. 
Velma Wallis lässt die Leser in ihrem Roman den Lebensgeschichten der beiden jungen Menschen folgen und führt sie schlussendlich zusammen. Die aufgegriffenen Legenden sind spannend, die von ihr gezeichneten Hauptcharaktere sympathisch. Trotzdem wird deutlich, dass das Leben für die indigenen Stämme oftmals schwer und brutal war. Eine interessante Lektüre, die einen Einblick eines weniger bekannten indigenen Volkes gibt.

Zu guter Letzt wird es nun noch Zeit für zweimal Fantasy. Ich beginne mal mit dem Buch, das auf dem Bild fehlt: "Die Musik der Stille" von Patrick Rothfuss. Das kleine Büchlein spielt in der Welt der Königsmörder-Chronik, setzt jedoch nicht die Handlung fort, sondern beschäftigt sich mit Auri und dem Unterdings. 
Dies war wohl das merkwürdigste Buch, was ich seit langem - vielleicht sogar jemals - gelesen habe. Ich hatte mir erhofft, ein paar Einblick in das Denken von Auri zu bekommen, aber so recht wurde ich nicht schlau aus ihr. Auris Denken und Handeln wirkt schwer nachvollziehbar. Klar wird nur, was man vorher schon wusste: Auri ist fundamental anders. Man kann am Ende des Buches weiter mutmaßen, dass sie irgendwann einen ziemlichen psychischen Knacks davongetragen haben muss, aber den Ursachen kommt man nicht näher. "Die Musik in der Stille" verfügt zudem im Grunde über keine Handlung, es folgt einfach dem Alltag von Auri, den sie im Wesentlichen allein verbringt. Durch die ästhetisch sehr ansprechende Sprache von Patrick Rothfuss, die ganz wuderbar die Stimmung im Unterdings beschreibt, liest man das kleine Büchlein trotzdem irgendwie gerne. 

Nachdem ich in den letzten Monat Bernhard Hennens Elfenromane verschlungen habe, wurde es nun Zeit für eine neue Fantasylektüre. Ich habe mich dabei für "Die Gilde der schwarzen Magier" von Trudi Canavan entschieden. Im ersten Band "Die Rebellin" lernen die Leser Sonea kennen, ein Mädchen aus dem Hütten vor der Stadt. Wie alle dort hasst sie die Magier, die in den Häusern, also in den besseren Vierteln der Stadt leben und einmal im Jahr auf Geheiß des Königs dafür sorgen, dass eine Säuberung stattfindet, um Arme, Obdachlose und Bettler aus der Stadt zu vertreiben. Bei den Protesten gegen die Säuberung passiert dann das Unglaubliche: Sonea wirft einen Stein nach einem der Magier, der den magischen Schutzschild durchdringt und den Magier trifft. Da das nur bedeuten kann, dass Sonea über Magie gebietet, ist sie plötzlich auf der Flucht, denn Menschen außerhalb der Magiergilde ist es nicht gestattet, Magie zu besitzen. Als ihre Kräfte langsam außer Kontrolle geraten, weiß sie nicht mehr weiter und die Gilde ist ihr schon dicht auf der Spur...
"Die Rebellin" ist ein gelungener Auftakt für eine Fantasy-Trilogie, der Lust zum Weiterlesen macht. Das Leben in der Stadt Imardin, sowohl in den Hütten als auch den Häusern, wird anschaulich geschildert, man wächst als Leser mit der Handlung in die Strukturen hinein. Wenn es der Autorin gelingt, dieses Niveau zu halten, werden sicher auch die beiden Folgebände "Die Novizin" und "Die Meisterin" solide Fantasy-Lektüre.

Du liebe Güte, dieser Beitrag hat ganz schön Zeit und Arbeit gekostet. Sollte ich diese Rubrik weiterführen, freue ich mich doch etwas, dass ich im Sommer meist nicht ganz so viele Bücher lese, weil ich zu viel unterwegs bin. :P

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