Mittlerweile hat es sich zu einer schönen, jedes Jahr wiederkehrenden Tradition entwickelt, dass in der Osnabrücker Lagerhalle am Ostersamstag ein Osterkonzert veranstaltet wird. Ein Event, dass auch an diesem ersten Wochenende im April zahlreiche Mittelalterfreunde anlockte. Auf dem Programm standen in diesem Jahr Metusa und Reliquiae.

Beim Betreten der Lagerhalle erwartete die auf den Einlass wartenden Fans jedoch erst einmal eine Überraschung, die sich sehr bald als ziemlich unschön herausstellen sollte: Im Restaurantbereich der Lagerhalle, von dem aus eine Tür in den Konzertsaal führt, wurde Public Viewing veranstaltet. Die Begeisterung meiner Begleitung und mir hielt sich von Anfang an in Grenzen. Keine von uns beiden interessiert sich für Fußball, dafür verfügen wir beide über zahlreiche negative Erfahrungen mit den Fans dieser Sportart. An diesem Abend sollte sich zu diesen Erfahrungen eine weitere gesellen.

Wir reihten uns brav in die Schlange für den Einlass ein, und jene, die nach uns kamen, taten natürlich dasselbe. Plötzlich fielen einige Reihen hinter uns böse Worte: Einer der Fußballfans fühlte sich durch die Einlassschlange gestört, er konnte die Leinwand nicht mehr sehen. Das meinte er dem Mädchen, welches ihm im Weg war zeigen zu müssen, indem er ihr erst sagte, sie solle nach draußen verschwinden und sie dann an den Schultern aus dem Weg zu schieben versuchte. Er hielt das mit all seiner Unfreundlichkeit für sein gutes Recht, weil er ja bezahlte habe. Klar, wir alle natürlich nicht, oder wie? ^^ Sie verschwand ein wenig nach hinten und ein Mann nahm ihren Platz ein. Es kam, wie es klischeehaft kommen musste, und der Fußballfan wurde handgreiflich. Beinah kam es zu einer Schlägerei zwischen ihm und dem Konzertbesucher, den er sich packte und anschrie mit den Worten, er habe doch freundlich gefragt. Nun, seine Definition von "freundlich" muss sich gravierend von der in unserer Warteschlange unterscheiden. Auf der anderen Seite des Raumes gab es übrigens noch eine andere Leinwand, er hätte das Problem also auch einfach lösen können, indem er sich umgedreht und auf diese geschaut hätte... Aber offenbar legen gewisse Fußballfans großen Wert darauf, alle negativen Attribute, mit denen man sie gerne versieht, auch immer wieder aufs Neue zu bestätigen.

Irgendwann war es dann zum Glück endlich so weit und die Tür zur Konzertlocation öffnete sich. Ab da ging es endlich bergauf mit dem Abend. Als erste der beiden Bands betraten die Osnabrücker Reliquiae die Bühne. Für die war es an diesem Abend ein Auftritt mit einem ganz besonderen Anlss: Es war die Abschiedsshow ihres Schlagzeugers Zsolt, der die Band von Anfang an begleitet hatte. Um diese Zeit noch einmal Revue passieren zu lassen, spielte die Band an diesem Abend nicht nur Songs ihres aktuellen Albums "Pandora", sondern auch eine recht große Anzahl des Vorgängers "Audi Vide Tace". Außerdem gaben sie erste vielversprechende musikalische Einblicke in ihr bald erscheinendes, neues Album "Winter".

Zsolts Abschied während des Konzertes war dann auch wirklich bewegend für alle Anwesenden. Sogar seine Familie war anwesend, um ihm nach seinem letzten Songs Blumen und herzförmige Luftballons zu überreichen. Für ihn übernahm dann sein Nachfolger Lasko die Drumsticks. Am Ende des Auftritts jedoch tauchte Zsolt noch einmal kurz auf, um sich und Reliquiae mit ein paar sicher bald legendären Worten von der Bühne zu verabschieden: Die Kuh machte muh, das Schaf macht mäh, ihr saht gerade Reliquiae ;)

Hörprobe:


Nicht lange, nachdem Reliquiae die Bühne verlassen hatten, betrat McRogan dieselbe, um das Publikum für einige Minuten mit seinem Stepptanz zu unterhalten und irisches Flair in die Halle zu bringen. Die Leute unterstützten ihn dabei fleißig mit ihrem Klatschen.

Nach der Umbaupause ging es dann weiter mit der zweiten Band des Abends: Metusa. Auch die gaben alles und unterhielten das Publikum mit ihren größten Hits. Etwas ältere Stücke wie "Tanz", "Piratenseele" und "Fünf Nächte" fehlten da ebenso wenig wie Stücke vom aktuellen Album. Bei "Hüter der Meere" ließ die Band im Publikum sogar einen aufblasbaren Wal kreisen, den in Bewegung zu halten allen Anwesenden sichtlich Spaß bereitete.

Richtig großartig wurde es, als Sänger Dominik Reliqiaue als die beste Band Osnabrücks lobte und kurz darauf Schlagzeuger Henne nach vorne trat um einzuwenden, dass er ja Mr. Hurley & die Pulveraffen viel toller fände, nur um daraufhin von Dominik von der Bühne gejagt zu werden. Zum Scherz rief Dominik dann nach einem Schlagzeger von Reliquiae als Ersatz, woraufhin tatsächlich Zsolt auf die Bühne gestolpert kam und prompt engagiert wurde, das nächste Lied mit ihnen zu spielen. Kurzzeitig verfügte Metusa dann sogar über eine Drei-Mann-Rhytmussektion, als er sowohl von Henne als auch von Dominik unterstützt wurde.

Ich muss ja gestehen, dass ich bei Metusa lange mit dem Weggang von Sängerin Anja gehadert habe. Dadurch war eine Lücke entstanden, die zunächst nicht füllbar zu sein schien. Wer die großartige Interaktion, die auf der Bühne zwischen ihr und Frontmann Dominik herrschte, miterlebt hat, weiß sicher, wovon ich spreche. An diesem Abend konnten mich Metusa jedoch endlich wieder ähnlich begeistern wie früher, worüber ich mich sehr gefreut habe.

Hörprobe:


Leider konnten wir den Auftritt von Metusa jedoch nur bis zum letzten Lied vor der Zugabe verfolgen, danach mussten wir uns auf den Weg zum Bahnhof begeben. Da beide Bands an diesem Abend ein volles Set spielten (es handelte sich also quasi um eine Doppelheadlinershow), war es spät geworden und den letzten Zug wollten wir auf keinen Fall verpassen - schließlich fuhr der nächste erst am kommenden Morgen und es galt, in der Lage zu sein, den Ostersonntag für alle zufriedenstellend mit der Familie zu verbringen.

Trotz des unglücklichen Starts war es ein sehr schöner Abend und ich hoffe, dass uns die Tradition der Osnabrücker Osterkonzerte noch lange erhalten bleiben wird.