Dienstag, 17. November 2020

So viel mehr als ein Schrei - die Munch-Ausstellung im K20 in Düsseldorf

Ausstellungstechnisch war zu Beginn des Jahres so einiges los in NRW, sodass mich mein Weg kurz nach dem Besuch der Turner-Ausstellung in Münster schon gleich wieder in das nächste Museum führte.

Diesmal war das Ziel Düsseldorf, wo im K20 der Kunstsammlung Nordrhein-Westfalen die Ausstellung "Edvard Munch - gesehen von Karl Ove Knausgård" gastierte.

Über die Zusammenarbeit von Knausgård, dem wohl wichtigsten, zeitgenössischen, norwegischen Autors mit dem Munch-Museum in Oslo hatte ich bereits im Vorfeld gehört, doch bei meinem Besuch in der norwegischen Hauptstadt im vergangenen Jahr blieb am Ende leider gar keine Zeit mehr für einen Besuch des berühmten Museums. Umso erfreuter war ich zu hören, als die Ausstellung Ende 2019 nach Deutschland kam.

 
Werbung für die Ausstellung am K20

Wer den Namen Edvard Munch hört, der denkt fast automatisch an sein bekanntestes Werk, den "Schrei". Dieses gab es in der Düsseldorfer Ausstellung nicht zu sehen, und das war eine bewusste Entscheidung. Man wollte dort weniger bekannte Werke von Munch zeigen und es den Besuchern so ermöglichen, den Künstler aus anderen Perspektiven kennenzulernen. Das dürfte schon allein gelungen sein, weil die meisten der rund 140 gezeigten Gemälde, Druckgrafiken und Skulpturen bisher noch nie oder nur äußerst selten in Deutschland zu sehen gewesen waren.

Eine Besonderheit war aber auch die Präsentation der Werke. Sowohl die Auswahl als auch die Anordnung übernahm dabei alleine Knausgård, der die Ausstellung in vier Themenbereiche gliederte: "Licht und Landschaft", "Der Wald", "Chaos und Kraft" sowie "Die Anderen". 

Wenn mich im Vorfeld der Ausstellung jemand nach Edvard Munch gefragt hätte, so wären mir eigentlich nur düstere, teils verstörende Bilder in den Kopf gekommen. Bei dem Besuch in Düsseldorf lernte ich den Künstler dann aber von einer ganz anderen Seite kennen. Insbesondere in den ersten beiden Themenbereichen "Licht und Landschaft" sowie "Der Wald" fanden sich teils farbenprächtige Landschaftdarstellungen, und auch als Porträtist seines Umfeldes, so gezeigt im Themenbereich "Die Anderen" hatte Munch ohne Zweifel ein Händchen. Die Werke im Bereich "Chaos und Kraft" kamen noch am ehesten dem Bild des Künstlers nah, welches ich zuvor von ihm gehabt hatte.

Auch die verschiedenen Stile, mit denen Munch offensichtlich gearbeitet hatte, waren in ihrer Vielfalt beeindruckend. Als Wegbereiter des Expressionismus gab es natürlich Bilder, die mehr Wert auf die Wirkung des Dargestellten als auf die realistische Darstellung selbst legten, doch es gab genauso gut solche Werke, die im Gegenteil vollkommen realistisch wirkten. Offenbar war Munch ein Tausendsassa, der nicht davor zurückschreckte, alles auszuprobieren und umzusetzen, wonach ihm in einer Lebensphase gerade war. 

Mich jedenfalls hat die Ausstellung "Edvard Munch - gesehen von Karl Ove Knausgård" tief beeindruckt. Ich hätte vorher nicht erwartet, so viele neue, mir unbekannte Facetten an dem norwegischen Künstler zu entdecken und sehe diesen seitdem mit ganz anderen Augen.

Die Ausstellung ist mittlerweile beendet, doch wer gerne tiefer in die Materie einsteigen will, dem sei an dieser Stelle das Buch "So viel Sehnsucht auf so kleiner Fläche: Edvard Munch und seine Bilder" von Karl Ove Knasugård ans Herz gelegt. In dem Werk nähert sich der norwegische Erfolgsautor den Bildern Munchs in literarischer Weise und versucht ihre Bedeutung bis in die heutige Kultur nachzuvollziehen.

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