Freitag, 11. Oktober 2013

Buchrezension: Mikael Niemi - Fallvatten

Autor: Mikael Niemi
Titel: Fallvatten [biser keine deutsche Übersetzung vorhanden]
Erschienen: 2013
Sprache: Schwedisch

Der nordschwedische Schriftsteller Mikael Niemi, vielen sicher als Autor von "Populärmusik aus Vittula" bekannt, hat vor einiger Zeit einen neuen Roman veröffentlicht. Da ich mich ja derzeit in Schweden befinde, hatte ich das Glück, diesen bereits lesen zu können.
Inhaltlich geht das Buch in eine ganz andere Richtung als seine bisherigen Veröffentlichungen. In Schweden wird "Fallvatten" unter dem Label Thriller vermarktet, ich würde aber vielleicht eher von einem Katastrophenroman sprechen.
Die Handlung ist, wie bei Niemi üblich, in Nordschweden angesetzt. Das nördliche Norrland wird von einem unheimlich nassen Herbst heimgesucht, es regnet seit Wochen ohne Unterlass. Trotzdem verläuft das Leben am Luleälv, dem großen Fluss der die Gegend durchzieht, in geregelten Bahnen. Der Leser lernt verschiedene Personen kennen, darunter einen samischen Autonarren, einen Hubschrauberpiloten, den der Lebensmut verlassen hat und eine von ihrem Beruf frustrierte Kunstlehrerin. Als plötzlich der Damm eines Kraftwerks bricht, ändert sich vom einen auf den anderen Augenblick alles für diese Menschen. Plötzlich sind die alten Probleme verschwunden und ein Kampf um das bloße Überleben beginnt.
Mich hat "Fallvatten" von der ersten bis zur letzten Seite gefesselt. Viele der Charaktere, die Niemi beschreibt, sind - wie man es von ihm gewohnt ist - ziemlich eigen. Mit einigen von ihnen kann man sich identifizieren, mit anderen nicht. Die Sprache ist gewohnt angenehm zu lesen und auch der Humor kommt nicht zu kurz, soweit das in einem Roman dieses Genres eben drin ist. Vor allem aber gelingt es dem Autor, die Handlung durchgehend spannend zu halten. Es fiel mir manchmal wirklich schwer, das Buch aus der Hand zu legen um mich anderen nötigen Beschäftigungen zu widmen. Wieder einmal konnte mich Mikael Niemi vollständig überzeugen und ich wünsche mir wirklich, dass dieses Buch seinen Weg auf den deutschen Markt finden wird!

Meine Wertung:

♥♥♥♥♥
[5/5]

[PS vom 05.10.2015: Mittlerweile hat dieses Buch natürlich längst seinen Weg auf den deutschen Markt gefunden. Es hört hierzulande auf den Titel "Die Flutwelle".]

Donnerstag, 10. Oktober 2013

Mein Auslandssemester, Teil 5

Lange habe ich nichts mehr geschrieben, was im Wesentlichen daran liegt, dass außerhalb der virtuellen Welt einiges los war.
Während in Deutschland das neue Semester gerade erst anfängt, habe ich letzte Woche schon meinen ersten Kurs mit einer Abschlussprüfung (hoffentlich erfolgreich) abgeschlossen. Gestern hat der zweite Kurs angefangen.
Ich weiß noch immer nicht so recht, was ich von diesem schwedischen System halten soll. Jedes Thema wird in 5 Wochen abgehakt, dann folgt ein neuer Kurs mit anderen Themen. So ging es in meinem ersten Kurs um Geografie und Archäologie in Schweden, und im neuen Kurs ist das Thema Geschichte und Religion. Irgendwie hatte ich aber am Ende des ersten Kurses das Gefühl, alles nur angerissen zu haben. Diesen Monat habe ich deutlich mehr Vorlesungen als bisher, also wird sich zeigen, ob das bei diesem Kurs anders sein wird.
Auch die Prüfungen verlaufen anscheinend etwas anders als von zu Hause gewohnt. An der Tür des Prüfungsraums muss man sich in eine Liste eintragen und bekommt dann einen Platz zugewiesen, während der Prüfung werden dann die Ausweise, die auf dem Tisch zu liegen haben begutachtet um die Identität zu überprüfen. Die Prüfung selber war auf vier Stunden angelegt und zur Hälfte als Open Book exam angelegt - die Kursliteratur durfte also mitgebracht und verwendet werden.

Ansonsten ist hier so langsam der Alltag eingekehrt. Für diesen Kurs und ein groß angelegtes Projekt bin ich im Moment gut beschäftigt, viel muss gelesen und recherchiert werden. Draußen hat der Herbst Einzug gehalten und die Bäume leuchten in allen Farben. Das Wetter ist dabei meist ziemlich gut, oft ist es sogar richtig sonnig, was anscheinend eher untypisch für die Gegend ist - angeblich ist die Niederschlagsquote eine der höchsten in Südschweden. In genau zehn Tagen ist die Hälfte meiner Zeit hier schon vorbei, vor Weihnachten geht es nach Hause, mit dem Zug. Das wird sicher ein Gewalttrip, aber ich freue mich doch schon, meine Leute zu Hause alle wiederzusehen! :)

Sonntag, 15. September 2013

Bonjour Tristesse - Der erste Regentag

Was für ein deprimierender Sonntag!
Der Wettergott hatte wohl was gegen meinen Plan, heute mal wieder ein bisschen rauszugehen - es regnet seit heute Morgen in einer Tour :( Na dann, herzlich Willkommen, lieber Herbst...

Ich muss ganz ehrlich gestehen, dass mir die Wochenenden im Moment sehr zuwider sind... Ich habe hier niemanden, mit dem ich sie verbringen könnte und meine Freunde in Deutschland sind natürlich unterwegs und haben Spaß. Wäre ich zu Hause, dann wäre auch ich dabei.
Unter der Woche kann ich wenigstens mit ihnen chatten, aber am Wochenende - Flaute. Die drei Monate, die noch vor mir liegen, scheinen mir in solchen Zeiten unendlich lang zu sein. Ob das noch besser wird?

Ich habe schon seit Jahren nicht mehr so viel zu Hause gesessen, Zeit im Internet verschwendet, Musik gehört, gelesen oder erinfach nur aus dem Fenster gestarrt. Und das ist auch kein Zustand, den ich jemals vermisst habe oder, wenn es vorbei ist, vermissen werde. Ich habe gerne mal meine Ruhe und bin alleine, aber das ist zu viel des "Guten"!

Wie ich mich noch in diesem Jahr über so manches "langweilige" Wochenende, das ich einfach ohne besondere Unternehmungen bei meiner Familie verbracht habe, geärgert habe - und wie ich mich jetzt danach sehne, so ein Wochenende zu haben...

So schnell können sich die Dinge ändern.

Samstag, 14. September 2013

Växjö - Eine kleine Vorstellung

Heute habe ich mir vorgenommen, die Stadt Växjö, in der ich im Moment lebe, einmal vorzustellen.
Växjö liegt im südlichen Teil Schwedens und gehört zur historischen Provinz Småland. Außerdem ist sie die Hauptstadt des schwedischen "län" (eine Provinz) Kronoberg. Zusammen mit der weiter östlich gelegenen Stadt Kalmar bildet sie den Standort für die Linné-Universität. In der Stadt leben ca. 60.000 Menschen, von denen die Studenten keinen unerheblichen Teil ausmachen. Sie zählt mit dieser Einwohnerzahl noch zu den 20 größten Städten Schwedens (Nur mal so zum Vergleich: In Münster, wo ich vorher gelebt habe, beträgt die Einwohnerzahl mittlerweile fast 300.000 Menschen - man muss in Schweden eben in ganz anderen Dimensionen denken). Die Stadt liegt außerdem im "Glasreich" Schwedens, einer Gegend, die für die Herstellung hochwertiger und künstlerischer Glasgegenstände bekannt ist. Zahlreiche Stücke sind im ansässigen Smålands-Museum zu bewundern. 

Neben eben jenem Smålands-Museum gibt es hier noch das "Utvandrarnas Hus", ein Museum, das sich mit der Geschichte schwedischer Auswanderung vor allem nach Amerika beschäftigt. Weitere Sehenswürdigkeiten sind die Schlossruine Kronoberg, das Schloss Teleborg und die Domkirche, an deren Außenmauer man einen Runenstein bewundern kann. Auch das Innere des Doms ist sehenswert, besonders der "Ljusträd", eine wunderschöne Glasskulptur. Aber von den Sehenswürdigkeiten will ich ein anderes Mal genaueres berichten. 

Wer weniger an Kultur, dafür mehr an Natur interessiert ist kommt in Växjö auch nicht zu kurz: Es gibt in der Stadt mehrere öffentliche Parks und Gärten jeder Größe und für jeden Geschmack. Außerdem ist die Stadt von zahlreichen schönen Seen und mehreren Naturschutzgebieten umgeben. Wer gerne wandert oder Fahrrad fährt, für den gibt es auch einen gekennzeichneten Weg, der einmal um die Stadt herumführt und dabei möglichst naturnah bleibt. 

Växjö wirbt für sich selbst mit dem Slogan, die grünste Stadt Europas zu sein. Dies bezieht sich auf die Arbeit der Stadt auf dem Gebiet des Umweltschutzes. Seit Jahrzehnten arbeitet man daran, einer möglichst "grünen" Zukunft entgegenzugehen - und eine Vielzahl an Umweltpreisen und Auszeichnungen sprechen für den Erfolg dieser Bestrebungen. 

Ich muss zugeben, dass mir dieser Ruf Växjös als grüne Stadt vor meiner Ankunft nicht bekannt war, dass ich dies aber sehr interessant finde und gerne, wenn ich mich selbst noch einmal etwas näher informiert habe, noch einmal etwas darüber schreiben möchte.

Mittwoch, 11. September 2013

Mein Auslandssemester, Teil 4

Gestern hatte ich endlich meine erste Vorlesung, nachdem ich eine Woche lang ohne irgendwelche konkreten Verpflichtungen zu Hause gesessen habe oder in der Gegend rumgestromert bin.
Die Vorlesung war interessant, es ging im Wesentlichen um demographischen Wandel in Schweden. Morgen folgt noch eine Vorlesung, und das war es dann auch schon für diese Woche. Bis auf die umfangreiche Kursliteratur natürlich, die bis zum Abschlusstest des Teilkurses Anfang nächsten Monats gelesen sein muss.

Die letzte Woche war hart für mich. Ich fand es unheimlich frustrierend hier zu hocken und auf die erste Veranstaltung zu warten, wo ich doch noch niemanden kenne und also die meiste Zeit alleine war. Ich hatte Heimweh und habe mir ständig gedacht, dass ich lieber zu Hause wäre und mit meinen Freunden Spaß hätte. So konnte ich mich auch nicht recht motivieren, mich der Kursliteratur zu widmen oder sonst was sinnvolles zu machen. Seit Anfang der Woche ist es aber etwas besser. Ich habe mir eine Art Stundenplan gemacht und versuche täglich, etwas von der Kursliteratur zu lesen und ein bisschen Schwedisch zu üben. Ich glaube, dass diese gewisse Art von Routine mir hilft.

Mit dem schönen Wetter ist es leider vorbei. Es hat sich ganz schön abgekühlt und regnet viel. Eigentlich hatte ich heute in die Stadt gehen wollen, um neue Postkarten zu kaufen, aber das habe ich dann doch lieber verschoben. Hoffentlich ist es morgen was besser!

Donnerstag, 5. September 2013

Mein Auslandssemester, Teil 3

Heute bin ich seit genau einer Woche auf dem Campus und habe sämtliche Einführungsveranstaltungen hinter mir. Die richtigen Veranstaltungen beginnen - wenn ich nicht gerade aus planlosigkeit irgendwas verpasse, was mich auch nicht wirklich wundern würde - nächste Woche. Anscheinend ist es in Schweden üblich, dass man nur sehr wenige Veranstaltungen in der Uni hat, dafür aber sehr viel zu Hause in Eigenarbeit lesen muss. Nicht unbedingt praktisch, um mit den Leuten in Kontakt zu kommen...
Momentan fühle ich mich nicht besonders gut. Um ehrlich zu sein habe ich ziemliches Heimweh und zähle die Tage, bis ich nach Hause kann. Es ist nicht so, dass es hier irgendwie schrecklich wäre, im Gegenteil, alle sind sehr nett. Aber das ändert nichts daran, dass ich hier niemanden kenne und aus Erfahrung weiß, dass ich wegen meiner Schüchternheit gnadenlos schlecht darin bin, neue Leute kennen zu lernen. Und wenn ich gehofft habe, mich möglicherweise mit meiner Mitbewohnerin zusammentun zu können, so sollte ich diese Hoffnung wohl aufgeben. Sie verbringt den Großteil der Zeit mit ihrer Schwester, die auch hier studiert. Glück für sie, Pech für mich.

Momentan ist das Wetter hier super (wenn auch nicht ganz so warm wie zu Hause in Deutschland, habe ich mir sagen lassen) und ich verbringe möglichst viel Zeit draußen. Habe im umliegenden Naturreservat und an einem der nahen Seen schon einige Lieblingsstellen gefunden, zu denen ich im Moment täglich gehe. Ich setzte mich dann an den See und lese oder genieße den Ausblick von einem "Fågeltorn", also einem Vogelbeobachtungsplatz, von denen es hier zwei gibt, die einen Überblick über das Vogelschutzgebiet Skirvik erlauben. Viele Vögel sind schon auf dem Weg gen Süden, aber ein paar sieht man doch noch. Allen voran hat es mich gefreut, einige Kleiber zu sehen. Wollte mich schon eine Weile mal davon überzeugen können, ob diese Vögel wirklich kopfüber an Baumstämmen entlanglaufen können. Ja, sie können :)
Heute habe ich auch noch einen mir unbekannten Greifvogel beobachten können und mir gedacht, dass ich die Zeit hier dazu nutzen sollte rauszufinden, wie man verschiedene Greifvögel erkennt. Es interessiert mich, und die Gegend bietet sich nun wirklich an.
Generell finde ich die Tierwelt hier spannend. Es gibt hier Schlangen (auf jeden Fall Ringelnattern), riesige und wunderschöne Libellen und ziemliche viele Eichhörnchen. Vorher war mir im übrigen nicht bewusst, dass Eichhörnchen so einen Lärm machen, man hört sie meistens schon lange, bevor man sie in den Bäumen entdeckt...

Natürlich verbringe ich nicht einsiedlermäßig meine ganze Zeit im Wald (obwoh mir der Gedanke mitunter gar nicht so schlecht gefällt, nur die Internetverbindung würde mir doch arg fehlen). Ich war in der letzten Woche auch zweimal in Växjö, das erste Mal am Samstag, wo es mir aber eindeutig zu voll war, und dann gestern noch einmal. Gestern war ich auf der Suche nach einigen Dingen, so zum Beispiel Briefpapier und Postkarten. Ich habe nämlich nach vielen Jahren endlich wieder eine Brieffreundschaft begonnen und außerdem beschlossen, es mal mit Postcrossing zu versuchen. - Ich bin nunmal kein Partymensch (zumindest nicht für solche konventionellen Parties, wie sie nunmal am beliebtesten und verbreitetsten sind), und irgendwie muss ich mich ja auch beschäftigen. Da schien mir das ein schöner Schritt zu sein. Über schöne Post habe ich mich sowieso schon immer gefreut.
Jedenfalls habe ich bei meinem Ausflug in die Stadt viel mehr Postkarten gekauft, als ich eigentlich wollte, und 3 davon werde ich wohl für mich selbst behalten, weil sie so schön sind. Den Rest muss ich dann heute oder morgen zur Post bringen. Mal schauen, ob man mir dort den Gefallen tut, mir auf Schwedisch zu antworten, gestern in der Stadt hat es jedenfalls geklappt (ein kleiner Triumph!).
Die Suche nach einem brauchbaren Plattenladen verlief weniger gut. Zwar habe ich einen gefunden, aber er war offen gestanden ziemlich enttäuschend. Und ich wollte doch so viele schöne CDs kaufen! Dafür habe ich mit "Röde Orm" ein neues Buch erstanden, was ich gesucht hatte. Und ich bin immer wieder begeistert, wie günstig sowohl gebrauchte als auch neue Bücher hier zu haben sind...

Freitag, 30. August 2013

Mein Auslandssemester, Teil 2

Was für ein Tag! Ich bin ein bisschen platt... Habe heute fast den ganzen Tag in der Uni gesessen zwecks Orientierungsveranstaltung für Austauschstudenten. Informationen habe ich jetzt jedenfalls erstmal im Überfluss bekommen. Über Schweden, über die Universität in Växjö, über das Studium hier, Studentennationen und, und, und. So viele Infos muss ich jetzt erst einmal verdauen.
Gerade eben waren meine Eltern noch einmal hier um mich zu verabschieden. Morgen fahren sie zurück nach Deutschland und ich sehe sie bis Ende des Jahres nicht mehr. An Weihnachten fahre ich nach Hause, das habe ich mir fest vorgenommen. Egal, ob ich danach noch für knapp eine Woche Uni zurückkommen muss. Weihnachten möchte ich mit meiner Familie verbringen.
Morgen geht das Orientierungsprogramm weiter mit einer geführten Bustour durch Växjö. Das klingt deutlich spannender als wieder wie heute den ganzen Tag im Hörsaal zu verbringen. Danach besteht anscheinend die Möglichkeit, einen gemeinsamen, geführten Einkauftrip in einen lokalen Supermarkt zu unternehmen. Warum nicht :D
Abends findet dann eine riesen Party statt, auf der sich anscheinend alle riesig freuen. Allen guten Vorsätzen zutrotz glaube ich nicht, dass ich dort hingehen werde. Ich mach keine solchen Parties, besonders nicht so riesige, und die Musik (House) trifft auch ganz und gar nicht meinen Geschmack.Ich fürchte, da müsste ich mich schon hinquälen, und das sehe ich für einen Eintritt von umgerechnet über 20 Euro dann auch irgendwie nicht ein. ^^
Die nächste Woche scheint recht entspannt zu verlaufen. Angesetzt sind nur 3 Einführungsveranstaltungen für die Kurse, die ich gewählt habe.
Was ich heute noch so mache weiß ich nicht so recht. Um noch irgendwo spazieren zu gehen ist es schon was spät, außerdem schwirrt mir der Kopf. Ich bin es nicht gewohnt, so lange intensiv Englisch zu hören und zu sprechen, fürchte ich. Und überhaupt... eigentlich bin ich doch hergekommen, um mein Schwedisch zu verbessern! :D

Donnerstag, 29. August 2013

Mein Auslandssemester, Teil 1

Es ist einige Zeit vergangen seit meinem letzten Eintrag. Aber es ist auch viel passiert in jener Zeit.
Hinter mir liegen gerade zwei Wochen Urlaub in Schweden, die ich nach einer vorher ziemlich stressigen Zeit aber auch bitter nötig hatte.
Und jetzt sitze ich gerade hier in meiner neuen Wohnung und tippe diese Zeilen. Meine neue Wohnung liegt im schwedischen Växjö auf dem Campus der Linnaeus Universität, wo ich nächste Woche mein Auslandssemester beginnen werde.
Obwohl es ein Studentenappartment ist, ähnelt es doch mehr einer richtigen Wohnung als mein vorheriges Zimmerchen in Deutschland. Es gibt ein richtiges kleines Badezimmer mit Dusche, eine Küche mit richtigem Herd und einen Wohnbereich mit Sofa und Tisch - wobei der Tisch irgendwie sehr japanisch ist, extrem niedrig mit zwei Sitzkissen... Es fehlt nur noch die beheizbare Decke zum drauflegen.
Desweiteren gibt es noch die zwei Zimmer für mich und meine Mitbewohnerin. Da ich mich spät beworben habe, waren die Einzelappartments schon vergeben. Da ich noch nie mit jemandem in einer Art WG zusammengelebt habe weiß ich noch nicht recht, was ich davon halten soll. Ich hoffe, es wird gut funktionieren!
Meine Mitbewohnerin habe ich gerade erst kennengelernt, sie ist heute mit ihrer Schwester aus England angereist. Ich werde mich noch daran gewöhnen müssen, viel Englisch zu sprechen. Auch die Unikurse werden wohl auf Englisch sein, was ich ziemlich schade finde. Schließlich bin ich hier, um mein Schwedisch zu verbessern.
Morgen ist der erste von zwei Orientierungstagen für Austauschstudenten wie mich. Bis gerade eben wusste ich gar nicht, wann oder wo die Veranstaltungen morgen stattfinden würden, doch meine Mitbewohnerin hat zum Glück dadurch, dass sie an den offiziellen Ankunftstagen eingetroffen ist einige Infos bekommen. Also machen wir uns morgen früh auf den Weg zur Uni. Was das angeht bin ich sehr froh nicht alleine zu sein.
Trotzdem bin ich ziemlich nervös. Alles ist neu und fremd und ich frage mich, wie es wohl laufen wird. Die Einführung morgen geht ziemlich lang, bis weit in den Nachmittag hinein, also bin ich danach hoffentlich zumindest etwas schlauer als momentan, wo ich eigentlich noch nichts weiß...
Außerdem werde ich morgen zum letzten Mal meine Eltern sehen, die mich nach Schweden gebracht und hier ihren Urlaub verbracht haben. Das wird sicher hart für mich. Die Vorstellung, Familie, Freunde und Hasutiere bis Ende des Jahres oder mit etwas Pech sogar bis Mitte Januar nicht zu sehen behagt mir gar nicht. Aber da muss ich jetzt wohl durch...

Mehr gibt es momentan nicht zu berichten. Jetzt heißt es erstmal abwarten, was der morgige Tag bringt. Und wenn sich die erste Aufregung dann irgendwann einmal gelegt hat, finde ich vielleicht sogar mal Zeit um etwas über den vergangenen, sehr schönen (aber viel zu kurzen) Urlaub zu schreiben.

Mittwoch, 16. Januar 2013

Sprache: Lehrbuch der schwedischen Sprache

Wer sich für ein anderes Land interessiert, der interessiert sich im Idealfall ja auch für die Sprache dieses Landes. Da ich selber (mal mehr, mal weniger) fleißig die nordischen Sprachen studiere, habe ich mir gedacht, ich könnte hier ja mal meine Erfahrungen mit einigen Sprachkursen, Lehrbüchern und sonstigem Lernzubehör mit der Welt teilen. Den Anfang soll dabei das Buch "Lehrbuch der schwedischen Sprache" machen, mit dem ich selbst meine ersten Erfahrungen in einer nordischen Sprache gemacht habe. :)

Titel: Lehrbuch der schwedischen Sprache
Autoren: Henrike Gundlach & Christiane Vortmeyer
Verlag: Helmut Buske Verlag Hamburg
Preis: Buch 29,90 Euro | CD 29,90 Euro

Aufbau:
Das Buch gliedert sich in 9 Lektionen. In jeder Lektion finden sich mehrere Dialoge, in denen der Lernende eine Reisegruppe auf ihrer Reise durch Schweden begleiten darf. Dabei werden dann nach und nach verschiedene grammatische Themen aufgefasst, aber auch nützliches Wissen über Schweden vermittelt. Direkt im Anschluss an die Dialoge gibt es dann ein Vokabelverzeichnis zum jeweiligen Text, danach folgen in der Regel einige Redewendungen und dann der Grammatikteil. Übungen runden die einzelnen Kapitel ab. Als Anhang verfügt das Buch noch über einen kurzen zusammenfassenden Grammatikteil, ein Schwedisch-Deutsches Vokabelverzeichnis sowie die Lösungen zu den Übungen.
Optisch ist das Buch sachlich gehalten, es gibt eher wenige Bilder und Zeichnungen und das Ganze kommt komplett in blau, schwarz und weiß daher.
Als sinnvolle Ergänzung zum Buch ist auch noch eine CD erhältlich. Dort finden sich neben den vorgelesenen Dialogen auch noch Hörverständnisübungen. Für Selbstlerner ist die CD meiner Meinung nach unerlässlich, um die Aussprache zu trainieren, doch auch für alle anderen ist sie eine sinnvolle Anschaffung.

Fazit:
Meiner Meinung nach ein guter Einstieg in die schwedische Sprache, und das sowohl für Teilnehmer eines Schwedischkurses als auch für Autodidakten.
Diese Rezension bezieht sich auf die 2., überarbeitete Auflage aus dem Jahr 2007

Konzertkritik: Castlefest 2012

Am ersten Augustwochenende 2012 war es Zeit für meinen allerersten Besuch beim Castlefest - ein Moment, den ich schon lange herbeigesehnt hatte. Für die unter euch, die noch nie vom Castlefest gehört haben: Das muss sich ändern :D
Es handelt sich dabei um ein jährlich stattfindendes Musikfestival in Lisse, nahe Amsterdam - also in den Niederlanden. Jedoch ist es ein sehr besonderes Festival, das weitaus mehr als "nur" Musik zu bieten hat. Musikalisch finden sich viele Vertreter aus Folk und Mittelaltermusik (Pagan Folk ist hier ein gutes Stichwort - das Festival ist eng verknüft mit der niederländischen Band 'Omnia'), aber auch Worldmusic und experimentelle Sachen finden hier genug Raum und ein offenes Publikum. Insgesamt ist die Stimmung unter den Leuten sehr offen und freundlich, es wird viel getanz und es gibt unter den Besuchern viele schön kostimierte Menschen zu sehen. Wer sich darauf einlässt, kann hier wirklich in einer anderen Welt landen, bevölkert von den unterschiedlichsten Wesen :) Zum Festival gehört auch ein Ritual, nämlich die feierliche Verbrennung der Wicker-Figur, in diesem Jahr der WickerGaia, der die Besucher vorher persönliche Gegenstände, Speisen etc. geopfert haben. All diese Dinge machen das Castlefest in meinem Augen zu einem einzigartigen, ganz besonderem Festival und ich freue mich jetzt schon darauf, in 2013 dorthin zurückzukehren.
Doch was hat das alles jetzt mit dem Norden, also dem Thema dieses Blogs zu tun? Nun, unter den zahlreichen, internationalen Künstlern, die dort auftraten befanden sich auch einige aus dem hohen Norden, und um die soll es nun im Folgenden gehen. 

Eröffnet wurde der Reigen an nordischen Bands schon am Donnerstag beim Eröffnungskonzert mit den Norwegern von Wardruna. Leider konnte ich an diesem Tag selbst noch nicht anwesend sein, deswegen kann ich zu diesem Auftritt natürlich auch nichts sagen (nur so viel: Unter den Glücklichen, die da sein durfte, herrschte ziemliche Einigkeit, dass es genial war ;))
Wer sich jedoch lieber selbst ein Bild machen möchte, für den gibt es hier ein Video vom besagten Auftritt:


Am Samstag spielten dann die Dänen von Asynje auf. Asynje machen traditionellen skandinavischen Folk, gerne mit mittelalterlichen Elementen und Texten sowie unter Einsatz interessanter Instrumente. Gesungen wird auf Dänisch von Frontfrau Nanna. Das Ganze ist die meiste Zeit über sehr ruhig, ohne dabei aber langweilig zu werden. Und wie das Publikum an diesem Tag bewies, ist diese Art der Musik auch durchaus tanzbar und eignete sich richtig gut dafür, die vielleicht auch gerade erst auf dem Festival erworbenen Fertigkeiten im Balfolk (= Volkstümliche, Mittelalter-und Renaissance-Tänze, meist für größere Gruppen Tänzer in Reihen oder Kreisen) auszuprobieren :)

(Asynje)

Am Sonntag Nachmittag wurde es dann etwas experimenteller, als Euzen auf der großen Bühne auftraten. Die Musik von Euzen zu beschreiben ist nicht ganz einfach. Hier treffen die klassischen Instrumente von Bands aus unserer Zeit auf elektronische Elemente und den Gesang der charismatischen Sängerin Maria. Diese war in ihrem elfengleichen Kleid und durch ihre faszinierende Art sich auf der Bühne zu bewegen sowieso ständig im Mittelpunkt des Interesses und man hätte auch durchaus das ganze Konzert damit verbringen können, ihr zuzuschauen. Als dann auch noch bei einem Lied die wunderbare Beatrice Baumann die Bühne betrat, dürften wohl keine ästhetischen Wünsche mehr offen geblieben sein. Ihre Show mit Kontaktjonglage passte einfach perfekt zur Musik!

(Euzen)

Obwohl auch viele der anderen Künstler wunderbar waren, beende ich nun dieses Beitrag, da diese anderen Musiker eben leider nicht in den Rahmen passen, den ich mir in diesem Blog gesetzt habe. Ich hoffe trotzdem, dass der ein oder anderen neugierig geworden ist und sich die genannten Bands und vielleicht auch das Festival an sich einmal näher anschaut :)

Konzertkritik: Refused und Terrible Feelings in Köln (29/09/2012)

Am 29. September war es so weit: Die für einen zu spät Geborenen wie mich quasi legendären Schweden von Refused gaben sich die Ehre, auf ihrer Reunion-Tour Halt in Köln zu machen. Zwar hatte ich sie früher im Jahr schonmal auf einem der großen Festivals sehen können (dem Vainstream, um genau zu sein), doch ist so ein Clubkonzert ja nochmal ganz was anderes.
Viel zu früh erreichten meine Freunde und ich am Nachmittag die Live Music Hall, so blieb viel Zeit für Vorfreude und der Platz in der ersten Reihe war uns sicher.
Nach einer gefühlten Ewigkeit eröffneten dann Terrible Feelings den Abend. Die Schweden um Frontfrau Manuela konnten mit ihrem eher klassischem Punkrock zumindest bei mir und meinen Begleitungen voll punkten und machten auch später am Merch-Stand einen sehr sympathischen Eindruck.
Und dann war es endlich so weit: Die Bühne wurde mit einem Vorhang abgehangen und Refused griffen zu ihren Instrumenten. Wenig später fiel dann auch dieser Vorhang und die Hölle brach los. Es war wirklich unglaublich und ich kann mir wirklich nicht vorstellen, dass einer dieser ganzen Zweifler, die das kurze 'Comeback' von Refused von Anfang an verurteilt haben, nach diesem Konzert noch guten Gewissens hätte sagen können, dass sie sich dies lieber hätten ersparen sollen. Das Sänger Dennis Lyxzén eine Rampensau ist, wie sie im Buche steht, sollte sich mittlerweile doch rumgesprochen haben und auch der Rest der Band ließ sich nicht lumpen. Musikalisch gab es einen guten Querschnitt durch die Diskographie der Band, wobei natürlich die ausgewiesenen 'Hits' wie "Rather Be Dead" und "New Noise" nicht fehlen durften.
Das Konzert war definitiv eines der Highlight des Jahres und ich bin unglaublich glücklich, dass ich dabei sein durfte.
Danke, Refused, für dieses kurze, aber intensive Comeback, dass auch Menschen wie mir ermöglicht hat, euch einmal live sehen zu dürfen! :)