Montag, 24. August 2015

Totgesagte leben länger - das Wurmstock Festival in Übach-Palenberg

Das war vielleicht eine nette Überraschung, als im Stadtbild des kleinen Örtchens Übach-Palenberg im Juli plötzlich Plakate auftauchten, die für das Wurmstock Festival 2015 warben. Als Jugendlicher bildete dieses kleine Festival einen festen jährlichen Termin in meinem Kalender, bis es eines Jahres (war es 2007?) plötzlich verschwand. Als ich alt genug war, darauf zu stoßen, wurde es schon nicht mehr wie zu Beginn in Übach-Palenberg sondern im Nachbarort Geilenkirchen veranstaltet und bot dort lokalen Bands ein Podium. Galatea, die Schülerband meines Gymnasiums waren eigentlich immer mit dabei. Ebenso die Übacher Punkband Rigids und manchmal auch Cyrcus aus Heinsberg. Bis auf letztere sind heute alle in die Untiefen der Musikgeschichte entschwunden, aber die guten Erinnerungen bleiben.

Doch zurück ins Jahr 2015: Am 9. August war es also so weit und das Wurmstock-Festival ertlebte seine Wiederbelebung in der Klangmuschel im Naherholungsgebiet der Stadt Übach-Palenberg. Ein Veranstaltungsort nur etwa zehn Minuten Laufweg von meiner Haustür entfernt -  dass das zum Pflichttermin wurde, ist wohl kein Wunder. Also kramte ich mein altes Wurmstock T-Shirt aus dem hintersten Winkel des Schrankes und machte mich zu 15 Uhr auf den Weg.

Das Wurmstock hatte sich bei seiner Wiederbelebung ein wenig verändert. Veranstalter waren heute wie damals die Jusos, doch in diesem Jahr schloss sich das Festival einem Familienfest der SPD an. Entsprechend gemischt war das Publikum: Familien mit kleinen Kindern, ältere Menschen, die das schöne Wetter ins Naherholungsgebiet verschlagen hatte, Ausflügler aus den benachbarten Niederlanden. Nur an klassischem jungen Festivalpublikum, die so ein Festival eigentlich anziehen sollte, war eher wenig zu sehen.

Das Herzstück des diesjährigen Wurmstock Festivals bildete außerdem ein Band Contest. Bis auf die letzten zwei auftretenden Bands nahmen alle anwesenden Bands daran teil. Zu gewinnen gab es einen Aufenthalt im Tonstudio, gesponsert vom örtlichen Café Seetreff. Jede Band hatte 30 Minuten Spielzeit, die Entscheidung für den Sieger wurde von einer Jury getroffen. Leider wurde nicht weiter darauf eingegangen, wer in dieser Jury saß und nach welchen Kriterien sie ihre Entscheidung troffen.

Eröffnet wurde das Festival von The Bro. Die drei Herren waren die ältesten Teilnehmer, doch für ihre Band war es wohl das allererste Konzert. Sie präsentierten dem Publikum klassische Blues Rock Musik.
The Bro in der Klangmuschel

Weiter ging es mit Queen's Revenge, einer jungen Alternative Rock Band mit Sängerin. Diese hatten an jenem Tag eindeutig die meisten Fans mitgebracht. Es wurde richtig laut und voll vor der Bühne. Ich war wenig verwundert, dass sie am Ende den Band Contest für sich entscheiden konnten. Musikalisch waren sie zwar nicht meine absoluten Favoriten des Tages, aber sie strahlten wirklich Spielfreude aus und vermochten es, das Publikum mitzureißen!
Queen's Revenge

Es folgte die Band mit dem großartigsten Bandnamen des Tages: Abschaumbad! Begeistert von diesem Namen hoffte ich, dass die drei Jungs auch musikalisch würden mithalten können. Und das konnten sie. Bei Abschaumbad gab es Deutschpunk ohne große Schnörkel und mit einer gehörigen Portion Humor. Die drei kamen einfach total sympathisch rüber und sorgten mit Musik, Ansagen und T-Shirt Verlosung für den einen oder anderen Lacher. Keine Ahnung, was die Coesfelder nach Übach-Palenberg verschlagen hat, aber ich war froh, dass sie da waren!
Abschaumbad

Einen weniger langen Anfahrtsweg hatten die Wegberger von Against Stagnation, die im Anschluss spielten. Die vier Jungs lieferten ein ziemlich solides Rock-Metal Gemisch ab, dem ich persönlich auch gute Siegeschancen für den Band Contest attestiert hätte.
Against Stagnation

Mittlerweile war der Nachmittag schon fortgeschritten und die Reihen der Familienfestbesucher hatten sich bereits etwas gelichtet. Als nächstes angekündigt wurden Devastor aus Aachen. Bandname und Logo schrien nach härteren Tönen, doch als die Band aufbaute, war die Irritaion erst einmal groß. Bunte Hemden? Ein Fronter im One Piece Shirt? Was passiert jetzt? (Und wo hat der das coole Shirt her? :P) Es stellte sich heraus, dass die Band nur ihr Outfit ein wenig an den familienfreundlichen Anlass angepasst hatte. Harte Töne gab es zum Glück trotzdem. Mir gefielen Devastor richtig gut, meine Mutter, die auch mal kurz vorbeigeschaut hatte, schlugen sie jedoch in die Flucht. :D Im Anschluss an den Auftritt verschenkte die Band dann sogar noch einige ihrere CDs. Ich danke an dieser Stelle noch einmal recht herzlich für mein Exemplar!
Devastor

Es blieb auch weiterhin laut. Als letzte Band des Contests traten Never Back Down aus Heinsberg an. Denen klaue ich ihre Genre-Eigenbezeichnung jetzt einfach mal von ihrer facebook-Seite: Melodic Hardcore with Beatdown influences. So. Never Back Down gefielen mir ebenfalls ziemlich gut. Auf der Bühne bot besonders der Fronter vollen Einsatz und stand gefühlt keine Sekunde still.
Never Back Down

Die Jury zog sich nun zu ihren Beratungen zurück, während dem Publikum mit Sleepers eine weitere Band geboten wurde. Ein wenig misstrauisch beäugte ich den Aufbau der Kölner: Warum zur Hölle wurde das Mikro des Frontmanns vor die Bühne gestellt? Und warum hatte das Mikro überhaupt so ein langes Kabel? Wie sich herausstellen sollte, bestritt der Sänger der Band den Auftritt tatsächlich vor der Bühne. Anfangs drehte er dem Publikum dabei ziemlich häufig den Rücken zu, was ich nicht so optimal fand, aber im Lauf des Auftritts bewegte er sich immer mehr in das Publikum, ließ die Menschen über das Mikrokabel springen, als er sich durch die Menge bewegte und forderte Zuschauer durch Hinhalten des Mikros zum Mitsingen auf. Das Ganze war hochgradig faszinierend, zudem traf die Musik wirklich einen Nerv bei mir. Sleepers waren mit ihrem Melodic Hardcore definitiv mein musikalisches Highlight des Tages!
Sleepers

Als Sleepers fertig waren, wurden mit Queen's Revenge die Sieger des Band Contests gekürt. Glückwünsche wurden ausgeteilt, Erinnerungsfotos gemacht. Dann wurde die Bühne wieder frei gegeben für den letzten Act des Tages. Abgeschlossen werden sollte das Wurmstock Festival von Jiggz aus Aachen. Ich blieb noch kurz da, um wenigstens einmal reinzuhören, machte mich dann jedoch bald auf den Heimweg. Jiggz machen Rap, und das ist einfach eine Musikrichtung, für die ich mich nicht begeistern kann.

Mich würde es wirklich sehr freuen, wenn es gelingen würde, das Wurmstock Festival auch in Zukunft wieder regelmäßig durchzuführen. Ich wäre in jedem Fall dabei!

Hier geht es zur vollständigen Galerie!

1 Kommentar:

  1. Wirklich interessant und gut, dass diese Veranstaltung wiederbelebt wurde. Es wird jungen/neuen Bands eine Plattform geboten und für fast jeden Geschmack war gesorgt. Sehr schön, freut mich, dass Du Spaß hattest.

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