Sonntag, 21. August 2016

Der große Tag - Castlefest 2016, Tag 2 (Samstag)

Gemäß der Tradition schafften wir es auch am zweiten Tag des Festivals, dem bereits im Vorfeld ausverkauften Samstags, nicht pünktlich zur Eröffnung zum Gelände. Dennoch lagen wir gar nicht so schlecht in der Zeit und bekamen so noch ein paar Minuten vom Balfolk-Workshop mit. Wie schön es war, nach dem insgesamt eher ruhigen Freitag wieder so viele fröhlich tanzende Menschen zu sehen!

Balfolk-Workshop

Bei einem anschließenden kurzen Spaziergang über das Gelände sahen wir den Walking Act "Die Parade von Narziss". Das war ein faszinierender Anblick mit dem selbstverliebtem Narziss auf seinem Wagen, stelzenlaufenden Narzissen und einer fahrenden Bienenwabe!

Die Parade von Narziss

Im Anschluss an den Workshop trug es uns zur Folk Stage, auf der Pyrolysis spielten. Auch hier wurde heftig getanzt, lud die Musik der niederländischen Folkband doch wahrlich dazu ein. Die musikalischen Einflüsse schienen von Irish Folk bis zum Shanty, von Rapalje bis zu Flogging Molly zu reichen und ergaben so eine Mixtur, die wirklich großen Spaß machte. Außerdem hatten Pyrolysis mit Abstand das tollste Bandlogo des Festivals, ein Piraten-Kaninchen, das nun auch mein neustes Bandshirt ziert. :D Mal schauen, ob ich dieses Shirt am kommenden Wochenende nicht mal auf dem Pirates!-Festival in Jülich Spazieren führe. Da würden sich Pyrolysis nämlich sicher auch ganz ausgezeichnet in einer künftigen Auflage machen. ;)

Party vor der Bühne bei Pyrolysis

Als der Auftritt von Pyrolysis zu Ende war, ging es weiter zur Hauptbühne, um noch ein paar Minuten vom Konzert von Scotch mitzbekommen. Im letzten Jahr hatten wir diese ebenfalls niederländische Band irgendwie ziemlich sträflich ignoriert. Obwohl der Party Folk der Jungs wirklich Laune machte, wurde es auch in diesem Jahr wieder nur eine kurze Freude für uns. Meiner Freundin fiel auf, dass sie ihr Opfer für das später am Tag stattfindende WickerDragon-Ritual im Bed & Breakfast hatte liegen lassen. Das war natürlich unvertretbar, also musste flott ein Plan entworfen werden. Ein Glück, dass ein Freund, den wir im Steampunk-Garten beim gemütlichen Teetrinken wiederfanden, auf dem Festivalcampingplatz sein Klapprad dabei hatte. So konnte das Problem doch noch recht schnell gelöst werden.


Pünktlich zum Konzert von Seed trafen wir uns dann alle an der Village Stage wieder. Die Pagan Folk Band mit einem der wohl niedlichsten Maskottchen weit und breit gefällt mir live von Mal zu Mal besser. An diesem Samstag lieferten sie ein energiegeladenes, gutgelauntes Konzert, dessen positive Stimmung sich auch schnell auf das Publikum übertrug.

Seed

Auch nach Seed blieb uns nicht viel freie Zeit, bis der nächste Programmpunkt folgt, den wir nicht verpassen wollten. Der Samstag ist eindeutig der Haupttag des Castlefests, da bleibt zumindest tagsüber meist wenig Zeit für Enstpannung. Aber so ein bisschen Stress ist schon in Ordnung, wenn man dafür ein so wunderbares Konzert wie das von Kaunan erleben darf! Wem der Name noch nichts sagt, dem dürfte doch zumindest eines der Mitglieder gut bekannt sein. Kaunan besteht aus Oliver SaTyr von Faun an der Bouzouki, Boris an der Kontrabasharpa und Göran an Drehleier und Dudelsack. Die deutsch-österreichisch-schwedische Band spielt schwedische Polskor, eine Art schwedischer, traditioneller Tanzmusik. Das klingt für unsere Ohren mitunter etwas ungewohnt, aber lädt auch sofort dazu ein, selbst das Tanzbein schwingen zu wollen. Für mich bildete dieses Konzert einen der ganz großen Höhepunkte des diesjährigen Castlefests. Vielleicht schaffen die drei Herren es ja doch eines Tages mal, das eine oder andere von ihnen gespielte Lied aufzunehmen. Bei den Besuchern des Castlefest-Auftritts würde eine solche Veröffentlichung jedenfalls sicher auf großes Interesse stoßen.

Kaunan

Nach Kaunan wurde es dann ernst: Die Verbrennung des WickerDragon war nicht mehr fern, und wir hatten aus oben erwähnten Gründen unsere Opfer noch nicht dargebracht. Es war mittlerweile beinah18:30 Uhr, wir hatten seit dem Frühstück nichts mehr gegessen und vor dem WickerDragon wartete eine nicht unbeträchtliche Menschenmenge darauf, ebenfalls zum WickerDragon vorgelassen zu werden. Die Heidense Bende brachte gerade ihr Opfer in einer großen Zermonie dar. Die Stimmung bei den Wartenden vor der Absperrung konnte man leider nur als mäßig gut bezeichnen. Eine fremde Frau ranzte uns an, weil wir und ihrer Meinung nach vordrängeln wollten, statt in der Schlange zu stehen. Dabei war da gar keine Schlange auszumachen in diesem großen Knäuel von Menschen, wir standen einfach da, wo wir irgendwie noch hingekommen waren... Irgendwie machte sie den Eindruck, als würde sie bei Widerspruch auch problemlos handgreiflich werden, also ignorierten wir sie lieber einmal geflissentlich. Als sie sich kurz darauf über die schlechten Schwingungen für die Opferung beschwerte, musste ich mich jedoch sehr zusammenreißen, um mir einen möglicherweise fatalen Kommentar zu verkneifen.

Der WickerDragon

Irgendwann wurden wir dann doch vorgelassen und konnten unsere Opfer darbringen, aber ich war von dem Vorfall mit der unsympathischen Frau noch so aufgewühlt, dass ich meine Gedanken nicht richtig ordnen konnte. Beim nächsten Mal, das schworen wir uns, opfern wir gleich am Freitag, wo wir unsere Ruhe haben. Die Situation am Samstag Nachmittag war der Bedeutung dieses Rituals einfach nicht angemessen.

Bei der Suche nach einem geeigneten Platz, von dem aus wir die bald bevorstehende Zermonie gut verfolgen konnten, hatten wir mehr Glück. Irgendwie schafften wir es, und zum Stand von Miroque vorzuarbeiten, der direkt an der seitlichen Absperrung stand. So konnten wir die Verbrennung des WickerDragon quasi aus erster Reihe verfolgen und bekamen vorher sogar noch einiges vom Auftritt von Cesair mit.

Die Zeremonie rund um die Verbrennung des Wickerman, der in diesem Jahr die Form eines Drachens mit einem Ei hatte, war auch wieder unheimlich bewegend. Dies ist wohl für die meisten die wichtigste Angelegenheit auf dem Castlefest und die Stimmung ist immer ganz außergewöhnlich. Der Jubel, der aufbrandet, wenn der Wickerman in hellen Flammen steht und mit all den in den vorherigen Tagen gemachten Opfern verbrennt. Die folgende andächtige Stille, während die so stets so aufwendig modelierte Weidenfigur endgültig zu Asche verbrennt. Man möchte sich am liebsten gar nicht abwenden, so vieles geht einem durch den Kopf.



WickerDragon-Zeremonie

In diesem Jahr war es dann leider der Omnia-Soundcheck, der uns gefühlt viel zu früh wieder in die Wirklichkeit zurückholte. Ich würde mir wirklich eine längere Stille um das Wickerman-Ritual herum wünschen.

Trotz der Störung hatte ich das Gefühl, noch eine Weile wie im Traum über das Gelände zu wandern. Das am Samstag stets so volle Gelände wurde langsam leerer, unser Zeitplan zeigte eine große, freie Lücke. Wir taten, worum wir uns schon den ganzen Tag gedrückt hatten, und kauften ein Parkticket, die es an diesem Tag nur an der Info auf dem Gelände gab und für die man entsprechend eine ganze Weile anstehen musste...

Anschließend landeten wir an der Village Stage, wo wir uns durch die zahlreichen exotischen Gerüche am Stand des Kräuterkutschers schnüffelten. Der Geruch von arabischem Teegewürz löste eine unheimliche Lust auf Chai-Tee aus, der wir wenige Stände weiter auch nachgeben konnten.

Mit unserem leckeren, heißen Tee setzten wir uns schließlich für das letzte Konzert ins Gras vor die Bühne. Dort spielten die Amerikaner von Woodland ihre ruhigen, verträumten Lieder, die uns zeigten, wie sehr sich die amerikanische Pagan Folk Szene klanglich doch von der europäischen unterscheidet. In diesem Moment passte diese Musik jedoch einfach perfekt. Es war unheimlich schön dort vor der Bühne mit den ruhigen Klängen und der wunderbaren Lichtshow, während uns die Kühle der Sommernacht umfing und der klare Sternenhimmel über uns stand. Es war der perfekte Ausklang für diesen erlebnisreichen zweiten Tag auf dem Castlefest.

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