Wieder einmal hat sich das Leben zwischen mich und meine guten Vorsätze regelmäßig zu bloggen gestellt - darum folgt auch erst jetzt, über einen halben Monat verspätet, mein Bericht zum Pirates Festival, welches ich am letzten Augustwochenende besucht habe. :D


Bereits zum zweiten Mal verwandelte sich an diesem Wochenende der Brückenkopfpark in Jülich bei Aachen in eine Piratenhochburg. Freibeuter, Piraten und alles, was die See in aller Herren Länder sonst noch so an leicht zwielichtigen Gestalten zu bieten hat, versammelten sich zu diesem Zweck für bis zu vier Tage auf dem historischen Gelände um ihr Handwerk auszuüben, aber natürlich vor allem, um zu feiern. Und was braucht man zum Feiern? Ganz genau: Gute Musik! Und diese lieferte am Samstag, als ich das Festival besuchte, mehrere hochkarätige Piratenbands.

Los ging es für mich aber zunächst mit den größten Feinden der Piraten: Mit der Pressgëng hatte sich doch tatsächlich eine Truppe Marineangehöriger in das Piratennest verirrt! Da der Pirat an sich aber tolerant ist und die vier Herren musikalisch einiges zur Unterhaltung aufbieten konnte, war dieser Umstand natürlich schnell verziehen und die ansonst eher verfeindeten Parteien feierten einträchtig zusammen.


Die anderen Bands des Tages passten da schon viel eindeutiger ins Piratenmilieu. Zunächst einmal wären da die Damen und Herren von Elmsfeuer, die, unterstützt von ihrem Fahnenschwingenden Fanclub Piratenrock präsentierten. Wie sich im Nachhinein herausstellte, war dieses sehr solide Set das letzte, was ich von der Band in dieser Form erleben sollte. Wenig später gaben zwei Mitglieder ihren Ausstieg bekannt und die restlichen Auftritte der Saison wurden abgesagt. Es scheint noch recht ungewiss, wie genau es mit der Truppe nun weitergehen wird.


Wie üblich richtig gut waren auch Vroudenspil, deren Sänger bewundernswerter Weise kurz nach einer schweren Rücken-OP wieder die Bühne enterte. Richtig gut war hier dieses Mal die Zusammenarbeit mit einer Band, auf die ich nun etwas genauer eingehen will, weil sie das absolute, unbestrittene, nahezu unglaublich großartige Highlight des Festivals war. Die Rede ist von Ye Banished Privateers!

Was ist nun so besonders an dieser Band? Nun, ich denke, am deutlichsten wird das, wenn man sie einmal erlebt hat. Aber hier trotzdem ein Erklärungsversuch: Man stelle sich eine Bühne vor, sehr piratig dekoriert. Plötzlich betreten zwölf Damen und Herren dieselbe. Sie tragen die ab piratigst aussehenden Kostüme, die du außerhalb bekannter Hollywood-Filme jemals gesehen hast. Sie nehmen ihre Instrumente zur Hand und legen alle zusammen los. Und du fühlst dich einfach umgeblasen von der Energie, die dir da entgegenschlägt. Du willst tanzen, feiern, gröhlen, und das nicht zu knapp. Bitteschön - da hast du Ye Banished Privateers! :D
Die Band besteht streng genommen jedoch nicht nur aus zwölf, sondern aus sechsundzwanzig Mitgliedern. Ja, richtig gelesen: Sechsundzwanzig. Und wer Zeit und Lust hat, tritt eben auf. Natürlich gibt es eine Art Kernbesetzung, aber weite Teile der Band sind sehr flexibel. Stammen tut die Band übrigens - das aber nur ganz nebenbei - aus Umeå, der neben Riga leicht stiefmütterlich behandelten zweiten europäischen Kulturhauptstadt dieses Jahr. Eine Stadt, aus der ein ganzer Haufen großartiger Musik kommt. Aber das ist eine andere Geschichte.
Ye Banished Privateers veröffentlichen jedenfalls am Freitag ihr zweites Album "The Legend Of Libertalia". Beim Pirates-Festival gab es einen exklusiven Presale, weswegen ich das Album jetzt schon eine ganze Weile mein eigen nenne. Und - wer hätte es gedacht - es ist großartig! Ich werde es demnächst einmal an dieser Stelle präsentieren.

An mehreren Stellen des Tages arbeitete die Band jedenfalls, wie bereits angedeutet, mit Vroudenspil zusammen, was wirklich unheimlich cool war. Sie hatten für ihre deutschen Piratenkollegen sogar ein tolles, typisch nordschwedisches Geschenk mitgebracht: einen (vermutlich selbstgebrannten) Schnaps inklusive irgendeinem Biberdrüsen-Extrakt. Das ganze muss ziemlich scheußlich geschmeckt haben und die Schweden hatten offenbar einen Heidenspaß dabei, das Verkosten zu filmen. :D

Eine weitere ziemlich gute Band an diesem Tag waren Pyrates!. Obwohl sie schon mehrfach auf Veranstaltungen gespielt haben, die ich besucht habe, habe ich die Band bisher immer verpasst. Auch bei Pirates war es eher ein Zufall, dass ich sie gesehen habe - aber ein ziemlich glücklicher! Die Jungs machten unheimlich Stimmung, da wurde tierisch getanzt (und das in Deutschland ;) ) und es war insgesamt einfach ziemlich cool!


Natürlich wurde aber nicht nur Musik geboten an diesem schönen Tag. Die verschiedenen Lager zeigten das Leben von Piraten, Kanonenschüsse donnerten den ganzen Tag über das Gelände. In Zusammenarbeit verschiedener Piratengruppen, darunter den Flint's Buccaneers, gab es ein großes Theaterstück in bester Fluch der Karibik-Manier mit viel Action, Stunts und Feuer. Es war deutlich zu erkennen, wie viel Herzblut in diesem Stück steckte. Umso bedauerlicher, dass das Wetter nicht bei allen Vorführungen mitspielen wollte.

Krönender Abschluss des Samstags war dann aber doch wieder musikalischer Art: Gegen Mitternacht spielten Ye Banished Privateers ein richtig schönes Tavernenkonzert, also Unplugged, spontan und sehr familiär. Ein mehr als würdiger Abschluss eines wunderschönen Tages!