Sonntag, 24. November 2019

Kultur, Geschichte und ein wenig Shopping in Oslo

Eh wir uns versahen, war auch schon unser letzter, ganzer Tag in Oslo angebrochen. Und dabei gab es doch noch so viel zu sehen!

Nach dem Frühstück machten wir uns zunächst auf den Weg zum Friedhof Vår Frelsers Gravlund, um dort die Gräber großer norwegischer Persönlichkeiten wie Henrik Ibsen, Bjørnsterne Bjørnson oder Edvard Munch zu besuchen. Unser Besuch wurde dabei abenteuerlicher als erwartet, da wir anscheinend den Großkampftag der Friedhofsgärtner erwischt hatten. Den Rasensprengern auszuweichen erwies sich als ziemliche Herausforderung. Zum Glück war es nicht kalt an diesem Tag, sodass es nicht so viel ausmachte, wenn man doch mal nicht mehr rechtzeitig ausweichen konnte. :D

 Auf Vår Frelsers Gravlund ruhen die ganz Großen der norwegischen Kulturgeschichte

Danach ging es zurück ins Zentrum, wo ein Besuch der Festung Akershus auf dem Programm stand. Die ursprünglich aus dem Mittelalter stammende Burg, die über eine lange und wechselhafte Geschichte verfügt, liegt direkt am Oslofjord und ist sowohl von außen als auch von innen eine Besichtigung wert. Im Inneren gibt es eine Ausstellung, die den Besuchern einen Einblick in das adlige Leben in der Festung in vergangenen Zeiten gewährt. Draußen kann man den Blick auf den Fjord genießen, Kanonen bestaunen oder der Wachablösung zusehen. 

 Aufstieg zur Festung Akershus

Am Tag unseres Ausflugs hatten wir sogar besonderes Glück: da es sich um den Geburtstag der norwegischen Königin Sonja handelte, konnten wir mit erleben, wie zu ihren Ehren Salutschüsse abgefeuert wurden - eine ganz schön laute Angelegenheit!

 Geschichte hautnah: historische Einrichtung in der Festung Akershus

Auch ein kurzer Besuch im kulturhistorischen Museum durfte nicht fehlen. Dort war kurz zuvor die neue Ausstellung "Vikingr" eröffnet wurden, in der es einige der schönsten wikingerzeitlichen Funde Norwegens zu besichtigen gab, darunter der Gjermundbu Helm und eines der berüchtigten Ulfberht-Schwerter. Es handelte sich zwar um keiner besonders große Ausstellung, doch sie bestach eindeutig durch die schöne Auswahl an Ausstellungsstücken. Das kulturhistorische Museum selbst verfügt jedoch noch über eine ganze Menge anderer Ausstellungen. Zu meinem großen Bedauern war die, welche mich am Meisten interessiert hätte - nämlich die Ausstellung zum norwegischen Mittelalter - aber leider zur Zeit unseres Besuchs gerade geschlossen. Gleiches galt bedauerlicherweise für die Nationalgalerie, die bald ein neues Zuhause erhalten soll und bis dahin ganz geschlossen bleibt.

Doch auch so gab es noch mehr als genug zu sehen. Was natürlich beim Besuch eines Landes mit Königshaus nicht fehlen darf, ist ein Besuch des Königlichen Schlosses. So machten auch wir uns am Nachmittag auf zu dem prächtigen Gebäude mit seinem beeindruckenden Vorplatz samt dem einladenden Park. Auf eine der geführten Touren ins innere des Schlosses verzichteten wir jedoch.

Stets gut besucht: das königliche Schloss

Stattdessen machten wir uns lieber wieder auf ins Getümmel der Einkaufsstraßen. Schließlich galt es ja noch, ein paar Andenken zu erstehen, Mitbringsel für die Zuhause Gebliebenen auszusuchen und Postkarten zu schreiben. Kurz mit einem Hot Dog gestärkt, konnte der Einkaufstrip losgehen. Souvenirs findet man dabei eigentlich an jeder Ecke und in jeder Preisklasse, und vom Kuschelelch über das Wikingerschiff bis hin zum obligatorischen Troll ist da auch für jeden Geschmack etwas dabei. Mir persönlich war es aber auch wichtig, die Chance zu ergreifen, etwas norwegische Musik und Literatur mit nach Hause bringen zu können. Wer es schon einmal probiert hat, weiß, dass das von Deutschland aus kein leichtes und schon gar kein günstiges Unterfangen ist. Dabei landeten wir irgendwann im Plattenladen Råkk & Rålls, einem richtigen Paradies für Musik-Nerds wie mich. Ich hätte dort Stunden über Stunden verbringen und mich durch das riesige Second Hand Angebot an Tonträgern jeglicher Art wühlen können, aber aus Zeitgründen beschränkte ich mich dann doch auf nur etwa eine Dreiviertelstunde. :P Mein neuer musikalischer Schatz seitdem: "Metropolis" von Seigmen - genau die CD, die ich gesucht hatte! ♥ An Büchern brachte ich auch einiges mit nach Hause, aber mein Favorit ist eindeutig eine schön gebundene Ausgabe der "Haugtussa" von Arne Garborg. Es wird sich mir nie erschließen, warum sich außerhalb Norwegens scheinbar niemand je so recht für diesen wunderschönen Gedichtzyklus erwärmen konnte...

Mit ziemlich vollen Einkaufstaschen ging unser letzter Tag in Oslo schließlich zu Ende. Doch zum Glück legte unsere Fähre zurück erst am nächsten Nachmittag ab. So blieb uns immerhin noch ein halber Tag für weitere Entdeckungen in Oslo.

Samstag, 16. November 2019

Überraschend nah am Zeitgeist: Das Kon-Tiki Museum in Olso

Für den letzten Halt unseres Museumstages auf Bygdøy mussten wir nur die Straßenseite wechseln, denn unser Ziel lag quasi direkt neben dem Frammuseum. Inhaltlich blieben wir auch nah am Thema, denn auch das letzte Museum des Tages erzählte von Schiffahrt und Forschergeist, führte uns inhaltlich aber in ganz andere Regionen der Welt.

Die Rede ist vom Kon-Tiki Museum, welches sich ganz dem abenteuerlichen Leben Thor Heyerdahls widmet. Der 1914 in Larvik geborene Heyerdahl machte Zeit seines Lebens immer wieder mit spektakulären Expeditionen auf sich aufmerksam. Die wohl bekannteste, weil auch mehrfach verfilmte, war sicherlich die Kon-Tiki-Expedition. Heyerdahl und sein Team machten sich dafür auf nach Peru, wo sie ein Floß aus Balsa-Holz bauten und sich mit diesem auf den Weg nach Polynesien machten. Durch die experimentalarchäologische Expedition konnte bewiesen werden, dass eine Besiedelung Polynesiens von Südamerika aus technisch möglich gewesen wäre. Weitere Expeditionen führten ihn in die verschiedensten Teile der Welt, unter anderem auf die Osterinseln oder nach Afrika. Viele seiner Erlebnisse hielt er in Büchern für die Nachwelt fest.

Von außen eher unscheinbar: das Kon-Tiki Museum

Im Kon-Tiki Museum werden Leben und Werk Thor Heyerdahls dann aber richtig plastisch greifbar. Herzstücke der Sammlung sind das Original-Floß Kon-Tiki sowie das restaurierte Papyrusboot Ra II, mit dem Heyerdahl 1970 von Marokko aus nach Barbados segelte. Doch auch zahlreiche Objekte, die der Forscher von seinen Expeditionen mitgebracht hatte, werden hier ausgestellt, Texte und Fotos berichten von seinen Reisen.

Die Kon-Tiki in ganzer Pracht

Mich persönlich hat der Besuch im Kon-Tiki Museum sehr beeindruckt. Natürlich war mir der Name Thor Heyerdahl bekannt, auch von der Kon-Tiki-Expedition hatte ich schon gehört. Das Ausmaß der Bedeutung dieses Forschungsreisenden war mir dabei aber nie so richtig bewusst geworden. Damit meine ich nicht nur seine teils innovativen Forschungsmethoden, welche die Fachwelt immer wieder forderten und alte Theorien auf den Kopf stellten. Vielmehr hat es mich fasziniert, wie aktuell und relevant manche seiner Erkenntnisse noch heute scheinen. So arbeitete er bereits auf den beiden Ra-Expeditionen, in den 70er Jahren, mit der UNO zusammen und dokumentierte die Meeresverschmutzung. Und bereits aus dem Buch zu seiner ersten Expedition, "Fatu Hiva", auf deutsch 1974 erschienen, geht hervor, wie sehr ihn die Entfremdung des Menschen von der Natur beunruhigte. Lebhaft in Erinnerung geblieben ist mir außerdem ein Foto, welches zeigt, wie sich Heyerdahl und seine Mannschaft von der auf dem Wasser verbrennenden Tigris verabschieden: die Fahrt des Bootes endete 1978 vorzeitig am Horn von Afrika, da eine Weiterfahrt aufgrund des Ogadenkrieges zwischen Äthiopien und Somalia nicht möglich war. Aus Protest gegen die, wie sie es in einem Brief an den Generalsekretär der Vereinten Nationen ausdrückten, "Unmenschlichkeit der Welt von 1978" verbrannte die internationale Mannschaft das Boot und lenkte damit das internationale Interesse auf die Situation in dieser Krisenregion.

Es gibt viel zu entdecken im Kon-Tiki Museum

Bei all diesen positiven Eindrücken, die man bei einem Besuch im Kon-Tiki-Museum gewinnt, ignoriert das Museum jedoch auch nicht die kritischen Punkte in der Arbeit Thor Heyerdahls. So stand er immer wieder im Konflikt mit der Wissenschaft, die ihn oft ebenso wenig ernst nahm wie er sie. Auch sein Umgang mit den Einheimischen der Regionen, die er im Rahmen seiner Expeditionen besuchte, wird als nicht immer so feinfühlig beschrieben, wie es vielleicht angemessen gewesen wäre - was diesen Punkt angeht, war er dann vielleicht doch ganz ein Kind seiner Zeit. 

Als würde er jeden Moment aufstehen: Thor Heyerdahl als Wachsfigur im Museum

Alles in allem hat der Besuch im Kon-Tiki Museum bei mir jedenfalls dazu geführt, dass ich Thor Heyerdahl als faszinierende und inspirierende Persönlichkeit erfahren durfte, welche sich weit über den üblichen wissenschaftlichen Tellerand hinaus und sehr vorausblickend mit den Belangen dieser Welt beschäftigt hat. Besonders überrascht war ich dabei davon, wie aktuell ihn sein Interesse für den Umweltschutz auch noch in der heutigen Zeit macht. In mir hat der Museumsbesuch den Wunsch geweckt, mich weiter mit dem Leben dieses Menschen zu beschäftigen, was ich momentan mit dem Lesen seiner Bücher tue, die größtenteils immerhin antiquarisch noch gut zu erhalten sind. Was mehr als eine solche Inspiration kann man von einem Museumsbesuch erwarten?

Unsere große Museumstour endete mit dem etwa einstündigen Besuch des Kon-Tiki Museums, für den Besuch des nebenan gelegenen Norsk Maritimt Museums blieb leider keine Zeit mehr. Inspiriert von so viel unterschiedlicher Schifffahrtsgeschichte nahmen wir für den Rückweg die Fähre zurück ins Zentrum Oslos. Genau wie sämtliche Museumseintritte und der Bus war auch diese im Oslo-Pass einbegriffen. Die Fahrt dauerte nur wenige Minuten, fühlte sich aber dennoch an wie eine nette, kleine Hafenrundfahrt. So ging unser erster ganzer Tag in Oslo zu Ende.

Freitag, 15. November 2019

Expedition ins ewige Eis: Das Frammuseum in Oslo

Der nächste, vorletzte Halt unserer großen Museumstour durch Bygdøy führte uns ins Frammuseum. Benannt ist das Museum nach dem berühmten Forschungsschiff Fram, welches ab seiner Fertigstellung 1893 für gut zwanzig Jahre für norwegische Polarexpeditionen genutzt wurde. Eng verbunden ist es mit dem Namen des Polarforscher Fridtjof Nansen. Bis heute ist es das Holzschiff, das auf den höchsten Breitengraden der Welt fuhr, da es so konzipiert wurde, dass es dem Packeis stand halten konnte und zudem über eine sehr gute Isolierung verfügte. Seit Mitte der 30er Jahre kann das Schiff von der Öffentlichkeit im Frammuseum besichtigt werden, es bildet das Herzstück der Ausstellung und mit seiner gewaltigen Größe einen beeindruckenden Anblick.

 Schon architektonisch spannend: das Frammuseum in Oslo

Besonders spannend ist dabei, dass das Schiff auch von innen besichtigt werden kann - Originales Interieur inklusive! So dringt man als Besucher tief in das Innere des Schiffes vor und erhält so einen tiefen Eindruck vom Leben auf dem Schiff. Einen Blick in die Kombüse kann man dabei ebenso werfen wie in die einfachen bis zu den komfortablen Kojen der verschiedenen Besatzungsmitglieder. Man erfährt sehr anschaulich, wo und wie die Mannschaft ihre Freizeit verbrachte, wie und was gespeist wurde und sogar, wie man die Weihnachtstage feierte. 

 Zu groß für ein Foto: die Fram im Zentrum des Museums

Im Rest der Ausstellung, die auf drei Etagen rund um das Schiff verteilt ist, lässt sich zudem noch einiges über die Geschichte der norwegischen Polarforschung in Erfahrung bringen. Dabei kann man den Spuren der drei berühmten Polarforscher Fridtjof Nansen, Otto Sverdrup und Roald Amundsen folgen, aber auch insgesamt einiges über die Polarregionen und die Nautik vergangener Zeiten lernen.

 Fast könnte man glauben, die Mannschaft käme gleich zum Essen

Das Ganze wird dabei aber keineswegs nur trocken in Texten und Vitrinen vermittelt, es gibt auch einiges Spaßiges zum selber Ausprobieren und Erkunden. So kann man sich im virtuellen Schießen üben, ein Iglu betreten oder in einem heruntergekühlten Simulator sein eigenes kleines Polarabenteuer erleben ( auf gar keinen Fall entgehen lassen!). Seit einiger Zeit kann in einem separaten Teil des Museums zudem mit der Gjøa noch ein zweites Schiff besichtigt werden. Es handelt sich dabei um jenes Schiff, mit dem Roald Amundsen 1906 als erster Mensch die Nordwestpassage durchsegelte.

 Mit Liebe zum Detail: Vitrine mit Miniatur-Polarexpedition

Neben der ausführlichen Ausstellung laden im Frammuseum aber auch das urgemütliche Framheim Café sowie der Museumsshop zu längerem Verweilen ein. Letzterer verfügt über eine immense Anzahl an Publikationen zur Geschichte der Polarforschung in unterschiedlichen Sprachen. Wer also nach dem Besuch des Museums noch mehr erfahren möchte, wird hier definitiv fündig!

 Urgemütlich: das Museumscafé

Wir verbrachten an diesem Tag nur knapp über eine Stunde im Frammuseum, was leider nur für einen kurzen Einblick in die umfangreiche Sammlung reichte. Da der Tag aber nur eine begrenzte Anzahl Stunden hat und wir unbedingt noch ein weiteres, letztes Museum auf Bygdøy besichtigen wollten, mussten wir hier abkürzen. Ich persönlich würde dazu raten, für einen Besuch durchaus mindestens zwei bis drei Stunden einzuplanen. Ich jedenfalls habe mir fest vorgenommen, eines Tages noch einmal mit mehr Zeit zurückzukehren.

Donnerstag, 14. November 2019

Auf alten Pfaden wandeln: Das Vikingskipshuset in Oslo

Unser nächster Halt war das Vikingskipshuset, also das Wikingerschiffhaus. Auf den Besuch dieses Museums hatte ich mich als Skandinavist und auch als am Mittelalter und an Wikingern interessierter Mensch sehr gefreut. 


Das Vikingskipshuset mit seinem ungewöhnlichen architektonischen Grundriss zeigt die wohl bedeutendsten Schiffsfunde der Wikingerzeit, nämlich das 1867 entdeckte Tune-Schiff, das 1880 entdeckte Gokstad-Schiff sowie das 1904 entdeckte Oseberg-Schiff. Insbesondere die letzten beiden Schiffsfunde sollten wohl jedem Altskandinavisten ein Begriff sein. So diente das Gokstad-Schiff als Vorlage für zahlreiche Nachbauten, anhand derer die Hochseetauglichkeit der Wikingerschiffe bewiesen werden konnte. Das Oseberg-Schiff hingegen erlangte große Berühmtheit durch die enthaltene Grabkammer, in der die Überreste zweier wohl hochgestellter Frauen aus der Wikingerzeit sowie zahlreiche kostbare Grabbeigaben gefunden wurden.

Zuerst betrachteten wir natürlich ausgiebig die Herzstücke des Museums, also die Schiffe. Für deren Betrachtung wurde eine interessante Lösung gefunden. So kann man sich die Schiffe von mehreren erhöhten Aussichtspunkten von verschiedenen Seiten aus gut anschauen. 


Neben den Schiffen gibt es aber auch noch einige Vitrinen mit anderen Funden aus der Wikingerzeit. Dabei handelt es sich neben Grabbeigaben auch um große Ausstellungsstücke wie aufwändig verzierte Pferdekarren. Besonders schön sind aber meiner Ansicht nach die ausgestellten Galionsfiguren, detailreich verzierte, geschnitzte Drachenköpfe, die einst die Schiffe der Wikinger schmückten.


Dreimal in der Stunde wird außerdem der eine Flügel des Museums zu einem Kino. Dann wird der spannende Film "Vikingtiden lever" (dt: die Wikingerzeit lebt) gezeigt, den man sich nicht entgehen lassen sollte. Hier kann man visuell das Leben eines Wikingerschiffes nachvollziehen, vom Bau über die Nutzung bis zu seinem Ende als königliches Schiffsgrab. Der Film ist spannend gemacht, nicht zu lang und an der Wand und der gewölbten Decke des Museums von überall aus gut zu sehen. Man fühlt sich schnell wirklich mittendrin im Geschehen.


Kein Museum kommt heute wohl noch ohne Museumsshop aus, und in dem des Vikingskipshuset habe ich persönlich mich wie im Paradies gefühlt. Natürlich gab es allerhand Nippes mit mehr oder weniger großem Wikingerbezug (obwohl ich für sowas ja auch echt offen bin), doch es gab auch wunderschöne, hochwertige Kunstgegenstände zu erwerben. Sogar Wardruna-CDs hatte man im Angebot. Außerdem verfügte der Shop über eine großartige Auswahl an Literatur zum Thema. Dabei gab es Bücher in diversen Sprachen, vom Kinderbuch bis zur wissenschatflich fundierten Abhandlung war für jeden Geschmack etwas mit dabei. Ich musste mich schon sehr zusammenreißen, um am Ende nur den Museumsführer "Die Wikingerschiffe in Oslo" von Thorleif Sjøvold mitzunehmen. Das Buch hat zwar schon ein paar Jahr auf dem Buckel (erschienen ist es Mitte der 80er Jahre), ist dafür aber auch nicht besonders teuer. Dafür bekommt man aber trotzdem eine fundierte, gut bebilderte Einführung in das Thema - und natürlich eine schöne Erinnerung an den Museumsbesuch.

Wir verbrachten in dem Museum samt Shop etwa eineinhalb Stunden. Im Anschluss gönnten wir uns in der Sonne vor dem Museum eine kleine Pause mit einem norwegischen Liebling, nämlich Waffeln mit Eis. Dann ging es auch schon weiter zum nächsten Museum. Wie gesagt: wir hatten an diesem Tag einiges vor!

Wer das Vikingskipshuset in seiner jetzigen Form sehen möchte, sollte sich übrigens etwas beeilen. Ein Neubau des Museum, größer als das jetzige und mit Ausstellung auch zu anderen Aspekten der Wikingerzeit ist schon lange geplant, wurde nun aber endgültig bewilligt. Bereits für 2024 oder 2025 ist derzeit die Eröffnung angedacht.  

Zum Abschluss gibts hier noch ein kleines Schmankerl: Wie ich schon erwähnte, gab es im Museumsshop sogar Wardruna-CDs zu kaufen. Kein Wunder eigentlich, schließlich gab die Band dort 2009 sogar ihr Debütkonzert. Davon gibt es sogar noch ein kleines Video auf Youtube zu finden: 


Mal ganz ehrlich: wer von uns wäre da, vor dieser wunderbaren Kulisse denn nicht gerne mit dabei gewesen? ♥

Mittwoch, 13. November 2019

Das alte Norwegen entdecken: Unterwegs im Norsk Folkemuseum in Oslo

Am Tag unserer Ankunft in Oslo passierte nicht mehr besonders viel. Wir machten lediglich einen kleinen Bummel durch unser Viertel sowie über die große Einkaufsstraße, deckten uns mit Lebensmitteln für den Urlaub sowie mit Tourismus-Broschüren ein, besorgten uns den Oslo-Pass und planten dann am Abend in unserer Wohnung ganz gemütlich den nächsten Tag.

An unserem ersten vollständigen Tag in Oslo machten wir uns dann mit dem Bus auf in Richtung Bygdøy. Auf dem Tagesprogramm standen: Museen, Museen und nochmal Museen! Davon gibt es auf Bygdøy nämlich eine ganze Menge, eines gefühlt spannender als das andere. 

Unser erster Stopp führte uns ins Norsk Folkemuseum, ein riesiges Freilichtmuseum, in dem man locker auch den ganzen Tag hätte verbringen können. Nach Landschaften gegliedert führt einen dieses Museum in die Vergangenheit Norwegens. Aus allen Teilen des Landes hat man für dieses Museum historische Gebäude abgebaut und auf der Halbinsel in Oslo wieder aufgebaut. 

 Die historischen Gebäude haben Platz, ihre Wirkung in der Landschaft zu entfalten

Dabei gibt es unheimlich viel zu entdecken: alte Bauernhäuser aus dem ganzen Land, eine kleine Poststation, eine Zahnarztpraxis geben Einblick in längst vergangene Lebenswelten, während in einer anderen Ecke des Museums eine Tankstelle sowie ein Mietshaus auf einen warten, wie man sie Mitte des vergangenen Jahrhunderts vermutlich noch in allen norwegischen Städten fand. Und auch die Samen, die indigene Bevölkerung der nordischen Länder, wurde nicht vergessen. Ihnen wurde eine interessante, kleine Ausstellung gewidmet.

 Kulturhistorische Gegenstände aus der Sami-Ausstellung

Das wohl unbestrittene Highlight eines Besuchs im Norsk Folkemuseum ist aber sicher die Stabkirche von Gol. Den Besuch einer dieser komplett aus Holz gebauten Kirchen sollte man sich bei einem Besuch in Norwegen doch wirklich nicht entgehen lassen, finden sich diese wunderschönen und architektonisch sehr besonderen Gebäude doch ausschließlich dort. 

 Stabkirche von Gol

Eine richtig schöne Sache ist auch, dass das Norsk Folkemuseum ein belebtes Freilichtmuseum ist. So konnten wir bei unserem Besuch Menschen in traditionellen Trachten bei der Feldarbeit zusehen und einer Tanzvorführung beiwohnen. Kleiner Bonus für den Faun-Fan in mir: so kam ich endlich einmal in den Genuss des Halling-Tanzes, den Stefan regelmäßig auf den Livekonzerten der Band beschreibt, fliegender Hut inklusive. ;)

 Belebtes Museum: allerorten trifft man auf Mitarbeiter in traditionellen Rollen

Da unsere Zeit in Oslo begrenzt war und wir uns für diesen Tag so einiges vorgenommen hatten, konnten wir bei unserem Besuch leider nicht alles im Norsk Folkemuseum sehen. Insbesondere so manche Ausstellung blieb dabei leider ein bisschen auf der Strecke. Wenn ich die Stadt eines Tages noch einmal besuche (was sicher passieren wird!), werde ich dem Museum sicher noch einmal einen Besuch abstatten. So aber ließen wir das Freilichtmuseum nach etwa drei Stunden hinter uns und machten uns auf den Weg zu unserem nächsten Ziel.

Selbst ganze Straßenzüge findet man im Norsk Folkemuseum!

Dienstag, 12. November 2019

Der Weg ist das Ziel: Die Reise nach Oslo

Der Sommer ist schon lange vorbei, draußen ist es nass und kalt geworden. Ein wunderbarer Zeitpunkt also, um in Erinnerungen noch einmal die schönste Zeit des Jahres aufleben zu lassen: den Urlaub! Meiner führte mich in diesem Jahr nach viel zu langer Zeit endlich einmal wieder in den hohen Norden, nach Oslo.

Los ging die Reise am späten Abend des 30. Juni. Das erste Stück der Reise, vom Westen NRWs aus bis Kiel, legten wir mit der Bahn zurück. Von dort ging es dann mit der Fähre weiter direkt nach Oslo.

 Leinen los und Kurs auf Oslo!

Die Zeiten für die Bahnfahrt hatten wir natürlich großzügig eingeplant, eine gewisse Nervosität blieb trotzdem. Baustellen pflasterten die Strecke, eine unserer ursprünglich gebuchten Bahnen fuhr deswegen erst gar nicht. Am Ende klappte aber trotzdem alles, und die nächtliche Fahrt fast alleine in alten Fernverkehrszügen gestaltete sich eigentlich recht angenehm. Damals waren die Sitze noch echt bequem und man kann sich auf ihnen wirklich gut ausstrecken. 

In Kiel angekommen blieb noch genug Zeit für ein Frühstück am Bahnhof. Es wäre sogar noch etwas Zeit gewesen, sich die Stadt anzusehen, aber mit Gepäck und bei Regen fanden wir die Aussicht dann doch nicht so verlockend. So waren wir dann auch überpünktlich am Ableger unserer Fähre und warteten dort mit unzähligen anderen Reisender auf das Beginnende Check-In. Und am Mittag konnte die Fahrt mit der Color Magic dann endlich losgehen. Es handelte sich um die erste derartige Fahrt für mich, auf einem Kreuzfahrtschiff mit Übernachtung.

 Auf Wiedersehen, Kiel! - die Reise beginnt

Und was soll ich sagen: ich war von Anfang an begeistert! Wir bezogen unsere Kabine, die auf der Hinfahrt sogar ein Fenster hatte, welches auf die Mitte des Schiffs zeigte. Man sah von dort also die Einkaufs- und Essmeile des wie eine kleine Stadt aufgebauten Kreuzers. Die Kabine war klein, aber gemütlich. Auf dem Fernseher ließ sich die Fahrt auf einer Live-Karte nachverfolgen und eine Kamera am Heck des Schiffes sendete Aufnahmen von draußen.

Als wir uns eingerichtet hatten, machten wir das Schiff unsicher. Wir besuchten den Duty Free Laden (nicht nur Norwegische, sondern auch Schwedische Süßigkeiten - da kamen Erinnerungen auf! :D), Souvenirlädchen und Boutiquen und aßen schließlich in der schiffseigenen Pizzeria zu Abend. Es gab Pizza mit Lachs, was echt sehr lecker war.

 Das Schiff beherbergte im Inneren eine ganze Stadt

Immer wieder zog es uns aber nach draußen, denn es war sehr schön, das Land hinter sich verschwinden zu sehen und dann irgendwann nur noch von Wasser umgeben zu sein. Allerdings hatten wir nicht damit gerechnet, wie kalt und windig es werden würde und waren eigentlich zu dünn angezogen. Die erste Erkenntnis dieser Reise war darum auch: die nächste Kreuzfahrt gen Norden nicht ohne Softshelljacke, und auch keinesfalls das Haargummi vergessen!

Auch die Nacht wurde spannend. Das Einschlafen zum leichten Brummen des Schiffes war wahrlich kein Problem, aber mitten in der Nacht wachten wir Beide quasi zeitgleich auf. Der Wind war wohl stärker geworden und wir hatten deutlich merkbaren Seegang. Keinem von uns wurde übel, aber es fühlte sich einfach seltsam an. Ich, die ich immer auf der Seite schlafe, hatte bei jeder Welle das Gefühl, gleich umzukullern. xD 

 Ein letzter Blick auf die Color Magic, die uns nach Oslo gebracht hatte

Das Frühstück wollten wir dann eigentlich in Oslo an Land einnehmen, aber da unser Schiff durch den nächtlichen Wetterumschwung eine deutliche Verspätung eingefahren hatte, machten wir uns doch wenigstens noch auf die Jagd nach einem Kaffee. Gegen Mittag erreichten wir dann schließlich doch endlich das Ziel unserer Reise. 

 Hell und gemütlich: unsere Unterkunft im Frogner House Apartment

Etwa eine Viertelstunde Fußweg vom Fähranleger und wir hatten unsere Unterkunft erreicht, eines der Frogner House Apartments. Nachdem wir dort eingecheckt und uns in dem geräumigen, skandinavisch-klar möblierten Zimmer eingerichtet hatten, konnte unser Oslo-Urlaub endlich so richtig beginnen!

CD-Vorstellung: Oro - Rompi! Rompi!

Als ich im September das Festival Mediaval in Selb besucht habe, konnte ich dort auch einen Auftritt der Band Oro sehen, der mir als einer der charmantesten, spritzigsten und schönsten dieses tollen Festivals in Erinnerung geblieben ist. Zu meiner großen Freude bekam ich danach auch gleich die Chance, das erste Album der Band zu rezensieren. Das Ergebnis ist nun endlich fertig und kann wieder einmal bei jarwinbenadar gelesen werden:


Einen kleinen Eindruck der Musik von Oro vermittelt dieses Video: