Am Donnerstag war es dann endlich so weit: Das MPS in Rastede 2014 begann! Wie schon am Tag zuvor begann auch dieser neue Tag, glücklicherweise etwas trockener, mit der Suche nach einem Bus. Zwischen der Campsite und dem Veranstaltungsgelände sollte es, wie bereits im Jahr zuvor, einen Shuttlebus geben. Kurz vorher wurde aber angekündigt, der Bus könne nun wohl doch nicht fahren, aber alle Aussagen widersprachen sich und die Gründe für den Ausfall kannte auch keiner. Nach einigen gezielten Nachfragen war schnell geklärt: Nein, kein Bus. Der direkte Weg zum Gelände, ein schlechter Privatweg, durfte in diesem Jahr nicht mehr befahren werden, ein anderer Weg war dem Bus wegen einer fehlenden Wendemöglichkeit nicht gegeben. Nun gut, was solls. Knapp 2 km zum Gelände sind gerade nach mehr als 12 Stunden Festival Nachts nicht erfreulich, aber doch machbar. Also stürzten wir uns zu Fuß ins Getümmel.

Musikalisch wurde an diesem Donnerstag auf dem MPS ein rieisges Programm aufgefahren. Wir begannen unseren Festivaltag mit den Niederländern von Rapalje. Die vier Herren kamen wie immer fröhlich-entspannt daher und bereiteten uns damit den perfekten Einstieg in ein langes Festivalwochenende.


Im Anschluss verweilten wir einfach gleich bei der Bühne und schauten uns Saor Patrol an. Wer die Schotten kennt, weiß, dass es dort weniger ruhig zur Sache geht. Die Dudelsäcke, das Schlagwerk und die E-Gitarre weckten uns endgültig aus der frühmittäglichen Lethargie - wer bei dieser Band still sitzen bleiben kann, muss wohl zu diesem seltsamen Menschenschlag gehören, der beim Klang von Dudelsäcken die Flucht ergreifen oder seine Ohren verstopfen möchte ;)


Weiter im Programm ging es ebenfalls recht schottisch mit Celtica, die dieses Jahr erstmalig auf dem MPS unterwegs sind, sich aber schon eine solide Fanbasis erspielt zu haben scheinen - und das zurecht! Die Mischung aus definitiv rockenden eigenen Stücken und Pipe and Drum Versionen bekannter Stücke anderen Künstler (U2 zum Beispiel) zündet einfach, das sollte man sich nicht entgehen lassen!


Wer jetzt annimmt, auf dem MPS kämen nur Musikfans auf ihre Kosten, der irrt natürlich. Vielmehr bietet die Veranstaltung auch alles, was ein wirklich guter Mittelaltermarkt nur bieten kann. Ritterturniere, Sport in Form von Bruchenball, kulinarische Genüsse, kampfvorführungen und vieles mehr. Seit vielen Jahren dabei ist zum Beispiel die tschechische Fechtkampftruppe Fictum, deren Vorführung auch immer mal wieder einen Besuch wert ist und besonders bei Familien mit Kindern extrem gut ankommt.


Da ich nun aber ein bekennender Musikfreak bin, tifft man mich trotzdem meistens vor einer der Bühnen an, wo einfach zu viel spannendes und wohlklingendes geboten wird. So führte mich mein Weg Nachmittags dann auch weiter zu Metusa, einer Band, die bei ihren Auftritten immer 100% gibt. Leider vermisse ich die Ende letzten Jahres ausgeschiedene Anja immer noch sehr bei den Liveauftritten - die Interaktion ziwschen ihr und Sänger Dominik bleibt einfach unersetzlich! Trotzdem bleibt die Band definitiv einen Besuch wert. Besonders spaßig für mich ist momentan ihre Performance von "Männer mit Bärten". Es hat sich nämlich zu einer Art Running Gag entwickelt, dass die Band das traditionelle Stück in immer anderem Gewand präsentiert - als Country Version oder auch auf die Melodie bekannter Stücke aus Pop-und Rock. In Rastede gab es so beispielsweise eine Version, die doch sehr stark an ein bekanntes Stück der Band Blur erinnerte.


Als nächstes gab es eine Band zu sehen, die ich vorher noch nie live gesehen hatte: die Dudelzwerge. Die Band bot das, was ich unter typischer Marktmusik verstehe, mit den Szeneklassikern, die man gleich am Anfang, wenn man sich mit der Szene beschäftigt, kennenlernt. Da sowas langsam auf dem MPS selten wird und die Songs alle gut gespielt waren, ist mir die Band durchaus positiv in Erinnerung geblieben. Auch die eigenen Songs der Band haben mir gut gefallen. Als Sängerin Emmi bei "Herr Mannelig" das Publikum durch die Aufforderung zum Mitsingen ein wenig Ärgern wollte, habe ich es ein wenig bereut, nicht vorne gestanden zu haben - dadurch, dass ich Schwedisch spreche, hätte ich dieser Bitte ja problemlos nachkommen können ;)


Im Anschluss daran machten wir uns daran, eine uns gut bekannte Band zu besuchen: Mr. Hurley & die Pulveraffen. Was soll ich sagen? Die Jungs sind einfach gut, wo die spielen kommt auch gute Laune auf, und so war es auch dieses Mal. Durch ausgiebiges Touren dürfte die Band den meisten ohnehin bekannt gewesen sein, entsprechend konnten auch alle bei Songs wie "Ach ja?!" fröhlich mitpöbeln und gröhlen, wie sich das für Piraten eben so gehört. Da in vermutlich nicht allzu neuer Zukunft neues Material der Band zu erwarten ist, wurden auch einige neue Songs präsentiert, die bisher noch auf keinem Album zu finden sind. Macht den Anschein, als käme da wieder Großes auf uns zu, denn Stücke wie "Urlaub" gehen richtig schön ins Ohr und danach nie wieder freiwillig raus aus eben jenem!


Aus dem gleichen Heimathafen wie die Pulveraffen kommt die Kilkennyband. Die drei Herren und eine Dame spielen Irish Folk und sind insgesamt durchaus sympathisch. Wer es also folkig, beschwingt und ohne Dudelsäcke mag, ist hier bestens aufgehoben.


Kommen wir nun aber zum wahren Höhepunkt des Tages: Dem ersten Parteitag der Branntwein Volkspartei! "Bitte was?" mögen sich jetzt viele fragen. Nun ja, große Ereignisse warfen an diesem Tag ihre Schatten voraus. Das Gossenpack von Knasterbart hatte zur Feier des einjährigen Bestehen und zum Albumrelease geladen und versprach, zur Feier des Tages auch gleich ein komplett neues Bühnenprogramm zu enthüllen. Den ganzen Tag wurden auf dem Gelände fleißig Plakate verteilt, und als die Sonne und die Kinderchen längst in ihren Betten verschwunden waren, war es tatsächlich so weit: Mit Branntweinfahnen schwingenden Gossengirls wurde das Knasterbart-Nachtkonzert eröffnet und die Frontmänner Hotze und Fips präsentierten das musikalische Parteiprogramm von den auf der Bühne aufgestellten Rednerpulten. Zahlreiche neue, noch nie live gespielte Tracks vom an diesem Tag erscheinenden ersten Album der Band wurden gespielt, ein neues Bandmitglied vorgestellt und die Tavernen auf dem MPS überboten sich gegenseitig mit kreativ dargebrachten, flüssigen Geschenken an die Bandmitglieder. Veranstalter Gisbert Hiller, genannt "Gisi", gewährte der vor der Bühne versammelten Meute sogar mehrere Zugaben, selbst auf die Gefahr hin, Ärger mit der Polizei zu bekommen (die Spielgenehmigung reichte eben irgendwie nicht bis zwei Uhr Nachts, gell).


Es war eine würdige Feier, und ausgelaugt, aber glücklich stolperten wir den unbeleuchteten Feldweg zu unseren Zelten zurück. So endete der erste Tag auf dem MPS in Rastede 2014.

Fortsetzung folgt!