Dienstag, 27. Februar 2018

Konzertbericht: Wardruna in Utrecht

Am 15. Oktober stand endlich ein ganz besonderer, lange heiß ersehnter Konzertabend bevor. Die norwegische Ausnahme-Band Wardruna machte auf einer ihrer eher seltenen Touren Halt im niederländischen Utrecht. Ein Termin, der schon lange im Voraus ausverkauft war und den wir entsprechend auch schon lange geplant hatten, allen Schwierigkeiten beim Ticketkauf zum trotz. Wer nicht Besitzer eine Kreditkarte ist und schon einmal versucht hat, Tickets für ein Konzert in den Niederlanden zu besorgen, weiß sicher, wovon ich spreche...

Das TivoliVredenburg in Utrecht erwies sich als rieisiger Gebäudekomplex mit mehreren Veranstaltungssälen. Das Ronda, das Venue, in dem unser Konzert stattfand, war dennoch bald gefunden. Ein guter Platz war gar nicht so leicht zu finden, da viele sich schon früh ihre Plätze ausgeguckt hatten und wir doch recht spät erst auf die Suche gingen. Vorher hatten wir einen vergeblichen Versuch unternommen, an den Merchstand der Band zu gelangen. Dieser war jedoch so überfüllt, dass wir die Aktion kurzerhand auf die Pause zwischen Vor- und Hauptband verschoben. Als wir uns im Publikum umhörten, stellten wir fest, dass wir bei weitem nicht die einzigen Deutschen waren, die an diesem Tag den Weg nach Utrecht auf sich genommen hatten. Eigentlich auch kein Wunder, war dies doch für einen gar nicht so unerheblichen Teil Deutschlands der am Besten zu erreichende Termin. NRW und Niedersachen, unsere bevorzugten Konzertziele, waren bei der Tour nämlich leider großzügig ausgespart worden.

Als Vorband hatten an diesem Abend Kaunan die Ehre, das Nordic Folk Projekt von Faun-Sänger Oliver Pade. Diese stellten ihr gerade erschienenes erstes Album "Forn" vor und eröffneten den Abend mit ihren mitreißenden, tanzbaren Klängen auf sehr ansprechende Weise. Sie dürften sich an diesem Abend sicher den einen oder anderen neuen Fan erspielt haben.


In der Umbaupause gelang es uns dann tatsächlich, zum Merchstand durchzudringen, wo ich die Kaunan-LP sowie die 10" von Einar Selviks "Snake Pit Poetry" erwarb. Letzteres dürfte dem geneigten Freund der Fernsehserie "Vikings" als Ragnars Todeslied bekannt sein.


Im Anschluss begaben wir uns auf die Empore und fanden dort ein recht lauschiges Plätzchen, von dem aus wir einen guten Blick auf die kommende Wardruna-Show haben würden.

Das Wardruna-Konzert, welches nun folgte, zählt für mich zu den absoluten musikalischen Highlights des vergangenen Jahres. Es dauerte keine Minute, bis einen dieser Auftritt in seinen Bann geschlagen hatte. Die Musik von Wardruna besitzt einfach eine solche Kraft und Intensität, dass es gar keiner großen Bühnenshow bedarf, sie perfekt in Szene zu setzen. Ein auf den ersten Blick vollkommen unspektakulärer Bühnenhintergrund erwies sich als absolut geniale Leinwand für ein Spiel von Licht und Schatten und fesselte das Auge das ganze Konzert über immer wieder aufs Neue. Die schon auf den Studioalben mäachtigen Songs der Band entfesselten live nochmal eine ganz neue Energie. So begann das Konzert mit dem Stück "Tyr" schon mit einem regelrechten Paukenschlag, und auch Songs wie "Fehu" oder "Raido" ließen einem das Herz vor Freude hüpfen in ihrer unglaublichen Intensität.

Abgeschlossen wurde der Auftritt der Band schließlich mit "Helvegen", welches einen mit seiner ganzen düsteren Schicksalsschwere einfach nur in seinen Bann schlug und sprachlos zurückließ, was für ein wunderbares Erlebnis einem dort gerade zu Teil geworden war.


Als Zugabe kehrte Sänger Einar Selvik schließlich noch einmal alleine auf die Bühne zurück, um das Stück "Snake Pit Poetry" zu performen. Ein wunderschöner, würdevoller Abschluss eines in ganzer Linie außergewöhnlichen Konzertabends, der jede noch so lange Anfahrt wert gewesen war!

Montag, 26. Februar 2018

Abenteuer Lühesand, Teil 5: Abschied

Am Dienstag hieß es dann für uns, Abschied von Lühesand zu nehmen. Bevor wir los mussten schnappte ich mir am frühen Morgen noch einmal meine Kamera, um ein paar letzte Fotos von der schönen, kleinen Insel zu machen.

Insel-Impression

Der Abschied fiel nicht leicht, gerne wären wir noch länger geblieben. Doch leider rief mich schon am nächsten Tag die Arbeit...


Wir hatten jedenfalls eine sehr schöne Zeit bei unserem kleinen Urlaub auf Lühesand, und wir kommen bestimmt irgendwann noch einmal zurück. Vielleicht dann ja sogar noch ein bisschen länger!

Abenteuer Lühesand, Teil 4: Ausflug nach Stade

Voll motiviert ging es am Montag wieder mit der kleinen Fähre aufs Festland, und von dort aus weiter zur Bushaltestelle. Auf dem Weg hatten wir dabei noch eine spannende Begegnung. Ein äterer Wanderer kam uns entgegen und sprach uns an, erfreut, andere Fußgänger auf dieser beliebten Fahrradstrecke zu treffen. Er war auf dem Weg die Elbe entlang, folgte ihr schon von der Quelle an und war auf dem Weg zur Mündung. Wir hatten ein nettes, kurzes Gespräch mit diesem faszinierenden, freundlichen Mann, und waren beeindruckt von seinem Elan. Solche spannenden, persönlichen Begegnungen sind für mich immer etwas Besonderes, was ich noch lange in Erinnerung behalte.

Altstadt von Stade

Ohne Probleme gelangten wir nach Stade, das sich als wirklich schönes Städtchen erwies. Wir spazierten durch die malerische Innenstadt, die wirklich allerhand schöne Anblicke für Touristen wie uns bot. Dann machten wir uns auf die Suche nach dem einen oder anderen Andenken und natürlich nach einem Dosenöffner. Letzteren fanden wir problemlos in einem Ein-Euro-Laden, und auch ersteres war nicht schwer zu finden - nur die Entscheidung fiel hier schwer. Es fiel wirklich positiv auf, dass es in der Stader Innenstadt wenige Geschäfte jener Ketten gab, die man mittlerweile in so ziemlich jeder deutschen Stadt findet. Stattdessen fanden wir zahlreiche kleinere Läden, die teils wirklich schöne Dinge anboten. Wir entschieden uns letztlich für jeweils einen Turnbeutel im maritimen Design und ein Armband, welches wie ein Anker mit Kette aussieht. Abschließend mussten dann natürlich noch ein paar Postkarten an Freunde und Verwandte geschrieben werden - für mich ist das einfach in jedem Urlaub eine Pflicht und ich bedaure es sehr, dass dies immer mehr aus der Mode zu kommen scheint.


Müde und zufrieden machten wir uns schließlich auf den Weg zurück nach Lühesand, um dort unseren letzten Abend zu genießen.

Fotogene Möwe in Stade

Als erstes sollte es dann endlich unsere Ravioli geben. Der Dosenöffner wurde ausgepackt, an die Dose gelegt, gedreht - und fiel auseinander, ohne auch nur ein winziges Loch in die Dose gestanzt zu haben. Zum Glück hatten wir noch einen Plan B. Meine Freundin hatte von ihrem Vater ein Militär-Besteck-Set bekommen. Dieses enthielt auch einen Dosenöffner, dessen Bedienung uns leider schleierhaft war. Doch wie üblich war google unser Freund, eine Anleitung schnell gefunden, und eh wir uns versahen, war die Dose endlich geöffnet! So konnten wir doch noch gesättigt den letzten Rest unseres Urlaubs genießen.

Abenteuer Lühesand, Teil 3: Shipspotting

Am Sonntag verließen wir Lühesand überhaupt nicht. Stattdessen schnappten wir uns sämtliche warme Klamotten, unsere Picknickdecke, die Schlafsäcke und Fleecedecken und nahmen unseren mittlerweile schon heißgeliebten Platz am Wasser ein. Dort verbrachten wir im Wesentlichen den ganzen Tag - kurze Essens, Pinkel - und unfreiwillige Regenpausen ausgenommen.

Baggerschiff Alexander von Humboldt

Es war einfach zu schön dort zu liegen und die Schiffe zu betrachten, die vorbeifuhren. Wir freuten uns immer wie die kleinen Kinder, wenn ein besonders großes oder irgendwie schönes Exemplar vorbeikam, machten Fotos, ergründeten Namen und Heimathafen der Schiffe. Ich gebe zu, ich hätte das vorher nicht erwartet, aber Shipspotting ist tatsächlich eine Tätigkeit, die einen über viele Stunden beschäftigen und glücklich machen kann. Passanten müssen uns für komisch gehalten haben, denn im Grunde war es ziemlich kalt und extrem zugig an unserem Plätzchen, aber es machte uns nichts aus.


Nur die Sache mit dem Mittagessen erwies sich an diesem Tag als kleine, persönliche Blamage. Es sollte Ravioli geben, stilecht aus der Dose. Nun ratet mal, was wir nicht dabei hatten? Natürlich, einen Dosenöffner. So wurde dann doch spontan noch auf die 5-Minuten-Terrinen umgeschwenkt und die Suche nach einem billigen Dosenöffner zum ersten Programmpunkt für den nächsten Tag erhoben. Denn da wollten wir nochmal einen richtigen Ausflug machen: Stade stand auf unserem Programm!

Abenteuer Lühesand, Teil 2: Expedition aufs Festland

Am nächsten Morgen besprachen das Programm für den Tag. Unseren ursprünglichen Plan, an diesem Tag aufs Festland einkaufen zu gehen und gleichzeitig noch das nahegelegene Stade zu besichtigen, um den Rest der Tage dann auf der Insel zu verbringen, mussten wir leider umschmeißen. Die Camping-Saison auf Lühesand endet damit, dass die auf der Insel befindlichen Wohnwagen und Wohnmobile aufs Festland übergesetzt werden - die Insel ist nämlich Überschwemmungszone. Und natürlich fanden zu unserem Pech einige dieser Fahrten just an diesem Samstagnachmittagstadt, weswegen die normalen Personenfahrten ausfielen. Auf das Einkaufen konnten wir jedoch nicht verzichten, und so beschlossen wir, im Zuge dessen wenigstens noch einen kleinen Spaziergang durch die nähere Umgebung auf dem Festland zu machen.

Der Weg zum Supermarkt stellte sich als länger heraus, als wir erwartet hatten, doch die schöne Landschaft entschädigte dafür ganz ohne Probleme. Mit den zahlreichen Apfelhöfen ist das Alte Land wirklich malerisch! Auch das Wetter war uns hold, sodass man am Fotografieren quasi gar nicht vorbeikam.

Malerisches Altes Land

Im nächstgelegenen Laden deckten wir uns dann mit allem ein, was wir in den näachten Tagen zu brauchen dachten: Getränke, eine Dose Ravioli, 5-Minuten-Terrinen, Tortellini mit Sahnesauce, unser täglicher Frühstücks-Kakao sowie Knabbereien für den Abend. Durch den neuen Campingkocher war das, verglichen mit unserer normalen Festival-Camping-Nahrung, ein wahres Festessen, was uns erwartete!

Idyllischer Tagesausklang

Wieder zurück auf unserer Insel, genossen wir einen komplett entspannten Samstag. Wir lasen, lösten Kreuzworträtsel, quatschten über dieses und jenes und verbrachten ausgestattet mit Fleecedecken einiges an Zeit am Ufer, um uns die Schiffe anzuschauen. Eine Tätigkeit, der wir im Übrigen auch den kompletten Sonntag widmen wollten.

Abenteuer Lühesand, Teil 1: die Anreise

Nach dem schönen Schlosskonzert stand erst einmal eine kleine Konzertpause bevor. Stattdessen stand noch einmal etwas komplett anderes auf dem Programm: Urlaub! Kurz nach meinem und kurz vor ihrem Geburtstag im September gönnten eine Freundin und ich uns eine spätsommerliche Auszeit im Norden Deutschlands. Diesmal ging es für uns ins Alte Land, auf die Elbinsel Lühesand.

Die Anreise am Freitag erwies sich dabei als ziemlich anstrengend. Der Weg war doch ziemlich weit, das Gepäck schwer und die deutsche Bahn gewohnt tückisch. Irgendwann kamen wir dann aber doch am Fähranleger an, der Lühesand mit dem Festland verbindet - unser kleines Inselabenteuer konnte beginnen!

Warten auf die Fähre nach Lühesand

Eigentlich hatten wir ja gehofft, die Insel so spät im Jahr weitestgehend für uns zu haben. Da hatten wir die Rechnung aber leider, wie sich schon bei der Überfahrt herausstellte, ohne die Pfadfinder gemacht, die das Wochenende ebenfalls auf Lühesand verbrachten. Böse Bilder tauchten vor meinem inneren Auge auf, die von uns erhoffte Ruhe schien massiv bedroht - doch zum Glück erwiesen sich die negativen Gedanken als unbegründet.

Auf der Insel angekommen, konnten wir uns frei ein Plätzchen suchen. Das, welches uns spontan am Besten gefiel, war uns letztlich leider zu nah am Camp der Pfadfinder, aber wir fanden bald eine schöne Alternative. Außer uns und der Gruppe junger Leute waren zu disem Zeitpunkt tatsächlich keine Zelter mehr vor Ort.

Wer die Einsamkeit liebt... Unser Zelt allein auf weiter Flur

Ansonsten passierte an diesem Anreisetag eigentlich nicht mehr viel. Wir waren müde und erschöpft und froh, als unser Zelt stand. Unsere Energie reichte gerade noch für einen kurzen Spaziergang über die Insel, bei dem wir einen schönen Ort suchten, von wo aus wir auf das Wasser blicken konnten. Ein solcher war auch bald gefunden, doch es wurde uns recht bald zu kühl.

So verbrachten wir den Großteil des Resttages in der Nähe unseres Zeltes, relaxten ein bisschen auf unserer Picknickdecke, weihten den neuen Camping-Gaskocher ein (es gab Hirsepfanne und heißen Tee) und gingen dann früh schlafen. Auch bei unseren Nachbarn kehrte früh Ruhe ein und wir waren erleichtert, denn so ließ es sich friedlich koexistieren. Und für größere Abenteuer war dann schließlich auch in den kommenden Tagen noch genug Zeit!

Mittwoch, 21. Februar 2018

CD-Vorstellung: Faun - XV - Best Of [Deluxe Edition]


 Interpret: Faun
Album: XV - Best Of [Deluxe Edition]
Erschienen: 16. Februar 2018
Label: Electrola / Universal

Tracklist:
CD 1: 01. Diese kalte Nacht | 02. Federkleid | 03. Feuer | 04. Buntes Volk | 05. Tanz mit mir | 06. Alba II | 07. Sonnenreigen (Lughnasad) | 08. An die Geliebte | 09. Rabenballade | 10. Walpurgisnacht | 11. Wind & Geige XV | 12. Hörst du die Trommeln | 13. Hymne der Nacht
 
CD 2: 01. Andro II | 02. Rosmarin XV | 03. Tinta - Live | 04. Wenn wir uns wiedersehen | 05. Mac Beth | 06. Blaue Stunde - Live | 07. Hymn To Pan | 08. Fire | 09. Odin - Live | 10. Egil Saga | 11 Von den Elben | 12. Iduna - Live | 13. Sigurdlied

Mit neun Studioalben, drei Live-CDs sowie drei DVDs blicken Faun auf eine wahrhaft produktive und bewegte Vergangenheit zurück. Mehrere Veränderungen im Line-Up hat die Band seit ihrer Gründung 1999 erlebt, schier unermüdlich die Bühnen im In- und Ausland bespielt und vor einigen Jahren mit ihrem Album "Von den Elben" endgültig den Weg aus der doch eher beschaulichen Mittelalterszene in die Charts geschafft. Da ist es nur natürlich, einmal innezuhalten und einen Blick zurück zu werfen. Und genau das tun Faun dieser Tage mit ihrem neuen Silberling "XV – Best Of", einer Rückschau auf die vergangenen fünfzehn Jahre der Bandgeschichte, welche neben einer Standard-Version auch als 2CD Deluxe-Edition erhältlich ist. Letztere soll hier nun einmal etwas näher vorgestellt werden.

Der Fokus von „XV – Best Of“ liegt ganz klar auf den letzten drei, kommerziell erfolgreichsten Alben "Midgard", "Luna" sowie "Von den Elben". So dürfen natürlich die bekanntesten Hits der Band wie "Diese kalte Nacht" oder "Federkleid" ebenso wenig fehlen wie "Tanz mit mir", welches die Faune gemeinsam mit Santiano aufgenommen hatten.
Doch auch einige ältere Stücke haben erfreulicherweise ihren Platz gefunden auf "XV – Best Of". So bekommen nun auch neuere Fans einmal die Möglichkeit, mit echten Faun-Klassikern wie "Egil Saga" in Kontakt zu kommen und so vielleicht Facetten der Band kennenzulernen, die ihnen bislang nicht vertraut waren.

Doch es sind nicht nur die jüngeren Fans, an die sich dieses erste Best Of von Faun richtet. Mit "Feuer" und "An die Geliebte" finden sich zwei brandneue Songs auf der CD. "Feuer" kommt dabei sehr mystisch und mit opulentem Sound daher. Sängerin Laura Fella, das neuste Mitglied der Band, stellt hier ihre stimmlichen Qualitäten erstmalig in einer Studioaufnahme ganz wunderbar unter Beweis, während das zweite neue Stück "An die Geliebte" eher die romantisch-leise Seite der Band betont.
"Rosmarin" und "Wind & Geige", zwei Lieder, welche Faun schon fast seit den Anfängen begleiten, haben zur Feier des Jubiläums ein komplettes Facelifting erhalten. So wurde "Rosmarin" durch Stephans markantes Drehleierspiel gut hörbar in Fauns klangliches Hier und Jetzt katapultiert und "Wind & Geige" sprüht nur so vor jener verspielten Energie, die das Stück schon seit Jahren bei jeder Live-Performance zu einem Garanten für ein begeistert tanzendes Publikum macht.

Auch von den Live-Qualitäten der Band kann man sich auf "XV – Best Of" ein gutes Bild machen, haben doch zahlreiche – teils vorher ebenfalls unveröffentlichte - Live-Aufnahmen ihren Weg auf die Compilation gefunden. Besonders herausragend ist hier die Live-Version von "Odin" mit Unterstützung durch Wardruna-Sänger Einar Selvik, die noch einmal um Längen archaischer und mystischer klingt als die ebenfalls schon großartige Studioversion auf dem letzten Album "Midgard".

Faun haben mit "XV - Best Of" eine Rückschau auf ihren bisherigen Weg geschaffen, an der sowohl hartgesottene Fans als auch jene, die erst in der jüngeren Vergangenheit auf die Band gestoßen sind, ihre Freude haben werden. Die schöne Aufmachung mit Illustrationen des britischen Fantasy-Künstlers Brian Froud sowie die unveröffentlichen Tracks machen dieses Best Of-Album zu einem Muss in jedem Fan-Regal.

In diesem Sinne bleibt nur noch eins zu sagen: Auf die nächsten fünfzehn wunderbaren Jahre mit den einzigartigen Klängen von Faun!

Hörprobe:



Freitag, 9. Februar 2018

Konzertbericht: Uwaga auf Schloss Zweibrüggen

Auch 2017 hatte ich wieder das unverschämte Glück, meinen Geburtstag mit einem Konzertbesuch feiern zu dürfen. Im Übach-Palenberger Schloss Zweibrüggen fand an diesem Sonntag, dem 17. September nämlich das 39. Schlosskonzert des Freunde der Kammermusik in Übach-Palenberg e.V. statt. Eingeladen waren dazu Uwaga mit ihrem Programm "mozartovic, Amadeus goes Balkan Groove". Es war bereits das zweite Mal, dass die Band, die schon Bühnen auf der halben Welt bespielt hat, das kleine Städtchen an der niederländischen Grenze beehrte.

Das erste Konzert in Übach-Palenberg 2016 war dabei leider an mir vorübergegangen, doch dieses Mal hatte ich freundlicherweise per e-Mail eine sehr nette Einladung erhalten (vielen Dank noch einmal dafür!). Tatsächlich hatte mich da die Vorankündigung bereits ziemlich neugierig gemacht. Vier Musiker mit grundverschiedenen Backgrounds von Klassik bis Punk, und dann diese Story: Man stelle sich vor, Mozart hätte einst - ganz im Geheimen - eine Reise in den Balkan unternommen, wäre dort auf die lebensfrohe Volksmusik der Gegend gestoßen und hätte von den einhemischen Musikern beim gemeinsamen Jammen recht schnell den Spitznamen Mozartovic verpasst bekommen. Was für Musik wäre dabei wohl entstanden? Nun, genau an diesem Punkt setzten das Programm des Abends sowie auch das fünfte Studioalbum der Band an.

Uwaga boten der versammelten Hörerschaft an diesem Abend einen spannenden Stilmix aus den klassischen Werken Mozarts und anderer Komponisten, gewürzt mit einer kräftigen Prise Balkan Grooves und anderer moderner Einflüsse. So stand beispielsweise gleich zu Anfang ein Stück namens "Reggae Violinkonzert" auf dem Programm - Mozart meats Marley gewissermaßen. Klingt seltsam? Vielleicht. Ergab jedoch einen wirklich ganz überraschenden, frischen Sound, passte unheimlich gut zusammen und machte richtig Laune. Und das galt nicht nur für dieses Stück. Neben den verschiedenen Interpretationen klassischer Stücke hatten Uwaga aber auch einige Eigenkompositionen im Gepäck, die ebenfalls auf ganzer Linie zu überzeugen vermochten, darunter das grundentspannte "Kein Weltuntergang".

Die Stimmung im Publikum des diesmal leider (und zu Unrecht!) nicht ganz bis auf den letzten Platz besetzten Schlosskonzerts war von Anfang an angenehm locker, und die sympathischen Ansagen der Musiker von Uwaga entlockten den Leuten das eine oder andere Schmunzeln. Kein Wunder, dass man die Band am Ende ihres Auftritts gar nicht mehr gehen lassen wollte! Mit stehenden Ovationen und lautstarkem Applaus gelang es, die Band zu einer Zugabe zu bewegen, und zum Abschluss gab es vom anwesenden Bürgermeister noch ein Abschiedsgeschenk für die vier Musiker.

Hörprobe Uwaga:


So ging wieder ein wunderschöner Konzertabend im kleinen Schloss Zweibrüggen zu Ende. Glücklicherweise stehen auch 2018 wieder neue, spannende Schlosskonzerte auf dem Programm der Freunde der Kammermusik. So freue ich persönlich mich schon sehr darauf, dort in der kommenden Woche, am 18. Februar, die Cappella Aquisgrana mit ihrem Programm "La Belezza della Musica" erleben zu dürfen.

Dienstag, 6. Februar 2018

Konzertbericht: Reliquiae auf dem 13. Berger Stadtteilfest

Manchmal verschlägt einen das Leben als Fan an ungewöhnliche Orte, die man ansonsten wohl niemals besucht hätte. Orte wie Gevelsberg-Berge beispielsweise. Genau dorthin nämlich zog es eine Freundin und mich am 9. September. Einem Tag, den der Begriff "verregnet" leider nur unzureichend beschreibt.

An diesem Tag feierte man in Berge das 13. Berger Stadtteilfest und das 650-jährige Jubiläum des Ortes. Entsprechend dem ziemlich lokalen Anlass, waren es auch hauptsächlich Anwohner, die an diesem Samstag den Weg dorthin gefunden hatten. Wir, angereist aus Münster und Aachen, kamen uns gleich ein wenig exotisch vor und zogen uns nach einem kleinen Rundgang über das überschaubare Festgelände erst einmal an die überdachte Bushaltestelle zurück und warteten.

Denn natürlich gab es einen guten Grund für uns, das Stadtteilfest eines uns gänzlich unbekannten Ortes zu besuchen. Und ja, dieser Grund war selbstverständlich musikalischer Natur. Reliquiae sollten am späten Nachmittag nämlich ein Konzert auf dem Fest geben. 

Passend zum Soundcheck begaben wir uns dann auch in Richtung Bühne. Leider gab es bei der Vorbereitung des Auftritts einige technische Probleme, sodass sich der Beginn nach hinten verschob. Und leider hatte der Himmel beschlossen, pünktlich zum ursprünglich angedachten Konzertbeginn sämtliche Schleusen zu öffnen. Natürlich ließen wir uns davon nicht vertreiben und waren als langjährige MPS-Erfahrene auch mit Schirm und Regencape bestens vorbereitet. Glücklicherweise erwiesen sich auch viele der anderen Besucher als hart und trotzten mit uns dem Regen.

Obwohl das Konzert nun durch den verspäteten Beginn leider etwas kürzer wurde als gehofft, wurde es doch ein sehr schönes Konzert. Publikum und Band hatten ungeachtet des miesen Wetters Spaß und der Ansager lernte, dass man nicht jeden Bandnamen zwangsläufig englisch aussprechen muss, was uns zuvor einen herzhaften Lacher entlockt hatte.

Alles in Allem war das Berger Stadtteilfest zwar sicher eine der ungewöhnlichsten Veranstaltungen, die wir auf unseren Konzertreisen besucht haben, doch es hat sich für uns gelohnt. Wenn das Programm stimmt, kommen wir gerne wieder vorbei. ;)

Hörprobe Reliquiae:


Montag, 5. Februar 2018

Entdeckungstour zu den Skulptur Projekten 2017 in Münster

Endlich ist sie da, die vorlesungsfreie Zeit, und gibt mir die Möglichkeit, meinen Blog-Rückstand endgültig aufzuholen! So langsam wurmt es mich nämlich wirklich, dass ich noch immer im vergangenen Sommer feststecke, während sich doch dieses Jahr schon längst neue Abenteuer angebahnt haben... Doch wie dem auch sei:

Neben den zahlreichen anderen Aktivitäten gab es noch eine weitere Sache, der wir uns im August in Münster widmeten. 2017 fanden dort nämlich wieder die Skulptur Projekte statt. Dabei handelt es sich um eine zeitlich begrenzte Kunstausstellung, die alle 10 Jahre stattfindet. Das letzte Mal - also 2007 - wohnte ich noch nicht in Münster, und dieses Mal wohnte ich dort schon nicht mehr. Schlechtes Timing also. Dennoch wollte ich mir die Chance nicht entgehen lassen, wenigstens ein paar der über die ganze Stadt verteilten Kunstwerke zu besichtigen. Also machten eine Freundin und ich uns an zwei Terminen auf den Weg um zu erkunden, was Münster 2017 unter moderner Kunst zu bieten hat.

Leider muss ich sagen: anscheinend sind wir waschechte Kunstbanausen, denn größtenteils hielt sich unsere Begeisterung in Grenzen... xD Dennoch hier mal eine kurze Zusammenfassung dessen, was wir gesehen haben:

Menschen, die auf dem Kanal über das Wasser gehen - das war wohl für die meisten das absolute Highlight der Skulptur Projekte 2017. So auch für uns. Wir hatten unheimlich großen Spaß auf dieser Installation! Es fühlte sich einfach lustig an, barfuß auf einem Gitter knapp unter der Wasseroberfläche über den Kanal zu laufen. Und es machte Spaß, sich dabei zu fotografieren. Mit dummen Grimassen, springend, wie auch immer. Das ist es, woran ich mich erinnern werde, wenn ich mich in Zukunft an diese Skulptur Projekte erinnere! Auch wenn wir auf die Frage, ob das wirklich Kunst ist, im Grunde keine wirkliche Antwort fanden...

"On Water" von Ayşe Erkmen

Hochgelobt war auch Pierre Huyghes "After ALife Ahead" in der alten Eissporthalle, und ich hatte mir viel davon versprochen. Leider wurde es dann aber irgendwie eher eine große Enttäuschung... Keine Ahnung, ob die ganzen Bienen und Fruchtfliegen, die es dort geben sollte, schon zu Bett gegangen waren, als wir uns an einem späten Nachmittag auf den langen Weg zu diesem Kunstwerk am Rande der Stadt gemacht hatten, oder ob ihnen schlicht die Kälte und Dunkelheit in der Location nicht bekommen war. So oder so, wir fanden irgendwie nur eine ziemlich tote Mondlandschaft vor...

Da konnten die "Himmlischen Masken" von Hervé Youmbi bei uns schon mehr punkten. In den Bäumen am Überwasserfriedhof  zogen sie die Blicke auf sich und es machte Spaß, sie zu betrachten und zu fotografieren und dabei Stück für Stück die ganzen Details an ihnen zu entdecken. Erfreulicherweise machte der Künstler sie dem städtischen Kunstmuseum zum Geschenk, sodass sie auch in Zukunft in Münster verbleiben werden.

Himmlische Maske von Hervé Youmbi

Ganz in der Nähe besuchten wir dann noch die "Skizze für einen Brunnen" von Nicole Eisenman, welcher leider zu diesem Zeitpunkt schon Opfer von Vandalismus geworden war. Nur wenige Tage zuvor war eine der Figuren von einem unbekannten Dummkopf enthauptet worden... Dabei erfreute sich diese Skulptur eigentlich allgemeiner Beliebtheit, was wir bei unserem Besuch auch schnell merkten. So war es einfach unmöglich, Fotos zu machen ohne dabei Horden von anderen Touristen mit einzufangen, weswegen ich das Unterfangen irgendwann aufgab.

Gut in Erinnerung bleiben wird mir auch unser Besuch bei Oscar Tuazons "Kamin". Das liegt aber eher an den Umständen als am Kunstwerk, muss ich zugeben. Es war das erste der Skulptur Projekte, welches wir besucht haben. Voll motiviert, mit der App ausgestattet, machten wir uns auf den Weg. Und verliefen uns, irgendwo im nirgendwo im Industriegebiet am Hafen. Landeten in Ecken, die irgendwie gefährlich aussahen und schließlich in Gebüschen, die förmlich nach illegalen Aktivitäten schrien. Kunst war nirgends zu entdecken. Als uns das Gestrüpp schließlich wieder ausspuckte, standen wir am Kanal, das Kunstwerk direkt vor uns - und übersahen es erst einmal, weil wir es für ein altes Industrieteil hielten. So fühlt es sich an, das Leben als Kunstbanause! xD

"Kamin" von Oscar Tuazon

Das war es jedenfalls eigentlich schon, was ich bewusst von den Skulptur Projekten 2017 mitbekam. Eigentlich hatten wir vorgehabt, noch weitere Kunstwerke zu besichtigen, aber das ganze gestaltete sich mit dem Bus doch als ziemlich langwierig und hinzu kam, dass einige der Kunstwerke, die wir sahen, unsere Motivation nicht gerade anstachelten. So bin ich froh, dass wir ein bisschen was von den Skulptur Projekten mitbekommen habe, trauere aber eigentlich auch nicht gerade, dass es bei weitem nicht für alles gereicht hat. Moderne Kunst muss man wohl einfach mögen, und ich tue mich da zumindest zum jetzigen Zeitpunkt meines Lebens doch ziemlich schwer mit...