Am 15. Oktober stand endlich ein ganz besonderer, lange heiß ersehnter Konzertabend bevor. Die norwegische Ausnahme-Band Wardruna machte auf einer ihrer eher seltenen Touren Halt im niederländischen Utrecht. Ein Termin, der schon lange im Voraus ausverkauft war und den wir entsprechend auch schon lange geplant hatten, allen Schwierigkeiten beim Ticketkauf zum trotz. Wer nicht Besitzer eine Kreditkarte ist und schon einmal versucht hat, Tickets für ein Konzert in den Niederlanden zu besorgen, weiß sicher, wovon ich spreche...
Das TivoliVredenburg in Utrecht erwies sich als rieisiger Gebäudekomplex mit mehreren Veranstaltungssälen. Das Ronda, das Venue, in dem unser Konzert stattfand, war dennoch bald gefunden. Ein guter Platz war gar nicht so leicht zu finden, da viele sich schon früh ihre Plätze ausgeguckt hatten und wir doch recht spät erst auf die Suche gingen. Vorher hatten wir einen vergeblichen Versuch unternommen, an den Merchstand der Band zu gelangen. Dieser war jedoch so überfüllt, dass wir die Aktion kurzerhand auf die Pause zwischen Vor- und Hauptband verschoben. Als wir uns im Publikum umhörten, stellten wir fest, dass wir bei weitem nicht die einzigen Deutschen waren, die an diesem Tag den Weg nach Utrecht auf sich genommen hatten. Eigentlich auch kein Wunder, war dies doch für einen gar nicht so unerheblichen Teil Deutschlands der am Besten zu erreichende Termin. NRW und Niedersachen, unsere bevorzugten Konzertziele, waren bei der Tour nämlich leider großzügig ausgespart worden.
Als Vorband hatten an diesem Abend Kaunan die Ehre, das Nordic Folk Projekt von Faun-Sänger Oliver Pade. Diese stellten ihr gerade erschienenes erstes Album "Forn" vor und eröffneten den Abend mit ihren mitreißenden, tanzbaren Klängen auf sehr ansprechende Weise. Sie dürften sich an diesem Abend sicher den einen oder anderen neuen Fan erspielt haben.
In der Umbaupause gelang es uns dann tatsächlich, zum Merchstand durchzudringen, wo ich die Kaunan-LP sowie die 10" von Einar Selviks "Snake Pit Poetry" erwarb. Letzteres dürfte dem geneigten Freund der Fernsehserie "Vikings" als Ragnars Todeslied bekannt sein.
Im Anschluss begaben wir uns auf die Empore und fanden dort ein recht lauschiges Plätzchen, von dem aus wir einen guten Blick auf die kommende Wardruna-Show haben würden.
Das Wardruna-Konzert, welches nun folgte, zählt für mich zu den absoluten musikalischen Highlights des vergangenen Jahres. Es dauerte keine Minute, bis einen dieser Auftritt in seinen Bann geschlagen hatte. Die Musik von Wardruna besitzt einfach eine solche Kraft und Intensität, dass es gar keiner großen Bühnenshow bedarf, sie perfekt in Szene zu setzen. Ein auf den ersten Blick vollkommen unspektakulärer Bühnenhintergrund erwies sich als absolut geniale Leinwand für ein Spiel von Licht und Schatten und fesselte das Auge das ganze Konzert über immer wieder aufs Neue. Die schon auf den Studioalben mäachtigen Songs der Band entfesselten live nochmal eine ganz neue Energie. So begann das Konzert mit dem Stück "Tyr" schon mit einem regelrechten Paukenschlag, und auch Songs wie "Fehu" oder "Raido" ließen einem das Herz vor Freude hüpfen in ihrer unglaublichen Intensität.
Abgeschlossen wurde der Auftritt der Band schließlich mit "Helvegen", welches einen mit seiner ganzen düsteren Schicksalsschwere einfach nur in seinen Bann schlug und sprachlos zurückließ, was für ein wunderbares Erlebnis einem dort gerade zu Teil geworden war.
Als Zugabe kehrte Sänger Einar Selvik schließlich noch einmal alleine auf die Bühne zurück, um das Stück "Snake Pit Poetry" zu performen. Ein wunderschöner, würdevoller Abschluss eines in ganzer Linie außergewöhnlichen Konzertabends, der jede noch so lange Anfahrt wert gewesen war!