Montag, 30. Juni 2014

Filmbesprechung: The Fairy Trail - Naturgeistern auf der Spur

Ich denke, es ist nach langer Pause mal wieder Zeit für eine Filmbesprechung. Bereits vor einer ganzen Weile ist mir zufällig die DVD zu dem Dokumentarfilm "The Fairy Trail - Naturgeistern auf der Spur" in die Hand gefallen. Gestern nun habe ich endlich die Muße dazu gefunden, mir diese Doku anzuschauen und nun habe ich das Bedürfnis, meine Erfahrung damit mit euch zu teilen.

Hier zunächst einmal der Trailer zum Film:


Doch worum geht es nun konkret? Wie der Titel schon sagt, beschäftigt sich der Film mit Naturgeistern, Elementarwesen, magischen Orten. Er entführt seine Zuschauer an besondere Plätze in der Natur und folgt anhand von Interviews Menschen, die auf die eine oder andere Weise fühlen, dass sie mit den diese Orte bevölkernden Wesen in Kontakt stehen.
Da ist der Märchenerzähler, der seit vielen Jahren zu Menschen geht, die Feenerscheinungen gehabt haben und ihre Geschichten sammelt. Der Immobilienmakler, der auf einem Grundstück, welches er verkaufen soll eine Nymphe entdeckt und das Grundstück daraufhin selbst ersteht und einen Hofladen eröffnet. Oder die Frau, die sich so auf ihre Lieblingspflanze einlassen kann, dass sie genau weiß, was diese wann braucht.
Sie alle und noch viele mehr kommen hier zu Wort, und was sie erzählen wird untermalt durch wunderschöne Bilder aus der Natur und an einigen Stellen auch durch zauberhafte Musik wie die von In Gowan Ring.

Wer nun nicht an die Existenz von Wesen wie Feen und Elfen glaubt oder glauben möchte, der wird sich nun sicher fragen, was dieser Film für ihn für einen Wert haben sollte. Doch hier geht es um viel mehr: Alle Menschen, die in dieser faszinierenden Dokumentation zu Wort kommen, verfügen über eine besondere Beziehung zur Natur. Sie versuchen, auf eine tiefere, bedeutendere Art mit dieser und dem Leben in ihr in Kontakt zu treten. Sie haben verstanden, wie wichtig es ist, der Stimme der Natur zu lauschen und nach ihren Bedürfnissen zu handeln - eine Fähigkeit, die in der heutigen Zeit wichtiger, aber leider auch seltener als je zuvor zu sein scheint. Sie sehnen sich nach einem Leben im Einklang mit der Natur, wo der Mensch die Natur nicht ausbeutet sondern wie alle anderen Wesen auf dieser Welt mit ihr im Einklang lebt und sind bereit, etwas dafür zu tun.

"The Fairy Trail" ist ein Film, der zum Nachdenken anregt. Er weckt den Wunsch in einem, die Natur intensiver als zuvor wahrzunehmen und zu versuchen, aktiv mit ihr in Kontakt zu treten. Und wer weiß: mit ein bisschen Glück gelingt es einem dabei ja sogar, selbst eines der zahlreichen Elemetarwesen zu spüren.

"The Fairy Trail - Naturgeistern auf der Spur" wurde von den Hamburger Filmemachern Till Gerhard und Britta Schmidtke gedreht. 2013 war der Dokumentarfilm für den Cosmic Cine Award nominiert. Die DVD kommt in schönem und umweltfreundlichen Pappoutfit daher. Englische und deutsche Untertitel sind vorhanden.

Zurück zum Beton: Das MPS in Weeze

Am Mittsommertag war es für mich einmal wieder so weit: das Mittelalterlich Phantasie Spectaculum rief nach Weeze und ich folgte dem Ruf. Aus finanziellen Gründen und weil das Gelände meiner Meinung nach einige Makel aufweist, sollte es dieses Mal nur ein Tagesausflug werden.

Veranstaltet wird das MPS in Weeze auf dem alten Flughafengelände. Veranstaltungstechnisch hat das den Vorteil, dass es ganz weit draußen ist und wir deswegen Lärm machen können, solange wir wollen. Leider gibt es aber auch einige Nachteile: Das Gelände ist fast vollständig zubetoniert und mit Bunkern übersät, in regelmäßigen Abständen starten Flugzeuge (landen haben wir sie noch nie gesehen...hm). Für ein Rockfestival wäre das kein Problem, für eine Steampunk-oder LARP-Veranstaltung könnte das sogar ganz toll sein - aber für einen Mittelaltermarkt? Zudem ist die Anbindung an den ÖPNV eher mäßig. Entsprechend war das Festival auch in diesem Jahr eher mäßig besucht und wird wohl im nächsten Jahr in dieser Form nicht mehr stattfinden. Ich bin wirklich gespannt, ob es Veranstalter Gisbert "Gisi" Hiller wie neulich angekündigt gelingen wird, da eine Art Endzeit-LARP-Veranstaltung durchzuführen. Das hätte durchaus Potential!

Nun aber zu meinem Tag auf dem MPS: Wir begannen den Tag mit Gauklerei und blieben daraufhin gleich an der Stelle, um uns das Duo Pampatut anzuschauen. Eigentlich hatten wir bei den zwei Herren ja nur ein oder zwei Lieder verweilen wollen, jedoch kam es etwas anders. Streng genommen umfasste das ganze Set zwar auch nur ca. zwei Lieder, aber trotzdem. Das ganze wurde schnell zur äußerst unterhaltsamen Comedy und jeder, der eine unglückliche Bewegung machte, konnte im Fadenkreuz der Gruppe landen. Schüchtern, wie wir sind, wollten wir das vermeiden und blieben schön still sitzen. 

Danach trieb es uns lange einfach über das Gelände. Mal verweilten wir an der großen Bühne, um zu den Klängen von Saltatio Mortis unser Mittagessen einzunehmen, mal blieben wir bei Gaukler Lupus hängen und ließen uns von seiner Jonglage-Show unterhalten. Wenn die Musik sich anbot, nutzen wir den großzügigen Platz des mäßig gut besuchten Geländes zum Poi-Spielen, wobei wir auf unheimlich viele Menschen trafen, die sich dafür interessierten, was wir da so treiben.

Musikalisch richtig interessant wurde es dann am Vorabend mit dem Auftritt von Omnia. Da es so leer war, machten wir uns nicht die Mühe wie gewöhnlich schon eine Stunde vor Beginn des Konzertes an der Bühne rumzulungern, um einen Platz in der ersten Reihe zu ergattern. Als wir dann schließlich zu den ersten Tönen das Konzertes zur Bühne strebten, bekamen wir noch immer problemlos einen Platz in der dritten Reihe und hatten auch ausreichend Platz uns zu bewegen. Löblich sei erwähnt, dass Omnia von den von mir gesehenen Bands die einzigen waren, die das Wort "Fußball" nicht in den Mund nahmen. Danke dafür!


Die einstündige Wartepause bis zum Faun-Konzert verbrachten wir wartend an der Bühne. Da der Auftritt nunmal am längsten Tag des Jahres stattfand, war es noch hell, als die Band begann. Ziemlich ungewohnt, aber super zum Fotos machen. Da Faun das zweifelhafte Vergnügen hatten, zeitglich mit dem Fußballspiel der deutschen Mannschaft auftreten zu müssen, war das Publikum ebenfalls ungewöhnlich. Viele Niederländer waren in das nah der Grenze gelegene Weeze gekommen. Da es bei niederländischen Festivals eher unüblich ist, dass die Leute im Publikum wie die Ölsardinen aneinandergequetscht stehen, um möglichst weit nach vorne zu kommen, hatte man so während des Auftritts unheimlich große Bewegungsfreiheit.


Im Anschluss an das Konzert nutzten wir den Rest des SaMo-Nachtkonzerts zum Poi-Spielen und ließen dann unseren Tag bei einem wahrhaft grandiosen Feuerspektakel ausklingen. Am Spektakel nahmen der Gaukler Lupus, die Feuervögel sowie Danse Infernale teil. Letztere bestritten den größten Teil der Show und taten dies auf wirklich vielfaltige und beeindruckende Art und Weise.

Kurz nach eins machten wir uns dann auf den Weg vom Gelände, wobei wir einen faszinierten Zwischenstopp bei den Cobblestones einlegten. Dort war eine riesige Party in Gange, auf der Bühne standen sicher über 20 Personen und feierten zu den Irish Folk-Klängen der Band.
Um den langen Heimweg wissend, konnten wir dennoch nicht länger bleiben. Nach mehreren Stunden Fahrt über seltsamste Dörfer und andere Ortschaften erreichten wir mit dem Morgengrauen dann unser zu Hause. So endete mein Ausflug zum MPS in Weeze.

Freitag, 20. Juni 2014

Fröhliches Mittsommer an alle!

Dieses Wochenende ist es Zeit, das Mittsommerfest zu begehen. Da ich selbst unterwegs sein werde, wünsche ich euch allen schon einmal ein schönes Wochenende. Genießt diesen Höhepunkt des Sommers, bevor die Nächte wieder länger und die Tage kürzer werden.

Die Natur steht derzeit noch in voller Blüte, dieses Foto habe ich beispielsweise letzte Woche bei uns im Garten gemacht, das Insekt ist meinen Recherchen nach eine Holzbiene, ich lasse mich da aber auch gerne eines Besseren belehren:


 Ich werde das Fest morgen mit meinen Freunden mit einem Besuch auf dem MPS in Weeze begehen und bin überzeugt davon, dass Faun und Omnia mit ihrem Pagan Folk den perfekten Soundtrack zum Feiern liefern werden.

In diesem Sinne euch allen:

Frohes Mittsommerfest!

Glad midsommar!

Hyvää juhannusta!

Der Tag des Kolkraben: Das MPS in Rastede, Tag 3

Der Tag, nachdem Faun und/oder Omnia beim MPS waren, ist bei mir manchmal so eine Sache. Das persönliche Highlight ist dann vorüber und das Ganze wird schnell zum Gammeltag. Doch nicht so dieses Jahr in Rastede, denn da versprach auch der folgende Samstag noch einige musikalische Highlights, die ich mir nicht entgehen lassen könnte. 

Wir begannen den Tag ganz entspannt mit der Markteröffnung, die ich mir in diesem Jahr noch nicht angsehen hatte. Durch den Weggang des Marktvogtes hat sich dieser im Verhältnis zu den letzten Jahren zwangsläufig gewandelt. Im Zentrum steht nach wie vor MPS-Kultfigur Bruder Rectus, begleitet wird er dieses Jahr unter anderen vom Hässlichen Hans, dem Tod, dem Pisspagen und zwei entzückenden Nonnen- und zusammen ergibt das ein äußerst amüsantes Programm für die Markteröffnung 2014! Am Samstag in Rastede wurden so nicht nur die Handeltreibenden vorgestellt und Speisen und Getränke verköstigt, nein. Es gab einen Ritterschlag und auch an Teer und Federn wurde nicht gespart.


Musikalisch dürfte der Samstag für viele durch die Auftritte von Feuerschwanz und Saltatio Mortis das Highlight des Wochenendes gewesen sein. Ich stattete beiden Bands nur kurze Stipvisiten ab, gab es doch einfach zu viel anderes zu sehen.


Los ging es mit den Sandsacks. Irish Folk ist auf dem MPS definitiv im Kommen, und das bei großartigen Bands wie eben den Sandsacks auch ganz zurecht. Ich hab die Jungs an diesem Tag zum ersten Mal gesehen und mir hat wirklich gefallen, was ich da gehört habe. Das war alles extrem tanzbar und mit großer Spielfreude vorgetragen, guck ich mir bei der nächsten sich bietenden Gelegenheit sicher nochmal mit Freuden an!


Nicht neu, aber immer wieder einen Besuch wert auf dem MPS, sind auch die Freibeuter von Vroudenspil. Bei denen ist es zwar nie wirklich überfüllt (warum eigentlich nicht, ihr Banausen?), dafür ist die Stimmung immer hervorragend. Als ich am Samstag da war wurden Songs wie "Ein unwichtiger Bösehold" jedenfalls mal wieder derbe vom Publikum abgefeiert. Das war ein Spaß!


Und dann war da noch was. Etwas, was diesem Blogeintrag seinen Namen gegeben hat. Erstmalig anwesend waren nämlich auch die Könige der Spielleute, Corvus Corax. Und die haben auch verdammt schnell bewiesen, dass sie diesen Ehrentitel nicht zu Unrecht tragen. Das hat musikalisch einfach mal gewaltig geknallt, das war irgendwie martialisch, beeindruckend, gewaltig. Jemand der in meiner Nähe stehenden meinte nach dem ersten Konzert gar, im Vergleich seien Saltatio Mortis ja wohl Kindergarten - und man konnte es bei aller Liebe kaum leugnen. So kam es dann auch, dass wir aller dritter-Festivaltag-Müdigkeiten zum Trotz auch beim Nachtkonzert der Kolkraben mit dabei waren. Und auch das war ein Fest. Ich hoffe, man sieht sich bald wieder mal live, ich will definitiv mehr davon!


Freitägliche Tiefenentspannung - das MPS in Rastede, Tag 2

In einer idealen Welt sollte der erste Satz dieses Beitrags heißen: Den zweiten MPS-Tag begannen wir gut ausgeschlafen gegen Mittag. Nur ist das aber, wie wir alle wissen, keine ideale Welt, und so begann der zweite MPS-Tag auch irgendwie unausgeschlafen mit den langweiligen Gesprächen unserer Zeltnachbarn, die zum Menschenschlag der rücksichtslosen Frühaufsteher gehörten. Ich versuche mir das jetzt einfach mal schönzureden mit den Worten: Naja, wenig später hätte uns die Sonne bestimmt auch so geweckt.

Durch unsere gescheiterten Einkaufspläne am Anreisetag waren wir aber ohnehin gezwungen, das muckelige Zelt zu verlassen und uns auf den langen Marsch zur nächsten Einkaufsmöglichkeit zu machen, wollten wir auch in den kommenden zwei Tagen noch ein Frühstück genießen können. So deckten wir uns also ein mit all diesen festivaltauglichen Köstlichkeiten wie Milchbrötchen, Müsliriegeln oder Minisalamis und hatten im Anschluss sogar das Glück, auf dem Rückweg von einem netten Paar im Auto mitgenommen zu werden. Man mag über die neue MPS-Campingkosten-Regelung ja denken, was man will, aber die hässlichen, neonfarbenen "Ich-habe-meine-Gebühren-bezahlt"-Armbändchen sind echt praktisch, wenn man auf dem Parkplatz des Supermarktes Leute sucht, die den gleichen Rückweg aber im Gegensatz zu einem selbst ein Auto haben.

Anschließend widmeten wir uns dann noch der Körperhygiene: Es war Duschtag! Nun sollte man sich aber keinen Illusionen hingeben. Duschtag beim MPS heißt für uns: Man nehme eine leere 1,5 Literflasche eines beliebigen Getränks, fülle sie bei den Dixiklos mit eiskaltem Leitungswasser und schütte sich dieses auf den Kopf. Dann massiere man das gute dm-Reisegrößen-Shampoo ein, was natürlich mit kaltem Wasser so gut wie gar nicht schäumt und kippe sich zum Ausspülen eine weitere Flasche über den Kopf. Der Rest des Körpers muss sich natürlich mit der täglichen Katzenwäsche zufriedengeben. Trotzdem wage ich, zu behaupten, dass man diesen hier recht verbreiteten Akt der Reinlichkeit nicht auf vielen anderen Festivals finden wird.

Mittags wurde es dann wieder Zeit, sich auf den Weg zum Gelände zu machen. Das Wetter war gut genug, um den Großteil des Tages ohne Jacke und barfuß zu verbringen. Insgesamt machten wir uns einen sehr entspannten Tag, inklusive dem Genuss leckerere Käsespätzle vor der Kulisse eines kleinen Teiches.

Musikalisch stand der Tag im Zeichen des Pagan Folk, der Abend sollte uns so nacheinander von Auftritten der Bands Omnia und Faun versüßt werden. Musikalisch ist dieses Double natürlich ein Traum: meine zwei Lieblingsbands, direkt hintereinander. Trotzdem sahen wir der Sache an diesem Tag mit gemischten Gefühlen entgegen. Dazu muss man erklären: Wir sind verwöhnt. Ja, verwöhnt. Irgendwie ist es für uns selbstverständlich, dass wir diese Bands aus der ersten Reihe erleben müssen. Jedes Mal. Und wir haben beide Bands schon 20 bis 30 Mal gesehen, ich muss irgendwann mal nachzählen. Nun geht es aber anderen Menschen natürlich genauso, weswegen man mindestens eine Stunde vor Beginn des Konzertes da sein muss, um einen der begehrten Plätze in der ersten Reihe zu ergattern. Das ist natürlich lästig, könnte man die Zeit doch wunderbar damit verbringen, etwas schönes woanders auf dem Gelände zu erleben. Und außerdem findet man nunmal auch nicht jeden, den man da vorne in der ersten Reihe trifft so nett, um es mal diplomatisch auszudrücken. darum haben wir es dieses Mal bei Omnia einfach nicht mitgemacht. Stattdessen sind wir während der Umbaupause vor dem Konzert über das Gelände gelaufen, haben nette Leute getroffen und interessante Gespräche geführt. Als Omnia dann anfingen, haben wir uns Richtung Bühne begeben, und uns ein lauschiges Plätzchen links neben dieser ergattert, vor dem Merchstand der Pulveraffen. Da konnten wir nicht die komplette Bühne sehen, aber uns dafür frei bewegen. Und alles interessante haben wir trotzdem mitbekommen. Ich glaube, das machen wir ab jetzt öfters so.


Der Fairness halber sei gesagt: bei Faun hat es uns dann doch wieder in die erste Reihe verschlagen. Aber es war ja auch das erste Faun-Open-Air-Konzert dieses Jahr. Und es war wie erwartet wunderschön. Diese Band macht mich einfach jedes Mal wieder glücklich! :)


Ausklingen ließen wir unseren Tag dann mit einem Besuch des großen Feuerspektakels, was ein würdiger Abschluss war. Verschiedene Feuerkünstler zeigten dort ihr Können, was im Dunkeln einfach total schön anzuschauen ist.

Selbst der Rückweg zu unseren Zelten hatte dann noch etwas schönes zu bieten: Durch die Kälte war es absolut sternenklar, und die fehlende Beleuchtung machte es möglich, ungeahnt viele Sterne zu sehen. Ich wundere mich noch immer, dass wir vor lauter In-die-Luft-Gucken nicht in den Graben gefallen sind! ;)

Eine letzte Fortsetzung folgt!

Der erste Parteitag der Branntwein Volkspartei oder: MPS in Rastede, Tag 1

Am Donnerstag war es dann endlich so weit: Das MPS in Rastede 2014 begann! Wie schon am Tag zuvor begann auch dieser neue Tag, glücklicherweise etwas trockener, mit der Suche nach einem Bus. Zwischen der Campsite und dem Veranstaltungsgelände sollte es, wie bereits im Jahr zuvor, einen Shuttlebus geben. Kurz vorher wurde aber angekündigt, der Bus könne nun wohl doch nicht fahren, aber alle Aussagen widersprachen sich und die Gründe für den Ausfall kannte auch keiner. Nach einigen gezielten Nachfragen war schnell geklärt: Nein, kein Bus. Der direkte Weg zum Gelände, ein schlechter Privatweg, durfte in diesem Jahr nicht mehr befahren werden, ein anderer Weg war dem Bus wegen einer fehlenden Wendemöglichkeit nicht gegeben. Nun gut, was solls. Knapp 2 km zum Gelände sind gerade nach mehr als 12 Stunden Festival Nachts nicht erfreulich, aber doch machbar. Also stürzten wir uns zu Fuß ins Getümmel.

Musikalisch wurde an diesem Donnerstag auf dem MPS ein rieisges Programm aufgefahren. Wir begannen unseren Festivaltag mit den Niederländern von Rapalje. Die vier Herren kamen wie immer fröhlich-entspannt daher und bereiteten uns damit den perfekten Einstieg in ein langes Festivalwochenende.


Im Anschluss verweilten wir einfach gleich bei der Bühne und schauten uns Saor Patrol an. Wer die Schotten kennt, weiß, dass es dort weniger ruhig zur Sache geht. Die Dudelsäcke, das Schlagwerk und die E-Gitarre weckten uns endgültig aus der frühmittäglichen Lethargie - wer bei dieser Band still sitzen bleiben kann, muss wohl zu diesem seltsamen Menschenschlag gehören, der beim Klang von Dudelsäcken die Flucht ergreifen oder seine Ohren verstopfen möchte ;)


Weiter im Programm ging es ebenfalls recht schottisch mit Celtica, die dieses Jahr erstmalig auf dem MPS unterwegs sind, sich aber schon eine solide Fanbasis erspielt zu haben scheinen - und das zurecht! Die Mischung aus definitiv rockenden eigenen Stücken und Pipe and Drum Versionen bekannter Stücke anderen Künstler (U2 zum Beispiel) zündet einfach, das sollte man sich nicht entgehen lassen!


Wer jetzt annimmt, auf dem MPS kämen nur Musikfans auf ihre Kosten, der irrt natürlich. Vielmehr bietet die Veranstaltung auch alles, was ein wirklich guter Mittelaltermarkt nur bieten kann. Ritterturniere, Sport in Form von Bruchenball, kulinarische Genüsse, kampfvorführungen und vieles mehr. Seit vielen Jahren dabei ist zum Beispiel die tschechische Fechtkampftruppe Fictum, deren Vorführung auch immer mal wieder einen Besuch wert ist und besonders bei Familien mit Kindern extrem gut ankommt.


Da ich nun aber ein bekennender Musikfreak bin, tifft man mich trotzdem meistens vor einer der Bühnen an, wo einfach zu viel spannendes und wohlklingendes geboten wird. So führte mich mein Weg Nachmittags dann auch weiter zu Metusa, einer Band, die bei ihren Auftritten immer 100% gibt. Leider vermisse ich die Ende letzten Jahres ausgeschiedene Anja immer noch sehr bei den Liveauftritten - die Interaktion ziwschen ihr und Sänger Dominik bleibt einfach unersetzlich! Trotzdem bleibt die Band definitiv einen Besuch wert. Besonders spaßig für mich ist momentan ihre Performance von "Männer mit Bärten". Es hat sich nämlich zu einer Art Running Gag entwickelt, dass die Band das traditionelle Stück in immer anderem Gewand präsentiert - als Country Version oder auch auf die Melodie bekannter Stücke aus Pop-und Rock. In Rastede gab es so beispielsweise eine Version, die doch sehr stark an ein bekanntes Stück der Band Blur erinnerte.


Als nächstes gab es eine Band zu sehen, die ich vorher noch nie live gesehen hatte: die Dudelzwerge. Die Band bot das, was ich unter typischer Marktmusik verstehe, mit den Szeneklassikern, die man gleich am Anfang, wenn man sich mit der Szene beschäftigt, kennenlernt. Da sowas langsam auf dem MPS selten wird und die Songs alle gut gespielt waren, ist mir die Band durchaus positiv in Erinnerung geblieben. Auch die eigenen Songs der Band haben mir gut gefallen. Als Sängerin Emmi bei "Herr Mannelig" das Publikum durch die Aufforderung zum Mitsingen ein wenig Ärgern wollte, habe ich es ein wenig bereut, nicht vorne gestanden zu haben - dadurch, dass ich Schwedisch spreche, hätte ich dieser Bitte ja problemlos nachkommen können ;)


Im Anschluss daran machten wir uns daran, eine uns gut bekannte Band zu besuchen: Mr. Hurley & die Pulveraffen. Was soll ich sagen? Die Jungs sind einfach gut, wo die spielen kommt auch gute Laune auf, und so war es auch dieses Mal. Durch ausgiebiges Touren dürfte die Band den meisten ohnehin bekannt gewesen sein, entsprechend konnten auch alle bei Songs wie "Ach ja?!" fröhlich mitpöbeln und gröhlen, wie sich das für Piraten eben so gehört. Da in vermutlich nicht allzu neuer Zukunft neues Material der Band zu erwarten ist, wurden auch einige neue Songs präsentiert, die bisher noch auf keinem Album zu finden sind. Macht den Anschein, als käme da wieder Großes auf uns zu, denn Stücke wie "Urlaub" gehen richtig schön ins Ohr und danach nie wieder freiwillig raus aus eben jenem!


Aus dem gleichen Heimathafen wie die Pulveraffen kommt die Kilkennyband. Die drei Herren und eine Dame spielen Irish Folk und sind insgesamt durchaus sympathisch. Wer es also folkig, beschwingt und ohne Dudelsäcke mag, ist hier bestens aufgehoben.


Kommen wir nun aber zum wahren Höhepunkt des Tages: Dem ersten Parteitag der Branntwein Volkspartei! "Bitte was?" mögen sich jetzt viele fragen. Nun ja, große Ereignisse warfen an diesem Tag ihre Schatten voraus. Das Gossenpack von Knasterbart hatte zur Feier des einjährigen Bestehen und zum Albumrelease geladen und versprach, zur Feier des Tages auch gleich ein komplett neues Bühnenprogramm zu enthüllen. Den ganzen Tag wurden auf dem Gelände fleißig Plakate verteilt, und als die Sonne und die Kinderchen längst in ihren Betten verschwunden waren, war es tatsächlich so weit: Mit Branntweinfahnen schwingenden Gossengirls wurde das Knasterbart-Nachtkonzert eröffnet und die Frontmänner Hotze und Fips präsentierten das musikalische Parteiprogramm von den auf der Bühne aufgestellten Rednerpulten. Zahlreiche neue, noch nie live gespielte Tracks vom an diesem Tag erscheinenden ersten Album der Band wurden gespielt, ein neues Bandmitglied vorgestellt und die Tavernen auf dem MPS überboten sich gegenseitig mit kreativ dargebrachten, flüssigen Geschenken an die Bandmitglieder. Veranstalter Gisbert Hiller, genannt "Gisi", gewährte der vor der Bühne versammelten Meute sogar mehrere Zugaben, selbst auf die Gefahr hin, Ärger mit der Polizei zu bekommen (die Spielgenehmigung reichte eben irgendwie nicht bis zwei Uhr Nachts, gell).


Es war eine würdige Feier, und ausgelaugt, aber glücklich stolperten wir den unbeleuchteten Feldweg zu unseren Zelten zurück. So endete der erste Tag auf dem MPS in Rastede 2014.

Fortsetzung folgt!

Willkommen in Niedersachsen - das MPS in Rastede, die Anreise

So, da ich mich morgen schon auf den Weg nach Weeze zu meinem nächsten MPS-Termin begebe, hielt ich es gerade irgendwie für angebracht, mich endlich mal an den Erlebnisbericht zum MPS in Rastede von vor drei Wochen zu machen... Nun dann, ab dafür:

Das Abenteuer Rastede begann dieses Jahr schon am Mittwoch, also einen Tag vor dem offiziellen Beginn der Veranstaltung. Alles war gut geplant. Die Anreise war von uns auf den Mittwoch vorverlegt worden, um den zu erwartenden reisenden Männergruppen am nächsten Tag (Männertag!) zu entgehen. Die Reisezeit war so kalkuliert, dass wir in Rastede einen Bus erwischen sollten, der relativ nah an die Campsite heranfahren sollte. Einen Bus, der nur einmal am Tag fährt. Es klang alles so gut - doch wie üblich konnte die Realität da nicht mithalten.

Wir erreichten Rastede zur geplanten Zeit. Das Wetter war so, wie es sich mittlerweile zum Alltag bei Veranstaltungen des MPS entwickelt hatte: Vom tiefgrauen Himmel vielen dicke, nasse Tropfen, und deren viele. Der Bahnhof war innerhalb kürzester Zeit menschenleer. Uns in unser Schicksal fügend, machten wir uns auf die Suche nach unserer Bushaltestelle und fanden sie nach einiger Verwirrung auch. Und dann warteten wir. Und warteten. Und warteten. Ein Bus voll mit Schülern und ohne Nummer fuhr an uns vorbei, etwa zu der Zeit, zu der unser Bus hätte kommen sollen. Aber er machte keine Anstalten anzuhalten. Also warteten wir weiter. Etwa 20 Minuten später kam ein anderer Bus, jedoch nicht unserer. Trotzdem hielten wir ihn an und baten den Fahrer um Rat. Er wusste nichts von unserem Bus, anscheinend nicht einmal von seiner Existenz. Nach weiteren zehn Minuten, in denen nichts passierte, sahen wir die bittere Wahrheit schließlich ein: Wir würden die mehrere Kilometer lange Strecke wohl zu Fuß gehen müssen. Jeder von uns ein Zelt, eine Luftmatraze, einen Schlafsack und Klamotten für vier zu erwartende Tage bei mäßigem Wetter mit sich führend. Immerhin war der Regen schwächer geworden.

Das Regencape wurde also übergeworfen, und los ging es. Zunächst einmal nur eine kleine Etappe zu Feinkost Albrecht. Unser eigentlicher Plan war ja gewesen, nach dem Zeltaufbau einkaufen zu gehen, aber das war nach dieser kleinen Planänderung durch den nicht-existierenden Bus zeitlich nicht mehr drin. Also wurde das Gepäck noch um Essen und Trinken für die kommenden 1 1/2 Tage erweitert, und der Spaß ging weiter. Dass ich mein Zelt in einer Reisetasche mit nicht-gepolsterten Griffen und ohne Rollen verstaut hatte, erwies sich bald als katastrophaler Fehler. Der Mist schnitt höllisch in meine Hände, es lief sich nicht gut mit diesem einseitigen Gewicht und das Regencape regte gekonnt die Transpiration an. Bald war ich total am Ende, was man andererseits vom noch vor uns liegenden Weg nicht sagen konnte. Ungefähr zwei Stunden später als geplant erreichten wir schließlich die Campsite, bauten unsere Zelte auf und erholten uns von den Strapazen. Der Tag war für uns damit weitestgehend auch gelaufen und wir lagen in unseren luftgefüllten Betten bevor noch die Sonne richtig verschwunden war. Morgen sollte schließlich ein langer Tag werden, denn große Ereignisse warfen ihre Schatten voraus...

Fortsetzung folgt!

Eine kleine Bastelei

Die vielen schönen Dinge, die ich diesen Monat auf der Dokomi gesehen habe, haben mich nach recht langer Zeit mal wieder motiviert, selbst etwas kreativ zu werden. Das Ergebnis ist ein kleines Handytäschchen aus Filz geworden. Das Ganze ist komplett von Hand genäht, ging aber insgesamt relativ schnell. Für ne spontane Bastelei bin ich mit dem Ergebnis eigentlich sehr zufrieden :)


Montag, 16. Juni 2014

Lovex mit neuem Video

Erinnert sich noch jemand an Lovex? Die finnische Band, die vor 10 Jahren mit Songs wie "Guardian Angel" in Kreisen von Liebhabern finnischer Rock-und Popmusik auf sich aufmerksam gemacht hat? Ja genau, die gibt es immernoch. Die Musik, die sie machen, hat sich in dieser langen Zeit natürlich verändert, aber ich persönlich höre sie noch immer sehr gerne. 

Anfang des Monats hat die Band nun mit "California" das Video zu einem neuen Song vorgestellt. Darüber, ob der Song Vorbote eines neuen Albums ist, konnte ich bislang keine Infos finden.

Hier jedenfalls das neue Video:



Wieder unterwegs: Dokomi 2014

So, wieder einmal bin ich eine ganze Weile nicht zum bloggen gekommen, und natürlich ist in der Zeit einiges passiert. So war ich zum Beispiel letzte Woche Samstag auf der Dokomi in Düsseldorf unterwegs.

Für alle, die sich jetzt fragen: Was soll denn das sein? Die Dokomi ist eine Manga/Anime Convention. Und obwohl ich schon seit weit über zehn Jahren Mangafan bin, war es für mich die erste Con zu dem Thema, die ich besucht habe.

Stattgefunden hat das Ganze in der Kongresshalle in Düsseldorf. Als wir den Veranstaltungsort erreichten, herrschte dort schon ein sehr reges Getümmel, und das Wetter war ja auch bestens. Man könnte fast behaupten, dass es vielleicht möglicherwiese sogar ein winzig kleines bisschen zu warm gewesen sein könnte ;) Aber egal.

Zunächst stürzten wir uns auf die Verkaufsstände und schauten uns an, was so angeboten wurde. Schon alleine das versetzte mich regelmäßig in Verzückungszustände. So unglaublich viele niedliche Plüschis, tolle Sammelfiguren, Handyanhänger und noch vieles mehr - wie ich mir gewünscht habe, dass meine finanziellen Mittel nicht ganz so bescheiden gewesen wären :D


Als nächstes galt es dann, einen Ausflug auf die Zeichnerallee zu machen. Unglaublich, was es da alles zu bestaunen gab. So viele talentierte Künstler, man hätte gerne bei allen etwas mitgenommen. Zu einem späteren Zeitpunkt haben wir uns diesen Wunsch sogar zu einem gewissen Grad erfüllen können, in dem wir bei den meisten Ständen Visitenkarten mitgenommen haben - viele von diesen waren schon in sich kleine Kunstwerke.

Irgendwann kamen wir dann nicht mehr umhin zu erkennen, dass die Hitze und das Gedränge in der Halle anstrengend wurde und haben eine Mittagspause in den angrenzenden Gärten eingelegt. Das war nicht nur entspannend sondern entpuppte sich auch schnell als gute Möglichkeit, sich die vorhandenen Cosplayer anzuschauen, von denen viele hier im Rahmen von Shootings unterwegs waren. Erfreut habe ich festgestellt, dass einige Leute Charas aus einer meiner derzeitigen Lieblingsserien Soul Eater dargestellt haben.

Irgendwann begaben wir uns dann aber wieder nach drinnen. Es wurde Zeit, Nägel mit Köpfen zu machen und sich zu entscheiden, welche Andenken an den schönen Tag mitgenommen werden sollten. So fiel die Ausbeute bei mir aus:


Den Manga und die Postkarte habe ich in der Tombola am Stand der Zeichnerin gewonnen - was Gewinnspiele anging hatte ich riesiges Glück an diesem Tag ♥ Der Manga ist auch echt interessant, hab ihn natürlich längst gelesen. Vielleicht stell ich ihn hier demnächst mal in Form einer Rezension vor. :)

Dann haben wir da noch eine kleine, kleine Nemu Neko (irgendwann möchte ich auch noch eine gaaaaanz große haben °___°), einen Handyanhänger von Chi der Katze und ein Glöckchen in Form eines Katzenkopfes.

Die zwei Buttons kommen vom Stand von Daniela Winkler/Fuxx/Horrorkissen oder unter welchem Namen ihr sie auch kennen mögt und stammen aus ihrem tollen tollen Manga "Grablicht".

Auf der Brosche vorne links seht ihr das extremst süße Bunneh von Re-belle.

Die Hiragana- und Katakana-Postkarten helfen beim Japanischlernen und stammen von Kira Kira Doodles.

Der Onigiri-Handyanhänger auf der rechten Seite ist ein handgemachtes Unikat und stammt von iroiro.

Man kann bei so einer Ausbeute wohl mit Fug und Recht behaupten, dass der Ausflug zur Dokomi ein voller Erfolg war! :)

Mittwoch, 4. Juni 2014

Buchrezension: Federica De Cesco - Die goldene Kriegerin

Autor: Federica De Cesco
Titel: Die goldene Kriegerin

In Federica De Cescos (Jugend)buch "Die goldene Kriegerin" begibt sich der Leser ins Japan des ausgehenden 12. Jahrhunderts. Hauptperson ist die Kriegerin Tomoe Gozen, die von ihrem Leben erzählt. Sie wächst zusammen mit ihren drei Geschwistern und dem Ziehbruder Komao-Maru in einer höher gestellten japanischen Familie auf. Die Geschwister werden alle zu guten Kämpfern ausgebildet und Tomoe, die Tochter des Drachen, besitzt zudem die Fähigkeiten, zu den Tieren zu sprechen. Noch vor ihrem Eintritt ins Erwachsenenalter schwören die vier Geschwister Komao-Maru ewige Treue. Als Komao-Maru dann bei seinem Eintritt in die Welt der Erwachsenen von seiner wahren Herkunft erfährt, beschließt er, Rache an Verrätern aus seiner eigenen Familie zu nehmen und steigt durch seine kriegerischen Erfolge rasch hoch auf in der japanischen Gesellschaft. Natürlich macht er sich damit nicht nur Freunde, doch die vier Geschwister, die ihren Eid nicht vergessen haben, bleiben immer an seiner Seite und unterstützen ihn auf seinem Weg... 

Die von Federica De Cesco erzählte Geschichte ist teilweise historisch, jedoch ist unsicher, ob Tomoe Gozen wirklich gelebt hat. Behauptet der Klappentext des Buches, dass es hier hauptsächlich um die unerwiderte Liebe von Tomoe zu ihrem Ziehbruder geht, liegt das eigentliche Hauptaugenmerk eher auf den Taten eben jenes Ziehbruders und den Intrigen des Altkaisers. Die wenigen Liebesszenen wirkten auf mich beim Lesen eher störend, da sie mir zwischen all den Schlachtschilderungen zu kitschig und deplaziert vorkamen. Der Schreibstil des Buches hat mir hingegen gut gefallen und auch die Einblicke, die man in die japanische Gesellschaft jener Zeit erhält, waren sehr interessant. 

Insgesamt also ein gutes Buch, wenn man sich nicht vom Klappentext irreführen lässt, denn eine Liebesgeschichte findet man hier meiner Meinung nach wirklich nur am Rande. Vielmehr geht es um Ehre und Loyalität und die Kampfszenen und Schilderungen der politischen Lage sind sehr ausführlich. Das alles finde ich äußerst positiv, jedoch hätte das Buch meiner Meinung nach anders beworben werden müssen, denn so kann es für den einen oder anderen leicht zu einem Fehlkauf kommen, weil das Versprochene nicht mit dem Inhalt im Einklang ist.

Meine Wertung:

♥ ♥ ♥
[3/5]

Buchrezension: Rainer M. Schröder - Das Kloster der Ketzer

Autor: Rainer M. Schröder
Titel: Das Kloster der Ketzer


"Das Kloster der Ketzer" von Rainer M. Schröder ist ein historischer Roman für Jugendliche. Die Handlung des Romans ist in der Zeit der Reformation in Deutschland angesetzt. Die Hauptperson des Romans ist der junge Sebastian, dessen Leben sich schlagartig ändert, als die Häscher des Domherren von Passau beginnen ihn zu jagen. Er hat keine Ahnung, warum er verfolgt wird, doch mit einiger Hilfe gelingt es ihm, in einem Zisterzienserkloster Unterschlupf und Schutz zu finden. Im Gepäck eine vermeintlich ziemlich wertlose Reisebibel, die ihm seine Ziehmutter vor der Flucht mit auf die Reise gegeben hat. Doch auch in dem Kloster gehen merkwürdige Dinge vor sich und Sebastian begibt sich mit dem Stallburschen Lukas, der auch nicht ist, was er vorgibt zu sein, auf die Suche nach Antworten. 

An sich ist "Das Kloster der Ketzer" ein interessantes Buch mit Hauptcharakteren, die einem sympathisch sind. Leider fand ich die Story des Romans an der ein oder anderen Stelle ziemlich vorhersehbar, was das Lesevergnügen doch etwas gemindert hat. Ebenfalls etwas gezwungen wirkte auf mich der Versuch des Autors, Wissen über das Leben in einem Kloster in jener Zeit und über den Buchdruck zu vermitteln. Das, was hier vermittelt wird, ist zwar wirklich interessant und lehrreich, jedoch fügt es sich stellenweise meiner Meinung nach nicht besonders gut in den Erzählfluss. Das Buch weist also für mich einige Schwächen auf, ist aber trotzdem noch durchaus lesenswert.

Meine Wertung:

♥ ♥ ♥
[3/5]

Buchvorstellung: Die Bücher vom Heiligen Gral von Bernard Cornwell

Meine nächste Buchvorstellung führt ins Mittelalter. Auch dieses Mal handelt es sich wieder nicht um einen einzelnen Roman, sondern um eine Romantrilogie. Ich möchte euch die "Bücher vom heiligen Gral" von Bernard Cornwell vorstellen.

Inhalt:

Die Trilogie beginnt mit dem Roman "Der Bogenschütze" (Original: Harlequin). Die Handlung setzt am Ostermorgen des Jahres 1342 ein. Der junge Thomas muss miterleben, wie sein Dorf an der englischen Küste von einer Gruppe französischer Schiffe überfallen wird. Die Gruppe unter Führung eines mysteriösen, schwarzen Ritters, der sich als "Harlekin" bezeichnet, brennt das Dorf nieder, tötet die meisten Einwohner und stiehlt den Kirchenschatz, die Lanze von Sankt Georg. Thomas' Vater, der Pfarrer des Dorfes, überlebt den Überfall nicht. Bevor er jedoch stirbt, verrät er seinem Sohn noch, dass es sich beim Harlekin um einer Verwandten handele. Thomas schwört Rache für den Tod seines Vaters, doch dieses Vorhaben lässt sich nicht so leicht in die Tat umsetzen. Sein Feind scheint ihm immer einen Schritt zuvor zu sein und verfügt anscheinend über die mächtigste Waffe des Christentums, den heiligen Gral. Auch kann er sich nicht voll und ganz auf die Suche konzentrieren. Als Bogenschütze wird er in den Hundertjährigen Krieg hineingezogen.

Im zweiten Band "Der Wanderer" (Original: Vagabond) erhält Thomas schließlich vom englischen König den offiziellen Auftrag, den Heiligen Gral zu suchen. Die Suche entwickelt sich auch zu einer Reise in die Geschichte seiner eigenen Familie. Als Soldat hat Thomas zusätzlich noch zahlreiche Schlachten im Hundertjährigen Krieg zu schlagen, doch irgendwann trifft er dann endlich wieder auf den schwarzen Ritter, dem er Rache für den Tod seines Vaters und die Zerstörung seines Dorfes geschworen hatte.

Im abschließenden Band der Trilogie, "Der Erzfeind" (Original: Heretic), läuft die Handlung auf das große Finale zu, und das im Großen wie im Kleinen. Im Hundertjährige Krieg werden immer blutigere Schlachten geschlagen und Thomas kommt auf seiner Suche nach dem Geheimnis des Heiligen Grals seinem Ziel immer näher...

Fazit:

Bernard Cornwell ist einer der ganz großen Autoren moderner und spannender historischer Romane. Eine seiner großen Stärken ist die Beschreibung von Schlachten. Diese sind ihm auch in den Büchern vom Heiligen Gral überaus gut gelungen. Die Kämpfe des Hundertjährigen Krieges werden hier vor den Augen des Lesers in all ihrer Grausamkeit und Brutalität lebendig. Dennoch verliert der Autor sich nicht in übertrieben blutigen Metzeleien. Stattdessen vermittelt er einen guten Einblick in die Strategien der Kriegsführung, in den Einsatz der unterschiedlichen Waffen und die Gefühle der kämpfenden Soldaten.

Die Rahmenhandlung schien mir im Falle dieser Trilogie jedoch etwas ungewöhnlich. Mit der Suche nach dem Heiligen Gral wird eines der ältesten Themen der europäischen Literatur aufgegriffen. Der Gral fungiert hier jedoch nur als Rahmen für die Suche von Thomas nach seiner Familiengeschichte. Insgesamt finde ich, dass sich die Gralsgeschichte nicht besonders gut in die Gesamthandlung einfügt. Mich persönlich hat sie eher irritiert bis genervt, als dass ich sie als spannend betrachtet hätte. 

Insgesamt ist die Trilogie, wie alle Bücher, die ich bisher von Bernard Cornwell gelesen habe, durchaus lesenswert. Jedoch handelt es sich bei den "Büchern vom Heiligen Gral" für mich um eines der schwächeren seiner Werke. Anfängern würde ich empfehlen, mit einem anderen Buch des Autors zu beginnen. Empfehlenswert finde ich zum Beispiel die Uthred-Reihe oder die Artus-Chroniken.

Meine Wertung:

♥ ♥ ♥
[3/5]

Buchvorstellung: Die Kinder der Erde von Jean M. Auel

Beginnen möchte ich meine Reise in die Welt der historischen Romane mit dem sechsbändigen Romanzyklus "Die Kinder der Erde" von Jean. M. Auel. Von allen hier vorgestellten Romanen sind es diese sechs, die den Leser am tiefsten in die Vergangenheit führen. Die Serie spielt im Jungpaläolithikum.

Inhalt:

Im 1980 erschienenen ersten Band der Serie, "Ayla und der Clan des Bären" (Original: The Clan Of The Cave Bear), lernen die Leser Ayla, die Hauptperson der Romanreihe kennen. Zu Beginn der Handlung ist sie ein kleines Mädchen und gehört zu den Cro Magnon Menschen, den Vorgängern unseres modernen Menschen. Bei einem Erdbeben verliert sie ihre Familie und jede Erinnerung an ihr bisheriges Leben. Dass sie überlebt, verdankt sie nur Iza, einer Neanderthaler-Frau, die ihren Clan überredet, sich des geschwächten Mädchens anzunehmen. Der erste Band beschäftigt sich nun mit ihrem Leben bei dieser Gruppe von Neanderthalern, wobei die Unterschiede zwischen Cro Magnon Menschen und Neanderthalern verdeutlicht werden.

Im zweiten Band "Ayla und das Tal der Pferde" (Original: The Valley Of Horses) folgen die Leser Ayla auf ihrer Suche nach anderen Menschen ihrer Art. Den Großteil dieses Bandes verbringt Ayla, die mittlerweile zur jungen Frau herangereift ist, alleine in einem Tal am Rande der Steppe. Des Roman beschäftigt sich damit, wie ihr Leben aussieht, wie sie jagt, Handwerken verrichtet und lernt, Tiere zu ihren Gefährten zu machen. Der Roman folgt aber auch der Geschichte eines anderen Menschen, Jondalar, der mit seinem Bruder Thonolan auf einer Reise ist. Erst am Ende treffen beide schließlich zusammen, Ayla verliebt sich in Jondalar und verlässt mit ihm ihre bisherige Heimat.

Der dritte Band "Ayla und die Mammutjäger" (Original: The Mammoth Hunters) führt die junge Frau und den gutaussehenden Jondalar zu einem Volk von Mammutjägern. Ayla lernt langsam wieder die Sprache und Gebräuche ihrer eigenen Art, doch ihre Beziehung zu Jondalar gerät in eine Krise und droht fast zu zerbrechen. 

Der vierte Band, "Ayla und das Tal der großen Mutter" (Original: The Plains Of Passage), ist von konstanter Bewegung geprägt. Ayla und Jondalar machen sich auf die lange und beschwerliche Reise in Jondalars Heimat, da dieser sich verpflichtet fühlt, nach Hause zurückzukehren um seine Familie vom Tod seines Bruders Thonolan zu berichten. Auf dem Weg haben sie viele Gefahren zu bestehen und treffen auf mehrere Menschengruppen, die alle unterschiedlich leben. Obwohl Ayla sich vor dem Zusammentreffen mit Jondalars Familie fürchtet, ist sie froh, als das Ende ihrer Reise endlich kommt, da sie schwanger ist.

Im vorletzten Band "Ayla und der Stein des Feuers" (Original: The Shelters Of Stone) lernt Ayla Jondalars Heimat und seine Familie kennen. Hat sie zunächst Probleme, sich einzufügen, erfährt sie durch ihre noch bei den Neanderthalern gewonnenen medizinischen Kentnisse bald Anerkennung und beginnt eine Ausbildung zur Priesterin. Am Ende bringt sie eine gesunde Tochter zur Welt.

Der letzte Band "Ayla und das Lied der Höhlen" (Original: The Land Of Painted Caves) erschien erst 2011, also über 30 Jahre nach dem ersten Band. In diesem Abschlussband geht es im Wesentlichen um Aylas Ausbildung zur Priesterin. Der Leser verfolgt mit, was sie lernen muss und welche Entbehrungen sie dafür in Kauf zu nehmen hat, wieder einmal leidet ihre Beziehung. Einen großen Teil des Buches machen Beschreibungen von Höhlenmalereien aus, die Ayla im Zuge ihrer Ausbildung besichtigt.

Fazit:

"Die Kinder der Erde" ist ein Romanzyklus, an dem sich die Geister scheiden. Keines der Bücher misst in der deutschen Version unter 600 Seiten, einige sind mehr als 1000 Seiten lang. Diese Seiten sind oft nicht mit Abenteuergeschichten, sondern mit Alltagsbeschreibungen gefüllt, denn Jean M. Auel liebt es offensichtlich, ausführlich zu beschreiben. In anderen Rezensionen habe ich gelesen, dass viele sich daran stören. Mir ging es nicht so. Ich fand es unheimlich spannend, gerade diesen ganz normalen Tätigkeiten zu folgen. Es hat mir Spaß gemacht zu lernen, was Ayla über die Anwendung verschiedener Pflanzen gelernt hat. Ich fand es spannend, wie dank der ausführlichen Beschreibung die eiszeitliche Landschaft vor meinen Augen erblüht ist. Bei der Beschreibung von Aylas Besuchen in den Höhlen mit den Malereien hatte ich teilweise fast das Gefühl, selber vor diesen Kunstwerken zu stehen und ihre Konturen nachzufühlen.

Auch was den historischen Gehalt der Romane anging, haben viele das Werk kritsiert. Ein oft genannter Kritikpunkt war dabei, dass die Sitten der dargestellten Cro Magnon Menschen zu sehr an die modernen Urvölker angelehnt seien. Ehrlich gesagt verstehe ich nicht, was dagegen spricht. Die dargestellte Epoche ist so fern jeglicher schriftlicher Überlieferung, dass meiner Meinung nach nur ein solches Vorgehen die Handlung mit glaubwürdig dargestelltem Leben füllen konnte. Und auch andere Autoren arbeiten ja ganz bewusst nach dem Prinzip der Potentialität und füllen Leerstellen mit Ideen, wie es gewesen sein könnte. Liest man ein Buch, dass in einer so fernen Vergangenheit spielt, bewusst, sollte einem ohnehin klar sein, dass das, was dort geschrieben steht, nur ein Deutungsvorschlag sein kann. Was Jean M. Auel betrifft, finde ich jedenfalls, dass sie einen ganz hervorragenden Deutungsvorschlag geliefert hat. Außerdem enthalten die Bücher auch zahlreiche Elemente, die wirklich eindeutiges und abgesichertes Wissen über die dargestellte Zeit liefern. Der Beginn der Domestitierung der Tiere, welcher in diese Zeit fällt, wird beschrieben. Zahlreiche typische Kunstwerke wie die Höhlenmalereien oder die Venusfiguren werden ausführlich vorgestellt. Auch ein Einblick in die bekannten Techniken der Jagd sowie verschiedene Waffentypen und ihre Herstellung wird vermittelt. 

Prüde Menschen könnten sich an den recht häufigen und ausführlichen Darstellungen von Geschlechtsverkehr stören, das gebe ich zu. Das muss wohl jeder für sich selbst entscheiden.
Ich habe mich nicht daran gestört, hätte aber auch mit einigen weniger leben können. 

Zusammenfassend kann ich sagen, dass "Die Kinder der Erde" für mich einer der besten und beeindruckendsten Romanzyklen war, die ich je gelesen habe. Durch die Bücher habe ich viel über Stein- und Eiszeit, über Cro Magnon Menschen und Neanderthaler, gelernt und wurde animiert, mich auch darüber hinaus mit diesen Themen zu beschäftigen. Ayla ist über all die Seiten zu einer guten Freundin geworden und ich habe mir mehr als einmal gewünscht, ein bisschen wie sie zu sein. Als dann nach sechs Bänden unsere gemeinsame Zeit zu Ende ging, wurde mir wirklich, wirklich wehmütig zumute. Und so soll das bei guten Büchern ja auch sein!

Meine Wertung:

♥ ♥ ♥ ♥ ♥
[5/5]

Thementag Historische Romane

Ich habe beschlossen, mich heute in meinem Blog mal ausschließlich einem bestimmten Literaturgenre zu widmen, nämlich dem historischen Roman. Als geschichtlich interessierter Mensch lese ich schon seit langem gerne historische Romane. Mein Interessenschwerpunkt liegt dabei auf der Geschichte des Mittelalters und - sofern ich etwas in die Richtung entdecken kann - gerne auch noch weiter zurück. Heute möchte ich nun also tief in meinem Gedächtnis kramen, welche Werke ich aus diesem Genre so gelesen habe, und euch diese vorstellen. Es wird dabei Empfehlungen geben, aber möglicherweise auch die eine oder andere Warnung, von welchem Buch ihr meiner Meinung nach besser gleich die Finger lassen solltet.

Bevor es dazu kommt, möchte ich aber erst einmal noch einer in diesem Zusammenhang ganz grundsätzlichen Fragestellung nachgehen: Was ist denn eigentlich ein historischer Roman?

Klingt dies eigentlich nach einer ganz einfachen Frage, stellt sich der Versuch einer Antwort als gar nicht so leicht heraus. Klar ist, dass es sich um einen Roman handelt, der in einer historischen Zeit spielt. Doch ansonsten? Ab wann ist beispielsweise eine Zeit historisch? Alles, worüber ich heute schreibe und was gestern passiert ist liegt ja schon in der Vergangenheit. Und was ist mit Romanen, deren Handlung in so ferner Vergangenheit spielt, dass keine schriftlichen Aufzeichnungen existieren, die einen Einblickm darin geben, wie das Leben gewesen ist? Sind diese nicht zu spekultativ um historisch genannt zu werden? Aber genug davon, das sind Detailfragen, mit denen sich die Literaturwissenschaftler beschäftigen können. Sie sollen an dieser Stelle nicht weiter interessieren.

Abschließend lohnt es noch, einen kurzen Blick auf die Geschichte des historischen Romans zu werfen. Diese beginnt im 19. Jahrhundert. Als erster Autor dieses Genres wird gerne Sir Walter Scott gennant, der sich als erster die Mühe machte, seine Romane nicht nur in historischer Zeit spielen zu lassen, sondern den Protagonisten dieser Romane auch die passenden Verhaltensmuster zu geben. Vorher fand man in Romanen die in einer früheren Zeit spielten nämlich Personen vor, die dachten und handelten wie Menschen in der Zeit ihrer Autoren es selbst auch taten. Will man der Geschichte des historischen Romans also einen Anfangspunkt setzen, bietet sich das Jahr 1814 an. Dann erschien "Waverly", der erste Roman von Sir Walter Scott.

Von diesem Zeitpunkt an bis heute erfreuen sich historische Romane großer Beliebtheit. Mittlerweile gibt es auch viele Unterarten des historischen Romans. Man denke nur an historische Krimis oder Frauenromane.

So, genug der einführenden Worte. Ab jetzt werde ich für den Rest des Tages verschiedene historische Romane, die ich bereits gelesen habe, vorstellen. Ich wünsche viel Spaß beim lesen!

PS: Ich bin immer auf der Suche nach gutem Lesestoff, den ich noch nicht kenne. Wenn ihr also selber auch gerne historische Romane lest, würde ich mich sehr über eure Leseempfehlungen freuen!

Dienstag, 3. Juni 2014

Konzertbericht: INVSN in Solingen

Gestern Abend war für mich ein besonderer Abend. Ich bin ganz alleine nach Solingen gefahren, um dort ein Konzert in der Cobra anzuschauen. Normalerweise mache ich das ungerne, Konzerte machen gemeinsam einfach viel mehr Spaß als alleine. Aber der Anlass war in diesem Falle zu gut, als dass ich das hätte sausen lassen können und wollen. INVSN aus Umeå gaben sich nämlich die Ehre und spielten ihr einziges Clubkonzert im Westen des Landes.

Wer die Band noch nicht kennt, dem könnte an dieser Stelle tatsächlich mit etwas Namedropping geholfen werden. Am Mikro steht Dennis Lyxzén, allgemein bekannt auch als Sänger mehr oder weniger verflossener Bands wie Refused oder The (International) Noise Conspiracy. Wer eine der besagten Bands schon einmal live sehen durfte, der weiß an dieser Stelle, warum es sich immer lohnt ein Konzert zu besuchen, bei dem dieser Mann beteiligt ist. Trotzdem weitere Namen gefällig? INVSN hätten da noch Sara Almgren im Angebot, die in den vergangenen Jahren vor allem durch ihre Tätigkeit bei den großartigen Masshysteri auf sich aufmerksam gemacht hat. Und die Liste ließe sich für die restlichen Bandmitglieder beliebig erweitern. Aber lassen wir das.

Entstanden sind INVSN aus Dennis Lyxzéns Soloprojekt The Lost Patrol, welches sich bald zur Lost Patrol Band auswuchs, später in Invasionen umbennant wurde und unlängst dann in den auch für nicht-Schweden auszusprechenden Namen INVSN umgetauft wurde. Die Musik hat sich in all diesen Jahren stetig gewandelt und das, was INVSN heute spielen, bezeichnen sie selbst gerne als dystopischen Post-Punk - eine Beschreibung, die den Nagel ziemlich auf den Kopf trifft.

Doch zurück nach Solingen. Gegen 21 Uhr betrat erst einmal die Vorband Palace Fever die Bühne. Die Solingen Band präsentierten dem Publikum eine Dreiviertelstunde lang ihren Mix aus Rock mit Country-Anleihen.

Gleich im Anschluss betraten dann INVSN die Bühne und eröffneten ihr Set mit dem großartigen "#61". In dem folgenden etwas mehr als einstündigen Konzert präsentierten sie fast ihr komplettes erstes Album, außerdem die englische Version von "En Annan Slags Gud" vom letzten Invasionen-Album, welches nie auf Englisch veröffentlicht wurde. (Und ja, mich wundert immernoch, dass die Band niemanden gefunden hat, der das Album auf Englisch veröffentlichen wollte!) Zwischen den Songs gab es die für Dennis Lyxzén typischen, mal ernsten, mal unterhaltsamen Ansagen. Besonders angesprochen hat mich die Ansage zu "Distorted Heartbeat", in der er davon erzählt hat, wie es dir eines Tages klar wird, dass es nicht stimmt, wenn die Leute dir sagen: Wie du gerade lebst, das mit der Musik und alles, ist nur ne Phase, irgendwann wächst du da raus und kriegst dein Leben auf die Reihe. (Ich schätze, auf das Ende dieser "Phase" warten meine Eltern auch schon seit über 10 Jahren ^^) Besonders unterhaltsam gestaltete sich auch die Zugabe "The Hate". Obwohl die Bühne so klein war und Dennis sich entsprechend nur verhältnismäßig wenig bewegen konnte, war es ihm beim letzten Song irgendwie gelungen, seine Hose zu zerstören. Aus diesem Grund musste er den letzten Song mit einem langen Riss im Stoff auf der Innenseite des Oberschenkels bewältigen, was mein Nebenmann gleich mit den Worten "I can see your balls!" quittierte. :D

Viel zu schnell war das Konzert um 23 Uhr dann auch schon zu Ende, worüber ich trotzdem ganz froh war. So konnte ich mir noch ein Shirt am Merchstand holen und mich dann in aller Ruhe zum Bahnhof begeben. Kurz nach 1 Uhr strandete ich dann in Aachen am Hauptbahnhof, von wo in den nächsten zwei Stunden kein Entkommen war. Nachts als Frau alleine am Bahnhof, das ist in der Regel im besten Fall langweilig, oft aber auch unheimlich. Doch der Aufenthalt gestaltete sich dieses Mal ganz anders als ich erwartet hatte. Schon bald hatte ich Gesellschaft, man fühlte sich verpflichtet auf mich aufzupassen und ich wurde sogar zum Bahnsteig eskortiert. Ein bemerkenswerter Abschluss eines großartigen Konzertabends. 

INVSN für Anfänger:


Montag, 2. Juni 2014

Ausflugstipp: Die Straße der Megalithkultur

Vor etwas mehr als einer Woche führte eine spontan nötig gewordene Änderung der Wochenendpläne dazu, dass ich mit einer Freundin einen Tag lang auf der Straße der Megalithkultur unterwegs sein durfte. Wir hatten diesen Plan schon lange im Hinterkopf, konnten jedoch nie einen passenden Termin finden.

Die Straße der Megalithkultur:

Für alle, die noch nie von der Straße der Megalithkultur gehört haben: Es handelt sich um eine 330 km lange Erlebnisstraße in Niedersachsen. Sie beginnt im Süden im Osnabrücker Land und schlängelt sich dann bis hinauf nach Oldenburg. Entlang der Route gibt es 33 Stationen, auf denen über 70 Großsteingräber aus der Jungsteinzeit besichtigt werden können. Auch einige Grabhügel aus der Bronze- und Eisenzeit sind als Etappen verzeichnet. Die einzelnen Gräber sind ausgeschildert, meistens mit auf den ersten Blick eher unauffällig wirkenden kleinen, braunen Schildern. Weiß man aber erst einmal, wonach man suchen muss, findet man die Schilder und die meisten Megalithanlagen eigentlich problemlos, ansonsten kann man sich auf der Homepage der Straße der Megalithkultur auch die GPS-Daten zu den einzelnen Zielen herunterladen oder den Reiseführer zur Route bestellen. Auch eine Radroute ist entlang des Weges ausgeschildert. An den von uns besichtigten Anlagen fanden sich zudem durchgehend Infotafeln, die einen über die Geschichte der Gräber aufklärten.

Unser Ausflug beschränkte sich auf das Osnabrücker Umland. Dort haben wir an diesem Tag 5 Megalithanlagen besucht, von denen jedoch nicht alle zur Straße der Megalithkultur gehören. Informationen zu diesen Anlagen haben wir auf der wunderbaren Seite stonepages.de gefunden. Auf der Seite sind eine Unmenge von Megalithanlagen in ganz Europa zu finden, oft auch mir Informationen und Anfahrtsbeschreibungen. Interessierte sollten der Seite unbedingt mal einen Besuch abstatten. Den Link findet ihr am Ende dieses Berichts.

Nun möchte ich jedenfalls einmal die von uns besuchten Anlagen vorstellen:

Großsteingrab Schölerberg:

Der erste Halt auf unserer Tour befand sich mitten in Osnabrück, in unmittelbarer Nähe zum Zoo. Vom Großsteingrab Schölerberg/Nahne ist heute leider nicht mehr viel übrig, nur noch ein paar Steine ragen ein wenig aus dem Boden uns zeigen an, wo sich das Grab einst befunden hat. Stattdessen "ziert" den Platz nun ein Kriegerdenkmal, welches aus den Deckteinen der Anlage gebaut wurde. Der Bau wurde im 19. Jahrhundert zesrtört. Aufzeichnungen zufolge war das Grab um 1840 noch vorhanden, galt 30 Jahre später dann aber als verschwunden.



Greteschersteine:

Die Greteschersteine liegen im gleichnamigen Teil Osnabrücks und gehören zur ersten Station auf der Straße der Megalithkultur. In älteren Aufzeichnungen kennt man sie auch unter den Namen Hermannssteine oder Dicke Steine. Die Anlage liegt auf einer Anhöhe am Belmer Bach. Wie viele Megalithanlagen waren auch sie schon häufiger von Vandalismus in Form von Graffitis oder Einritzungen betroffen. Trotzdem sind ist die imposante Anlage mit ihrer schönen Lage einen Besuch wert und lädt zu einer längeren Pause ein.


Teufelssteine:
 Ebenfalls zur ersten Etappe der Straße der Megalithkultur gehören die Teufelssteine. Sie liegen mitten im Industriegebiet Teufelsheide und sind von den Gretescher Steinen bequem zu Fuß aus zu erreichen. Wenn man durch die Teufelsheide marschiert, kann man sich kaum vorstellen, wo zwischen all dem Beton eine Megalithanlage stehen soll. Folgt man jedoch der Ausschilderung, landet man urplötzlich auf einer schönen, kleinen mit Bäumen umstandenen Lichtung mitten im Industriegbiet. Dort stehen die Teufelssteine, auch Lehzensteine genannt. Bei unserem Besuch hatte leider ein respektloser Mitbrüger den größten Deckstein mit einem wirklich auffälligen und extrem hässlichen Liebesbeweis in Form eines Graffitis beschmiert...


Sundermannsteine:

Unser nächster Halt gehörte wieder nicht zur Straße der Megalithkultur, aber in so unmittelbarer Nähe unserer Route, dass sich ein Besuch anbot. Die Sundermannsteine liegen sehr einfach zu finden direkt an der Straße zwischen Gretesch und Belm. Erhalten ist ein Teil der Kammer. Bei einer Ausgrabung im 19. Jahrhundert wurden auf dem Gebiet der Steine zahlreiche Grabbeigaben gefunden, darunter Feuersteinklingen, Perlen aus Bernstein, ein durchbohrter Tierzahn und zahlreiche Tongefäße.


Großsteingrab Jeggen:
Das Großsteingrab Jeggen bildet die zweite Station der Straße der Megalithkultur. Es liegt südlich von Jeggen und ist in gutej, gepfelgten Zustand. Für mich war es an diesem Tag das vielleicht faszinierendste Grab, das wir besichtigt haben. Mitten in der Anlage wächst eine alte Eiche. Diese hat ihr Leben lang gelernt, mit den Steinen um sie herum auszukommen und heute sind beide fest miteinander verschmolzen, was einen wirklich faszinierenden Anblick bietet. Auch bei dieser Anlage wurden im Rahmen von Ausgrabungen verschiedene Gegenstände aus der Jungsteinzeit gefunden.


An dieser Stelle endet unser Tagestrip auf den Spuren der Megalithanlagen. Zwar haben wir uns noch eine ganze Weile in der Gegend aufgehalten, da wir die Anlagen Dübberort I und II sowie die Slopsteine besichtigen wollten, mussten jedoch irgendwann aufgeben, da diese für uns nicht auffindbar waren und die Nacht langsam näherrückte.

Ich bin aber sicher, dass dies nicht unser letzter Ausflug zu den Spuren der Jungsteinzeit bleiben wird.

Straße der Megalithkultur

stonepages.de