Samstag, 28. Februar 2015

Konzertbericht: Mr. Hurley & die Pulveraffen in Osnabrück

Vor genau einer Woche verschlug es mich wieder ins Westwerk nach Osnabrück. Dort spielten an diesem Abend Mr. Hurley & die Pulveraffen ihr zweites Pre-Release-Konzert zum neu erscheinenden, dritten Album "Voodoo". Das erste Konzert hatte einen Tag vorher an gleicher Stelle stattgefunden. Dieser Tag war bei mir aber schon für Rapalje ausgebucht gewesen.

Eigentlich gab es an diesem Samstag sogar ein Doppelrelease zu feiern, denn auch die Vorband Ganaim hatte gerade ihr Debütalbum "Ceol ón Mhuileann" veröffentlicht. 

Das Westwerk war schon ziemlich gut gefüllt, als Ganaim die Bühne betraten. Da die Band noch neu ist, werde ich sie kurz vorstellen. Ganaim sind im Kern zwei Leute, nämlich Pínto (Gesang, Gitarre & Bodhrán) und Saskia (Geige & Gesang). Der Name Pínto könnte dem einen oder anderen auf diesem Blog schon einmal begegnet sein, da er mit seiner Band Versengold hier schon mehrfach Erwähnung gefunden hat. Für das Livekonzert in Osnabrück holte sich die Band außerdem noch Unterstützung von Irish Folk Musiker Cornelius Bode.

Ganaim boten als Einstimmung auf den Rest des Abends ihre Interpretationen traditioneller Folksongs aus diversen keltisch geprägten Ländern. Mit dabei waren Klassiker mit Gesang wie "Are You Sleeping Maggie" und "I'll Tell Me Ma", aber auch Tänze wie ein Andro und ein Jig. Mir persönlich haben die Interpretationen dieser Stücke durch die Bank alle sehr gut gefallen und ich hatte von Beginn an den Gedanken, dass es schön wäre, die Band eines Tages mal bei einer Balfolk-Veranstaltung zu sehen - oder einfach bei einem der zahlreichen keltisch angehauchten Festivals in den Niederlanden, bei denen die allgemeinen Balfolk-Skills weit ausgeprägter sind als im schnöden Deutschland. Dann würde sich auch sehr schnell der von der Band bedauerte Zustand, noch nie ein getanztes Andro erlebt zu haben, erledigen.
Der Auftritt der Band war jedenfalls durch und durch sympathisch, gerne mehr davon für mich. Vielleicht sieht man sich ja bald einmal wieder!

Hörprobe:


Nach einer Pause ging es dann weiter mit dem Hauptact des Abends, den lokalen Größen von Mr. Hurley & die Pulveraffen. Die begannen ihr Konzert an jenem Abend mit einer Panne: nach dem Intro ging es zwar wie geplant nahtlos mit dem ersten Song, "Leinen los!" vom neuen Album, weiter - doch leider war die Gitarre nicht zu hören. Da es ja ihr eigenes Konzert war und kein Zeitdruck herschte, taten wir alle so, als wäre nichts gewesen, und fingen noch einmal von vorne an.
Im kommenden Set gab es dann viel neues zu hören, da der Schwerpunkt auf den Songs des neuen Tonträgers "Voodoo" lag. Buckteeth Bannock erzählte die Geschichte von seinem "Taljenblock", Mr. Hurley informierte in "Haken an der Sache" über die Tücken der bei Piraten so beliebten Hakenhand und der einäugige Morgan bewies in dem wirklich großarrrrtigen "Nüchtern", dass wahre Freibeuter nicht immer betrunken sein müssen - ein Lied ganz nach meinem Geschmack! Gemeinsam wurden dann noch die Vorzüge von "Booty Island" erörtert und auch schon live erprobte Stücke wie "Urlaub" und "Schrumpfkopf im Rumtopf" fanden ihren Platz im Set.

Wie das nunmal leider so ist, neigt sich auch die schönste Piratenparty einmal ihrem Ende zu. So war es auch an diesem Abend, doch natürlich nicht ohne eine ordentliche Zugabe. Bei "Geißel der See" und "Blau wie das Meer" tanzte und gröhlte wohl geschlossen das komplette Publikum mit (außer den nervigen Typen mittleren Alters hinter uns, die das ganze wohl beim Kauf der Tickets mit ner Ballermannfete verwechselt hatten. Dieser Seitenhieb musste jetzt einfach mal sein).

Zum Abschluss holte uns die Band dann mit dem ruhigen "Abschiedslied" wieder auf den nicht immer nur schönen Boden der Tatsachen zurück, als sie das Lied ihrem im vergangenen Jahr bei einem Autounfall verstorbenen Tontechniker Jojo widmeten. Es war der mehr als würdige Ausklang eines insgesamt wunderschönen Abends.

Hörprobe:


Buchvorstellung: Else Ury - Nästhäkchen und ihre Puppen

Autor: Else Ury
Titel: Nästhäkchen und ihre Puppen
Erschienen: 1910er Jahre

Heute möchte ich einmal einen Klassiker der deutschen Kinderliteratur vorstellen, nämlich den ersten Band von Else Urys zehnbändiger "Nästhäkchen"-Reihe. Das Buch ist im zweiten Jahrzehnt des 20. Jahrhunderts erschienen und heute wohl wie die gesamte Reihe nur noch in stark editierter Ausgabe erhältlich, bei der unter anderem die Sprache an eine modernere Leserschaft angepasst wurde. Bei dieser Rezension hier beziehe ich mich aber nicht auf diese überarbeitete Ausgabe, da meine Version des Buchs aus dem 1920er Jahren stammt.

In "Nästhäkchen und ihre Puppen" lernt der Leser die kleine Annemarie Braun, von ihren Eltern liebevoll Lotte gerufen, kennen. Sie lebt zusammen mit ihren Eltern, den zwei großen Brüdern Klaus und Hans, Kindermädchen und anderem Hauspersonal in Berlin in der Nähe des Tiergartens.

Zu Beginn der Geschichte ist das kleine Mädchen sechs Jahre alt und hält ihr Umfeld ganz schön auf Trab mit ihrer quirligen Art und ihren drolligen Einfällen. Ihre Tage verbringt sie meist damit, mit ihrem Fräulein im Tiergarten Spazieren zu gehen und eine treusorgende Puppenmutter zu sein. Erst später kommt sie auch ab und zu mal raus, als sie mit ihrem Bruder Klaus zu Verwandten in die Ferien fährt oder als sie in den Kindergarten kommt, weil man sie zu Hause so gar nicht mehr zu beschäftigen weiß.

Es handelt sich bei "Nästhäkchen und ihre Puppen" um ein klassiches Kinderbuch für kleine Mädchen mit vielen kleinen Episoden aus dem normalen Leben. Große Abenteuer sucht man hier (wie im normalen Leben) eher vergebens. Trotzdem fängt man schnell an, das kleine Nästhäkchen mit seiner manchmal ungewollt frechen Art liebzugewinnen und freut sich darauf, ihren eher idyllischen Alltag weiterzuverfolgen.

Obwohl das Buch nun schon hundert Jahre "auf dem Buckel" hat, habe ich die Sprache an keiner Stelle als schwer verständlich empfunden. Vielmehr vertrete ich die Ansicht, dass eine sprachliche Überarbeitung dem Buch nur an Charme rauben kann. - Die "Nästhäkchen"-Reihe lässt sich schon rein inhaltlich nicht in die heutige Zeit übertragen (welches kleine Mädchen lebt schon heute noch dauerhaft mit seinem Kindermädchen in einem Zimmer?), warum sollte man es da also bei der Sprache versuchen? In der ursprünglichen Version wirkt das Buch herrlich nostalgisch und macht das Lesen so zu einer Freude für alle, die wie ich Kinderbuchklassiker gerade deswegen lieben, weil sie in Zeiten längst vergangener Kindheiten entführen.

Ich jedenfalls hatte große Freude an "Nästhäkchen und ihre Puppen" und habe sofort im Anschluss mit großer Vorfreude den zweiten Band der Reihe, "Nästhäkchens erstes Schuljahr" hervorgeholt, weil ich so gerne wissen wollte, wie es in Lottes Leben weitergeht. Wer also irgendwo eine alte Ausgabe eines der Nesthäkchen-Bücher in die Finger kriegt und nostalgische Kinderbücher mag, sollte unbedingt einmal einen Blick riskieren. Es lohnt sich.

Meine Bewertung:

♥♥♥♥
[4/5]

Freitag, 27. Februar 2015

Post aus Polen!

Heute habe ich mich besonders gefreut, als die Postbotin an der Türe klingelte. Sie brachte nämlich mein lang ersehntes Päkchen aus Polen mit meiner Bestellung von Postallove. Drinnen war folgendes:


 Wie man sieht, handelt es sich hauptsächlich um Postkarten, aber auch um hübsche Prioritätssticker (von denen es in Deutschland ja leider nur die langweiligen, einheitlichen blauen gibt) und um briefmarkenförmige Sticker.

Besonders gefreut hat mich, dass dem Päkchen ein Umschlag mit zwei Gratispostkarten beilag sowie eine hangeschriebende, kleine Grußnotiz.

Wofür ich das alles eigentlich benötige? Nun, ich bin seit mittlerweile 1 1/2 Jahren bei Postcrossing aktiv. Wer davon noch nichts gehört hat: es handelt sich um eine Seite, auf der man mit fremden Menschen auf der ganzen Welt Postkarten austauscht. Manch einer versteht den Sinn nicht (zumindest habe ich das schon häufiger Kommentaren von Mitmenschen entnommen), aber da kann man wohl auch nichts machen. Mir gefällt es einfach, schöne, bunte Post aus der ganzen Welt zu bekommen und Postkarten für andere auszusuchen und zu schreiben. Mittlerweile betreibe ich sogar einen zweiten, englischsprachigen Blog, in dem ich meine empfangenden Postkarten vorstelle. Wer mal reinschauen möchte: Voilà!

Aber zurück zum eigentlichen Anlass dieses Posts: Allen, die wie ich Postcrossing betreiben und auch jenen, die noch Brieffreundschaften pflegen, kann ich Postallove uneingeschränkt empfehlen. Es gibt dort ein wechselndes Sortiment an Postkarten, Briefpapieren, dekokleberbändern und allem, was man sonst noch zum Verschönern von Post nutzen kann. Die Qualität ist einwandfrei und die Preise sind sehr günstig. Verschickt wird das ganze dann liebevoll und sicher verpackt aus Polen und kommt als Einschreiben. Bei mir hat es dieses Mal von der Bestellung bis zum Erreichen der Ware etwa 1 1/2 Wochen gedauert, bei einer Freundin von mir ging es aber auch schon einmal schneller. Bezahlen lässt sich bequem per Paypal.

Ich werde jetzt jedenfalls wieder fleißig Karten verschicken können und bin mir sicher, dass es nicht meine letzte Bestellung bei Postallove gewesen sein wird. ♥

Konzertbericht: Rapalje in Osnabrück

Hurra, die konzertfreie Pause, die bei mir seit Weihnachten geherrscht hat, hatte am vergangenen Freitag endlich ein Ende. An diesem Tag nämlich gaben sich Rapalje (wie eigentlich immer einmal im Jahr) die Ehre, die Osnabrücker Lagerhalle zu bespielen.

In weiser Voraussicht, dass es voll werden würde, waren wir rechtzeitig vor Einlass da. Dies stellte sich in mehrfacher Hinsicht als gute Entscheidung heraus. Zunächst einmal trafen wir so noch vor Einlass auf Morti von der Osnabrücker Mittelalterband Reliquiae, der uns für den kommenden Tag mit der Mission, Flyer bei einem anderen Konzert zu verteilen, betraute. Und dann bekamen wir bei Einlass auch genau den Platz in der Halle, auf den wir es abgesehen hatten: Außen rechts an der Wand, auf der ersten Stufe nach oben. Da sieht man gut und hat in der Regel seine Ruhe. Das sollte sich auch an diesem Tag wieder bewahrheiten.

Rapalje gliederten ihr Set wieder in zwei Teile mit einer Pause in der Mitte. Der erste Teil des Sets war von eher ruhigen Liedern geprägt, jedoch spielten sie dort auch schon die meisten Lieder, von denen wir so sehr hofften, dass sie sie spielen würden. Für mich besonders erfreulich waren "Caledonia", mein absoluter Rapalje-Lieblingssong, sowie "Wat zullen we drinken". Meine Begleitung erfreute sich sehr daran, das gleich zu Beginn "Hearts of Steel" gespielt wurde. Wir konnten also beide schon in der Mitte des Konzertes zufrieden sein. 

Doch auch die zweite Hälfte bot noch einmal gute Unterhaltung. Zunächst bewiesen Rapalje hier auch noch einmal eindrücklich, dass sie auch menschlich sehr sympathisch sind, als sie von der Bühne aus einer Besucherin, die sonst schon hätte gehen müssen, eine Mitfahrgelegenheit nach Hause organisierten.
Musikalisch gab es dann natürlich auch in der zweiten Halbzeit Celtic Folk vom feinsten, wobei dieser Teil mir lebhafter und tanzbarer vorkam. Klassiker wie "Are Ye Sleeping Maggie" oder "Raggle Taggle Gypsy" wurden ebenso gespielt wie das wunderschöne niederländische Stück "De stad Amsterdam", welches ich schon so lange nicht gehört hatte. Am Ende zog die Band dann wieder mitsamt ihren Instrumenten in den Vorraum, um dort das Publikum noch ein wenig weiter zu unterhalten.

Wir machten uns dann so langsam auf den Heimweg, bekamen den letzte Zug nach Hause jedoch ohne Hast und Eile. So ging ein schöner Konzertabend vorbei und mir wurde wieder einmal bewusst, wie sehr ich Rapalje als Liveband schätze. Ihre Konzerte sind für Fans keltischer Folkmusik und all jene, die einfach gerne zu guter Musik feiern und tanzen wollen, eine klare Empfehlung. Ich hoffe, man sieht sich auch im kommenden Jahr wieder zu einem netten Abend in der Lagerhalle!

Hörprobe:


Montag, 23. Februar 2015

CD-Vorstellung: Faey - Golden Apples

Und hier kommt ein weiterer Titel aus meiner Musik 2014 Topliste:

Interpret:
Faey
Album: Golden Apples
Erschienen: 2014
Label: Screaming Banshee

Tracklist:

1. Golden Apples | 2. The Moon | 3. Neue Wege | 4. Sehnsucht | 5. Armies In The Sky | 6. Stürme | 7. Gipsy | 8. Faey | 9. Northerne Wind | 10. Armahan Kulku | 11. Die Blätter fallen | 12. Another Child

Bereits im vergangenen März erschien das mit Spannung erwartete Debütalbum der deutschen Folk-Pop-Band Faey. Ins Leben gerufen wurde die Band von Sandra Elflein, die dem einen oder anderen noch als Sängerin von Faun zur Zeit vom "Buch der Balladen" in Erinnerung geblieben sein dürfte. 

Obwohl mittlerweile zur richtigen Band angewachsen, wurde der erste Tonträger noch von Sandra Elflein und Dominik Schödel mit der Hilfe von Gastmusikern aufgenommen, unter ihnen Simon Michael Schmitt (Subway To Sally), der sich auch für die Produktion verantwortlich zeigte.
Optisch kommt der Silberling schon einmal äußert vielversprechend im Digipack mit ausführlichem, liebevoll gestalteten Booklet daher. Doch auch inhaltlich hat "Golden Apples" einiges zu bieten: Faey sagen von sich selbst, Musik machen zu wollen, welche die Hörer durch geheime Türen in ferne Zeiten und fremde Welten zu entführen vermag. Diesem Anspruch werden sie schon auf dem Erstlingswerk mehr als gerecht.

Auf der CD finden sich Songs Englisch und Deutsch, ein Text kommt sogar in finnischer Sprache daher. Einige der Lyrics hat Sängerin Sandra Elflein selbst geschrieben, doch der Großteil sind vertonte Gedichte. Gleich mehrfach begegnet einem der Name Robert Louis Stevenson, der wohl jedem als Autor der Schatzinsel bekannt sein sollte. Dass er auch Dichter war, war mir persönlich vorher unbekannt - was eine Schande ist, denn zumindest die von Faey ausgewählten Texte "The Moon", "Armies In The Fire", "Faey" und "Another Child" sind wunderschön! Mit William Butler Yeats ("Golden Apples"), Joseph von Eichendorff ("Stürme") und Friedrich Schiller ("Sehnsucht") findet man aber auch noch andere Poeten auf dem Album.

Meinem Empfinden nach ist es Faey wunderbar gelungen, jedem der vertonten Gedichte einen passenden musikalischen Rahmen zu geben. Die Musik unterstreicht stets die Stimmung der Gedichte, sodass man sich wahrhaftig in den Inhalt hineinträumen kann. Gerade beim Abschlusslied "Another Child" entsteht bei jedem Hören die Geschichte des Gedichts so klar vor meinen Augen, als würde ich dazu einen Film schauen.

Damit keine Missverständnisse aufkommen, weil ich die Fremdtexte so über den Klee gelobt habe: Auch die Songs mit Sandra Elfleins Texten gefallen mir alle wirklich richtig gut, besonders "Die Blätter fallen" hat es mir angetan und sich schnell zu meinem Lieblinssong des Albums gemausert. Auch das ganz ohne Gesang auskommende, energiegeladene "Gypsy" ist ein richtiges Highlight.
Musikalisch bewegen sich Faey wie bereits eingangs erwähnt im Bereich irgendwo zwischen Folk und Pop. Musikalisch geht es manchmal sehr poppig zu, die Folk-Instrumentierung verhindert aber zum Glück jedeJedes Abrutschen in Richtung Schlager, was bei deutschen Texten ja leider sehr schnell passiert. Für mich dürfte es dennoch gerne noch mehr Richtung Folk gehen, aber das ist natürlich rein subjektiv. Ein großartiges Album bleibt "Golden Apples" so oder so. Bleibt nur noch zu sagen: Ich hoffe auf ein baldiges Wiedersehen auf nordrhein-westfälischen Bühnen! :)

Meine Bewertung:

♥♥♥♥
[4/5]

Hörprobe:


Freitag, 20. Februar 2015

Diesen kleinen Gesellen...

...habe ich gestern im Lottoladen geschenkt bekommen:


Wie es dazu kam? Nun, das war mal wieder eine typische Geschichte in meinem Leben.

Meine Mutter hatte mich gebeten, für sie Lotto spielen zu gehen. An und für sich kein Problem. Ich betrat also den Lottoladen und äußerte den Wunsch, Lotto spielen zu wollen, woraufhin mich die Verkäuferin kritisch betrachtete: "Kann ich bitte einmal den Ausweis sehen?". Ich lachte in mich hinein und meinte: "Sicher".

Als die gute Frau mein Geburtsdatum erblickte, rief sie erschrocken aus und entschuldigte sich bei mir, zum Abschied schenkte sie mir dann eben noch dieses Schweinchen.

Es ist nämlich so: Ich bin 26. :D Aus irgendeinem Grund werde ich aber ständig für erheblich jünger gehalten. Beim Betreten eines Buchladens hat man mir auch schon einmal freundlich den Weg in die Kinderabteilung gewiesen. Ein Glück, dass ich Kinderbücher ganz gerne mag. ;)

Beim Bezahlen meinte die Frau im Lottoladen dann noch, ich könne mich doch freuen, schließlich könnte ich mich ja jeden Tag wie 18 fühlen. Nun, so kann man die Sache natürlich auch mal betrachten. Überhaupt schien ihr die Sache aber peinlicher zu sein als mir, die ich eher belustigt war. Und mal ehrlich: In meinem Alter kann ich doch echt bald anfangen, so etwas als Kompliment aufzufassen. :P

Dienstag, 17. Februar 2015

In der Teverener Heide

Wenn man hier heute so aus dem Fenster schaut, mag man kaum glauben, dass es gestern noch so sonnig und warm war... Es wird eindeutig Zeit für Frühling ;)

Gestern habe ich das hervorragende Wetter jedenfalls für einen Ausflug in die nah gelegene Teverener Heide direkt an der niederländischen Grenze genutzt.

Obwohl die Tier-und Pflanzenwelt dort noch nicht einmal wirklich begonnen hat aus dem Winterschlaf zu erwachen, war es ein schöner Spaziergang.

Die von der Eiszeit stark geprägte Landschaft wirkt irgendwie sehr urtümlich auf einen, obwohl sie so offensichtlich von Menschen genutzt wurde. Neben Mooren, Seen und Birken-und Kieferwäldern entdeckt man dort nämlich auch solche Szenerien:



Leider gab es nirgendwo Informationen dazu, wofür dieses Gebäude einst genutzt wurde. Was immer es gewesen sein mag: die Natur hat offenbar schon vor einer ganzen Weile damit begonnen, sich diese Landschaft zurückzuerobern.

Ich habe mir fest vorgenommen und freue mich schon darauf, die Heide mit Einsetzen des Frühlings wieder zu besuchen. Dort gibt es sicher eine Menge interessanter Pfalnzen und Tiere zu entdecken.

Samstag, 14. Februar 2015

Ein rundherum gelungener Tag

Gestern war ich zum ersten Mal seit einer Ewigkeit wieder mal richtig mit einer Freundin shoppen. Obwohl ja bekanntlich Freitag der 13. war, wurde der Erfolg ein richtiger Erfolg. Hier seht ihr die Ausbeute:


Wir begannen unseren Tag ziemlich müde, da der Videoabend am Vortag am Ende doch etwas länger ausgefallen war, als wir das geplant hatten. Gegen die Anziehungskraft von Captain Jack Sparrow waren wir offenbar auch nach so vielen Jahren nicht gefeit ;)

Viel zu früh machten wir uns also auf zur ersten Etappe des Tages: Ikea! Nicht, dass einer von uns Möbel gebraucht hätte... Bei Ikea verbrachten wir fast drei Stunden damit, Matrazen auszuprobieren, in Gartenpavillons probezusitzen und uns in der Kinderabteilung mit Elfenohrenmützen zu fotografieren. Gekauft habe ich dann letzten Endes nur einige Postkartensets, die ich fürs Postcrossing verwenden möchte, sowie die vier kleinen Weihnachtsvögelchen, die ich schon seit Jahren gerne haben wollte und die ich hier nun tatsächlich im Ausverkauf bekommen habe ♥

Ein Ausflug zu Ikea ist aber natürlich nicht komplett ohne einen Abstecher in den Food Shop sowie ein leckeres Essen vor Ort. Wir nahmen also dort unser Mittagessen ein (man möge dreimal raten, was es war), genossen die leckere Preiselbeerlimonade und versorgten uns im Anschluss noch mit einer Tüte "Lördagsgodis", den lose verkauften Bonbons und Fruchtgummis, die man sich in Schweden, wie der Name sagt, in der Regel Samstags gönnt. Aber Freitag war ja auch nah dran. :)

Weiter ging es dann mit dem Zug Richtung Ruhrgebiet. Unser nächster Halt war Essen, wo wir uns zunächst auf den Weg zum EMP Store machten. Zu meiner Überraschung erinnerte ich mich bei Betreten des Ladens, dass ich dort vor bestimmt 10 Jahren schon einmal gewesen war, während eines Fantreffens mit Leuten aus dem deutschen Forum der Band Negative. Was wir damals für seltsame Dinge gemacht haben... :D Ich frage mich, ob der Laden damals auch schon so hieß, denn ich konnte mich daran partout nicht erinnern. Leider war der Besuch ein ziemlicher Reinfall, denn es gab nur Shirts von Bands, die uns nicht interessierten und auch keine der Funshirts, die wir im Katalog als so witzig befunden hatten. Können wir uns jetzt damit brüsten, dass unser Musikgeschmack zu Underground für einen Underground-Store ist?

Zum Glück stießen wir im Anschluss auf den örtlichen Andrä-Laden, einen großartigen Second Hand CD/LP/DVD-Laden, wo wir beide fündig wurden - meine Freundin mit Fiddler's Green und ich mit Funeral For A Friend, Tibetréa, Cara und Hagalaz' Runedance. Ich freue mich schon, die neu erworbenen Schätze im Laufe des Tages durchzuhören. ♥

Zuletzt machten wir uns dann noch auf den Weg zu Veganz, dem veganen Supermarkt, der nun auch schon eine Weile eine Filiale in Essen hat. Wir waren neugierig und wurden nicht enttäuscht: Es gab dort unheimlich viele Dinge, die wir gerne mal probiert hätten. Da das Ganze aber natürlich alles seinen Preis hat, mussten wir uns natürlich doch entscheiden. Meine "Ausbeute" seht ihr oben auf dem Bild. Wenn es sich einrichten lässt, werde ich aber gerne öfters zu Veganz gehen und nach und nach mal dieses und jenes testen.

Müde, aber zufrieden, traten wir schließlich den Rückzug an, wobei ich mir am Bahnhof noch einen neuen Manga holte.

Als ich schließlich Abends glücklich mit einer Tasse Tee im Bett lag und eine Folge Game Of Thrones schaute, dachte ich: so einen schönen Tag sollte man sich öfters mal gönnen!

Montag, 9. Februar 2015

Unterwegs auf der Via Belgica: Das Römerbad in Übach-Palenberg

Dieser Blog hat in den letzten Tagen und Wochen eindeutig zu viele Rezensionen und zu wenig anderen Inhalt gesehen. Das möchte ich heute ändern und endlich mal wieder ein kleines Ausflugsziel vorstellen, nämlich das Römerbad in Übach-Palenberg.

Das Römerbad:


Das Römerbad liegt mitten im Naherholungsgebiet der kleinen Stadt Übach-Palenberg in der Nähe von Aachen. Es handelt sich um die Rekonstruktion eines römischen Badegebäudes, welches erst 1988 wiederentdeckt wurde. Einst war das Geäude Teil eines römischen Gutshofes, einer so genannten villa rustica. Funden zu Folge wurde das Badehaus im 2. und vermutlich auch noch im 3. Jahrhundert unserer Zeitrechnung benutzt. Die Rekonstruktion erfolgte bewusst so, dass man die antiken Teile des Gemäuers durch eine vertiefte Fuge von den neu aufgearbeiteten unterscheiden kann.

Dieses Bodendenkmal ist 13 Meter lang und 6 Meter breit. Man kann bei der Besichtigung die verschiedenen Räume erkennen und eine Hinweistafel gibt Auskunft über die Nutzung jener Räume. Zu sehen gibt es einen Umkleideraum, ein Kaltwasserbecken, einen beheizbaren Baderaum sowie einen Schwitzraum.

Das Badehaus stand vermutlich einst direkt an der Wurm, dem örtlichen Fluss. Dieser verläuft heute in einigen Metern Entfernung. Bei dem Gewässer, welches man im Hintergrund sieht, handelt es sich um einen künstliche angelegten Teich.

Das römische Badehaus ist heute Teil der Erlebnisroute Via Belgica. Dabei handelt es sich um eine touristsiche Route, die grob dem Verlauf einer alten römischen Heerstraße von Köln bis nach Herzogenrath nahe Aachen folgt.

Beaduerlicherweise wird das Gemäuer durch seine stets zugängliche Lage in einem Park immer mal wieder durch Graffitis verschandelt, was leider ein häufigeres Problem bei solchen Anlagen zu sein scheint.

CD-Vorstellung: Omnia - Earth Warrior

Hier folgt ein weiterer Titel zu meinem "Die beste Musik von 2014"-Post, den ich in dem Tempo entgegen meiner Befürchtung tatsächlich noch vor Ende dieses Jahres abgeschlossen haben dürfte. :P

Interpret: Omnia
Album: Earth Warrior
Erschienen: 2014
Label: Pagan Scum Records

Tracklist:
1. Weltschmerz (Intro) | 2. Earth Warrior | 3. Babu Bawu | 4. Kokopelli | 5. Crazy Man | 6. Triceltika | 7. Epona | 8. Black House | 9. Mutant Monkeys | 10. Cernunnos | 11. Noodle The Poodle | 12. Call Me Satan | 13. Free Bird Fly | 14. Lament For A Blackbird (Final)

2014 war für Pagan Folk Fans eindeutig ein gutes Jahr. Wie hätte es auch anders sein können, wo doch die Niederländer von Omnia ihr neues Album angekündigt hatten? Dieses erschien pünktlich zu Beginn der MPS-Saison, bei der die Band auch im vergangenen Jahr regelmäßig live zu erleben war.

Obwohl ich die Band den Sommer über jeden Monat mindestens einmal live gesehen habe, wurde "Earth Warrior" zu einem meiner am meisten gespieltesten Alben des Jahres. Es ist einfach ein Album, von dem man nicht genug bekommen kann. 

"Earth Warrior" zeichnet sich unter anderem für den Omnia-typischen, unheimlich großen Facettenreichtum aus: Der Opener ist ein Klavierstück ohne Gesang und perfekt um die Aufmerksamkeit des Hörers zu gewinnen. Gleich im Anschluss folgt der Titeltrack, eine Hymne, die stets zum begeisterten Mitsingen auffordert und auch bei den folgenden Stücken "Babu Bawu" und "Kokopelli" werden der Stimme und dem Tanzbein keine nennenswerten Pausen gegönnt. Erst beim Instrumental "Triceltika" kommen Hörer zu einer kurzen Verschnaufpause, eh die CD mit dem neuaufgenommenen Omnia-Klassiker "Epona" auch schon wieder an Fahrt aufnimmt. Es folgen mit "Black House" und "Mutant Monkeys" zwei musikalisch sehr untypische Stücke, die unterschiedlicher kaum sein könnten: "Black House" versetzt einen in eine schummrige Bar, in der man sicher problemlos auf Johnny Cash treffen könnte, während "Mutant Monkeys" Erinnerungen an das Dschungelbuch hochkommen lässt. Mit "Cernunnos" hat es ein weiterer Klassiker im neuen Gewand auf das Album geschafft und auch das von ebenso vielen verhasste wie vergötterte "Noodle The Poodle" hat endlich seinen verdienten Weg auf eine Studioaufnahme gefunden. Mit "Call Me Satan" und "Free Bird Fly" folgen dann noch einmal zwei wirklich mitreißende Gesangsstücke, die erneut zum Mitsingen einladen, bevor das ruhige Finale, welches der verstorbenen Amsel aus dem Garten der Omnia-Frontfiguren Steve und Jenny gewidmet ist, einen etwas runterkommen lässt und sanft aus dem Album geleitet. 

Musikalisch spielen Omnia auf "Earth Warrior" einmal wieder mit einer ganzen Fülle von Einflüssen. Von Country über Reaggae bis zu sämtlichen Spielarten von Folk und Worldmusik ist da vieles dabei, aber alles immer in der ureigenen Omnia-Pagan-Folk-Art, für die man sie als Fan lieben gelernt hat.

Inhaltlich ist die Band eindeutig radikaler geworden. Jedem, der die Band kennt, sollte bekannt sein, dass sie sich seit jeher sehr für die Umwelt und gegen jene, die dieser schaden, einsetzen. Auf Songs wie "Earth Warrior" und "Mutant Monkeys" bringen sie die Kritik an solchem menschlichen Verhalten auf eine neue Stufe und rufen dazu auf, dass endlich etwas passieren muss.

"Earth Warrior" ist mehr als Musik - es ist ein Statement, das sowohl musikalisch als auch inhaltlich Beachtung verdient und mit dem Omnia einmal wieder beweisen, dass sie eine Klasse ganz für sich sind. Uneingeschränkt empfehlenswert!

Meine Bewertung:

♥♥♥♥♥
[5/5]

Hörprobe:


Sonntag, 8. Februar 2015

Buchvorstellung: Patrik Wirén - Revolten, Rörelsen, Refused

Heute gibt es von mir mal eine Buchvorstellung zu einem Buch, welches bedauerlicherweise nur in Schwedisch vorliegt. Das grenzt den Leserkreis natürlich ziemlich ein, aber eine Vorstellung liegt mir dennoch am Herzen. Und wer weiß, vielleicht findet das Buch ja doch mal seinen Weg zumindest ins Englische. Verdient wäre das jedenfalls.

Autor: Patrik Wirén Titel: Revolten Rörelsen Refused Erschienen: 2014 Sprache: Schwedisch, keine Übersetzung vorhanden

Bei "Revolten Rörelsen Refused" (wörtlich: Die Revolte, die Bewegung, Refused - klingt wie die meisten direkten Titelübersetzungen scheiße, ist aber schätzungsweise doch irgendwie recht informativ) handelt es sich im Kern um ein Sachbuch über die schwedische Hardcore-Punk-Band Refused, die in den 1990er Jahren den Namen des nordschwedischen Städtchens Umeå weit über die Landesgrenzen hinaus zu einem Begriff machten.

Gegründet Anfang der 90er von Dennis Lyxzén und David Sandström erspielte sich die Band mit einer Vielzahl wechselnder Mitglieder bei Hunderten Auftritten bald einen ausgezeichneten Ruf im ganzen Land und schließlich auch darüber hinaus: Touren in Europa und Amerika folgten, drei Alben wurden veröffentlicht, von denen das letzte, "The Shape Of Punk To Come", vielen bis heute als Meilenstein ihres Genres gilt.

Eine Bandbiografie also? Dies mag jetzt im ersten Moment nur für alle interessant klingen, die ohnehin Fans der Band sind - doch das wäre voreilig geurteilt. Beim Lesen zeigt sich nämlich sehr bald, dass "Revolten Rörelsen Refused" mehr ist als eine simple Biografie. Hier wird vielmehr das Bild einer ganzen Szene gezeichnet.

Refused standen damals nämlich keineswegs allein da mit dem, was sie taten. In der ganzen Stadt sprossen scheinbar plötzlich Hardcore-Bands aus dem Boden. Viele zeichneten sich durch ihre Radikalität aus, Straight Edge und Veganismus gehörten oft zum guten Ton. Umeå Hardcore wurde durch Namen wie Abhinanda, Final Exit oder eben Refused zu einer Art Zauberwort für Musikliebhaber auf der ganzen Welt.

In seinem Bucherstling "Revolten Rörelsen Refused" erzählt Autor Patrik Wirén auf gut 250 Seiten von dieser Entwicklung. Dafür hat er über viele Jahre Material gesammelt, Zeitungsartikel gewälzt und eine Vielzahl Beteiligter interviewt. Die Leser erfahren so, wie sich die Musikszene im Umeå der 90er Jahre entwickelte. Zu Wort kommen dabei Menschen mit den verschiedensten Standpunkten, unter ihnen natürlich Musiker, aber auch Leute, die anderweitig in die Szene involviert waren oder sich - wie im Falle eines Polizisten - zwangsläufig mit ihr beschäftigen mussten.

Besonders ausführlich kommen dann aber natürlich doch die Mitglieder von Refused zum Zug, von denen die meisten noch heute in der einen oder anderen Form musikalisch tätig sind. Als Fan von Refused und zahlreicher Bands, die später von deren Mitgliedern gegründet wurden, war dies für mich als Leser wirklich spannend. Besonders die letzte Zeit der Band, die ja schon in der von Gitarrist Kristofer Steen 2006 veröffentlichten Dokumentation "Refused are Fucking Dead" behandelt wurde, erfährt hier nochmal eine ebenso ausführliche wie erhellende Aufarbeitung. Besonders schön ist dabei, dass man die Ereignisse, die zum Ende der Band führten, aus den verschiedenen Sichtweisen aller Bandmitglieder verfolgen kann. Dabei entsteht mit unter der Eindruck einer wirklich beklemmenden Atmosphäre, bei der man sich fragt, wie die Band überhaupt so lange und so produktiv durchalten konnte.

Patrik Wirén ist mit "Revolten Rörelsen Refused" ein Sachbuch gelungen, dass einen in Buchform bisher unbeleuchteten Aspekt der Musikgeschichte behandelt. Das ganze ist natürlich ziemlich "Special Interest", aber welche Veröffentlichung im Bereich Punk/Hardcore ist das nicht? Mein Fazit wäre jedenfalls: Lohnenswerte Lektüre nicht nur für Hardcore-Refused-Fans, sondern auch für alle, die sich für schwedischen Punk/Hardcore oder auch Punk/Hardcore und Straight Edge im Allgemeinen interessieren. 

Meine Bewertung:

♥♥♥♥♥
[5/5]

Hörprobe:


Freitag, 6. Februar 2015

CD-Vorstellung: The Dolmen - The Banquet

So, hier folgt eine weitere CD-Vorstellung zu meinem Musik des vergangenen Jahres Post. Heute geht es dafür nach England mit einem Album von The Dolmen:

Interpret: The Dolmen
Album: The Banquet
Erscheinungsdatum: 2014
Label: Eigenproduktion

Tracklist:
1. Ode To Pan | 2. The Banquet | 3. The Devil's Table | 4. Spring Of Lear | 5. Hush My Lover | 6. Carla Cosha Carla Hey | 7. I Am The Tear | 8. Torn | 9. Fool Of The Shadows | 10. Eliza | 11. Star Sapphire | 12. Portland Stallion | 13. Governor's Wife | 14. Parting Glass

Die Folk/Celtic-Rockband The Dolmen aus Weymouth in Großbritannien sind eine der produktivsten Bands, die ich kenne. Kennengelernt habe ich die Band 2012, als sie gerade mit dem damals aktuellen Album "The Storm" durch die Weltgeschichte tourten. Seitdem sind ein gemeinsames Album mit den Schotten von Saor Patrol sowie vier weitere eigene Alben der Band erschienen, davon alleine zwei im vergangenen Jahr. Eines von diesen, "The Banquet", möchte ich an dieser Stelle vorstellen.

Bei so vielen Veröffentlichungen könnte man fürchten, die Qualität würde leiden. Das jedoch ist bei The Dolmen niemals der Fall. Auch "The Banquet" hat mich wieder auf ganzer Linie überzeugt. Entschieden habe ich mich für dieses Album übrigens nach eingehender Beratung am Merchstand der Band auf dem Castlefest. Die Aussage der Verkäuferin, das Album sei ihrer Meinung nach irgendwie von Game Of Thrones inspiriert, war das ausschlaggebende Argument für "The Banquet" und gegen "Ballad Of Cape Clear", welches ich dafür sicherlich dieses Jahr kaufen werde. Danke noch einmal herzlich für die gute Beratung! :D

Nun aber wirklich zu "The Banquet": Nachdem sich in der Vergangenheit einige der Alben der Band inhaltlich vorrangig der Seeräuberei gewidmet haben, beschwört "The Banquet" eher die Vorstellung einer hochmittelalterlichen Tafel herauf - oder nach dem Genuss der letzten beiden Game Of Thrones Staffeln möglicherweise auch die Erinnerung an das ein oder andere Hochzeitsfest. ;)
Eröffnet wird das Album von einem ruhigen Instrumentalstück, gewidmet dem Gott Pan (The Dolmen sind praktizierende Neuheiden), welches einen schönen Einstieg bietet. Im Anschluss folgen 13 Stücke mit sowohl männlichem als auch weiblichem Gesang. Für den weiblichen Gesang zeigt sich erneut Kayleigh Marchant mit ihrer großartigen Stimme verantwortlich und macht damit Songs wie "The Devil's Table" und "Hush My Lover" zu einem ganz besonderen Hörgenuss.
Doch auch wer männlichen Gesang bevorzugt, kommt dank Frontmann Taloch Jameson nicht zu kurz - auch er hat eine Stimme mit hohem Wiedererkennungswert, wie er beispielsweise im Rausschmeißer des Albums, dem Traditional "The Parting Glass" beweist, das eine der schönsten Versionen dieses Songs ist, die ich je gehört habe und einfach einen wunderbaren Abschluss für dieses Album bietet.

Wieder einmal ist es The Dolmen mit "The Banquet" gelungen, ein großartiges Celticfolk-Rock Album zu veröffentlichen, welches durch die mittelalterlichen Elemente ganz neue Akzente im Werk der Band setzt. Man bekommt wirklich das Gefühl, dass es der Band gelingt, sich regelmäßig neu zu erschaffen und dabei nie an Qualität einzubüßen. Dies macht die Briten zu einer Band, die einfach nie langweilig wird. 

Von den auf CD teilweise sehr ruhig wirkenden Stücken sollte man sich übrigens nicht täuschen lassen: Dolmen-Konzerte sind immer für ausufernde Parties gut. Das werden die Damen und Herren auch dieses Jahr wieder auf deutschen Bühnen beweisen - lasst es euch nicht entgehen!

Meine Bewertung:

♥♥♥♥♥
[5/5]

Hörprobe:


Donnerstag, 5. Februar 2015

Ein Winterspaziergang

Gestern Abend hat es hier im tiefen Westen des Landes auch einmal wieder geschneit - und ausnahmsweise ist der Schnee sogar mal bis jetzt liegen geblieben und nicht sofort wieder geschmolzen.

Das musste ich gleich ausnutzen und einen Spaziergang im quasi vor meiner Haustür gelegenen Wurmtal machen. Hier einige Impressionen von diesem:






Am meisten von allen freue ich mich aber über dieses letzte Bild:


Es ist zwar nicht perfekt, aber es ist nach monatelanger Suche das erste brauchbare Bild, das mir von einem Eisvogel gelungen ist. Diesen zu fotografieren ist nämlich - gerade wenn man wie ich keine professionelle Ausrüstung dafür hat - gar nicht so einfach, denn der kleine Vogel ist wirklich scheu und flink. 

Das war wirklich mal ein schöner Spaziergang! :)



Mittwoch, 4. Februar 2015

Nordische Mythologie, Teil 2 - Die Weltvorstellung in der nordischen Mythologie

Lange hat es gedauert, aber nun habe ich es endlich geschafft, den zweiten Teil meines Artikels zur nordischen Mythologie fertigzustellen. Diesmal soll es um das Bild der Welt gehen, welches in den Mythen vermittelt wird. Viel Spaß damit!

Die Entstehung der Welt in der nordischen Mythologie:

Keine Mythologie, die etwas auf sich hält, kommt ohne Schöpfungslegende aus. Da bildet auch die nordische Mythologie keine Ausnahme. Dazu, wie diese Entstehungsgeschichte der Welt aussieht, liefert der Isländer Snorri Sturluson in seiner mittelalterlichen Prosa-Edda den wohl entscheidendsten Beitrag.

Am Anfang war seiner Schilderung nach nichts als Chaos. Im hohen Norden befand sich Niflheim, wo ewiges Eis herrschte. Im südlichen Muspelheim hingegen gab es nur Feuer. Eines Tages kamen diese beiden Extreme in einem Graben namens Ginnungagap in Berührung miteinander und aus ihnen entstand das erste lebende Wesen, der Urriese Ymir.

Dieser nahm sich bald eine Gefährtin, die Kuh Audumla, die ihn auch nährte. Wieso es ausgerechnet eine Kuh war und woher diese kam, wirft natürlich gewisse Fragen auf – doch in der Mythologie ist es nun einmal wie in der Religion und manche Fragen werden wohl für immer ungeklärt bleiben.

Jedenfalls gelang es jener Urkuh, den ersten Menschen aus einem Stein zu lecken. Dieser erhielt den Namen Búri. Ymir hingegen gebar aus seiner Achselhöhle das erste Riesenpaar.

Der Menschensohn Búri bekam irgendwann einen eigenen Sohn, der sich mit einer Riesentochter verband. Zusammen bekamen sie drei Kinder: Odin, Vili und , ihres Zeichens die ersten Götter.

Undankbar, wie Verwandte zuweilen sind, brachten diese drei jungen Götter eines Tages Ymir um. Ihre Tat sollte jedoch durchaus positive Folgen für die Zukunft haben, denn aus seinen Körperteilen gestalteten sie die Welt. So wurde aus Ymirs Schädel der Himmel gemacht und aus seinem Gehirn die Wolken. Aus seinem Fleisch schufen sie Inseln und Länder und aus seinem Blut das Meer, die Augenbrauen verwendeten sie für Midgard, die Heimat der Menschen.

Insgesamt standen die Götter den Riesen damals wohl schon recht negativ gegenüber, denn sie verbannten die übrigen von ihnen in das unwirtliche Utgard. Menschen schienen ihnen da schon deutlich mehr zuzusagen, so dass sie aus angeschwemmten Stämmen das erste Menschenpaar Ask und Embla schufen. Ich schätze, ich bin nicht der einzige, der hier einen dezenten christlichen Einfluss wittert – auch wenn dieser in der aktuellen Forschung eher angezweifelt wird.

Nachdem wir nun also gesehen haben, wie laut nordischer Mythologie die Welt entstanden ist, scheint es im Anschluss nur logisch, sich einmal anzuschauen, wie die fertige Welt ausgesehen haben soll.

Wie sieht sie also aus, die Welt der nordischen Mythologie?

Der Vorstellung nach, die in den schriftlichen Quellen zur nordischen Mythologie vermittelt wird, hat die Welt einen Aufbau, der uns aus heutiger Sicht etwas seltsam anmuten mag.

Die Menschen leben dieser Vorstellung nach in Midgard. Außerhalb ihrer Welt liegt Utgard. Dort leben fremde Wesen wie Trolle und Riesen, die selbst den Göttern gefährlich werden können. Getrennt sind die beiden Welten durch ein riesiges Meer, das kein Mensch überqueren kann, weil in ihm die riesige Midgardschlange haust. Dieses Ungeheuer ist eines der Kinder des listigen Gottes Loki. Oft wird sie als Ouroboros dargestellt – sie beißt sich also in den eigenen Schwanz und bildet so einen Weltkreis.

Dann gibt es da natürlich noch Asgard, den Sitz der Götter. Dieser kann von Midgard aus über die Regenbogenbrücke Bifröst erreicht werden. Bewacht wird sie vom Gott Heimdall, einem Sohn Odins.

Im Zentrum des ganzen Weltengebildes jedoch steht ein Baum – Yggdrasil, die Weltenesche, die auch die ganze Welt umspannt. Ihre Wurzeln reichen bis in die Unterwelt, wo die Totengöttin Hel herrscht und seine Krone stützt das Himmelszelt. Am Fuße des Baumes entspringen verschiedene Quellen, unter ihnen auch jene, an der Odin von Mimir die Runen empfängt. Auch die drei Nornen haben an Yggdrasils Fuß ihren Sitz und weben dort die Schicksalsfäden der Menschen.

Doch wie das nun einmal mit lebenden Wesen wie Bäumen der Fall ist, so ist auch Yggdrasil nicht unsterblich. So fressen am Fuße des Baumes Hirsche die Triebe ab während unterirdisch Schlangen an den Wurzeln nagen. Da Yggdrasil aber wie bereits erwähnt die Welt stützt und zusammenhält, ist die logische Konsequenz, dass auch die Welt um sie herum nicht unsterblich ist. Und auch davon, wie dieses Weltenende aussehen wird, hat man in der nordischen Mythologie eine ganz genau Vorstellung: Das Stichwort lautet Ragnarök.

Das Ende der Welt – Ragnarök

Die Welt in der nordischen Mythologie ist nicht auf Unendlichkeit ausgelegt. Das wissen auch schon die Götter, und so beginnt der Anfang vom Ende auch ausgerechnet mit dem Tod eines der ihren, den die Götter so schmerzhaft zu verhindern versucht hatten.

Balder, ein Sohn Odins uns seiner Gattin Frigg ist eine jener Gestalten, bei der man von Anfang an befürchten muss, sie seien einfach zu perfekt für diese Welt: Von allen gemocht, immer gut und freundlich, ist er der Liebling der Götter. Als er eines Nachts von seinem eigenen Tod träumt, setzt seine Mutter alle Hebel in Bewegung, um diesen zu verhindern. Dazu nötigt sie allen Dingen auf der Welt das Versprechen ab, ihren Sohn nicht zu verletzen. Einzig eine kleine Mistel wird von dem Schwur befreit – sie scheint einfach zu jung und harmlos, als dass man sie einen solchen Schwur leisten lassen könnte. Eine Entscheidung, die sich als großer Fehler herausstellen sollte…

Loki, das Enfant Terrible unter den Göttern, sieht Balders Beliebtheit gar nicht gerne. Und als er dann von dem kleinen Mistelzweig erfährt, eröffnet sich ihm die Chance, auf die er gewartet hat. Als sich die Götter eines Tages einen Spaß daraus machen, mit verschiedenen Dingen nach dem nun unverletzlichen Balder zu werfen, überredet der listige Gott Hödur, Balders blinden Bruder, den Mistelzweig nach diesem zu werfen – und macht ihn so unfreiwillig zum Brudermörder.

Die Götter versuchen im Anschluss Balder aus der Unterwelt zurückzuholen, doch auch dieser Versuch wird von Loki vereitelt, weil er sich als einziges Wesen auf der ganzen Welt weigert, um den guten Gott zu trauern. Auch wenn Loki im Anschluss daran fürchterlich für seine Tat bestraft werden wird, kann das Weltenende nicht mehr abgewendet werden.

Ragnarök beginnt mit einem drei Jahre andauernden Krieg. Ihm folgt der schreckliche, ebenfalls drei Jahre währende Fimbulwinter. Es kommt zu Überschwemmungen und Naglfar, das Schiff aus den Nägeln der Verstorbenen, setzt die Segel. Heimdall bläst in das Gjallarhorn um Götter und Menschen zu warnen. Die Einherjer – die in der Schlacht gestorbenen Krieger, die Odin in Wallhall versammelt und auf den letzten Kampf vorbereitet hat, machen sich zum Kampf bereit und das große Gemetzel beginnt: Die Regenbogenbrücke Bifröst stürzt ein, der Gott Tyr und der Höllenhund Garm töten sich ebenso gegenseitig wie Thor und die Midgardschlange. Odin wird vom Fenriswolf verschlungen, Loki und Heimdall fallen beide im Kampf gegeneinander. Der Feuerriese Surt setzt schließlich die ganze Welt in Brand – doch schließlich wird aus diesem Chaos eine neue, bessere Welt entstehen. Eine Welt, in der auch der gute Balder wieder unter die Lebenden zurückkehren soll…

Das war dann also Teil 2 meiner kleinen Serie zur nordischen Mythologie für euch. Ich hoffe, sie hat euch gefallen. Wer noch einmal Teil 1 nachlesen möchte, hier geht es zum Artikel:

Die nordische Mythologie Teil 1 - Was versteht man eigentlich unter Nordischer Mythologie?

Im nächsten Teil, der erscheinen wird, wenn er eben fertig ist, möchte ich mich ich mich etwas eingehender mit einigen der Göttern beschäftigen. Ich würde mich freuen, wenn ihr wieder reinlest.
Feedback ist natürlich erwünscht. Auch wenn ihr Fehler entdeckt, würde ich mich über eine Anmerkung freuen.

CD-Vorstellung: Knasterbart - Branntwein für alle!

Ganz ambitioniert geht es nun schon heute weiter mit den Rezensionen meiner Musik des vergangenen Jahres. Heute an der Reihe: Knasterbart!

Interpret: Knasterbart
Album: Branntwein für alle!
Erscheinungsdatum: Mai 2014
Label: Fuego

Tracklist:
1. Gossenhauer | 2. Geteiltes Leid ist halbes Leid | 3. Gossenabitur | 4. Gossenabitanz | 5. Branntwein für alle! | 6. Jammerjule | 7. Lieber widerlich als wieder nich | 8. Gott will es | 9. Kein Knaster im Knast | 10. Mein Stammbaum ist ein Kreis | 11. Hinterwäldlertanz | 12. Ich trinke also bin ich | 13. Knüppelkalle | 14. Horst die Filzlaus

Als Knasterbart für den vergangenen Mai die Veröffentlichung ihres ersten Albums ankündigten, war die Band für viele Besucher des Mittelalterlich Phantasie Spectaculums schon mehr als ein Geheimtipp.

Geboren aus einer - wie man wohl ohne schlechtes Gewissen behaupten darf - wortwörtlichen Schnapslaune, hatte sich das als Soloprojekt von Hotze Knasterbart (aka Snorre Snoerkelfrey von Versengold, aka Malte Hoyer) binnen kurzer Zeit zu DEM großen neuen Live-Ding schlechthin entwickelt.

Mit "Branntwein für alle!" lag dem geneigten Hörer dann pünktlich zum einjährigen Live-Jubiläum auf dem MPS in Rastede endlich der erste Silberling des mittlerweile zur Band angewachsenen Projektes vor. Hatte man sich vorher gefragt, ob die großartige Liveband auch als Tonträger funktionieren würde, bekam man eine mehr als deutliche Antwort: Oh ja, das funktioniert - und wie das funktioniert!

Den Sound der Band zu beschreiben ist nicht ganz leicht. Sie selbst bezeichnen ihre Musik als "Gossenfolk", was den Nagel in der Tat ziemlich auf den Kopf trifft.
Musikalisch findet man hier wunderbar tanz- und feierbaren Folk, der einen gewissen Versengold-Einschlag nicht verbergen kann. Eigentlich auch kein Wunder, sind doch Hotze, Hackepeter und Fidolin Knasterbart unter anderen Namen auch als Mitglieder eben jener Formation bekannt. Wer bei diesen Klängen die Füße still halten kann, muss über übermenschliche Beherrschungskraft verfügen und ist dafür eher zu bedauern als zu beneiden.

Was das Hören von "Branntwein für alle!" dann aber zu einem wirklich unwiderstehlichen Hörvergnügen macht, sind die Texte. Hotze, Snorre, Malte oder wie auch immer man ihn nennen möchte ist einfach ein begnadeter Texter, das beweist er auch beim Knasterbart-Erstling einmal wieder eindringlich. Er vermag es einfach wie kein anderer, in seinen Songs herrliche, kleine Geschichten zu erzählen - die im Fall von Knasterbart eben meist wunderbar absurd und komisch sind.
Auch Fummelfips aka Mr. Hurley aka Simon Erichsen (Herrgott, dieses Namenschaos!) steht dem in nichts nach. Entsprechend ist das, was die beiden gemeinsam abliefern, zum Wegschmeißen komisch.

Als ich den Fehler machte, mir das Album gleich zum ersten Mal während einer Zugfahrt anzuhören, müssen meine Mitreisenden gedacht haben, dass ich nen tüchtigen Knall habe - aber es war einfach unmöglich, bei Songs wie "Ich trinke also bin ich" oder dem schon vor Veröffentlichung zur Hymne gewordenen "Gossenabitur" nicht laut loszulachen oder anständig mit den Füßen zu wippen. Und bis heute habe ich mir fest vorgenommen, in einer ruhigen Stunde einmal nachzuzeichnen, wie das mit den Verwandtschaftsbeziehungen aus "Mein Stammbaum ist ein Kreis" wohl auf einem Blatt Papier aussieht...

Für mich jedenfalls ist Knasterbart mit "Branntwein für alle!" ein ganz großer Wurf gelungen. Das Album bringt einen lang ersehnten frischen Wind in die Mittelalterszene, in der die Band sich ja größtenteils tummelt und zeigt, dass es durchaus möglich ist, über - nennen wir es mal "gossenrelevante Themen" - zu singen, ohne dabei in einen primitiven Humor zu sinken. 

Danke Knasterbart für dieses großartige Album - ich freue mich schon auf eine Fortsetzung und auf ein Wiedersehen auf den Märkten dieses Jahres!

Meine Bewertung:

♥♥♥♥♥
[5/5]

Hörprobe:


Dienstag, 3. Februar 2015

CD-Vorstellung: Faun - Luna

So, dann mache ich mich endlich mal ans Werk und fange wie schon vor Ewigkeiten angekündigt damit an, meine Musik des letzten Jahres ordentlich zu rezensieren. Den Anfang macht eine meiner Lieblingsbands, Faun.

Interpret: Faun
Titel: Luna [Deluxe Edition]
Erscheinungsdatum: 05. September 2014
Label: Electrola / Universal

Tracklist:
1. Luna Prolog | 2. Walpurgisnacht | 3. Buntes Volk (feat. Micha Rhein von In Extremo) | 4. Menuett | 5. Hekate | 6. Blaue Stunde | 7. Cuncti Simus | 8. Hörst du die Trommeln | 9. Die Wilde Jagd | 10. Frau Erde | 11. Hymne der Nacht | 12. Abschied | 13. Wind & Geige XIV (Bonus) | 14. Die Lieder werden bleiben (Bonus) | 15. Era Escuro (Bonus)

Das Entsetzen vieler Fans war groß, als Faun 2012 ihren Wechsel zu Electrola beim Major Universal bekanntgaben. Bei manch einem wurde es sogar noch größer, als 2013 mit "Von den Elben" das erste Album auf jenem Label erschien. Das war Musik, die deutlich anders klang als alles, was Faun zuvor veröffentlicht hatten. Fast verschwunden waren die verspielten Instrumentalparts, die Songs kamen plötzlich allesamt in radiotauglicher Länge daher und einige von ihnen stammten nicht einmal aus der Feder der Band. Ein gemeinsames Lied mit Santiano und ein Auftritt bei Carmen Nebel war dann endgültig mehr, als so mancher Fan ertragen konnte. Doch der Erfolg gab der Band letztendlich recht: Das Album wurde der bislang größte kommerzielle Erfolg der Gruppe und bescherte ihnen ausverkaufte Hallen und zahlreiche Fernsehauftritte.

Nur eineinhalb Jahre später lag im September schließlich der Nachfolger in den Regalen der Plattenläden: "Luna", ein Konzeptalbum, das sich mit verschiedenen Facetten des Mondes auseinandersetzt. Neben einer schnöden Standard-Edition erschien dieses Album auch zeitgleich in einer weitaus aufwendigeren Deluxe-Edition, die ich an dieser Stelle nun vorstellen möchte.

"Das Auge isst mit" gilt für Musiksammler wie mich auch beim Neuerwerb von Tonträgern. Und hier vermag die Deluxe-Edition schon einmal zu punkten: Die CD kommt im Digipack mit 40-seitigem Booklet und im Pappschuber. Ein wahrer Hingucker im Regal, den man dank des liebevoll gestalteten und informativen Booklets immer wieder gerne zur Hand nimmt. Für einige der Illustrationen konnte die Band übrigens die bekannte spanische Künstlerin Victoria Francés gewinnen.

Doch was bei einer neuen CD wirklich zählt, ist natürlich der Inhalt, zu dem ich nun kommen möchte.
Um Enttäuschungen gleich von Beginn an vorzubeugen, beginne ich mit einer simplen Wahrheit: Wer gehofft hatte, Faun würden mit "Luna" klanglich in die Zeit vor "Von den Elben" zurückkehren, dessen Wünsche werden sich nicht erfüllen. Vielmehr hat die Band es meiner Meinung nach geschafft, eine perfekte Balance zu finden zwischen ihrem "alten" Sound und den extrem poppigen Songs des letzten Albums. Die Lieder sind durchweg eingängig, aber nicht zu simpel. Die Instrumentalparts, die ich bei "Von den Elben" so schmerzlich vermisst habe, sind zurück und bereichern die CD ungemein. 

Viele der Lieder sind in deutscher Sprache gesungen, weswegen man dem thematischen Konzept natürlich ausgezeichnet folgen kann und ich schwöre Stein und Bein, dass Songs wie "Hekate", "Blaue Stunde" oder "Hymne der Nacht" ihre wahre Kraft erst richtig entfalten, wenn man sie während eines nächtlichen Spaziergangs hört - und was könnte man sich schon mehr wünschen von einem Konzeptalbum, das sich mit dem Mond beschäftigt?

Anspieltipps zu nennen fällt bei diesem Album wirklich nicht leicht, man sollte es am besten als Gesamtkunstwerk betrachten. Sollte ich doch neben den bereits genannten einige Lieder herauspicken, so würde ich "Era Escuro", einen der drei Bonustracks auf der Deluxe-Edition wählen sowie "Cuncti Simus", welches die Band schon seit vielen Jahren live bei ihren Acoustic-Gigs spielt. Ich kann gar nicht sagen, wie sehr es mich gefreut hat, dass die Faune sich letzlich doch noch dazu entschieden haben, dieses wunderschöne Stück als Studioversion einzuspielen!

Meine Meinung zu "Luna" sollte in den letzten Abschnitten hoffentlich deutlich geworden sein:
Faun haben sich in den letzten Jahren verändert, daran besteht kein Zweifel. Sie haben mit dieser Veränderung einen mutigen Schritt vollzogen, der sie alte Fans gekostet hat, ihnen auf der anderen Seite aber auch viele neue Fans beschert hat.
Wer selbst auch nur ein bisschen Mut aufbringt, über den eigenen Tellerrand zu blicken, sollte "Luna" eine Chance geben, denn was sich auf diesem Silberling findet, mag zwar anders klingen als zuvor - schlechter ist es deswegen aber auf keinen Fall!

Meine Bewertung:

♥♥♥♥♥
[5/5]

Hörprobe:


Buchvorstellung: Die Elfenbeinschnitzer-Trilogie von Sue Harrison

Heute möchte ich mal wieder eine Buchtrilogie vorstellen. Es handelt sich dabei um drei ältere Romane, die in Deutschland in den Neunzigerjahren veröffentlicht wurden.

Es handelt sich um die im Englischen als Ivory Carver Trilogy veröffentlichte Romanereihe von der Amerikanerin Sue Harrison. In Deutschland wurden die drei Romane augenscheinlich nicht als Trilogie vermarktet, weil das wahrscheinlich nicht in den Zeitgeist passte. Ich werde in dieser Rezension trotzdem von der Elfenbeinschnitzertrilogie sprechen.

Die Trilogie umfasst die drei Bände:

- Vater Himmel, Mutter Erde (deutsch 1995, engl. Original Mother Earth Father Sky 1990)

- Schwester Mond (deutsch 1995, engl. Original My Sister The Moon 1992)

- Bruder Wind (deutsch 1998, engl. Original Brother Wind 1994)

Inhalt:

Sue Harrison entführt ihre Leser in der Elfenbeinschnitzer-Trilogie in die Ferne Vergangenheit nach Alaska, genauer gesagt auf die Inselgruppe der Aleuten. Tausende Jahre vor unserer Zeitrechnung lebt dort die junge Chagak. Sie ist auf dem Weg, eine Frau zu werden und sieht aufgeregt ihrer Verbindung mit einem Jäger ihres Stammes entgegen, als plötzlich fremde ihr Dorf überfallen. Durch einen Zufall ist Chagak nicht in der Siedlung, als es geschieht und kommt so als einzige mit dem Leben davon. Verzweifelt macht sie sich auf den gefährlichen Weg zu entfernten Verwandten ihrer Mutter. Der erste Roman "Vater Himmel, Mutter Erde" begleitet sie auf ihrer langen und schweren Suche nach einem neuen Stamm.

"Schwester Mond" setzt einige Jahre nach dem Ende des ersten Romans an. In diesem wie auch im letzten Band der Trilogie, "Bruder Wind", verfolgt der Leser die Erlebnisse einiger Personen, die zu Chagaks neuem Stamm gehören, unter anderen die ihrer Söhne sowie eines Mädchens namens Kiin. Man erlebt dabei mit, wie sich Kiin von einem unsicheren Mädchen, welches unter wirklich traurigen Bedingungen aufwächst, zu einer mutigen Frau entwickelt, die sich ihren Platz im Leben erkämpft. Als begabte Elfenbeinschnitzerin wird sie von einem namenlosen Niemand zu einer allgemein angesehenen Person und kann sich so überall und allen Widrigkeiten zum Trotz behaupten.

Mit ihren drei Romanen über die Vergangenheit der Ureinweohner der Aleuten hat Sue Harrison meiner Meinung nach eine überaus lesenswerte Trilogie geschaffen. Sie hat für ihre Geschichte ein ungewöhnliches, aber eben deswegen spannendes Umfeld gewählt und Charaktere erschaffen, mit denen man sich identifizieren kann.
Dies gilt in besonderem Maße für die weiblichen Figuren, die auch meist im Zentrum stehen. Diese müssen oftmals viel durchmachen, ehe sie ihr Glück und ihren Frieden finden und die Leser leiden dabei mit ihnen. 

Wer jetzt jedoch einen typischen historischen Frauenroman erwartet, der dürfte enttäuscht werden: Das Umfeld, in dem die drei Romane spielen, ist extrem rauh, das Leben der Menschen schwer und von den Launen der Natur bestimmt - da bleibt nicht immer Platz für große Gefühle. 

Sue Harrison hat für ihre Romane gründlich recherchiert, was das Lesen zu einer lehrreichen Erfahrung macht. Die Wohnstätten der Menschen, ihre Werkzeuge und Handwerkstechniken - alles wird ausführlich geschildert und wird so vor dem inneren Auge lebendig. Da sich die Beschreibungen jedoch gut in die Geschichte fügen, wirkt das Ganze beim Lesen zum Glück nicht belehrrend. 

Ein Element, das mir persönlich sehr gut gefallen hat, ist die Verwendung von aleutischen Legenden. Insbesondere ab dem zweiten Band beginnt die Autorin in zunehmenden Maße, jene Legenden in die Geschichte einzuflechten. 

Mich konnte die Autorin mit dieser Trilogie vollends überzeugen und ich freue mich jetzt schon darauf, mir in näherer Zukunft auch ihre zweite Trilogie über die Aleuten vorzunehmen. Diese hört auf den Namen "Storyteller Trilogy" und wurde ebenfalls ab Ende der 90er Jahre ins Deutsche übersetzt. Ich werde von meinen Leseerfahrungen berichten.

Meine Wertung:

♥♥♥♥
[4/5]